Kapitel 47

Die Nacht verging ruhig, auch wenn ab und zu Geräusche aus dem Wald kamen. Der blonde Junge hielt die Wache und war froh, dass nichts mehr geschah. Sobald der Himmel anfing, die Sterne verblassen zu lassen und sich heller färbte, weckte er Sezuna auf, weil sie wohl länger brauchte, um wach zu werden.

Diese wirkte ein wenig desorientiert und verbrühte sich beim Kaffeekochen die Hand, was sie leise murmelnd fluchen ließ.

„Sezuna, pass ein wenig besser auf. Du solltest dich nicht verletzen, auch wenn es unbeabsichtigt war. Ich werde Kaffee kochen", sagte Haru leise, da die Männer noch schliefen.

Doch zuerst sah er ihre Hand an und seufzte. „Deine Entscheidung, entweder ich heile dich oder wir legen einen Verband mit Salbe an", gab er ihr die Wahl.

Sezuna betrachtete ihre Hand und wirkte noch immer ein wenig verschlafen. „Ich glaube du kannst es ruhig heilen", murmelte sie.

„Und wenn es dir danach noch schlechter geht?", fragte er sorgenvoll. Noch immer sah Sezuna nicht so aus, als ob sie wirklich wach war, sondern noch sehr erschöpft. Wie es aussah, würde er sie tragen, damit sie sich länger ausruhen konnte.

Und wenn sie endlich sicher waren, würde er sich genauer ansehen, was die Magie mit ihr gemacht hatte und ob er den Grund fand, warum sie so erschöpft war.

„Ich glaub nicht", murmelte sie.

„Also gut", seufzte er und legte seine Hand auf ihre, um sie zu heilen. Er brauchte zum Glück nicht viel Magie dafür. Dennoch war Sezuna blass geworden. „Bist du sicher, dass du einigermaßen in Ordnung bist?", fragte er sie leise.

„Ich glaube mein Körper braucht einfach länger, um sich an die Magie zu gewöhnen, die ich benutzt habe", erklärte sie leise und hoffte, dass der Kaffee bald fertig war.

„Weil es nicht deine Magie war, die du benutzt hast?", fragte er vorsichtig und schenkte ihr Kaffee in den Becher, den er ihr hinhielt.

Akira fing an, sich murrend und grummelnd umzudrehen. Anscheinend war der Kaffeeduft stark genug, um Tote zu wecken.

„Nein, das war nicht einmal der Grund. Aber sie ist so stark durch meinen Körper geflossen, dass es diesen wohl geschadet hat", murmelte sie. „Und jetzt muss er sich erst wieder regenerieren."

Seufzend zog er das Mädchen an sich, dass sie ihren Kaffee trinken und erst einmal wach werden konnte. Sobald Akira sich aufgesetzt hatte, hielt Haru ihm eine Tasse hin und lächelte.

Haru hatte seinen Mantel um Sezuna gelegt, sodass sie es schön warm hatte. In der Nacht hatte er ihn repariert und sah damit wie neu aus.

„Guten Morgen, wie geht es Sezuna?", fragte Akira und nahm dankbar die Tasse an.

„Guten morgen, Akira. Mir geht es gut", gab Sezuna zurück. Fast schon so, als wäre sie beleidigt, dass er sie nicht persönlich gefragt hatte.

„Du bist wach?", fragte er sie erschrocken. So zusammengesunken, wie sie in Harus Arm gesessen hatte, war er davon ausgegangen, dass sie noch geschlafen hatte. Die Tasse in ihren Händen hatte er gar nicht gesehen.

„Ich bin froh, dass es dir gut geht."

Sezuna lachte leise. „Ich bin mal vor euch wach", sagte sie gut gelaunt und trank den Kaffee zu ende.

„Aber auch nur, weil ich dich zuerst geweckt habe", korrigierte Haru sie und weckte schließlich Myron auf.

Ihr Führer war noch schwerer wach zu bekommen als Sezuna in der Nacht. Was allerdings verständlich war, immerhin hatte Haru viel Magie bei ihm eingesetzt, damit er überlebte.

