Kapitel 46

Haru nickte ergebens und belegte Sezuna, die beiden Männer, die noch immer am Lagerfeuer saßen und sich selbst mit einem Zauber, bevor er dem Drachen ein letztes Maul über die Schnauze fuhr.

„Pass auf dich auf, ja? Lass dich nicht wieder von bösen Magiern fangen. Ich hoffe du hast ein gutes Leben", sagte er leise mit schwerem Herzen zu ihm bevor er sich zu Sezuna gesellte und schließlich den Beruhigungszauber und auch das Netz über ihn auflöste.

Der Drache erhob sich sofort und streckte seine Flügel aus, bevor er sich streckte. Er drehte sich ein wenig und kratzte sich an einer Stelle, von der mehrerer Schuppen abfielen, bevor er sich an einer weiteren Stelle mit den Zähnen kratzte. Erst dann hob er mit starken Flügelschlägen ab, welch die Umgebung mit einem starken Wind erfüllten.

Bevor er jedoch die Schuppen mit dem starken Wind von sich fliegen ließ, reagierte Haru geistesgegenwärtig und holte ein paar von ihnen mit einem Zauber zu sich. „Er ist süß ...", seufzte er und sah nach oben, wie er in die Luft stieg. „Es scheint, als hätte er sich bei uns bedankt, indem er ein paar Schuppen da lässt", lächelte er. Ein feuchter Schimmer war in Harus Augen zu erkennen und er drückte Sezuna fest an ihn, nachdem er seinen Arm um sie gelegt hatte.

„Hoffentlich geht es ihm gut", seufzte die Rothaarige, die ihn noch immer sehr faszinierend fand.

„Ich hoffe es auch. Lass uns zu den anderen zurück gehen", sagte Haru leise zu ihr, als der Drache sich immer weiter entfernte. „Du solltest dich noch ausruhen."

Sezuna nickte schwach und hielt die Hand auf. „Bekomme ich eine Schuppe?", fragte sie, weil sie wusste, dass Haru diese aufgesammelt hatte.

„Klar, sie sind unser Andenken an ihn. Vielleicht findet er einen schönen Platz für sich, wo er leben kann", sagte er und meinte, dass er ihr diese am Lagerfeuer geben würde. „Ich möchte sie zuerst angucken und dir dann die schönsten davon geben", erklärte Haru und nahm stattdessen ihre Hand, um sie an sich zu ziehen. Die Schuppen hatte er bereits verkleinert, sodass er beide Hände für Sezuna hatte. Mit einem Ruck hob er sie hoch und trug sie zurück zu den anderen.

Sezuna gab ihm einen Kuss auf das Kinn und schmiegte sich dann an ihn. „Glaubst du es kommen noch mehr Magier, die uns angreifen?", wollte sie wissen, weil sie ein wenig Angst hatte.

„Möglich ist alles. Es waren ja noch mehr Leute in dem Tunnel, nicht wahr? Trotzdem hoffe ich, dass wir erst einmal Ruhe haben und Akira endlich nach Hause bringen können", erwiderte er, während er sie absetzte. Akira und Myron hatten die beiden fasziniert und stillschweigend beobachtet, wie sie mit dem Drachen umgegangen waren.

„Ich muss den Bären noch zu Ende machen", fiel ihm gerade ein und drehte sich wieder um, gerade als er sich hingesetzt hatte.

„Soll ich Essen kochen oder habt ihr schon gegessen?", wollte Sezuna wissen und versuchte Normalität unterzubringen.

„Wir haben schon gegessen, aber nur das, was man so essen konnte. Bist du denn nicht müde?", fragte Akira sie besorgt, wobei er sie musterte. Sie schien wirklich noch nicht ganz in Ordnung zu sein.

„Nur ein bisschen, aber jetzt nach dem Drachen bin ich doch noch ein wenig aufgeputscht", gestand sie und brauchte etwas zutun, um sich zu beruhigen.

„Dann sehr gerne", lächelte Akira erleichtert. Haru fragte sie, ob sie den Bären bereits benutzen wollte. Den Rest konnten sie haltbar machen.

Sezuna nickte, denn etwas Frisches zu essen war sicherlich nicht schlecht. Außerdem hatte sie Hunger.

Zuerst erledigte Haru die Sache mit dem Bär, bevor er sich zu ihnen setzte und anfing, die Schuppen auszusortieren.

„Das sind aber viele Schuppen", staunte Myron, als sie vor dem blonden Magier lagen. Dieser nickte und lächelte.

