Kapitel 21

„Seile habe ich doch. Erinnerst du dich nicht daran, wie wir diese sturen Schafe von Eric dazu gebracht haben, an den Karren zu laufen? Ich bin mir sicher, dass wir noch Haken kaufen können, damit wir sie sicherheitshalber haben, wenn dich das beruhigt", schlug er vor und fing wieder an, Sezunas Finger einzeln zu küssen.

„Du hast die Seile behalten?", wollte Sezuna nachdenklich wissen und nickte dann. Es würde sie wirklich beruhigen, obwohl es unnötig war, da sie Magie besaß.

„Natürlich, Eric hat sie mir zurückgegeben, als wir in Arteko waren und den Rest in Cuan."

Akira schlug vor, dass sie sich umsehen sollten, wo sie es kaufen konnten. Er war sich sicher, dass sie das hier kaufen konnten, immerhin war Mal Gotra das letzte Dorf, bevor man den Berg bestieg.

Hier würde es sicherlich solche Dinge geben. Wahrscheinlich sogar richtig gute Bergsteigerausrüstung.

„Aber erst Essen, jetzt habe ich Hunger", lächelte Haru und rieb sich den Bauch. Mittlerweile hatte er nicht mehr das Gefühl, dass sie keinen guten Führer hatten. „Willst du nach dem Einkaufen noch einmal ein wenig üben und dann für heute Schluss machen? Nicht, dass es dir zu viel wird", war sein Vorschlag, nachdem er aufgestanden war.

„Das klingt nach einem Plan", stimmte Sezuna ihm zu und erhob sich ebenfalls. Mittlerweile hatte sie auch hunger.

Zuerst gingen sie auf die Suche nach Essen, wobei Akira ein kleines Restaurant vorschlug, welches Essen aus den Bergen anbot. „Dort kann man spezielle Gerichte essen. Sie wechseln sehr häufig, weil es abhängig davon ist, was sie erlegt haben."

„Das klingt gut", meinte Sezuna und grinste. Die Vorstellung, dass sie sich überraschen ließen, war durchaus interessant und einmal eine Abwechslung. „Wo lang?", wollte sie von Akira wissen, da dieser sich hier scheinbar auskannte.

„Nach rechts und dann ... die Felswand entlang", sagte er kleinlaut und entschuldigend. Daran hatte er in dem Moment nicht gedacht, aber wenn Sezuna ein wenig üben wollte, konnte sie das auch auf dem Weg dorthin.

Für einen Moment verspannte sie sich, doch das hielt nicht lange. Stattdessen versuchte sie sich an einem wackeligen Lächeln. „Zeig uns den Weg", bat sie und hoffte, dass sie ihm folgen konnte, wenn Haru an ihrer Seite war.

„Soll ich zwischen dir und der Wand gehen?", fragte Haru sie leise. Akira ging bereits auf der anderen Seite von ihr und zeigte mit dem Finger in die Richtung.

Man konnte bereits ein Schild erkennen, welches über der Tür hing und darauf aufmerksam machte, dass es dort etwas zum Essen gab.

„Ich befinde mich ja noch ebenerdig und hab keine Angst zu fallen. Es wird nicht nötig sein, hoffe ich", meinte Sezuna mit einem leichten Lächeln.

„Sicher ist sicher", murmelte Haru, der dem Prinzen einen kurzen Blick zuwarf und er ging zwei Schritte von Sezuna weg, sodass der Magier Platz hatte, an seine Stelle zu gehen.

Schon von weitem bekam man einen guten Geruch in die Nase, doch es war zumindest für Haru ein noch unbekannter.

Sezuna nahm den Wechsel der beiden Männer so hin und fand es ganz süß, dass sie sich so um sie kümmerten. Trotzdem war es nicht nötig. Sie wusste nicht genau, warum sie so weit vor dem Gebirge ausgeflippt war, doch im Moment befanden sie sich nicht erhöht und sie konnte auch nicht abschätzen wie hoch die Berge waren, wenn sie nicht hinaufblickte. Was sie tunlichst vermied. Daher kamen sie ziemlich schnell und unbeschadet am Restaurant an.