Sezuna schnaubte beleidigt und Akira lachte leise, während auch er den Kaffee genoss, um wach zu werden.

„Kaum bist du wach, bist du wieder meine kleine fauchende und gezähmte Wildkatze", seufzte Haru lächelnd und wuschelte ihr durch die Haare. Das Essen vom Abend stand noch da und da er ihr etwas abnehmen wollte, erwärmte er es mit Magie, bevor er den Männern sagte, dass sie nun Essen konnten.

Alle aßen gemütlich und währenddessen kamen auch endlich die ersten Sonnenstrahlen über die Berge und durch die Baumkronen. Es wurde Zeit, dass sie aufbrachen.

Das Lager war schnell abgebaut und sie warfen noch einen letzten Blick auf das Schlachtfeld. Allerdings blieb Harus Blick mehr an dem Platz liegen, wo der Drache gewesen war.

Automatisch ging er in die Knie und sah zu Sezuna hoch. „Hopp, rauf mit dir, dann kannst du dich noch ausruhen."

Sezuna kletterte auf seinen Rücken und folgte seinem Blick. Sie vermisste den Drachen, wenn sie ehrlich war.

Myron führte die Gruppe an und sicher fanden sie einen Weg nach oben in die Berge. Haru musste zugeben, dass er sich sehr gut auskannte. Akira ging wieder zwischen ihnen und nun hatten sie auch Zeit, das Tal, indem sie sich noch befanden, ein wenig anzusehen. Der Wald, in dem Haru jagen gewesen war, lag dunkel und mysteriös vor ihnen. „Meinst du, es ist ein Dämonenwald?", fragte er Sezuna, die auf seinem Rücken saß.

„Könnte sein. Wenn wir wirklich nochmal hierherkommen, würde ich ihn mir gern ansehen", meinte sie und schaffte es sogar, hinab in den Wald zu sehen, auch wenn es sie nicht ganz kalt ließ und sie leicht zitterte.

„Hast du Angst?", wollte er dann wissen und drückte sanft ihre Beine, um ihr zu zeigen, dass er sie nicht loslassen würde.

„Ja, immer noch. Aber nicht mehr so stark", erklärte sie und fand den Anblick faszinierend.

„Ich freue mich, dass deine Angst weniger geworden ist", gab er ehrlich zu. Von hier konnte man den Tunnel nicht sehen und irgendwie hatte er auch die Orientierung verloren und wusste nicht mehr genau, wo sie waren.

Allerdings ging er davon aus, dass Sezuna es durchaus noch wusste. Wahrscheinlich war sie auch in der Lage, sie wieder dorthin zurückzuführen.

„Ich freue mich darüber auch", gab sie zu.

„Also bekomme ich doch noch mein Baumhaus?", fragte er scheinheilig.

Sezuna lachte leise. „Vielleicht hast du Glück", stellte sie in Aussicht und küsste Haru sanft auf die Haare.

Er kicherte, denn es kitzelte ihn und Haru warnte sie, sich diese Zärtlichkeiten am Besten aufzuheben, wenn sie Akira abgeliefert hatte und er nicht mehr gestresst war. Haru vermisste die Zweisamkeit und die Vereinung mit ihr, aber in dieser Situation konnte er nicht einmal an so etwas denken. Auch wenn jede ihrer Berührungen in ihm das Verlangen hochkommen ließ, so konnte er momentan nicht daran denken.

Sezuna würde es sich merken und genoss erst einmal einfach nur seine Nähe.

Der Weg durch die Berge war wieder ähnlich beschwerlich, wie die ersten Tage auch, doch es gab keine Zwischenfälle und sie kamen gut voran.

„Aber von mir aus kannst du auch die Angst behalten, dann kann ich mich wenigstens zurückziehen, wenn du wieder nervst", neckte er sie liebevoll. Der Aufstieg war sogar erholsam, weil es keine Vorkommnisse gab und sie einfach vorangehen konnten.

Sezuna lachte leise. „Du kannst mich mit Magie doch sehr einfach aussperren", bemerkte sie und tätschelte seinen Kopf.

„Oder dich am Bett anbinden", schlug er grinsend zweideutig vor.

