13. Kapitel
»Lass mich nach Hause gehen. Jetzt sofort!«, sagte ich schließlich angespannt, nachdem wir uns für einige Zeit stumm angesehen hatten. Er hörte meinen Worten lächelnd und dennoch aufmerksam zu, bis er sich nicht mehr zurückhalten konnte. Er fing an zu lachen. »Du bist doch schon zu Hause«, erwiderte er amüsiert und breitete einladend die Arme aus.
Wieder wütend verschränkte ich meine Arme schützend vor der Brust und sah ihn eindringlich an. »Ich meine es ernst, du scheiß Betrüger«
Der amüsierte Ausdruck blieb weiterhin auf seinem Gedanken. Nun verschränkte auch er die Arme. »Das du mich einen Betrüger nennst, amüsiert und verärgert mich zugleich. Aber die Freude überwiegt, zu deinem Glück, Prinzessin« Leicht lächelnd lehnte er sich an die Wand hinter ihm. »Ist es also endlich soweit, dass du an mir und meinen Taten zweifelst?«, fragte er. Seine Augenbrauen gingen in die höhe.
»Öffne die beschissene Haustür« Nicht auf seine Worte eingehend, zeigte ich wütend auf den Boden, da sich der Ausgang dieser Irrenanstalt irgendwo unter mir befand. »Und. Lass. Mich. Gehen«, wiederholte ich meine Worte und tippte ihm nach jedem Wort aggressiv auf die Brust.
Lächelnd ließ er meine groben Berührungen zu und fing an, mein Gesicht zu mustern. ‚Das kann doch nicht wahr sein!' Wütend drehte ich mich weg und lief los. ‚Dann werfe ich eben eins dieser verdammten Fenster ein', dachte ich. ‚Dieser Psycho hat meine angedeutete Vermutung nicht abgestritten, also ist er wohl wirklich nicht so gefährlich, wie er vorgibt zu sein..'
Obwohl ich seine dumpfen Schritte hinter mir wahrnahm, ignorierte ich ihn und drehte mich nicht um. Bei der Marmortreppe nahm ich immer zwei Stufen auf einmal, um Abstand zu ihm zu gewinnen, doch er hielt mit mir mit. Das hörte ich an seinem Lachen, dass mir aufdringlich folgte und immer näher zu kommen schien. ‚Ich hoffe du erstickst daran, Gabriel'
An der Haustür angekommen, lief ich mit gesenktem Blick weiter. ‚Wo ist es?', fragte ich mich und biss auf die Innenseite meiner Wange. Nach ein paar weiteren Schritten sah ich es. ‚Zum Glück ist es noch immer an der selben Stelle'
Der Türstopper aus Stein, wahrscheinlich auch aus Mamor, zog meinen Blick auf sich. Ich war mir sicher ihn schon einmal bei meiner Erkundungstour gesehen zu haben und hier war er! Siegessicher lächelnd hob ich ihn auf, drehte mich um und stieß fast in meinen Beobachter. Gerade noch rechtzeitig konnte ich einen Schritt zurückweichen.
Seine Augen ruhten eine Weile auf mir, weshalb ich sein starren genervt erwiderte. Doch plötzlich erschien ein Funkeln bei ihm. »So ist das also, hm?«, fragte er und blickte mir so direkt in die Augen, dass ich nicht weggucken konnte. Egal wie oft ich in seine Augen sah, sie waren mir jedesmal unheimlich..
Ruckartig wurde mir der Stein aus der Hand gerissen, weshalb ich erschrocken auf seine Hand sah. »Was zur...« Er hat ihn mir einfach abgenommen! Wütend sah ich ihn an und ballte meine Hände zu Fäusten. »Gib ihn mir wieder!«
Tonlos lachend kam er mir näher. »Damit du versuchst ein Fenster einzuschlagen, dass sich gar nicht einschlagen lässt? Und dich dabei womöglich noch selbst verletzt?«, fragte er. Schmunzelnd streckte er viel zu schnell seine Hand aus und drückte meine Wangen zusammen. Ich versuche meinen Kopf zurückzuziehen, doch er ließ mich nicht los.
»Mhh«, hörte ich es von ihm kommen, als er mich eindringlich ansah. Es sah so aus, als würde er etwas in meinen Augen suchen. Wenig später ließ er endlich von mir ab. »Du hättest also wirklich deinen Bruder geopfert«, meinte er mit tiefen Lachfältchen. »Gefällt mir«
»Weißt du, was ich glaube?« Ich zwang mich zu einem Lächeln.
»Ich bin gespannt«
»Ich glaube, dass du ein sadistischer Freak bist, der als Kind zu oft auf den Kopf gefallen ist. Du bist der nervigste Mensch, den ich je getroffen habe und du bist einfach nur lächerlich! Wer tut so, als wäre er ein Serienmörder? Nur so gestörte Menschen wie du, du scheiß bastard«, ratterte ich wütend die Sachen herunter, die ich schon seit längerer Zeit aussprechen wollte.
