14. Kapitel
Als ich aufwachte, wusste ich sofort wieder wo ich mich befand. Noch immer in dieser eingefrorenen Hölle. Verkrampft rutschte ich zur Tür, um möglichst viel Abstand zu gewinnen. ‚Das kann doch nicht real sein' Ich sah den Mann für einen Sekundenbruchteil an, doch es reichte schon aus, um mich zu übergeben. Hustend wich ich zur Seite und sah meinen verteilten Mageninhalt an. Immer angeekelter wischte ich mir über die Lippen und rutschte etwas nach rechts. Ich zog meine Beine an den Oberkörper und sah stur nach vorne. Überall auf dem Boden lagen unzählige verschiedene Duftbäume. Doch egal wie viele er davon noch in den Raum legte, sie würden niemals diesen ekelhaften Geruch überdecken. Es war krank. ‚So etwas hat kein Mensch verdient. Wirklich niemand. Dieses Bild.. Das werde ich niemals vergessen können. Wie kann man jemandem so etwas schreckliches antun?', fragte ich mich verständnislos.
Obwohl ich es mir nicht lange ansehen konnte, hatte ich noch den kompletten Raum vor Augen. Direkt an der Wand stand ein Stuhl. In ihm saß etwas. Auch wenn nicht mehr viel von dem Menschen zu erkennen war, wusste ich, dass es ein stark verwester Körper war. ‚Es war wahrscheinlich mal ein Mann..', dachte ich und merkte wie sich mein Hals immer weiter zuschnürte. Das, was es so krank machte, war, dass sein Kopf auf seinem Schoß lag und nicht auf seinen Schultern. ‚Warum hat er das getan?..'
Für einige Minuten saß ich regungslos auf dem Boden.
Meine Trauer wurde schleichend immer mehr durch Wut und ekel ersetzt.
‚Gabriel will mich also vor ihm abschrecken? Will mich, durch so einen Anblick kaputt machen? Diese beschissene Genugtuung werde ich ihm nicht geben..', beschloss ich mit zusammengebalten Fäusten. ‚Dieser gestörte Mensch wird damit nicht durchkommen'
Ich fühlte mich so wütend, wie noch nie in meinem Leben.
‚Wie meine Schönheit wohl damit umgeht?' Leicht lächelnd dachte ich darüber nach. ‚Ob sie wohl traumatisiert ist? Weinend zusammen gebrochen oder ohnmächtig geworden ist?' Ich wäre zu gerne bei ihrer Reaktion dabei gewesen, doch es ging nicht. Die nächsten Züge mussten getätigt werden und das hatte Vorrang. Kurz blickte ich auf meine Armbanduhr. ‚Jeden Moment ist es soweit', stellte ich fest. Leicht lächelnd streckte ich mich. Ich war schon ganz gespannt, ob sich meine Vermutung bestätigen würde.
Mit gemischten Gefühlen sah ich eines der grünen Duftbäume an. Ich hatte kein drittes Mal die Leiche vor mir angesehen. ‚Wie lange bin ich wohl schon hier? Vielleicht eine Viertelstunde? Vielleicht mehr, vielleicht auch weniger?' Seufzend vergrub ich meine Hände in meinen verknoteten Haaren. Hier zu sein, setzte mir schwerer zu als ich erwartet hätte.
Ein klopfen ertönte. ‚Es wurde aber auch Zeit' Entspannt ging ich zur Haustür und öffnete sie. Ein junger Mann, ein Postbote, um die zwanzig kam zum Vorschein.
»Ein Paket für Gabriel..«, er sah auf sein kleines Gerät. »Für Gabriel Ecole«, ergänzte er und streckte mir das kleine Gerät entgegen, damit ich unterschrieb.
»Ja, der bin ich. Danke« Freundlich lächelnd nahm ich den Stift, den er mir ebenfalls entgegenstreckte und das Gerät in die Hand um zu unterschreiben.
»Was ist denn so interessant?«, fragte ich ihn schließlich immer noch lächelnd, als er wieder an mir vorbei ins Hausinnere guckte.
Ertappt sahen mich seine blauen Augen an. ‚Ich hasse blaue Augen. Sie sehen einen immer so verräterisch an, als würden sie nur darauf warten dich zu betrügen. Am liebsten würde ich sie ihm aus den Augenhöhlen rausquetschen', dachte ich und merkte, wie mein Lächeln sich vertiefte.
