Kapitel 32
„Von was für Muster sprichst du?", fragte Haru genervt und sah in den Himmel, der von einem zarten rosa überzogen wurde. Wenigstens konnte man endlich was sehen, die Dunkelheit war sehr beklemmend gewesen.
„Als würde er tanzen", sagte sie nüchtern.
„Na super, ein tanzender Drache, der unseren Prinzen hat", lachte Haru frustriert und spöttisch auf. Er war alles andere als begeistert davon, dass sie dem Vieh hinterherrennen mussten.
„Ich glaube jetzt hat er sich auf einen Weg festgelegt", sagte sie und deutete noch immer gegen die steile Felswand.
„Wie meinst du das mit dem Weg?", fragte Myron sie interessiert. Haru legte seine Hand auf die kühle Wand aus Stein und überlegte.
„Meinst du, dass er immer denselben Weg fliegt? Immer das gleiche Muster?"
Sezuna wirkte durch die Fragen ein wenig irritiert. „Nein, er fliegt jetzt einfach nur in eine Richtung, ohne ständig irgendwelche Saltos und Kreise in der Luft zu ziehen", meinte sie überrascht.
„Der arme Akira ... Hoffentlich kotzt er den Drachen wenigstens die Ohren voll, wenn er Saltos dreht", murrte Haru besorgt.
Der Führer runzelte die Stirn und überlegte. Er fragte sich, wohin das Tier den Prinzen wohl bringen mochte.
„Wie kommen wir hier weiter?", wollte Sezuna wissen, die spürte, dass sich Akira immer weiter von ihnen entfernte.
„Wir müssen einen Weg nach oben finden. So viel ich weiß, ist weiter rechts ein besserer Weg, den wir allerdings klettern müssen. Außer Haru fliegt mit uns ...", schlug er unsicher vor.
Obwohl er einige Magier kannte und keine Angst vor Magie hatte, war er sich nicht sicher, ob Haru in der Lage war, drei Personen auf einmal fliegen zu können. Oder zwei, falls Sezuna selbst fliegen konnte.
„Haru könnte hoch fliegen und uns dann mit einem Seil nach oben ziehen", schlug die Rothaarige vor.
Haru jedoch schüttelte den Kopf. „Das dauert zu lange", erwiderte er und rieb sich den Nacken, während er nachdachte. „Sezuna, du kommst wieder auf meinen Rücken, und lasse auf keinen Fall los, hörst du?", sagte Haru zu dem Mädchen.
Dann wandte er sich an Myron. „Und du ... hältst dich von vorne an mir fest, als würdest du mich umarmen. Und zwar fest umarmen", sagte er nach kurzem Zögern. Es war für den blonden Magier ein großer Sprung über seinen Schatten, dass er sich von jemand anderen außer Sezuna und vielleicht noch Akira, umarmen ließ. Dieser Moment jedoch ließ keine persönliches Unwohlsein zu, sondern schnelleres Handeln.
Sezuna nickte und kletterte auf seinen Rücken, wo sie sich sofort festkrallte, weil sie ahnte, was er vor hatte.
Myron trat ebenfalls an ihn heran und zögerte nur ganz kurz, bevor er Haru von vorn umarmte und sich fest hielt, so gut er konnte.
„Und bitte schreit mir nicht die Ohren voll, sonst kann ich mich nicht konzentrieren und wir stürzen ab", bat er sie. Haru sprach einen Zauber aus, der beide an ihn band, sodass sie keinesfalls von ihm getrennt werden würden, auch wenn sie aus Versehen los ließen. Eine Hand hatte er nach hinten um Sezuna irgendwie gelegt, die andere um Myron.
Dann schloss er seine Augen und er schien sich stark zu konzentrieren, während er seltsame Worte murmelte. Es dauerte einige Sekunden, bis er den Boden unter den Füßen verlor und langsam weiter nach oben schwebte.
Sezuna schloss sofort panisch die Augen und Myron riss seine auf, während Haru immer höher und höher stieg.
Je weiter sie nach oben kamen, desto kälter wurde es. Schweißperlen traten auf seiner Stirn hervor, während er unentweg Worte murmelte, die allerdings anstrengend klangen. Wenigstens war der Weg nach oben frei, darauf hatte er anfangs schon geachtet. Deswegen konnte er sich voll und ganz auf den Zauber konzentrieren. Seine Arme übten einen festen Griff auf die beiden aus, sodass die Magie ebenfalls auf sie wirkte und er sie besser halten konnte.
Sezuna versuchte ihre Atmung im Zaun zu halten und ruhig zu bleiben, während sie darauf wartete, dass Haru endlich ankam. Dabei hielt sie jedoch auch Akiras Position im Auge und merkte entsetzt, mit was für einer Geschwindigkeit er sich fortbewegte.
Als sie endlich oben auf dem Berg ankamen, war die Luft bitterkalt und sehr dünn. Das merkte Haru bereits, während sie noch schwebten, denn es fiel ihm zunehmend schwerer, richtig zu atmen. Würde er sich auf seine Atmung konzentrieren anstatt auf den Zauber, wären sie schon längst heruntergefallen.
Nachdem er wieder Boden unter den Füßen hatte, öffnete er die Augen und ging noch einige Schritte von der Klippe weg, bevor er seinen festen Griff um die beiden lockerte. „Wir sind da", keuchte er angestrengt.