„Wir hatten wirklich Angst um euch", schimpfte Akira mit ihnen, denn bei ihm saß der Schock noch sehr tief.

Die beiden Männer hatten sich nicht einmal in die Nähe des Drachens getraut und die Magier hatten mit ihm gekuschelt.

Das war für sie kaum nachvollziehbar.

„Tut uns leid", murmelte Sezuna und wirkte nicht einmal, als würde sie es ernst meinen.

„Ihr zwei seid echt unmöglich. Als ob ein Schock und ein Todekampf nicht schon ausreichen würde", seufzte Akira schwer. Manchmal schien es, als ob die zwei sich den Risiken gar nicht bewusst waren.

Haru zuckte nur mit den Schultern. „Ich hätte ihn ja auch dich fressen lassen können, Akira. Dann hätten wir einen Mitesser weniger", spottete er freundschaftlich.

Akira schnaubte. „Von mir bekommt er nur Magenschmerzen", winkte er ab.

„Klar, du bist ja auch ungeniessbar", erwiderte Haru mit hochgezogener Augenbraue.

Sezuna lachte leise. „Ihr beide seid unmöglich", kicherte sie und probierte die Marinade, die sie zusammengerührt hatte.

„Er hat angefangen! Nein du!", protestierten beide gleichzeitig. Die zwei warfen sich einen seltsamen Blick zu und fingen an zu lachen.

Myron schüttelte ungläubig den Kopf. „Man sollte nicht meinen, dass wir noch alle vor einer Stunde in Todesgefahr geschwebt haben und ihr fangt schon wieder an, Witze zu machen."

„Ist doch gut, so beruhigen sie sich schneller", meinte Sezuna mit einem Lächeln an Myron gewandt und musste zugeben, dass es ihr gefiel, wie Akira und Haru so vor sich hin lachten. Es beruhigte sie.

Musternd sah der braunhaarige Mann die drei an und seufzte. Noch immer stand er unter Schock und ihm wurde schlecht, wenn er daran dachte, wie sie angegriffen worden sind.

„Sag mal, warum ist Haru so immens stark? Ich meine, weil er Akira und mich tragen und sogar springen konnte? Und was hat das mit den Manschetten auf sich?", fragte er Sezuna leise, während sich Haru und Akira noch immer gegenseitig neckten und freundschaftliche Beleidigungen hin und her warfen.

Sezuna hielt in ihrer Tätigkeit kurz inne, bevor sie Myron die Sache mit den Gewichten erklärte. Allerdings nur soweit, dass seine Fragen beantwortet waren. Sie wollte nicht, dass er zu viel über Haru erfuhr, auch wenn sie den Mann mochte.

„Er ist wahnsinnig", meinte er kopfschüttelnd. „Kein Mensch kann doch sowas aushalten", murmelte er und warf ihm einen Blick zu, wie er sich normal bewegte, so als hätte er überhaupt keine an.

Dabei dachte Myron an sich selbst, wie schwer es ihm anfangs gefallen war, mit ihnen zurecht zu kommen. Aber Haru trug vier anstatt zwei. Wie lange er die wohl schon trug?

„Kann ich dir etwas mit dem Essen machen helfen?", fragte er Sezuna, da er sich ein wenig außen vor fühlte. Sie kochte für alle, die beiden Männer waren mit Kabbeleien und den Schuppen beschäftigt.

„Gerne", meinte Sezuna mit einem Lächeln und erklärte dann, dass es an Harus Magie lag, dass es ihn kaum störte. Magie konnte den Körper zu Höchstleistungen und darüber hinaus treiben.

Sie sagte ihm, was sie brauchte und er nahm die Dinge heraus. Myron reichte ihr die Dinge, die er klein schnitt und welches sie schließlich in den Topf warf. „Du warst großartig", sagte er plötzlich und spielte darauf an, wie sie Akira gefolgt waren und ihn dank ihr gefunden hatten. Er hatte gesehen, wie beide über ihre Grenzen hinaus gegangen waren, wobei er nicht einmal das gesehen hatte, was Akira gesehen hatte.

Sezuna wurde bei diesem Lob ein wenig rot. „Danke", nuschelte sie, weil sie nicht gut mit Komplimenten umgehen konnte. Außerdem wusste sie auch nicht, was sie sonst sagen sollte. „Wir haben uns Sorgen gemacht."

„Natürlich, aber es war große Klasse, wie du mit der Situation umgegangen bist und sogar über deine Ängste hinweggesehen hast, nur um Akira zu retten", beharrte Myron und reichte ihr die Karotten, welche er gerade kleinschnitt

Man sah Sezuna an, dass sie mit der Situation ein wenig überfordert war, als sie die Karotten nahm und in den Topf beförderte.