Akira öffnete die Tür und einige Leute sahen auf, als sie eintraten. Das Restaurant war nicht zu voll, sodass sie schnell einen Sitzplatz fanden, an dem sie sich niederlassen konnten.

Es dauerte nicht lange, bis der Wirt kam und nach ihrer Bestellung fragte. Auf die Frage hin, welche Tagesgerichte er ihnen empfehlen konnte, erwiderte er, dass es Bergziegenragout mit Gemüse und Kartoffeln gab. Sie sei erst am Morgen geschlachtet worden.

„Klingt verlockend", meinte Sezuna, die durchaus Lust auf etwas in dieser Richtung hatte. Wenn es allerdings nur eine war, dann würde Haru wahrscheinlich Probleme bekommen.

„Es gibt aber auch Elchsteaks, der Elch wurde gestern geschossen, wenn das Euch lieber ist. Dazu gibt es ebenfalls Gemüse, die der Saison entsprechen, wie zum Beispiel Pilze", fuhr er fort.

„Dann würde ich Elchsteak mit Pilzen nehmen", wechselte nun Sezuna doch, weil Pilze für sie verlockender klangen.

„Ich nehme das Ragout", sagte Akira und erwartungsvoll sah er Haru an. Der schien noch mit sich zu hadern, bestellte dann aber doch beide Gerichte, was bei dem Wirt für eine hochgezogene Augenbraue sorgte. Dennoch sagte er nichts, sondern notierte sich die Bestellung.

Wahrscheinlich würde Sezuna später wieder für ihn kochen müssen, damit er auch satt wurde. Was ihr nichts ausmachte. Vielleicht bekamen sie auch auf der Reise irgendein Tier, was sie noch nicht kannten.

Schon wenig später standen dampfende Schüsseln vor ihnen und sie konnten anfangen zu essen. Harus Gesicht zu urteilen, schmeckte ihm das Essen vorzüglich, denn schon beim ersten Bissen rollte er genüsslich seine Augen. Auch die Portionsgröße war angemessen, sodass Sezuna und Akira auf jeden Fall satt werden würden.

Bei Haru waren sich beide jedoch nicht ganz so sicher. „Lässt du mich mal probieren?", wollte Sezuna von Haru wissen, da sie auch das andere Gericht kosten wollte.

Er schob ihr den Teller mit dem Ragout hin. Solange beschäftigte er sich mit dem Steak, von dem plötzlich auch Akira probieren wollte. Zuerst zögerte Haru, schob ihm dann doch den Teller für einen Moment hin.

Sezuna nahm sich ein Stückchen und gab einen zufriedenen Laut von sich, bevor sie sich wieder ihren Teller widmete und Haru seinen zurückschob. „Danke", lächelte sie und aß weiter.

„Ich hätte auch beides nehmen sollen, die schmecken beide so gut", murmelte Akira bedauernd, als er den Teller zurück zu seinem Besitzer schob.

„Akira fängt wirklich an, so viel wie ich zu essen", lachte Haru leise. „Deine arme Frau wird es nicht leicht mit dir haben, wenn du wieder zuhause bist.

„Willst du mit mir tauschen, dann können wir von beidem essen", schlug Sezuna vor, da sie beide in etwa noch die Hälfte ihres Essens auf dem Teller hatten.

„Nur wenn du damit einverstanden bist, Sezuna. Beide sind vorzüglich und außergewöhnlich. Ich kann aber noch das andere bestellen", schlug er vor und sah sie abwartend an.

„Das kannst du auch, wenn du so viel Hunger hast", meinte sie mit einem Lächeln. „Ich glaube aber ich kann nicht mehr essen als das hier."

„Ok dann tauschen wir. Ich wollte dir nur nichts wegessen", lächelte er entschuldigend. Dafür warf er Haru einen vorwurfsvollen Blick zu.

Sezuna lachte leise. „Ich esse nicht viel, das müsstest du doch wissen", sagte sie und schob Akira ihren Teller zu.

„Du hast Recht. Haru färbt auf mich ab, dass ich so viel esse und gar nicht mehr merke, wie wenig du eigentlich ist", beschwerte er sich und bekam dafür einen Boxer von Haru in die Seite.

