18. Kapitel

Erst als der Psycho zu meinem Bruder lief fiel mir auf, dass er weiteres Messer in seiner Hand hielt. Erschrocken beugte ich mich nach vorne. »Weißt du..« Während er sprach fuhr er langsam mit dem Messer quer über den Bauch meines Bruders. Doch es war nicht so fest, dass er anfing zu bluten.
Vor Nervosität verkrampften sich meine Finger. ‚Was soll das? Was hat er vor?'

»Was weiß ich?«, fragte ich gepresst, da er nicht weiter gesprochen hatte.
»Weißt du, dass ich immer noch wütend bin?« Seine zuvor entspannte Haltung änderte sich. Sie wurde verkrampft. Zwischen seinen schwarzen Augenbrauen bildete sich eine kleine Zornesfalte. »Scheiße, sehr wütend sogar«, fügte er falsch lächelnd hinzu und zog noch einmal schneller das Messer über die blasse Haut. Ich konnte einzig und allein das Pochen meines Herzens hören. Er hatte ihn wirklich aufgeschnitten. Die zuvor blasse Haut von Jack verfärbte sich rot. Die dickflüssige Farbe bahnte sich hemmungslos ihren Weg über seinen Körper.
»Dieser Geruch.. dieser einzigartige Geruch ist einfach wunderbar, findest du nicht auch?«, fragte Gabriel leise und schien in Gedanken zu sein.

Ich war so geschockt, dass ich fast wieder aufgestanden wäre, doch mein Verstand hinderte mich daran. Aufgebracht bohrte ich meine Fingernägel in das Holz der Stuhllehnen. ‚Er ist so unfassbar krank..'
Wütend und traurig zugleich presste ich die Lippen zusammen. Ich sah zu meinem Bruder, der seine Augen schmerzerfüllt zusammenkniff. Ab und zu hörte man wie er versuchte zu husten, doch es war ihm nicht erlaubt.

»Hmm..«, ertönte es vor mir. Gabriel kam auf mich zu und wir stellten wieder Blickkontakt her. Mein Körper war komplett angespannt, während es so schien als wäre er die Ruhe selbst. Die Wut von vorhin war komplett verschwunden.
»Ich möchte kein Spielverderber sein und daher gebe ich dir die Chance, dich zu beteiligen« Mit wenig Abstand blieb er vor mir stehen. So gefasst wie möglich sah ich nach oben, in sein Gesicht. ‚Das Gesicht einer psychisch kranken Person'

Er beugte sich zu mir nach unten, wodurch unsere Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. Weiterhin reglos sah ich ihn an.
»Deine zweite Chance mich zu töten, Prinzessin«, flüsterte er und legte etwas auf meinen Schoß. »Gib dir Mühe, okay? Sonst machst du es mir zu leicht«, ergänzte er leicht lächelnd, richtete sich wieder gerade auf und ging ein paar Schritte rückwärts.

Langsam ließ ich meinen Blick zu meinem Schoß gleiten und öffnete ungläubig den Mund. Es war das Messer, dass er zuvor noch benutzt hatte. Jacks Blut klebte daran..
‚Hat er es mir wirklich gegeben, damit ich mich an seinem kranken Spiel beteiligen kann?' Nachdenklich umklammerte ich den lauwarmen Griff. ‚Es ist verrückt aber.. Mir bleibt nichts anderes übrig als zu versuchen, ihn anzugreifen'

Als Jacky, der mehr Frau als Mann war mich wütend ansah, hielt ich zwinkerte einen Finger an meine Lippen. »Pshh, nicht weitersagen, aber ich glaube du bist so gut wie tot, mein Lieber« Formte ich mit den Lippen und sah ihn  mit zuckenden Mundwinkeln an. Sein Blick sprach Bände. Nun schmunzelnd schüttelte ich den Kopf und schaute wieder zu meiner Schönheit. Sie hielt wie erhofft das Messer in ihrer kleinen Hand, wenn auch etwas verkrampft. ‚Es wird zwar nicht das perfekte Spiel sein, aber es wir spaß machen'

Ich griff zur Seite, zu dem kleinen Beistellstisch und nahm mir ein neues Messer.
Meine Augen hafteten sich erneut an ihre zierliche Gestalt. Obwohl ich wusste wie alles ablaufen würde, war ich dennoch gespannt, ob sie mich erwischen wird. Ihre süße Unsicherheit schien sich nämlich immer mehr durch Entschlossenheit zu ersetzen. ‚Wie interessant..'

Angespannt starrte ich ihn an und umklammerte den Griff dabei so fest, dass meine Fingerknöchel weiß wurden.
»Ich glaube wir haben genug herumgetrödelt, oder?«, sagte er. Ein neues Messer warf er einmal hoch, nur um es sofort wieder aufzufangen. Auf seinem Gesicht lag ein undurchschaubarer Blick. »Nachdem du mich so wütend gemacht hast, habe ich mir ein wenig Zeit gelassen und überlegt. Überlegt, was eine passende Strafe für dich wäre« Wir sahen uns so direkt an, dass es mich ein wenig verunsicherte.
»Es ist zwar recht simpel, aber simpel heißt nicht gleich schlecht«, lächelte er wissend und wandte sich meinem Bruder zu.
»Zuerst werde ich seine nervtötenden, blauen Augen ausstechen und sie ihm in den Rachen schieben. Dann..« Gespielt nachdenklich hielt er inne.

