24. Kapitel
Nachdem ich mich gewaschen und umgezogen hatte, lag ich in seinem unpersönlichen Wohnzimmer. Ich lag auf dem mit Samt überzogenen Sofa und sah den Sessel an, in dem Gabriel saß. Vor wenigen Minuten hatte er noch ernst auf seinem Handy herum getippt, doch jetzt starrten wir uns gegenseitig an. Es war seltsam.
»Was ist denn?«, fragte ich erschöpft und hätte mich am liebsten in einem Bett zusammengerollt, um das geschehene zu verarbeiten. Allerdings wollte er, dass ich hier unten war, weshalb diese Situation zustande kam.
Gabriel legte schmunzelnd das Handy beiseite und stand auf. Als seine Körper langsam immer näher kam, verzog ich mein Gesicht. »Meine Frage war keine Aufforderung zu mir zu kommen«, sagte ich genervt, was ihm eines seiner nervigen Lachen entlockte. ‚Wie konnte es ihn überhaupt nicht belasten, dass er vorhin einfach jemanden umgebracht hat? Schon wieder..' Es machte mich noch fertiger als ich sowieso schon war.
Vor mir setzte er sich in einen schneidersitz auf den Boden. Seine Arme legte er verschränkt auf das Sofa und stützte sein Kinn auf ihnen ab. Dadurch war er mir so nah, dass ich jede einzelne Wimper seiner Augen zählen könnte. ‚Zu nah'
Fragend hob ich die Augenbrauen.
»Das FBI kommt bekommen gleich«, murmelte er und analysierte mein Gesicht dabei abwartend. Reglos sah ich zurück.
»Ach ja?«, fragte ich langsam und hoffte, dass sie kamen um ihn mitzunehmen. Ein Lächeln.
»Ja«
»Und nur um mir das zu sagen bist du hierhin gekommen?« Nun verwirrt legte ich eine Hand unter meine Wange.
Sein Lächeln wurde breiter, wodurch einige Lachfältchen zum Vorschein kamen.
»Nein« Er schüttelte leicht den Kopf. »Ich wollte dich nur daran erinnern, dass du die Klappe halten musst. Wenn du doch etwas sagen solltest, werde ich sie schneller töten als sie mich töten können und wir wären gemeinsam auf Flucht. Das wäre bestimmt.. ganz interessant wäre, aber sehr nervig« Er rollte seine Augen.
»Und Violet würde natürlich auch noch draufgehen«
Fassungslos richtete ich meinen Oberkörper auf. »Ich werde nichts sagen!«, meinte ich und schaute ihn weiterhin entsetzt an. Er stand lachend auf und tätschelte meine Wange. »Wie immer sehr brav«, flüsterte er lächelnd und setzte sich erneut in den Sessel, der ein paar Meter entfernt vor mir stand.
Durch ein klopfen wurde ich aus meinem Entsetzten gerissen. ‚Das müssen sie sein', ging es mir durch den Kopf. Ich blickte zu Gabriel. Er war aufgestanden und nickte mir zu. ‚Manchmal wirkt es fast so, als könnte er meine Gedanken lesen'
Leicht lächelnd lief ich zur Haustür. ‚Hoffentlich wird es interessant..', dachte ich erwartungsvoll und öffnete die Tür.
Zwei ernst dreinblickende Gesichter kamen zum Vorschein. Das eine Gesicht gehörte einer hübschen braunhäutigen Frau und das andere einem langweiligen alten Mann.
‚Womit habe ich zwei alte Männer an einem Tag verdient?', überlegte ich und lächelte. »Guten Tag«
»Guten Tag, wir sind vom FBI« Die süße Frau streckte ihre Marke hervor. ‚Sie ist wirklich hübsch, aber nicht so interessant wie meine kleine Jill' Gespielt überrascht verschränkte ich die Arme vor der Brust. »Ach so? Habe ich etwas verbrochen?« Mit hochgezogen Augenbrauen lehnte ich mich mit der Schulter an den Türrahmen.
»Sagen Sie es uns«, meinte das faltige Gesicht und lachte leicht, weshalb ich auch leise anfing zu lachen. ‚Leg dich nicht mit mir an, alter Mann'
Er beobachtete mich auffällig genau, weshalb ich immer noch lächelnd den Kopf schief legte.
»Und womit habe ich diese Ehre?«, fragte ich schließlich und sah wieder die zierliche Frau an. Sie beäugte mich genauso kritisch.
»Das besprechen wir besser in Ihrem Haus. Dürfen wir reinkommen?«
»Natürlich, keine scheu« Einladend streckte ich einen Arm aus und wich einen Schritt zurück. Nachdem sie eintraten, schloss ich die Tür wieder und unterdrückte ein Lachen. ‚Zu gut..'
»Einfach immer weiter geradeaus, dann kommt das Wohnzimmer«, meinte ich und lief hinter ihnen her.
Immer noch nervös sah ich auf den hellen Teppich vor mir. Als ich aus dem Augenwinkel sah, wie Leute ins Wohnzimmer kamen, blickte ich zu ihnen und zwang mich zu einem Lächeln. Langsam stand ich auf und ging zu den zwei FBI Leuten. Beide trugen eine dunkle Weste auf der in gelber Schrift, groß und auffällig FBI stand.
»Hallo, ich bin Jill Castell« Leicht lächelnd streckte ich die Hand aus. Eine wirklich schöne Frau nahm sie entgegen und schüttelte sie. »Hallo, ich bin Kim Barrow« Sie ließ meine Hand los und nickte zu einem älteren Mann. Er hatte kurz geschorene, graue Haare. »Und das ist meine Teamkollege, Steven Collins«, fügte sie hinzu, weshalb mir der alte Mann leicht zulächelte. Angespannt lächelte ich zurück und merkte, dass irgendetwas an seinem Blick seltsam war.