„Oder auch das", bestätigte sie leise. „Wobei ich mir sicher bin, dass du mich dann nicht alleine lassen wirst."

„Du bist dir ganz schön sicher, nicht wahr?", lächelte er und richtete seinen Blick auf Akira, der neben Myron ging und sich mit ihm unterhielt.

„Ich hätte eine Menge, die ich mit dir machen könnte. Aber auch nur, wenn du brav bist. Ansonsten lasse ich dich allein und ziehe mich in mein Baumhaus zurück."

Sezuna lachte leise und schmiegte sich noch fester an Haru. „Ich freue mich schon, wenn wir endlich wieder Zeit für uns haben."

„Freu dich nicht zu früh. Das Letzte Mal hast du auch gebettelt", erinnerte er sie und beobachtete den Abhang zu seiner Seite. Von hier oben hatte man eine schöne Aussicht auf das Tal, in das sie gestürzt waren und gekämpft hatten.

Sezuna schwieg zu diesem Thema erst einmal, denn Akira und Myron wurden ein wenig langsamer. „Wir sollten bald einen Punkt erreichen, wo wir uns ausruhen können", erklärte Myron, da sie schon eine Weile unterwegs waren.

„Das klingt gut, meinst du nicht auch?", fragte er Sezuna und lächelte leicht. Es dauerte nicht mehr lange, bis sie den Platz erreicht hatten. Die Sonne schien und auch wenn es kalt war, so fühlte es sich gut an. Haru ließ Sezuna herunter, sodass sie sich strecken und auch mit den Männern essen konnte.

„Wie lange werden wir unterwegs sein, wenn nichts dazwischen kommt?", fragte er Myron, aber auch Sezuna, denn immerhin wusste er, dass das rothaarige Mädchen jede noch so kleine Information speicherte.

Sezuna ließ Myron antworten, da sie sich gerade mit dem Essen beschäftigte.

„Vielleicht noch 3 Tage. Dann sollten wir hier raus sein", erklärte er. „Allerdings nur, wenn es keine Zwischenfälle gibt."

Nachdenklich sah Haru sich um. Bis jetzt gab es keine Anzeichen, dass ihnen jemand folgte oder ein nächster Angriff vor ihnen lag und einmal mehr wünschte er sich, dass es schon vorbei war. Zwar mochte er die Berge und die Aussicht, aber sie stressten ihn ungemein. Zudem war er wegen Sezuna besorgt.

Sie gab ihr Bestes, doch dass sie immer noch so erschöpft war, machte ihm Sorge.

Was, wenn sie sich wirklich irgendwie zu sehr verausgabt hatte? Wenn sie Schäden von dieser Reise davontrug?

Die größere Sorge war jedoch auch, weil er sie wohl nicht untersuchen konnte, ohne dass es ihr schaden würde. Bei jeder kleineren Untersuchung reagierte sie schon nicht so gut darauf.

Wobei sich das gebessert hatte und vielleicht war es das auch wert, wenn er dafür die Schäden feststellen konnte.

Es war jedoch generell nicht leicht.

Nachdenklich und von der Seite sah er sie an, wie sie aß. Sezuna war noch blass, was wohl an seiner Heilung vom Morgen noch lag. Haru warf einen Blick in den Mittagshimmel und schloss für einen Moment die Augen.

Er hoffte wirklich, dass sie bald bei Akira zuhause waren, damit sie sich alle ein wenig ausruhen konnten.

„Geht es dir nicht gut?", erklang Sezunas besorgte Stimme, da sie zu Haru geblickt hatte, um ihn etwas zu fragen.

„Nein es ist alles in Ordnung, warum fragst du?", erkundigte er sich bei ihr. Hatte man ihn etwas gefragt? Haru war so in Gedanken gewesen, dass er es dann wohl nicht mitbekommen hatte.

„Du wirktest besorgt", sagte sie und musterte sein Gesicht. Er hatte nachdenklich gewirkt, aber auch irgendwie, als wäre er traurig.

~*~*~

Wenn euch die Story gefällt, dann würden wir uns sehr über Kommentare und Votes freuen.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top