„Das liegt aber auch nur daran, dass bei Harus Magie sehr viel Energie nötig ist und bei meiner eher weniger", erklärte sie und nahm einen Bisschen von dem, was Akira noch von seiner Portion übriggelassen hatte.

„Und was ist mit mir? Ich habe keine einzige und esse dank ihm schon das doppelte und manchmal sogar das Dreifache", sagte er entsetzt, als er darüber nachdachte, dass es sogar stimmte. So viel hatte er davor noch nie gegessen.

Sezuna grinste ein wenig. „Aber du bist auch sehr viel unterwegs und das ist körperlich anstrengend."

„Ich war doch schon sehr viel davor unterwegs mit meinen Männern und ich habe nie so viel gegessen. Aber mit einem gebe ich dir Recht, es ist anstrengend, mit euch zu reisen, weil ihr einen immer wieder überrascht", bemerkte der Prinz und ließ sich Sezunas restliches Steak schmecken.

„Haru ist ein schlechter Einfluss auf mich mit dem Essen", behauptete er und fing sich den nächsten Boxer von ihm ein.

Sezuna lachte leise. „Dann musst du dir das zuhause wieder abgewöhnen", merkte sie an und genoss das Ragout.

„So einfach wird das nicht werden. Belynia wird sich fragen, wo ich das gelernt habe. Allerdings kann ich dann wenigstens die Schuld auf dich schieben." Akira brachte sich vor dem nächsten Boxer in Sicherheit und rutschte weiter in Sezunas ungefährliche Nähe.

„Du bist ganz schön frech, Akira. Wenn du so weitermachst, werde ich dich nicht beschützen", warf Haru ein und zeigte mit der Gabel auf ihn.

Sezuna lachte ein wenig lauter. „Deine Arme Frau wird nur Ärger haben, weil du zu viele Dinge von Haru übernimmst", meinte sie gut gelaunt und tätschelte gleichzeitig Haru den Arm.

„Sag mal, auf wessen Seite stehst du eigentlich?", kam es vorwurfsvoll von Haru, ließ sich aber nicht großartig stören. „Vielleicht sollte ich deiner Frau ebenfalls beibringen, so viel zu essen, dann habt ich auch keine Probleme mehr", schlug er vor und grinste breit.

„Natürlich auf deiner, auch wenn es gerade zu viel Spaß macht", lachte die Rothaarige und verschluckte sich fast an ihrem Bissen.

Sanft schlug er ihr auf den Rücken, bevor sie nicht mehr atmen konnte. „Das Gefühl habe ich gerade überhaupt nicht", gestand er, lächelte aber ein hinterhältiges Grinsen, welches Sezuna bereits kennen sollte.

„Nein, im Moment ärger ich dich ja auch", gab sie zu und war froh wieder richtig Luft zu bekommen.

„Was du nicht sagst", spottete er und leerte seine Teller genüsslich. Er war nahe dran, sie abzulecken, weil er einfach den Rest haben wollte. Aber das würde er in der Öffentlichkeit bestimmt nicht tun. So viel Blöße würde er sich nicht geben.

Sezuna grinste ein wenig und streckte sich ein Stück. „Willst du dann noch was haben?", fragte sie und hatte nun auch ihren Teller geleert.

„Nein, dafür darfst du heute Abend viel kochen. Als Strafe dafür, weil du mich ständig ärgerst. Die andere Strafe werde ich bei der nächstbesten Gelegenheit durchführen", warnte er sie, wobei sein spitzbübisches Grinsen noch breiter wurde.

Sezuna spürte den angenehmen Schauer, der ihr bei Harus Worten immer über den Rücken rieselte, weil sie genau wusste was für eine Art von Strafe es sein würde. „Das meinte ich ja mit dann", erklärte sie leise lachend.

„Aha. Wobei ich mir bei dir gar nicht sicher bin, welches du genau meinst", sagte er und streckte ihr leicht die Zunge heraus, wobei es zuerst nur aussah, als würde er sich die Lippen lecken.

Sezuna verdrehte die Augen. „Aber ich wäre jetzt auf alle Fälle für einen Nachtisch", wechselte sie das Thema, wobei sie Haru ein zweideutiges Lächeln schenkte.

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