»Wow« Lächelnd sah er auf mich hinab. »Da du augenscheinlich den Respekt vor mir verloren hast, wird es wohl an der Zeit ein wenig radikaler zu werden, nicht wahr?«, fragte er ruhig und griff schmerzhaft nach meinem Oberarm. Leicht verzog ich das Gesicht.
‚Sollen wir zum Keller oder doch zum ersten Stockwerk? Die erste Option ist deutlich verstörender für sie.. Das im ersten Stock ist zwar interessant aber unten ist es noch aufregender. Also gut, der Keller', beschloss ich schließlich zufrieden.
»Du hast Glück, unten im Keller ist jemand, der dich liebend gerne kennenlernen würde« Ich lief los und zog sie zeitgleich hinter mir her. »W-was?«, stotterte sie nach wenigen Schritten leise und ich merkte, wie ihre Versuche sich zu wehren weniger wurden. »Hmm warum so angespannt?«, fragte ich interessiert und sah kurz nach hinten. Sie schien wirklich Angst zu haben?
»Es.. tut mir leid. Ich bin zu weit gegangen«, murmelte sie plötzlich, als wir bei der schweren Kellertür ankamen. »Entschuldigung angenommen«, lächelte ich. »Aber ich muss trotzdem meine Ehre verteidigen!« Lachend schaltete ich das Licht ein und zog sie durch die Tür. Zögerlich ging sie die kahlen Stufen hinunter, immer tiefer und tiefer, bis wir zu einem Flur gelangten.
Bei der zweiten Tür, ließ ich gespannt meine Fingerknöchel knacken. »Wir sind da«, meinte ich, wodurch sie erschrocken stehenblieb. ‚Diese Angst, sie ist überall zu erkennen. In ihren Augen, in ihren Gesichtszügen, ihrer Körperhaltung. Ich liebe es'
Abwartend sah sie mich an und kniff ihre süßen Lippen fest zusammen. „Die Tür ist nicht abgeschlossen", meinte ich daraufhin ruhig.
‚Ach du scheisse! Erst dieser verdammte, unheimliche Keller und jetzt soll ich auch noch das Tor zur Hölle öffnen?' Erstarrt regte ich mich nicht. ‚Das ist alles meine Schuld..'
»Na komm schon, öffne die Tür! Wenn du ohnmächtig werden solltest, fange ich dich natürlich auf, meine Schöne«, hörte ich ihn hinter mir sagen. Ich ignorierte ihn und kämpfte weiter mit mir selbst.
»5, 4...«, fing er plötzlich an zu zählen, weshalb ich ihn genervt ansah. »Ist ja schon gut«, murmelte ich und starrte den silbernen Türgriff an. ‚Mir bleibt wohl nichts anderes übrig' Gequält schloss ich meine Augen, ehe ich nach dem kühlen Metall griff und die verdammte Tür öffnete.
Der hinter der Tür verborgene Raum war stockdunkel und zeitgleich als ich die Tür öffnete, kam mir ein Schwall eisige Luft entgegen.
Nachdem ich mich fragend zu dem Psycho umdrehte, wurde ich unerwartet gestoßen. Überrumpelt fiel ich in den Raum und kam mit meinem Po auf dem kühlen Steinboden auf. »Hey!« Verwirrt sah ich seine lächelnde Gestalt an. Bevor ich mich wieder fangen konnte, sah ich, wie die Tür geschlossen wurde.
Panisch stand ich auf, lief auf sie zu und schlug mit meinen Fäusten dagegen. »Gabriel, was soll das?«, fragte ich unwohl und klopfte weiter gegen die Tür. Als ich sein tiefes Lachen hörte, hielt ich angespannt inne.
»Der Lichtschalter ist irgendwo rechts neben der Tür. Ich komme bald wieder«, glaubte ich ihn gehört zu haben, doch dadurch, dass die Tür so dick war, verstand man kaum etwas, bis gar nichts. »Was meinst du? Lass mich bitte hier raus! Es tut mir leid!« Immer panischer schlug ich gegen die Tür, doch von ihm kam nichts mehr...
Mit einem viel zu schnell pochenden Herzen, blieb ich an Ort und Stelle stehen. ‚Es ist so kalt.. Ich bin in einer verdammten Kühlkammer! Soll ich das Licht wirklich anschalten?', fragte ich mich nervös. ‚Ja..', beschloss ich schließlich und tastete mit einem mulmigen Gefühl nach dem Lichtschalter.
Die Glühbirne knackte kurz, ehe der Raum in ein bläuliches Licht getaucht wurde. ‚3, 2, 1', zählte ich in Gedanken runter und drehte mich schließlich verkrampft um.
Als die Ursache für diese Kälte in mein Sichtfeld fiel, fehlten mir die Worte. »Das...« Augenblicklich vermischte sich Übelkeit mit einem altbekannten Schwächegefühl.
Meine Sicht wurde schwarz.
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