Kapitel 23
„Wollt ihr zwei euch zurückziehen?", fragte Akira die beiden. Sie konnten ja am nächsten Tag wieder üben. Akira selbst war müde und wollte sich ein wenig ausruhen.
Sezuna blickte kurz zu Haru, bevor sie nickte. Die nächsten Tage würden für sie anstrengend werden.
Also zogen sie sich zurück und genossen den restlichen Abend zusammen. In den nächsten Tagen übten sie weiter und es waren Fortschritte bei Sezuna zu erkennen. Auch wenn sie noch oft sehr angespannt war, ging es von Mal zu Mal besser und Haru beobachtete sie dabei genau. Immerhin lag ihm ihr Wohl sehr an Herzen und er war bereit, das Ganze abzusagen, wenn es wirklich nicht gehen würde.
Da sie jedoch Fortschritte machte, entschieden sie sich nach vier Tagen, den Aufstieg zu wagen. Mit Myron hatten sie jeden Tag ein wenig geredet, um ihn besser kennenzulernen. Dabei erzählte der Führer ihnen öfters mal eine Geschichte von seinen Reisen.
Der Morgen, an dem sie aufbrechen wollte, versprach einen herrlichen, sonnigen Tag. Sie hatten sich am Vorabend mit Myron für den Sonnenaufgang verabredet, damit sie gut sehen konnten und über genügend Zeit verfügten, sich an den Aufstieg zu machen.
Sezuna war die Nervosität anzusehen, als sie am Morgen die Rücksäcke kontrollierte und bereits unruhig durch das Zimmer tigerte. „Haru, bleib immer dicht an meiner Seite, ja?", bat sie, weil sie wusste, dass sie ohne ihn sicherlich nicht so ruhig bleiben würde.
„Natürlich, Sezuna", versicherte er ihr und trat auf sie zu, um sie fest in den Arm zu nehmen. Es fühlte sich schlecht, weil sie so nervös war. Dennoch war er sich sicher, dass sie es zusammen überstehen konnten. Zärtlich küsste er ihr rotes Haar und sog ihren Duft ein. Er war eigentlich nicht nervös, sondern eher aufgeregt.
Sezuna schmiegte sich vertrauensvoll an ihn. „Solange du in meiner Nähe bist, kann ich meine Angst bändigen", versicherte sie und hoffte, dass sie sich auch auf ihre Magie verlassen konnte.
„Du weißt doch, dass ich für dich da sein werde", flüsterte an ihrer Stirn. Gewiss konnte er verstehen, wie sie sich dabei fühlte. Nicht umsonst hatte er in den letzten Tagen so viel wie möglich für sie getan, damit sie sich ein wenig besser fühlte.
„Lass uns losgehen. Akira und Myron warten sicher schon", sagte er nach einigen Minuten, in denen sie eng beieinander gestanden waren.
Sezuna nickte, trennte sich aber nur ungern von Haru. „Ich hoffe, es dauert nicht zu lange", murmelte sie und beide begaben sich nach unten, wo die beiden Männer bereits auf sie warteten.
Die zwei Männer standen bereits in warmer Kleidung gehüllt vor der Taverne und hielten sich irgendwie warm.
„Guten Morgen", grüßte Haru die zwei und nickte ihnen zu. Myron sah entspannt aus, wahrscheinlich war es für ihn einfach alltäglich geworden, solche Reisen anzutreten.
Akira war ein bisschen aufgeregt, was wohl daran lag, weil er wusste, dass Sezuna sich nicht wirklich gut fühlte.
„Guten morgen", flüsterte Sezuna und versteckte sich ein wenig in ihrer Jacke. Es war noch sehr früh am Morgen und verdammt kalt.
Myron sagte, dass Sezuna und Haru in der Mitte laufen würden und Akira hinter ihnen. Er traute dem Prinzen diesen Posten durchaus zu, auch wenn er es lieber gewollt hätte, wenn Haru dort war. So stark, wie der Magier aussah, wäre er wohl besser dafür geeignet. Doch da Sezuna nicht von seiner Seite wich, wäre er dumm, sie beide an das Ende zu setzen.
Wie zu erwarten gewesen war, hatte Haru genau die gleichen Gedanken gehabt und fragte Sezuna leise, ob sie lieber mit ihm am Ende laufen wollte oder doch in der Mitte. Ihm selbst war es lieber, die Nachhut zu bilden, denn das Leben des Prinzen war genauso wichtig.
Sezuna wirkte ein wenig unruhig. „Mir ist beides recht", sagte sie, da sie wusste, dass Haru sie halten würde, wenn sie fiel. Wenn sie allerdings in der Mitte waren, würde sie vielleicht Akira mit in das Problem ziehen, was sie nicht wollte.
„Bist du dir sicher?", fragte Myron die beiden und Haru nickte. Er fand, dass es besser war, wenn sie am Schluss blieben, so konnte er sich leise mit ihr unterhalten, ohne dass Myron die Schwierigkeiten wohl mitbekommen würde.
Akira erklärte sich einverstanden, dennoch flüsterte er nun Sezuna zu, dass sie jederzeit tauschen konnten. Er nahm ihre kalte Hand und drückte sie aufmunternd, dann nickte er Haru lächelnd zu und begab sich an seine Position. Er vertraute dem Magier, dass alles gut gehen würde, vor allem mit Sezuna.
In dieser Konstellation machten sie sich auf den Weg in die Richtung des Gebirges.