„Habe ich etwas falsches gesagt?", fragte Myron vorsichtig mit einem prüfenden Seitenblick. Hatte er sie beleidigt?

„Nein, ich bin es nur nicht gewohnt", gestand sie leise und lächelte schief.

„Was bist du nicht gewohnt?", wollte er erstaunt wissen.

„Mit Komplimenten umzugehen", erklärte sie ausweichend. „Ich mag es nicht. Jeder leistet seinen Teil zu den Dingen, da muss man niemanden besonders loben."

„Findest du? Meiner Meinung nach gehört das mit dazu. Gerade, wenn man über sich hinausgewachsen ist. Aber in Ordnung, ich werde nichts mehr dazu sagen, wenn du das nichts magst", lächelte Myron leicht. Für ihn war es selbstverständlich, jemand zu loben, wenn etwas gut gemacht worden war.

Sezuna lächelte dankend zurück. Ihr war es lieber, wenn man sie nicht lobte, sonst fühlte sie sich besser als andere und das wollte sie nicht.

„Was brauchst du sonst noch?", fragte er sie dann und sah sich nach den Zutaten um, welche sie wohl noch brauchen würde.

Sezuna schob ihn einige Dinge zu, sagte aber nicht, dass sie mit Magie wesentlich schneller war, als er. Sie wollte ihm einfach das Gefühl geben, dass er dazugehörte.

Myron schnitt die Dinge klein, als Haru plötzlich zu Sezuna sagte, dass sie sich nun ihre Schuppen aussuchen konnte. „Die schönsten werde ich dir zu einer Kette machen, sobald ich die Materialien habe", versprach er ihr.

Sezuna strahlte. „Ich würde gern wissen, ob sie wirklich so gute Magiespeicher sind, wie es in den Legenden heißt", sagte sie und hielt die Hand aufgeregt auf.

Lächelnd reichte er ihr rötlich schimmernde Schuppen, die im Feuerschein orange glühten. „Die würden dir sicherlich gut stehen", meinte er und gab ihr auch einige, die wie schwarzes Granit aussahen.

Sezunas Augen strahlten. „Sind die schön", sagte sie ehrfürchtig und hielt sie gegen das Feuer. Es war, als wäre darin Feuer zu sehen und Magie zu spüren.

„Sobald wir in Kituo Cha sind, werde ich die Materialien kaufen, um dir was daraus zu machen. Sogar vielleicht ein Haarschmuck, auch wenn ich mit solchen Mädchendingen nicht wirklich auskenne."

Haru zeigte die anderen Schuppen den beiden Männern, die er selbst behalten wollte.

Sezuna strahlte weiterhin vor Freude, während auch Akira und Myron die Drachenschuppen musterten.

„Was kann man damit alles machen?", wollte Myron wissen, da er nicht viel mit Magie am Hut hatte.

„Anhänger, die Magie aufnehmen können, so wie Sezuna bereits die Steine um den Hals trägt. Aber auch vielleicht ein Fokus, so wie das Diadem, welches Sezuna aufhatte, um ihre Kräfte verstärken zu können. Aber ich bin mir sicher, dass man auch damit kraftvolle Tränke und Zauber herstellen kann", erklärte Haru ihm und streckte sich für einen Moment. Sein schwarzer Mantel war kaputt und schmutzig, was ihm zum Seufzen brachte. „Dabei war er ganz neu ...", murrte er und zog ihn aus, um sich daran zu machen, ihn zu reparieren.

In dieser Zeit steckte auch Sezuna die Schuppen weg und machte sich daran, das Essen fertig zu machen. „Wollen wir eigentlich die Tunnel auskundschaften gehen?", fragte sie irgendwann, weil es vielleicht besser war, die Magier dort gleich zu erledigen, bevor diese ihnen wieder auflauerten.

„Hast du nicht schon genug Abenteuer gehabt?" fragte Haru sie mit hochgezogenen Augenbrauen. Natürlich juckte es ihm in den Fingern, das zu tun, aber wollten sie wirklich das Leben des Prinzen auf Spiel setzen? Immerhin wussten sie doch gar nicht, ob in dem Tunnel noch immer Menschen oder auch Magier waren.

„Ich mache mir nur Sorgen, falls sie sich sammeln und uns noch einmal angreifen", erklärte die Rothaarige und nahm einen Löffeln, um zu probieren.

