16. Kapitel
Ein angedeutetes klopfen ertönte und kurz darauf hörte ich, wie die Tür geöffnet wurde. Wenige Momente später erleuchtete ein grelles Licht den Raum. Müde schloss ich meine Augen. ‚Nein.. das ist zu hell...'
Da ich mit dem Rücken zur Tür lag, sah ich die Person zwar nicht, doch ich wusste trotzdem wer es war. Eliot.
Er kam manchmal, um mir etwas zu Essen zu bringen, doch ich aß fast nichts davon.
»Hast du das Essen überhaupt angesehen?«, fragte er hinter mir und tauschte das alte Tablett mit einem neuen aus. So, wie er es zuvor auch getan hat. »Auch wenn es schwer ist, du solltest trotzdem etwas essen«, sagte er, anstatt einfach stumm zu verschwinden.
Ein leises seufzen verließ meinen Mund. »Alles klar«, brachte ich hervor, auch wenn es mich erschöpfte.
Seine Schritte ertönten. »Eliot..«, flüsterte ich sofort und hörte das er stehenblieb.
Gequält setzte ich mich auf und sah wenige Sekunden später, direkt in das Gesicht, dass so unendlich viel Ruhe ausstrahlte.
Meine mittlerweile fettigen Haare fielen mir ins Gesicht, als ich bedrückt auf den Boden vor ihm sah. »Eliot... Hat er meinen Bruder wirklich geholt? Ist Jack hier?«, fragte ich schließlich die Frage, die mich Nachts kaum schlafen ließ und sah ihn wieder an. Das Gesicht meines Gegenübers zeigte keine einzige Reaktion. Es war kein Anflug davon zu sehen, dass er genervt war oder die Frage lächerlich fand. Genauso wenig konnte man sagen, ob er alles genauso traurig wie ich empfand oder ob es ihm einfach egal war.
Ohne mir eine Antwort zu geben verließ er wieder den Raum und zog die massive Tür hinter sich zu.
Konzentriert wechselte ich zu einer anderen Position und fixierte mich auf die Musik. Im Takt dazu stieß ich mich immer wieder vom Boden ab. ‚..16, 17, 18...', zählte ich in Gedanken mit und blendete die Tatsache aus, dass mein Körper völlig überlastet war und eine Pause brauchte. ‚Komm schon, noch 20 Liegestütze', dachte ich genervt und ignorierte das leichte zittern meiner Muskeln.
Nachdem ich die vollen 100 geschafft hatte, ließ ich mich mit einem glücklichen stöhnen auf die weichen Matten fallen. Ich riss die Kopfhörer heraus. Mein Blick glitt zu der Uhr an der Wand vor mir. ‚Vor knapp einer Stunde müsste Eliot bei meiner kleinen Jill gewesen sein', bemerkte ich, als ich mich wieder lächelnd aufrichtete.
Es war jetzt schon über eine Woche her, seit ich das letzte mal ihre zierliche Gestalt sehen, ihre weiche Stimme hören und ihren warmen Körper spüren durfte. Seit acht Tagen war mein Prinzessin im Keller und seit vier Tagen, befand sich ihr Bruder zwei Räume weiter neben ihrem.
Eigentlich wollte ich sie nicht so lange warten lassen, doch mir war immer noch kein nettes Spiel eingefallen, dass dieser Situation gerecht werden würde. ‚Es soll doch für alle Beteiligten unterhaltsam werden'
Nachdem ich mein verschwitztes T-shirt auszog, lief ich Oberkörperfrei aus dem hauseigenen Fintnessraum und überprüfte seit Wochen wieder einmal mein Handy. ‚Viel zu viele langweilige Menschen, die etwas von mir wollen', fiel mir auf, als ich durch die verschiedenen E-mails scrollte. ‚Hmm nein, es gibt etwas interessantes' Vergnügt steckte ich das kleine elektronische Teil wieder weg und machte mich auf den Weg in die Küche.
Leise summend begann ich mir einen Smoothie zu zubereiten, wobei ich wieder einmal darüber nachdachte, was es für ein Spiel werden soll. Es nervte mich, dass mir nichts einfiel das gut genug war. ‚Normalerweise brauche ich nie so lange, um mir neue Spiele zu überlegen. Bin ich zu anspruchsvoll?' Weiterhin angenervt drückte ich auf den kleinen schwarzen Knopf und beobachtete wie das gefrorene Obst zerstückelt wurde. ‚Wie es wohl aussehen würde, wenn es eine Hand, statt Früchte wäre? Würde der Mixer das schaffen?'
Leicht auflachend wich ich ein Stück zurück. ‚Ob es jemand trinken könnte, ohne sich zu übergeben?' Lächelnd tippte ich auf den Tresen. ‚Irgendwann werde ich es an jemandem ausprobieren. Ich muss es einfach'
Als es endlich fertig war nahm ich einen großzügigen Schluck, doch spuckte es ohne zu zögern wieder in die Spüle. ‚Erdbeere..' Nun wütend starrte ich den rötlichen, dickflüssigen Saft an. ‚Wieso habe ich Erdbeeren in den verfluchten Smoothie getan? Ich hasse Erdbeeren. Dieser überall wiederzuerkennende, ekelig süße Geschmack. Ich hasse ihn. Wie kann man so etwas genießbar finden?'
Als ich hörte wie sich gleichmäßige Schritte näherten, entspannte ich mich wieder. »Na, wer sagt's denn«, meinte ich, als Eliot endlich die Küche betrat. Grinsend stützte ich mich mit meinen Unterarme auf der hölzernen Kücheninsel ab. »Der Küchenchef hat sein edles Reich betreten«, sagte ich und stützte zeitgleich meinen Kopf auf einer Hand ab.
Er kam mit fragendem Blick näher, wodurch mir die E-mail von vorhin wieder einfiel. »Wir sollten eine Firmenparty organisieren«, meinte ich mit hochgezogenen Augenbrauen. Er lief an mir vorbei, zu dem misslungenen Smoothie.
»Obwohl dich diese Veranstaltungen nicht interessieren?«, fragte er hinter mir, weshalb ich mich dazu erbarmte, meinen Körper zu ihm zu drehen.
Er war gerade dabei, die Mischung zu probieren, doch ich verschränkte kopfschüttelnd die Arme vor der Brust. »Da sind Erdbeeren drinnen« Nachdenklich sah ich dabei zu, wie er das Glas wieder auf die Theke stellte. Ich würde wohl nie verstehen, warum er Erdbeeren kaufte, obwohl sie keiner in diesem Haus aß.
»Leider muss ich dir Recht geben. Normalerweise finde ich diese Feiern ätzend, abeeer« Ich zog das letzte Wort spielerisch lang. »Wenn man nochmal darüber nachdenkt, es klingt nach Spaß? Wir machen das«, meinte ich lächelnd und tippte dabei auf einen meiner verschränkten Oberarme. ‚Es wird mir bei so einigem helfen'
Als er zustimmend nickte, klatschte ich erfreut in die Hände. Es stand also fest. ‚In ein paar Wochen wird es losgehen, das Spiel würde weitergehen. Ashton, vorher wird mein Spielzug und dein Schachmatt kommen', dachte ich, als ich an das faltige Gesicht dachte, dass glaubte es mit mir aufnehmen zu können.
Um die ersten Vorkehrungen zu treffen, stieß ich mich leise summend von der Kücheninsel ab. ‚Ich weiß jetzt, was ich tun werde'
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