Sezuna zitterte, war aber geistesgegenwärtig einen Zauber zu sprechen, der dafür sorgte, dass sie alle drei eine Art unsichtbare Kuppel um den Kopf hatten, die es ihnen erlaubte, normal zu atmen.
Es dauerte, bis Haru wieder zu atem kam. „Danke ... das war bitternötig", sagte er noch immer schwer atmend, was jedoch nun von der Anstrengung kam.
Myron hatte ebenfalls Probleme bekommen, weil sie so schnell nach oben geflogen waren. Wenn er mit seinen Kunden lief, gewöhnte er sich an die Luft, doch das war einfach zu schnell gegangen.
„Danke", brachte er gerade noch hervor. Er schien unter Schock zu stehen, nicht nur, weil Akira entführt worden war, sondern auch, weil Haru sie alleine nach oben gebracht hatte und Sezuna geistesgegenwärtig ihnen geholfen hatte, besser atmen zu können.
Sezuna starrte auf den Boden, weil sie sich nicht traute, sich umzusehen. Die Angst saß zu tief, auch wenn es eindeutig besser wurde.
Myron sah sich bereits um und bemerkte, dass sie von hier einen guten Aussichtspunkt erreicht hatten. Von hier konnten sie weit und gut sehen, doch es gab kein Anzeichen von Akira.
„Sezuna, wo ist Akira?", fragte Haru sie und nahm sie in den Arm. Wie sehr sie ihm leid tat, dass er sie diesem Stress aussetzen musste, obwohl sie sich noch nicht einmal an die Höhe gewöhnt hatte. Haru hoffte, dass sie keine Panikattacke erleiden würde und fand es gut, dass sie nicht aufsah. Selbst ihm war ein wenig schwindelig geworden, als er die Klippe hinuntersah.
Sezuna versuchte sich so gut wie nicht zu bewegen und zeigte mit den Fingern in die Richtung, in der Akira verschwunden war.
„Brauchst du einen Trank?", fragte Haru sie leise und mitfühlend. Er brauchte das Mädchen und ihre geistige Stärke, um Akira finden zu können. Ohne sie, wären sie nicht einmal hier oben.
Langsam schüttelte die Rothaarige den Kopf. „Habe ich schon", gab sie von sich und hatte einen deutlich belegte Stimme.
„Kann ich dann etwas für dich tun?", wollte er von ihr wissen, während er sie fest in den Armen hielt.
„Nicht, bevor wir Akira nicht gefunden haben", wehrte sie ab, denn sie machte sich immer mehr Sorgen.
„Wie weit ist er entfernt?", fragte Myron das rothaarige Mädchen, während er sich ein Bild machte, in welche Richtungen sie gehen konnten.
Sezuna bewegte ihre Lippen, als würde sie zählen. „Etwa fünf Kilometer und er bewegt sich sehr schnell vorwärts.
Myron drehte sich in die Richtung und wiegte abschätzend mit dem Kopf. „Dann müssen wir zuerst in die Richtung und dann in das nächste Tal hinunter. Das wäre der kürzteste Weg, anstatt den Bergweg zu nehmen", sagte er zu ihnen.
Sezunas Atem ging immer schneller. Trotzdem versuchte sie sich zu fassen. „Wie kommen wir da hin?", wollte sie wissen und wusste nicht, was sie tun sollte.
„Wie gesagt, diesen Weg über die Bergspitze und dann hinunter in das Tal. Wir könnten auch gleich in den Norden gehen, aber dazu müssten wir die Berge alle auf und ab gehen, was eine Menge Zeit kostet", versuchte er zu erklären.
Sezuna atmete die Luft tief ein. „Könnte man nicht, mit Magie von Berg zu Berg springen?", fragte sie, da sie wusste, dass sie solche Zauber im Sportunterricht bereits gelernt hatten, auch wenn ihr das nicht ganz so sehr gefiel.
„Können wir, Sezuna. Aber bist du sicher, dass du damit zurecht kommst?", fragte Haru sie. Ihm war der gleiche Gedanke gekommen, doch er hatte ihn nicht vorschlagen wollen, weil er wusste, wie viel Angst Sezuna hatte.
Sezuna blickte ein wenig auf und nickte. „Die Steine geben mir genug Magie und auch deine ist noch immer in mir", erklärte sie leise. „Aber da du Mylon trägst, wäre es sinnvoller, wenn ich allein springe."
„Ich will nicht riskieren, dass du vor Panik abstürzt, Sezuna", sagte Haru qualvoll. Allein schon der Gedanke, dass sie mitten im Sprung von der Panik übermannt wurde, wenn sie zufällig nach unten sah und sie dadurch ihre Konzentration verlor und abstürzte, war beängstigend.
„Ich weiß, aber anders wird es kaum gehen", sagte sie zerknirscht. Sie selbst hatte ebenfalls Angst, allerdings glaubte sie nicht, dass Haru es schaffen würde Akira einzuholen, wenn er sie und Myron tragen musste.
„Also gut, wir machen es so. Aber ich werde das magische Seil um dich legen und mit mir verbinden, dass du auf keinen Fall abstürzen kannst, in Ordnung? Außerdem werde ich eine Verbindung zu den Steinen herstellen, damit du frei über die Magie verfügen kannst, die du brauchst, einverstanden?", gab er widerwillig nach.
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