12. Kapitel
»She got a voice as sweet as honey and a smile that lights the country«, leise singend schlenderte ich durch den Flur. »She got humor, oh she's so funny and she got the purest brown eyes« ‚Eliot ist bestimmt hier'
Zeitgleich als ich den Raum betrat, lag sein fragender Blick für einen kurzen Moment auf mir. »You know what would be really lovely? If she were mine tonight«, beendete ich die Strophe und ließ mich lächelnd auf das Sofa fallen.
Er beachtete mich nicht weiter, was mich insgeheim nervte. ‚Warum schenkt mir niemand die Aufmerksamkeit, die ich verdiene?', fragte ich mich. Genervt verschränkte ich meine Arme hinter dem Kopf und sah ihn für eine Weile an.
»Was machst du?«, fragte ich irgendwann von meiner Neugierde eingenommen. Er saß an meinem Schreibtisch und tippte konzentriert etwas in den dunklen Laptop ein. »Eliot?« Gereizt zog ich die Augenbrauen zusammen. ‚Ich hasse es, wenn man mich ignoriert'
»Arbeiten«, meinte er knapp, wobei sein Blick für den Bruchteil einer Sekunde zu mir schweifte. »Firmen Sachen, hm?«, äußerte ich meinen Gedanken und ließ ein Bein über den Rand des Sofas baumeln. »Einer von uns muss sich ja darum kümmern, oder?«, stellte er eine Gegenfrage. Ein kleines Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
»Wem willst du hier etwas vormachen?«
Ich sah auf meine Armbanduhr. »Wir wissen beide, dass du es liebst zu arbeiten!«, meinte ich mit einem wissenden Blick. »Aber warum nur? Es gibt so viel schöneres im Leben«
‚Ob sie wohl schon fertig ist? Nackt ist?' Erregt bis ich auf meine Unterlippe und legte gleichzeitig einen Arm über mein Gesicht. ‚Warum bin ich nur so angetan von ihr? Nur weil sie Eden so unglaublich ähnlich ist?' Es verwirrte mich.
»Es lenkt mich von den Stimmen ab«, hörte ich Eliot plötzlich leise sagen. Verwundert hob ich meine Augenbrauen und sah ihn wieder an. Über damals redete er nie! ‚Das ist jetzt aber interessant..' Ich richtete mich auf, um ihm besser ins Gesicht sehen zu können. »Ist das so?«
Als ich sein leichtes nicken wahrnahm, stand ich lachend auf. »Diese Offenheit kenne ich ja gar nicht von dir«, meinte ich und ging ein paar Schritte auf ihn zu. Bei ihm angekommen stützte ich mich mit den Händen auf dem großen Ebenholz Schreibtisch ab und lehnte mich etwas zu ihm nach vorne. Mit neutraler Miene wandte er seinen Blick vom Bildschirm ab und blickte zu mir.
»Und ich kenne es gar nicht von dir, dass du einer deiner, wie du es nennst „Spielfiguren", so viele Freiheiten lässt?«, erwiderte er mit einem leicht fragenden Unterton. Er setzte seine Lesebrille ab, klappte den Laptop zu und lehnte sich abwartend in den Bürostuhl.
Leicht lächelnd setzte ich mich auf den Schreibtisch. »She got me trippin' every step and every time that I just lie down. Wish she was by my side instead. I wanna know how I can find out, how she got into my head«, sang ich leise und strich meine Haare aus dem Gesicht.
»Sie hat es dir wohl wirklich angetan. Genauso wie Eden damals?«, meinte er und klang dabei viel mehr feststellend, als fragend.
»Ach, wer weiß. Vielleicht ein bisschen, vielleicht auch kein bisschen. Aber bei Gott. Sie könnten Zwillinge sein, findest du nicht?«, fragte ich ihn, wobei ich meine Hände in die Hosentaschen steckte. »Ja, das stimmt. Und ich weiß auch ganz genau, was das zu bedeuten hat, Gabriel«
„Ist das so?"
