Kapitel 4
Es dauerte fünf Minuten, bis Haru wieder soweit war und sich zu ihnen umdrehte. Sein Gesicht zeigte keine Regung und auch keine Traurigkeit. Als ob er versuchen würden, das Thema einfach kalt zu behandeln und es zu vergessen. „Lasst uns eine Hütte finden, es wird langsam spät", sagte er und räusperte sich kurz, nachdem seine Stimme beinahe versagte.
Sezuna löste sich von ihm, worauf hin ein kühler Wind sie erzittern ließ. Es war ganz schön schnell kalt geworden, wie sie feststellen musste.
„Sieh deinen Mantel an", erinnerte er sie an die Kleidung, die sie noch auf Fenua gekauft hatten. Er selbst holte seinen Pullover mit der Kapuze hervor, welche er über seinen Kopf soweit zog, dass man seine Augen fast nicht mehr sehen konnte.
Akira machte es ihm gleich und suchte in seinem neuen Rucksack einen Mantel, den Haru ihm wieder vergrößerte, damit er ihn anziehen konnte.
Sezuna kramte nach ihrem Mantel und holte ihn heraus, um ihn sich überzuziehen. „Gleich viel besser", murmelte sie zufrieden und kuschelte sich in den Stoff hinein.
Er lächelte und sie fuhren mit ihrem Weg fort, wobei er feststellte, dass Sezuna mit dem schwarzen Mantel richtig elegant aussah. Zwar war ihm das schon vorher aufgefallen, doch es war nun das erste Mal, dass sie ihn auch trug.
Ihre Schritte waren beschwingt, auch wenn sie alle die Augen offenhielten.
Trotzdem fanden sie nicht das, was sie suchten und die Dunkelheit brach langsam über sie hinein. „Wir sollten noch ein wenig warten, bevor wir uns niederlassen", murmelte Sezuna, die wirklich hoffte, noch ein solches Händlerhaus zu finden.
Haru hatte bereits drei Lichtkugeln erschaffen, wobei er eine an Sezuna und eine an Akira gab. Da Akira sie wohl nicht selber halten konnte, sprach er einen Zauber aus, damit sie vor ihm schwebte und ihm so den Weg zeigte.
Nachdem die Dunkelheit eingebrochen war, kroch die Kälte deutlich in die Glieder. Bis Haru plötzlich stehen blieb. „Hast du nach so einem Weg gesucht Sezuna?", fragte er sie und zeigte in eine Richtung, wo ein kleiner Weg hinführte. Allerdings war sonst nichts außer Dunkelheit zu sehen.
„Ja, aber das ist auch nur ein Wildwechsel", meinte sie und besah sich den Weg deutlicher. „Ich habe schon einige Wege gefunden, aber da war es noch nicht so weit, dass wir uns hätten eine Bleibe suchen sollen", gab sie zu und deutete, dass sie weiter gehen sollten.
„Schade, langsam bekomme ich wirklich Hunger", seufzte Haru und setzte sich wieder in Bewegung.
„Und ich werde langsam müde. Die Kälte macht es noch schlimmer", kommentierte Akira. Natürlich konnte er sich nicht so warmhalten wie die Magier, deswegen legte Haru ihm einen Zauber auf, damit er zumindest in der Zeit nicht mehr frieren musste.
„Ich hatte eigentlich gedacht, dass die Wege immer in einem regelmäßigen Abstand waren, daher bin ich an dem letzten auch vorbei gelaufen, da ich erwartet habe, dass wir den neuen vor der Dunkelheit finden, aber sie kommen nicht mehr in der Regelmäßigkeit, wie vorher", gestand sie und ärgerte sich, dass sie sich wohl geirrt hatte. Vielleicht war es auch schon der letzte gewesen, was die Händler wussten, nur sie nicht.
„Wenn nicht, haben wir keine andere Wahl als draußen zu schlafen", meinte Akira, wobei eine Enttäuschung in seiner Stimme mitschwang.
Haru legte eine Hand beruhigend auf Sezunas Schulter. Es war ja nicht ihre Schuld, dass die Wege nicht regelmäßig waren.
„Da", rief sie plötzlich. „Da ist was", erklärte sie und ließ die Lichtkugel ein wenig näher heranfliegen.
