Kapitel 30
Er verstand nicht, was hier los war. Erst die Steinschläge und nun das. Was war hier überhaupt los?
„Wir sollten versuchte ihm hinterher zu kommen und Akira zu finden", erklärte Sezuna leise, auch wenn ihr die Aussicht noch mehr im Gebirge umherzuwandern nicht gerade zusagte.
„Wohin fliegen sie?", fragte Haru sie mit zitternder Stimme und stand auf. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, was zeigte, wie wütend er war. Vor allem, nachdem Akira ein guter Freund geworden war, nahm es ihn noch mehr mit. Haru hoffte, dass er noch am Leben war, wenn sie ihn fanden.
Sezuna blickte sich um. „Sie fliegen nach Norden", erklärte sie leise.
Der blonde Magier war dankbar, dass anscheinend Sezuna noch einen halbwegs kühlen Kopf bewahrte und auch, dass sie Akira ihren Rucksack gegeben hatte. „Wie sollen wir nach Norden kommen? Der Weg ist abgeschnitten", fragte er sie nachdenklich.
Sezuna schluckte ein wenig. „Ich bin nicht sicher, ob das geht, aber wenn wir nur zu zweit gehen, könnten wir Magie nutzen", schlug sie leise vor.
„Was ist mit Myron? Willst du ihn alleine durch die Berge reisen lassen? Ihm bleibt nur noch der Weg über den südlichen Pfad", warf Haru ein. Sonst hätte der Führer nach Mal Gotra zurück gehen können, aber der Weg war nicht mehr passierbar.
„Ich helfe euch Akira zu retten", sagte dieser plötzlich und erwachte aus seiner Starre. Seine Hand glitt zu seinem Schwert. „Dem Prinzen darf nichts passieren. Egal, was ihn da gerade entführt hat."
„Ich bin mir sicher, du wirst mit deiner Kraft und deinem Wissen über die Berge wirst du auf jeden Fall hilfreich sein. Oder was meinst du, Sezuna? Myron ist zumindest nicht abgeneigt, wenn wir Zauber an ihm anwenden", wandte er sich von Myron wieder zu Sezuna. Das zeigte ihm, dass Myron durchaus bereit war, sein Leben für den Prinzen zu opfern.
Sezuna schwieg kurz und überlegte. „Hilfreich sicherlich. Wir müssen aber trotzdem irgendwie in Richtung Akira kommen."
„Aber bist du einverstanden, dass er mitkommt?", fragte Haru sie nun direkt. Für ihn gab es dabei keine Schwierigkeiten, aber die Entscheidung lag bei Sezuna.
„Ja, nur müssen wir den Ansatz, wie wir durch die Berge kommen überdenken", murmelte sie und überlegte, ob es mit Magie möglich war, vielleicht zu fliegen.
„Wenn wir die Schlucht hinunter kommen, würden wir in ein Tal kommen, das wir durchqueren können und dann auf der anderen Seite wieder hoch. Es gibt ein paar kleine Dörfer dort unten", schlug Myron vor. Sein blasses Gesicht zeigte Schock, während sich Haru Gedanken machte, was besser wäre. Zu fliegen oder durch das Tal zu gehen.
„Laufen wir erst einmal los", schlug Sezuna vor, da sie sich noch immer auf der Stelle befanden, während sich Akira immer weiter entfernte.
Also liefen sie in die Richtung los, in der sich der Prinz entfernte. Haru knirschte mit den Zähnen, sodass man es hören konnte. Er bat Myron, dicht bei ihnen zu bleiben. „Sezuna, willst du auf meinen Rücken bleiben und von dort das Kommando in dir Richtung geben? Dann kann Myron sehen, wo wir passieren und abbiegen müssen", schlug der Magier vor.
„Ja", stimmte sie ihn zu und richtete ihren Blick in die Dunkelheit. Immer nur auf den Zauber achtend, nicht auf die Umgebung. Adrenalin schoss ihr durch den Körper und die Angst um Akira war größer, als die vor dem Gebirge.
Sobald sie das Kommando gab, in welche Richtung sich der Prinz entfernte, orientierte sich Myron und gab den Weg vor.
„Hier kommen wir nicht weiter", sagte er schließlich, als sie vor einer Felswand ankamen. „Es gibt nur noch den Weg in das Tal oder fliegen." Dabei klang er keineswegs dagegen abgeneigt, zu fliegen.
„Dann in das Tal runter und von dort orientieren", erklärte Sezuna, denn Akira bewegte sich im Moment nicht mehr.
„Wir müssen sehr vorsichtig sein. Die Schlucht ist sehr steil und rutschig", gab Myron zu bedenken. Haru machte eine wegwerfende Handbewegung, wobei er Magie benutzte und die Gruppe mit einem Zauber belegte, dass sie sich nicht verletzen konnten, aber auch für einen besseren Halt auf den rutschigen Steinen und Felsen.
„Nun sollten wir in der Lage sein, die Schlucht wie einen normalen Abhang ohne zu rutschen hinuntergehen zu können. Trotzdem werde ich euch beide am Seil halten, falls etwas passiert", sagte Haru.
Sein Stresspegel war immens hoch, genau wie es in der Wüste gewesen war. Das veranlasste seinen Körper dazu, Höchstleistungen zu vollbringen. „Wo ist Akira im Moment? Bewegt er sich? Wir müssen uns irgendwo ausruhen, damit wir einen Plan schmieden können, ihm zu folgen, um unnötige Wege zu vermeiden", sagte er bestimmt.