Das Gespräch schien abrupt beendet zu sein, da Eliot die Brille wieder aufsetzte und sich auf den kleinen Bildschirm konzentrierte.
Ich stieß mich schulterzuckend vom Tisch ab und ging auf die Tür zu. ‚Eliot liegt falsch. Ich werde nicht zulassen, dass es so wie mit Eden enden wird'
Im breiten Türrahmen blieb ich mit dem Rücken zu ihm stehen. »Und wegen deinen Stimmchen im Kopf, Eliot..« Leicht sah ich ihn von der Seite an. »Wenn du anfangen solltest sie zu beachten, dann wird es dich von innen heraus zerfressen. Du wirst verrückt. Also pass auf, sonst endest du vielleicht noch so wie meine Wenigkeit«, meinte ich und lachte leise. Wie erwartet reagierte er nicht darauf, doch ich wusste, dass er mir zugehört hatte.
————
Nachdem ich für unbestimmte Zeit in der Badewanne verweilte, entschloss ich mich dazu, die Wanne zu verlassen. Das Bad hatte mir ziemlich gut getan, da das warme Wasser meinen verkrampften Körper zum entspannen bringen konnte. Es hatte mir auch dabei geholfen, meinen dauerhaft von Gedanken geplagten Kopf zu leeren.
Nachdem ich mir eines der großen, weichen Handtücher um den Körper schlang, fiel mir wieder ein, dass mir Gabriel Klamotten vor die Tür legen wollte. Vorsichtig öffnete ich sie einen Spaltbreit. Mein Blick fiel erst auf den Klamottenstapel vor mir und dann auf das unnötig große Bett. Doch hingegen meiner Erwartungen war es leer. ‚Seltsam. Ich hätte wirklich gedacht, dass er dort liegen würde...'
Als ich fertig angezogen war, beäugte ich meinen Körper kritisch. Es mussten Klamotten von ihm sein, da sie mir viel zu groß waren. Auch als ich eben den Pullover über meinen Kopf gezogen hatte, war mir sein herber Geruch aufgefallen. Nun schlecht gelaunt wischte ich mit meinem Ärmel über den beschlagenen Badezimmerspiegel, um meine klägliche Gestalt ansehen zu können. ‚Dunkle Augenringe, traurige Gesichtszüge. Das ist also aus mir geworden?', fragte ich mich von mir selbst enttäuscht.
Betrübt griff ich nach der hölzernen Bürste und fing an, meine verknoteten Haare zu kämmen. Als mein Blick wieder auf die Augen meines Spiegelbildes traf, überkamen mich Zweifel. Zornig hielt ich inne. ‚Verdammt Jill, was ist los mit dir? Warum lässt du dich von so einem Geisteskranken gefangen halten? Vielleicht ist er einfach nur ein scheiß Betrüger und Gärtner zugleich? Vielleicht hat er niemanden ermordet? Warum glaubst du ihm auch alles, ohne etwas zu hinterfragen?' Wütend über mich und meine Dummheit ging ich einen Schritt zurück. So fest wie möglich warf ich die Bürste an den schlichten Spiegel. »Er kann mich mal!«
Wütend stapfte ich auf der Suche nach ihm durch den Flur und dachte nach.
‚Daran, dass er Geisteskrank ist und in die Klapse gehört, besteht kein Zweifel. Aber ob er wirklich ein verdammter Mörder ist? Vielleicht hat mich mein Gefühl getäuscht und er ist nicht so gefährlich wie er vorgibt zu sein'
Gerade als ich um die Ecke biegen wollte, blieb ich nach einer stockenden Bewegung stehen. ‚Da ist er!' Dieser Irre stand vor einem der vielen Gemälde, starrte es an und schien mit den Gedanken ganz woanders zu sein.