Obwohl die Sonne langsam aufging, war es sehr kalt. Der Frost der Nacht machte die Steine rutschig, davor warnte auch Myron. „Es ist jeden Morgen in den Bergen so. Es gibt keine Nacht, die frostfrei ist", erklärte er.
Haru sprach bereits einen leisen Zauber aus, der ihnen helfen sollte, nicht zu rutschen. „Myron? Brauchst du dabei Hilfe?", fragte er von hinten und der Führer drehte sich für einen Moment um.
„Meinst du für das Rutschen? Nein, ich bin es gewohnt", lächelte er. Haru zuckte mit den Schultern und hielt Sezunas Hand fest.
Diese war dankbar dafür, dass ihre Füße nicht mehr ganz so rutschig waren. Ihre Finger verkrampften sich aber dennoch in Harus Hand, als sie den Bergen immer näher kamen und Myron sie schließlich durch eine Art schmalen Gang zwischen den Bergen führte.
„Atme tief ein und aus, Sezuna", flüsterte er ihr zu und meinte, dass sie sagen sollte, falls sie einen Beruhigungszauber brauchte. Bis jetzt machte sie es ganz gut und Haru war stolz auf sie. Dicht gingen sie beieinander, wobei er sie an dem Felsen hielt und er später näher an der Schlucht stand. Aber das machte ihm nichts aus.
Sie liefen sehr langsam und Myron passte sich dem Tempo seiner Gruppe an. Die Rothaarige hatte eine Hand an der Wand, auch wenn ihr das nicht die Sicherheit gab, die sie brauchte, denn dort würde sie sich nicht festhalten können. Dennoch fühlte es sich zumindest für den Moment besser an.
Die ersten Stunden schwieg die Gruppe, außer Haru flüsterte mit Sezuna leise. Die Sonne war aufgegangen und erwärmte die Felswand ein wenig. Haru genoss die frische Luft hier sehr, denn sie war anders als es je auf Fenua gewesen war.
Myron schlug am Mittag vor, dass sie bald eine kleine Rast machen sollten. Es gab hinter zwei Abbiegungen einen kleinen Platz, der dafür geeignet war.
Das kam ziemlich gelegen, denn am Morgen hatten sie nichts gegessen, weil sie so früh wie möglich los laufen wollten. „Ich bin stolz auf dich, Sezuna. Du hältst dich wirklich gut", flüsterte er in ihr Ohr und küsste ihre Wange.
Sezuna lächelte kläglich zurück und hoffte darauf, dass sie sich während der Pause ein wenig ausruhen konnte, damit sie ihren Magen wieder beruhigte. Dieser schien verrücktzuspielen, was wohl an ihrer permanenten Angst lag. „Ich gebe mir Mühe", antwortete sie rau und spürte die Höhe mehr, als sie diese wirklich sah. Was wohl der einzige Grund war, warum sie ruhig bleiben konnte. Solange sie nicht sah, wie hoch sie wirklich waren, schaffte sie es, sich einzureden, dass es nicht so hoch war.
„Willst du nicht lieber einen Zauber? Oder einen deiner Tränke, die du gestern noch vorbereitet hast?", schlug er leise vor. Am Vorabend hatten sie gemeinsam mehrere Tränke zusammengestellt, die ihr während der Reise vielleicht helfen konnten.
„Nicht, solange es noch geht. Ich möchte nicht, dass ich mich zu schnell an die Tränke gewöhne und diese dann im Notfall keine Wirkung zeigen", erklärte sie leise und hielt Harus Hand, als sie ein wenig ungünstig auftrat und beinahe über einen Stein stolperte.
Sezuna konnte jedoch nicht fallen, denn der blonde Magier hatte sie fest an ihrer Hand. „Hast du dir weh getan?", fragte er sie trotzdem. Bis jetzt war der Aufstieg für ihn nicht schwer. Sezuna würde wohl nicht so viel Kondition haben wie er, doch für alles würde sich eine Lösung finden lassen, da war er sich sicher.
„Nein, es ist fast, als würden wir normal wandern gehen, wenn ich den Aufstieg nicht spüren würde", gab sie versucht ruhig von sich. Ihr war der Anstieg des Weges nicht entgangen und dass sie von Bergen eingekreist waren, deutete eigentlich schon darauf hin, dass es bald nicht mehr ganz so angenehm sein würde.
Wie gern würde er sie tragen! Dann wäre allerdings die Gefahr, dass sie in Panik ausbrach, wenn sie den Boden nicht mehr spüren konnte. Unruhig nagte Haru an seiner Unterlippe und dachte nach. Wenn es wenigstens etwas geben würde, was ihr wirklich half ...
Sezuna ließ ihre Finger beruhigend über seinen Handrücken streicheln. „Es ist alles in Ordnung", versicherte sie, weil sie an Harus Gesicht deutlich erkennen konnte, dass er sich schon wieder Sorgen machte.
Er nickte zwar, schien aber nicht sonderlich beruhigt. Haru verstand nicht, warum ihre Unruhe und Angst ihm solche Sorgen bereitete. Noch nie in seinem Leben hatte er so etwas gefühlt. Es war anders, wenn ihr etwas passieren würde. Da konnte er die Sorge und Angst verstehen, aber bis jetzt war noch nichts passiert.
Nach wenigen Minuten waren sie an dem kleinen Platz angekommen und Myron sagte, sie würden hier eine halbe Stunde ruhen, bevor sie weitergehen würden. Die Sonne stand bereits hoch am Himmel und der blonde Magier fragte sich, wie die Zeit so schnell vergehen konnte. Sie waren schon mehrere Stunden gelaufen, trotzdem waren sie noch nicht sehr hoch in den Bergen.
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