‚Noch nicht Jill, noch nicht', dachte ich angespannt, als ich sein breites Kreuz ansah.

»Dann werde ich ihm langsam die Haut vom Körper schneiden und.. sie an irgendjemanden hier in diesem Haus verfüttern«, meinte er lachend und stieß keinen Moment später das Messer in das Auge meines Bruders. Erschrocken schrie ich auf.
»Das ist ekliger als ich erwartet hätte«, hörte man ihn murmeln. Er fing an das Messer zu drehen. Mein Kopf war wie leergefegt. ‚Passiert das gerade wirklich?' Langsam sah ich erst auf das Messer in meiner Hand und dann wieder zurück zu ihm. Genau in dem Moment zog er das Messer zurück. Mein, sowie Gabriels Blick, wanderte auf den Boden. ‚Ist das da wirklich ein Teil von Jacks Auge?...'
»Hmm.. zu schade, dass es kaputt gegangen ist«

Angewidert und fassungslos zugleich starrte ich Gabriel an. ‚Was.. zur Hölle?'
Ohne es zu merken stand ich auf und rannte auf ihn zu um ihn von Jack wegzustoßen, doch er wich lediglich überrascht einen kleinen Schritt zur Seite. »Hör auf! Verdammte scheiße, das ist so abgefuckt!«, schrie ich mit tränenverschleiertem Blick und versuchte ihn erneut wegzuschubsen. Er bewegte sich nicht.
»Wie kannst du jemandem so etwas antun?! Das ist unmenschlich«, weinend strich ich über mein Gesicht, doch die Tränen wurden dadurch nicht weniger.
»Du hast recht, es ist wirklich abgefuckt und entwürdigend«, seufzte Gabriel plötzlich, weshalb ich mein Gesicht verzog.
»Deswegen sollten wir ihm besser ein schnelles Ende ermöglichen, nicht wahr?«

Ruckartig griff er nach meiner Hand, die das Messer unbewusst immer noch umklammerte und stieß es geradewegs in die Brust meines Bruders.
»Was...«, ungläubig sah ich die Stelle an. Das Messer steckte direkt in seinem Herzen. Schockiert ließ ich los und wich einige Schritte zurück. »Was hast du getan?«
Ein Lachen ertönte. »Was ich getan haben?«, erwiderte er in einem fragenden Ton.
»Du warst diejenige, die es unmenschlich fand. Daher musstest du auch diejenige sein, die sein leid beendet, findest du nicht?«
Bewegungsunfähig sah ich in das Gesicht meines Gegenübers. Überall war so unfassbar viel Blut, selbst an meinen Händen.
»Nein..«, flüsterte ich.
»Das war doch heldenhaft! Du hast ihm viel erspart, mein Kleine. Ich bin stolz auf dich« Ich wollte wieder nach vorne gehen, zu Jack, doch ich wurde weggezogen. In die Arme des Psychopathen. »Das kann doch nicht wahr sein..«, murmelte ich. Mein Hals war inzwischen soweit zugeschnürt, dass ich das Gefühl hatte, kaum atmen zu können.

Schmunzelnd schloss ich meine Arme fester um ihren bebenden und zugleich zitternden Körper. ‚Sie sollte froh darüber sein, dass ich mein Vorhaben nicht umgesetzt habe. Jetzt hatte er ein schnelles Ende, doch das scheint sie nicht so recht zu verstehen?'
Sie versuchte mich wegzudrücken, was ich zuließ und mit einer Hand über meinen Mund  fuhr. Sie sollte mein Lächeln nicht sehen.

»Das.. werde ich dir niemals verzeihen, Gabriel«, sagte sie leise. Mir wurde wieder einmal klar, wie sehr ich ihre Stimme liebte.
»Okay?«, fragte ich lachend und wollte wieder nach ihr greifen, doch sie wich zurück. Überrascht lächelnd ließ ich meinen Hand sinken. »Dann herrscht ab jetzt wohl Krieg, hm?«

Es fühlte sich so an, als hätte jemand einen Teil meines Herzens rausgerissen. ‚Jack ist Tod.. Ich werde nie wieder sein Lächeln sehen, ihn in die Arme schließen und seinen gleichmäßigen Herzschlag spüren können. Ich werde mich nie wieder mit ihm über banale Sachen streiten können und alles wegen ihm' Ich sah das lächelnde Monster vor mir an. Er hatte wieder diesen ekelhaften Psychoblick aufgesetzt.

Aufgebracht wischte ich die Tränen weg, lief auf ihn zu und hab ihm eine so starke Ohrfeige, dass sich ein roter Abdruck bildete.
»Du kannst mich mal«, spuckte ich ihm entgegen und lief an ihm vorbei zur Tür. Ein letztes Mal sah ich traurig zu meinem Bruder, ehe ich loslief. Weg, weg von diesem schrecklichen Ort. ‚Es tut mir so unendlich Leid, Jack..'

Schief lächelnd sah ich dabei zu, wie sie aus dem Raum floh. ‚Das wird Konsequenzen haben'

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