„Lass das Akira entscheiden", bat Haru sie. Immerhin war es seine Reise und wenn er schnellstmöglich nach Hause wollte, würden sie sich fügen müssen. Allerdings verstand Haru Sezunas Sorge sehr gut.

Akira schreckte auf und blickte unschlüssig zwischen Haru und Sezuna hin und her. „Ich verstehe Sezunas Punkt, aber ich denke einen Kampf zu riskieren ist nicht das, was wir tun sollten", meinte er nachdenklich.

„Das stimmt wohl. Wir könnten auch alleine zurückgehen, sobald du in Kituo Cha bist. Auf der anderen Seite ist der Tunnel nicht so weit weg und falls dort wirklich noch welche sind, werden sie kommen und sich rächen. Also sollten wir sie gleich ausschalten", gab Haru jedoch zu bedenken. „Dich, Sezuna oder Myron sterben zu lassen, wäre das letzte, was geschehen würde."

Akira rieb sich das Kinn. „Wir könnten nach Kituo Cha weiter und dann mit meinem Vater reden. Er wird sicher interessiert daran sein, dass Magier auf seinem Territorium seinen Sohn entführen wollten und einige Magier zusammenstellen, um dem nachzugehen."

„Wenn du das so möchtest. Schade, ich hätte gerne gegen sie gekämpft", seufzte Haru und warf Sezuna einen Blick zu. Was würde sie dazu sagen? Gehörten die Magier überhaupt hierher? Akira hatte schließlich nichts von dem Tunnel und auch von dem Drachen gewusst.

„Ich bin mir sicher, dass ihr beide dabei sein könnt, wenn ihr wollt", meinte Akira noch immer nachdenklich.

„Was denkst du Sezuna? Lieber den Prinzen erst einmal nach Hause bringen? Zumindest könnten wir uns dann ausruhen und neue Kraft schöpfen", schlug er ihr vor. Auch wenn er es am liebsten gleich machen würde, aber Haru wollte nicht riskieren, dass einer von ihnen durch seine Dummheit verletzt wurde. Es war schon ein Wunder, dass Akira nicht verletzt worden war.

„Ich denke, wenn wir mitgehen können, wäre die Idee nicht schlecht", meinte Sezuna und runzelte die Stirn, bevor sie das Essen nachwürzte.

„Na gut, dann bringen wir dich zuerst zu deinem Vater. Wie hast du es eigentlich geschafft, meinen Ausbruch zu überleben obwohl du auf meinem Rücken warst?", wollte er nun von Akira wissen. Das beschäftigte ihn sehr, denn Akira war ein Mensch und er hatte Angst, ihn zu verletzen.

„Keine Ahnung", gab er zu. „Ich habe ehrlich gesagt gar nichts gespürt."

Haru warf Sezuna einen fragenden Blick zu. Würde er wohl weiterfragen, müsste er oder Akira preisgeben, was er getan hatte und das wollte er nicht wirklich.

Diese reagierte jedoch kaum. Sie teilte stattdessen das Essen aus und wirkte müde.

Es war besser, nicht darüber nachzudenken sondern einfach froh zu sein, dass Akira nichts passiert war. Als Sezuna ihm Essen anbieten wollte, lehnte er ab. „Du solltest essen und dann schlafen, meine Kleine", sagte er zu ihr und zog sie zu sich.

Dabei schwappte ein wenig des Essens über, aber es störte sie nicht. Sie saß ein wenig, bevor sie sich an Haru lehnte. „Wir sollten weiter", murmelte sie leise.

„Du ruhst dich erst einmal aus und schläfst ein bisschen, weil du völlig fertig bist", sagte er streng und half ihr, sich sauber zu machen. Er hatte nicht gewollt, dass das Essen über sie schwappte. „Und die anderen auch. Dann können wir weiter", bestimmte er, denn auch die anderen sahen sehr müde aus.

Sezuna nickte, weil sie wusste, dass es nicht nötig war, ihm zu widersprechen. Haru würde nicht nachgeben und sie brauchte Ruhe. Also schloss die die Augen.

„Braves Mädchen", murmelte er und nahm ihr die Schüssel aus der Hand. Diese stellte er auf den Boden und nahm sie in die Arme, damit sie schlafen konnte. „Ihr zwei solltet euch auch ausruhen. Dann können wir weiter, sobald die Sonne aufgeht", wandte er sich an die Männer.

Myron nickte, da er das für eine gute Idee hielt und auch Akira stimmte zu.

Am Morgen wäre es sicherer, loszugehen.

~*~*~

Wenn euch die Story gefällt, dann würden wir uns sehr über Kommentare und Votes freuen.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top