Meine Wut verschwand mit jedem Schritt, mit dem sich die Entfernung zwischen uns verringerte. ‚Habe ich schon wieder überreagiert? Er sieht doch ziemlich unheimlich aus..'
»Was ist denn, Honey? Ich kann deine Unsicherheit bis hierhin spüren«, sagte mein Gegenüber plötzlich was mich unruhig in seine Richtung gucken ließ.
Sein Blick weilte weiterhin auf der Malerei. Statt ihm zu antworten, kam ich etwas näher, doch bevor ich das Bild erkennen konnte, wurde mir plötzlich eine Hand über die Augen gelegt und machte mich blind. »He-«
Gerade als ich anfangen wollte zu protestieren, wurde mir zusätzlich ein Arm über den Bauch gelegt. Mit einem erstickten Laut meinerseits, wurde ich an den warmen und zugleich muskulösen Körper des Psychos gezogen.
An meinem Rücken spürte ich das Beben seines Körpers, dass durch sein Lachen entstand. »Das ist erstmal nicht für deine hübschen Augen bestimmt«, meinte er, drehte uns um und lief los. Überrascht stolperte ich vor ihm her, da er meine Augen noch immer verdeckt hielt. »Dann solltest du es vielleicht nicht so auffällig in den Flur hängen«, antwortete ich auf seinen Kommentar.
»Wo du recht hast«, erwiderte Gabriel nur und ich konnte mir sein Lächeln deutlich vorstellen. Es hatte sich förmlich in mein Gedächtnis eingebrannt.
»Also, womit kann ich dir behilflich sein?«, fragte er irgendwann, nachdem wir einige Meter, er mich haltend, durch den Flur liefen. Genervt versuchte ich seine Hände wegzuschieben, doch sie bewegten sich nicht von der Stelle.
»Damit, dass du mich loslässt«, sagte ich also knapp. »Ich kann nicht, dafür riechst du einfach zu schön«
Am liebsten hätte ich ihn weggestoßen, doch ich wusste, dass es sinnlos wäre. Wenn er einen einmal in seinem Griff gefangen hielt, dann hatte man keine Chance mehr. Es war wie bei einer Würgeschlange, nur mit dem unterschied, dass man nicht vorhersehen konnte, wann man getötet wird. Er ist unberechenbar.
Nach weiteren Minuten blieben wir endlich stehen.
Als er seine Hand von meinem Gesicht löste, wurde ich augenblicklich durch das helle Licht der Lampen geblendet. ‚Wo sind wir?', fragte ich mich, doch nachdem sich meine Sicht wieder normalisierte, hob ich fragend die Augenbrauen.
»Enttäuscht?«, fragte er leicht lächelnd, als er meinen Gesichtsausdruck sah.
Ich wusste auch nicht, was ich erwartet hatte. Aber definitiv etwas unheimlicheres, als einen der stinknormalen Flure. »Dachtest du, ich zeige dir eins meiner kleinen, düsteren Geheimnisse?«, säuselte er plötzlich und legte wieder seine Hände an meine Hüfte. Erschrocken sah ich auf sie herab.
»Mhh, warum auch nicht? Ich würde zu gerne deine Reaktionen sehen« Lachend zog er meinen Po an sein Becken. Geschockt riss ich die Augen auf, doch bewegte mich nicht.
»Aber dann würde die Schlucht, die uns trennt, unnötigerweise tiefer werden«, murmelte er leise, löste eine Hand und fuhr mir mit seinen Fingern durch die Haare. Es bildete sich eine unangenehme Gänsehaut. »Und das wäre doch wirklich bedauerlich, findest du nicht?«
Ich ging nicht darauf ein, weshalb er mich losließ und zu sich umdrehte.
Lächelnd strich er sich das Haar aus dem Gesicht. »Ich bin eben vom Thema abgekommen. Also von vorn, womit kann ich dir behilflich sein, Prinzessin?«
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