»Wenn Sie nicht zur Familie gehören, dann sollten Sie besser den Raum verlassen. Dass, was wir Mr. Ecole sagen wollen ist nicht für alle Ohren bestimmt«
Mit einem erfreuten auflachen setzte Gabriel sich breitbeinig auf das Sofa und zog mich neben sich. »Alles was sie mir zu sagen haben, darf sie auch hören. Immerhin ist sie meine bessere Hälfte« Ich spürte, wie er seinen Arm auf die Lehne hinter meinem Kopf legte. »Bitte, setzen Sie sich«, sagte er und zeigte lächelnd auf die gegenüberliegenden Sessel. ‚Immer wenn andere Menschen in unserer Nähe sind, ist er so auffällig nett..', bemerkte ich und sah ihn kurz von der Seite an. ‚Er macht jedem etwas vor'
Beide schüttelten fast schon synchron ihren Kopf und dieser Collins ergriff das Wort. »Wir wollen nicht lange bleiben. Wir sind nur hier, um Sie, Mr. Ecole, ein wenig kennenzulernen«, meinte er und die braunhäutige Frau nickte bestätigend. »Ist das so?« Mein Sitznachbar sah kurz zu mir. Ich erwiderte seinen Blick und zog leicht verwirrt die Augenbrauen zusammen.
»Ja. Wie Sie vielleicht mitbekommen haben, sind wir auf der Suche nach dem Serienmörder, der in unserer kleinen Stadt sein Unwesen treibt«, meinte der Mann mit einem eisernen Blick und beobachtete jede von Gabriels Bewegungen. Es wirkte so, als würde er eine bestimmte Reaktion von ihm erwarten. Doch der Psycho ließ sich nichts anmerken und nickte leicht. »Ja, davon habe ich gehört. Wirklich tragisch, dass der Bruder meiner Geliebten eines seiner Opfer war. Er war viel zu jung, finden Sie nicht auch? Aber ich wüsste nicht, was ich damit zutun habe?«, fragte er nun leicht lächelnd.
Der Agent sah kurz zu mir. »Mein herzlichstes Beileid«, sagte sie nun mit einem einfühlsamen Unterton, weshalb ich leicht nickte. ‚Wenn sie wüsste..'
»Sagt Ihnen der Name Clyde Ashton etwas?«, fragte der Mann einige Momente später und sah uns abwechselnd an. Meine Augen weiteten sich leicht. ‚Den Namen hat er doch beim Friseur angegeben, oder? Haben sie uns erwischt?'
»Schon, aber ein Gesicht habe ich nicht vor Augen« Gabriel zuckte mit den Schultern.
Auch ich schüttelte verneinend den Kopf.
Der Mann mit den buschigen Augenbrauen nickte zwar, aber man merkte, dass er es uns nicht abkaufte. Leicht verkrampft lächelte ich wieder und sah zu der jungen, dünnen Frau mit dem dünnen Braids. Sie verfolgte stumm das Gespräch und stand gerade da. Beide wirkten so, als wären sie ununterbrochen auf der Hut.
»Wie dem auch sei, er hatte den Fall vor uns. Das ist auch der wahre Grund für unseren Besuch. Sie, Mr. Ecole, Sie waren sein Hauptverdächtiger«, sagte er nun und verzog dabei keine Miene. »War seine Annahme berechtigt?«
‚Unter so einem terrorblick wäre ich schon längst eingeknickt'
Gespielt erschrocken sah ich erst zu Gabriel, der viel zu gelassen neben mir saß und dann wieder zu den beiden Agent's.
‚Er war wirklich sein Hauptverdächtiger?', dachte ich und merkte, wie Freude durch meinen Körper strömte. ‚Ich wusste doch, dass er bald gefasst wird!'
Die Person neben mir stieß ein freudloses Lachen aus und zog die Augenbrauen nach oben. »Diese Behauptung ist wirklich unverschämt. Dürfen Sie mir das überhaupt sagen?« Er entfernte seinen Arm von der Lehne und lehnte sich immer noch lächelnd, mit dem Oberkörper nach vorne. »Und wegen Ihrer kleinen Anspielung, Collins, finden sie es doch heraus«, provozierte er ihn, wodurch Collins die Augen leicht zusammenkniff.
Gerade als der besagte antworten wollte, ergriff Barrow das Wort.
»Ja, das dürfen wir. Es war Mr. Ashtons Vermutung und nicht unsere. Aber da es zu unserem Beruf gehört allen Spuren nachzugehen, mussten wir auch auf Sie zurückkommen. Entschuldigen Sie die unverfrorenheit meines Partners« Sie sah zu dem komischen Mann, der neben ihr stand.
»Wir sehen uns bestimmt noch einmal, Mr. Ecole. Auf Wiedersehen« Grimmig nickte der alte Mann leicht zu.
»Bestimmt« Lächelnd griff Gabriel nach meiner Hand.
»Wir finden alleine raus«, sagte die Frau noch mit einem letzten Lächeln und schon waren beide aus unserem Sichtfeld verschwunden.
Einige Momente verweilten wir still nebeneinander, bis der Psycho plötzlich meine Hand drückte. Seufzend sah ich zu ihm, wodurch unsere Blicke aufeinander trafen. »Obwohl du teilweise ein wenig auffällig warst, bin ich trotzdem stolz auf dich, Honey«, raunte er lobend und drückte einen Kuss auf meinen Handrücken. »Du hast dir eine Belohnung verdient«
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