„Im Moment bewegt er sich nicht mehr", gab Sezuna leise von sich und sah sich um. „Und er ist nicht sehr weit von uns entfernt. Vielleicht eine Stunde Luftlinie. Ich weiß aber nicht, wie lange wir mit den Wegen brauchen werden, oder wie lange er noch dort bleiben wird.
„Es wäre einfacher zu fliegen, aber durch die Dunkelheit ist es zu riskant. Wir könnten leicht gegen eine Felswand krachen und abstürzen", sagte Haru ernst, allerdings merkte man ihm die Verzweiflung in der Stimme durchaus an. Wäre er alleine, würde er es machen, aber nicht wenn Sezuna und Myron dabei waren.
„Also lasst uns vorsichtig nach unten gehen, bereit?", wandte er sich an die zwei und machte einen Schritt auf den Abgrund zu.
Myron nickte und beobachtete Haru kurz, bevor er selbst folgte.
Er stellte fest, dass es durch den Zauber wirklich einfacher war und sich so der Weg sogar recht gut bewerkstelligen ließ.
Trotzdem ließ es sich nicht vermeiden, dass sie manchmal rutschten, wenn sich plötzlich ein Stein unter ihren Füßen nachgab. Da sie nur zu zweit den Weg gingen und Sezuna sicher auf seinem Rücken war, ging es schneller. Oft wunderte sich Haru sogar, ob Myron nicht eine Bergziege war, so geschickt, wie er sich bewegte. Die Lichtkugeln halfen ihnen gut, den Weg zu sehen und der Magier hoffte, dass der Anblick Sezuna nicht allzu sehr erschreckte, denn es ging sehr tief in eine ungewisse Dunkelheit.
Sezuna blickte jedoch nicht mehr umher und hatte die Augen geschlossen. So war es für sie einfacher nicht auszuflippen und den Zauber zu verfolgen, der auf ihrem Rucksack lag.
Sie gingen bereits die Schlucht seit einer Weile nach unten, als Myron auf einem Stein stand, der plötzlich unter ihm nachgab und mit sich riss. Er rutschte einige Meter weiter runter, wurde jedoch von Haru, der mit seinen schweren Gewichten mehr stand hatte, mit dem magischen Seil festgehalten.
Seine Lippen waren zusammengepresst, während er ihm nach unten folgte, wo er noch auf dem Hintern saß und sich von dem Schreck erholte. „Wir müssen vorsichtiger sein", sagte er nur. Das war typisch für ihn, dass er gerne wir sagte, auch wenn es nur einer gewesen war. Das zeigte Myron, dass Haru ihn als richtigen Teil der Gruppe sah und nicht nur als einen Führer.
Myron beruhigte seinen Atem recht schnell wieder, denn das war ihm nicht zum ersten Mal passiert. „Du hast recht", seufzte er und erhob sich, um weiter zu gehen. Es war besser, wenn sie schneller unten ankamen.
Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis sie endlich unten angekommen waren. „Geschafft", atmete Myron auf. Hier war die Luft ganz anders und vor ihnen lag eine flachere Ebene. Noch war es Nacht, doch er schlug vor, dass sie jetzt eine Pause machten. Der Abstieg war sehr schwer gewesen und er war noch ganz außer Atem. Der braunhaarige Mann hatte gar nicht festgestellt, dass er immer öfters die Luft angehalten hatte, um sich besser zu konzentrieren. Harus Lichtkugeln schwebten um sie herum, sodass sie sich einen besseren Überblick verschaffen konnten.
„Was ist mit Akira?", fragte er leise. Die Angst um seinen Freund war deutlich zu hören, aber auch die Sorge, ob er überhaupt noch am Leben war.
Sezuna reagierte nicht sofort, da sie sich ganz sicher sein wollte. „Wir gehen in die richtige Richtung. Er bewegt sich nicht, aber ich kann noch Herzaktivitäten vernehmen. Akira trägt den Rucksack noch und ist am Leben."
Haru seufzte erleichtert auf. Er ließ Sezuna von seinem Rücken herunter und lehnte sich für eine Weile gegen die kühle Felsenwand. „Wir müssen ihn finden ... wer oder was ihn auch entführt haben muss", murmelte er und klang erschöpft dabei.
Sezuna nickte. „Aber zuerst machen wir eine kleine Pause, essen etwas und ruhen uns aus. Es ist nicht mehr weit und so erschöpft, wie wir alle sind, werden wir nicht viel ausrichten können."
„Ist er auf der anderen Seite des Tals?", fragte Myron sie, während Sezuna etwas zu essen hervorholte. Er hatte sich niedergelassen und war in sich zusammengesunken. Ausgerechnet bei seiner Führung was der Prinz entführt worden. Wenn er nicht mehr am Leben sein sollten, wenn sie ihn fanden, wäre er seine einzige Arbeit für immer los, das wusste er.
„Ja, vielleicht noch ein kleines Stück weiter", bemerkte sie und reichte jedem etwas zur Stärkung.
„Ich würde am liebsten gleich weiter ... ich mache mir zu große Sorgen um ihn", sagte Haru mit tränenerstickter Stimme und gab Sezuna mit einem Kopfschütteln das Essen zurück. Sein Hunger war vergangen und durch den Stress blockiert, genau wie in der Wüste.
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