Der Pfad war kaum zu erkennen und auch recht zugewuchert. Wahrscheinlich älter und länger nicht mehr benutzt.
Erleichterung breitete sich in Akira aus, als Sezuna das sagte und seine Augen leuchteten. Als er jedoch den Pfad sah, nachdem er nähergekommen war, runzelte er die Stirn. „Das soll ein Weg sein?", fragte er unsicher.
Sezuna nickte. „Er wurde schon eine Weile nicht mehr benutzt, aber ich erkenne die Spuren trotzdem wieder", sagte sie und nutzte einen Zauber, damit sich die Äste zur Seite bogen, damit sie ungehindert laufen konnten.
„Wie praktisch ...", murmelte Akira leise. Immer wieder wurde er von ihnen immer wieder mit der Magie überrascht, auch wenn er wusste, dass so gut wie alles damit möglich war.
Haru bildete die Nachhut und hielt nach etwaigen Dingen Ausschau, ob sich jemand in der Nähe aufhielt oder nicht.
„Oh je", murmelte Sezuna schließlich, als sie das Gebäude fand, zu dem der Weg führte. Es war heruntergekommen und wirkte, als wäre es teilweise sogar zerstört. Trotzdem bot es einen gewissen Schutz.
Als die beiden Männer nähertraten, sahen auch sie, dass es wohl nicht den Komfort bieten würde, was sie erhofft hatten. „Wenigstens von zwei oder drei Seiten Schutz, was vielleicht hilft, den Schein des Feuers zu dämmen", stellte Haru zufrieden fest. Alles andere ließ sich irgendwie mit Magie bewerkstelligen, da war er sich sicher.
„Kein Wunder, dass der Weg so verwuchert ist", murmelte Sezuna seufzend. „Aber es ist besser, als komplett draußen.
„Immer positiv, nicht wahr?", neckte Haru sie und lächelte ihr zu, bevor er begann, ein Schutzschild für die Nacht zu erschaffen. Diesen legte er nicht auf einen kleinen Kreis auf, sondern auf den Großteil der Hütte, sodass sie genügend Platz hatten. Konzentriert bewegte er dazu seine Hände in der Luft, während er Worte murmelte.
Sezuna störte ihn nicht, sondern sah sich ein wenig das Gelände an, während Akira Haru beobachtete.
Als das fertig war, erschuf er ein behagliches magisches Feuer, welches die Hütte erhellte und schon bald wärmte. „Sezuna, geh bitte nicht zu weit in die Dunkelheit", rief er ihr zu, nachdem er nur noch ihre Kugel sehen konnte.
„Ich pass schon auf", rief sie ihm zu und blieb in Sichtweite der Basis und kehrte nach wenigen Minuten auch schon wieder zurück. „Das Gebiet ist mit Büschen und Steinen umringt. Es ist nicht leicht hierher zu kommen", gab sie schließlich Auskunft.
„Sehr gut, das wird uns helfen, nicht gesehen zu werden", erwiderte Haru zufrieden und zog sie in eine enge Umarmung, ehe er sie küsste. „Frierst du noch?", fragte er sie dann und fühlte ihre kalte Haut im Gesicht.
„Ein wenig", gestand sie und genoss es einfach, dass Haru sie so hielt.
„Setz dich an das Feuer und wärme dich ein wenig auf, meine Kleine", schlug er vor und sah nach Akira, wie er in seinem Rucksack etwas suchte und dann eine Decke herauszog.
Er breitete sie aus, so dass sie sich alle darum herum setzen konnten.
Haru schob sie dorthin und ließ sich neben ihr nieder. „Wie weit sind wir heute gelaufen?", fragte er, während er seine Finger an dem Feuer aufwärmte. Erst jetzt spürte er, dass ihm kalt war. Davor hatte wohl das Adrenalin und seine Magie ihn beschützt.
„Wir sind im Durschnitt vier bis sechs Kilometer die Stunde gelaufen", gab Sezuna Auskunft und holte bereits den Topf für das Essen hervor.
„Also ungefähr 50 bis 60 km? Immerhin sind wir ungefähr zehn bis elf Stunden gelaufen", fragte Akira sie und beobachtete sie dabei, wie sie das Essen vorbereitete. Sie hatten seit dem Morgen nichts mehr gegessen und bestimmt hatten sie alle drei großen Hunger.