»Ach nichts! Ich finde es einfach interessant, dass ein so großes und modernes Haus im Wald steht und dass, obwohl die Gegend ziemlich verlassen ist« Mit einem entschuldigenden Lächeln kratzte er sich am Hinterkopf und übergab mir das kleine Paket. »Mhm, so ist das also«, meinte ich nur und hab ihm auch wieder die Sachen für die Unterschrift zurück.
»Viel Spaß mit Ihrem Paket. Tschüss!« Leicht winkend ging er einige Schritte rückwärts. »Auf wiedersehen«, lächelte ich schief. Er drehte mir mit einem letzten Lächeln den Rücken zu und war schon in seinem gelben, klobigen Postauto verschwunden.
‚Wow', dachte ich und schmiss amüsiert das Paket in die Luft, nur um es sofort wieder aufzufangen. Zufrieden lächelnd ging ich zurück ins Haus.
Eliots komplette Aufmerksamkeit lag auf mir, als ich zu ihm in die Küche lief und mich dort auf einen der Hocker niederließ. Das Paket legte ich auf den Tresen. Er wusste wohl genauso gut wie ich, wer das eben war. Nachdenklich stützte ich meinen Kopf auf einer Hand ab und fing leise summend an, auf den Tisch zu tippen.
»Und?«, fragte er mich schließlich, wobei er sich wieder der halb geschälten Kartoffel widmete.
»Sie haben es immerhin versucht, nicht wahr?«, meinte ich gedankenverloren. »Inwiefern?«
Ruhig lehnte ich mich weiter nach vorne. »Hmm.. sie haben versucht mich zu durchschauen«, ich lachte leise auf. Jedesmal, wenn ich an das CIA dachte, könnte ich mich übergeben. Sie haben irgendwann angefangen sich an meine Fersen zu heften, da ich ein wenig zu unvorsichtig war. Unmerklich musste ich anfangen zu lächeln. In gleichmäßigen Abständen tippte ich mit meinem Fuß auf den Boden. »Es macht mich traurig, dass sie sich nicht ihre Niederlage eingestehen können. Sie zwingen mich quasi dazu, unfair zu spielen«
Meine Gedanken schweiften zu dem Oberhaupt des CIA's, Clyde Ashton.
‚Ashton.. Warum kannst du alter Sack nicht einfach an deinen Antidepressiva ersticken und sterben? Muss ich diesen Job wirklich übernehmen?', fragte ich mich angenervt.
Schon bei seinem Namen könnte ich auf etwas oder jemanden einschlagen. Er war wie eine Kakerlake, die nicht sterben wollte.
»Du solltest vorsichtiger sein«, hörte ich ihn nach einer Weile beiläufig sagen. Doch sein Unterton verriet ihn. Er war wirklich schon wieder besorgt. Ich fuhr über mein Kinn. »Ja, ja schon klar«, meinte ich nur mit einer wegwerfenden Handgeste und sah aus dem Küchenfenster. Nein, so einfach werde ich mich nicht von einem Möchtegern FBI erwischen lassen. ‚Wo bleibt da die Spannung?'
»Wo ist Jill?«, unterbrach er meine Gedanken.
Jill, mein Stichwort. Nun wieder glücklich stand ich auf. »Im Keller«, sagte ich und verschwand auch schon summend aus der Küche. »Every day we started fighting, every night we fell in love. No one else could make me sadder«
Zitternd saß ich in der Ecke des Raumes. Ich hatte den Kopf an die Wand hinter mir angelehnt und konzentrierte mich auf meinen flachen Atem. Ich bemerkte aus dem Augenwinkel, wie die Tür geöffnet wurde.
»Jetzt weiß ich wieder, warum ich nicht mehr hierher komme. Dieser Geruch ist ja kaum auszuhalten«, hallte seine amüsierte Stimme durch den Raum, als er eintrat.
Mein Blick glitt augenblicklich zu ihm. »Wer ist das?«, fragte ich nach wenigen Sekunden langsam.
Er überwand in zwei Schritten die Entfernung zwischen uns und ging vor mir in die Hocke. Ein Arm platzierte er unter meinen Kniekehlen, den anderen unter meinem Rücken und hob mich schließlich hoch. Währenddessen kam keine einzige Regung meinerseits. Das einzige, dass ich tat, war seine ekelhaften Berührungen zuzulassen und ihn anzusehen.
Als wir die ersten Stufen der steinernen Treppe nach oben gingen, antwortete er wiedererwartend auf die Frage. »Mein Vater«
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