„Ja", stimmte Sezuna zu und begann damit ein wenig Fleisch zu schneiden und anzubraten, bevor es mit Gemüse und anderen Dingen im Topf verschwand.
Während Sezuna die Zutaten schnitt, klaute Haru ab und zu ein Stück Gemüse und steckte es sich in den Mund. Er hatte einen großen Hunger, sodass er nicht warten konnte.
Allerdings sah er, dass die Steine um Sezunas Hals beinahe leer waren und er legte seine Hände ohne sie zu fragen an die Anhänger, um sie aufzufüllen.
Ein dankbares Lächeln war die Antwort, während Sezuna weiter kochte. Schließlich legte sie den Deckel drauf. „Das wird jetzt noch ein bisschen dauern", sagte sie und reichte sowohl Akira, als auch Haru einen Apfel.
Dankbar nahmen sie die Früchte an und Haru gab ihr einen halben zurück, denn mit nur wenigen Bissen hatte er ihn geteilt. „Wofür hast du denn die Magie gebraucht? Du hast doch in den letzten Tagen gar nicht gekocht", stellte Haru fest, als er darüber nachdachte.
Sezuna lächelte leicht. „Nein, gekocht nicht, aber ich hatte auf meiner Kleidung immer mal wieder Wärmezauber, oder hab andere Dinge ausprobiert", gestand sie und knabberte ein wenig an dem Apfel herum, während sie den Kochtopf beobachtete.
„Du hättest etwas sagen sollen", meinte Haru, aber er wusste ganz genau, dass sie diese Dinge selbst tun wollte. „Was für Dinge hast du denn ausprobiert?" Immerhin hatte er davon nichts mitbekommen.
„Kleinere Zauber. Manchmal zum Haare trocknen und generell zum Untersuchen des Essens, damit ich die Rezepte herausfinde. Solche Dinge eben", erklärte sie gut gelaunt.
„Heißt das, du kannst die Gerichte aus dem Restaurants nachkochen?", fragte Akira erstaunt. Dass das möglich war, hatte er nicht gewusst. Aber vielleicht würde Sezuna diese Gerichte von Zeit zu Zeit kochen.
„Ja, wobei ich denke noch sehr viel Arbeit brauche, bis sie genau so schmecken. Aber im Grunde kann ich die Rezepte", sagte sie gut gelaunt und öffnete den Deckel, um ein Stück Fleisch hochschweben zu lassen, um zu probieren.
Bevor das jedoch in Sezunas Mund verschwand, ließ Haru seinen Finger schnell in die Luft schweben und teilte das Stück Fleisch, wobei er die Hälfte zu sich zog und probierte, „Hmmm, lecker", seufzte er.
Sezuna betrachtete ihn misstrauisch. „Genug Salz und Pfeffer dran und schon durch?", fragte sie, bevor sie ihr Stückchen noch ein wenig kühlte.
„Noch nicht ganz durch, aber genug Gewürze sind drinnen", sagte er nach kurzem überlegen. Ihm machte es nichts aus, wenn das Essen heiss war, außerdem hatte er nicht widerstehen können.
Haru lehnte sich ein wenig zurück und stützte sich auf den Armen ab. „Ich hoffe, dass wenigstens dieses Mal alles gut bis zu Kituo Cha läuft", murmelte er.
„Hoffentlich", seufzte Akira, der nicht umhin kam den wunderbaren Essensduft einzusaugen und ein wenig neidisch Sezuna beobachtete, wie die das Stück Fleisch probierte.
„Wirst du dich überhaupt wieder an dein eigenes Essen gewöhnen, wenn Sezuna und ich dich abgeliefert haben?", fragte Haru leicht spöttisch und lächelnd. Ihm war Akiras Blick nicht entgangen.
Der Prinz lachte. „Ich denke schon. Auch wenn ich Sezunas Kochkünste vermissen werde. Trotzdem haben wir auch gute Köche", versicherte er und grinste leicht, als Sezuna ihm ein Stück Gemüse entgegen schweben ließ, damit er ebenfalls probieren konnte.
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