Kapitel 2

„Du meinst eher bei dir? Du bist wesentlich gefährlicher als ich", zog er sie auf und ließ beide gleichzeitig los. „Trotzdem habe ich immer ein ungutes Gefühl, weil ich nicht weiß, was uns passieren wird", gestand Haru ihnen.

„Kann ich verstehen. Vor allem in einem Gebiet, wo man sich nicht auskennt", stimmte die Rothaarige zu und gab ihm dann einen leichten Klaps auf die Schulter, weil er sie schon wieder aufzog.

Haru hielt ihre Hand fest. „Du schlägst mich in der letzten Zeit ziemlich oft, ist dir das schon aufgefallen? Du beschwörst geradezu etwas gefährliches herauf", knurrte er sie verführerisch an, während Akira so tat, als würde er es nicht hören und nicht sehen. Stattdessen pfiff er vor sich hin, wobei er ein Lächeln aber nicht verstecken konnte.

Sezuna grinste. „Irgendjemand muss dich ja im Zaun halten."

„Eher anders herum, oder hast du etwa vergessen, wie ich dich im Zaun gehalten habe?", wollte er wissen und stupste ihre Nase an. Für Akira war das ein Teil seines Lebens geworden, die zwei zu hören, wie sie sich gegenseitig neckten und wollte sie nicht mehr missen.

Auch wenn er durch sie nur noch mehr Sehnsucht nach seiner Frau bekam, die Zuhause auf ihn wartete.

Ein Lachen von Sezuna erklang. „Dann versuche ich halt, dich zu erziehen. Wie auch immer du es formulieren möchtest."

„Hast du das gehört, Akira? Sie will mich erziehen!", spottete Haru und brach in lautes Gelächter aus. Diese Aussage amüsierte ihn so sehr, dass er stehen bleiben und sich den Bauch halten musste, weil er einen Lachanfall bekommen hatte.

Sezuna blickte zu Akira und zuckte die Schultern. „Versuch nicht zu ersticken", meinte sie in Harus Richtung und trug ein schiefes Lächeln zur Schau.

Akira grinste sie an und blieb stehen, denn der Magier schien von einem wirklichen Lachkrampf durchgerüttelt zu werden. Schon seit einer Ewigkeit hatte Haru nicht mehr so gelacht und es fühlte sich sogar für den Prinzen befreiend an.

Er trat an Sezuna heran und fragte sie leise, wie lange er wohl durchhalten würde? „Ich schätze, bei der Intensität nicht länger als ein paar Minuten", schätzte er.

Sezuna grinste. „Ich geb ihm zwei Minuten, dann geht ihm die Luft aus", gab sie gut gelaunt zurück und musste gestehen, dass sein Lachen etwas Anziehendes hatte.

Akira sah auf seine Uhr und beobachtete sie genau, bis Haru erschöpft auf den Boden sank und erst einmal wieder Luft brauchte. „Du hattest Recht, genau zwei Minuten. Woher hast du das gewusst?", fragte er das Mädchen erstaunt.

„Ihr habt auf mich gewettet?", keuchte Haru vom Boden aus und versuchte, böse auszusehen.

Sezuna lachte und deutete an ihren Kopf. „Ich bin gut in solchen Dingen", erklärte sie und setzte sich Kurzerhand zu Haru, um seinen Rücken zu streicheln.

„Akira, sie manipuliert mich ständig", krächzte Haru heiser und zeigte mit den Finger auf sie.

Anstatt jedoch eine Antwort des Prinzen zu erwarten, drehte er sich schnell zu ihr um und riss sie zu Boden.

„Deine Zeit läuft, meine kleine Wildkatze ... bring dich in Sicherheit und laufe, solange du kannst", hauchte er ihr drohend an die Stirn, bevor er ihr einen Kuss darauf drückte und sie wieder freigab. Sezuna machte ihn wirklich fertig.

„Du weißt, ich spiele gern mit dem Feuer", gab sie lachend als Antwort.

Schließlich stand der blonde Junge seufzend auf und zog Sezuna mit nach oben. In aller Ruhe klopfte er sich den Staub von der Hose ab und meinte, wenn sie so weiter machten, würden sie wohl nie in Kituo Cha ankommen.

„Wahrscheinlich nicht", stimmte Akira lachend zu.

„Vielleicht sollte ich Sezuna einen Knebel für diese Zeit verpassen, damit sie mich nicht wieder reizt und wir hätten Ruhe", schlug Haru unschuldig vor.

Was er Sezuna verschwieg war, dass er damals in Cuan noch weitere Dinge gekauft hatte außer die Verschlüsse für seine Manschetten. In einigen Läden war er fündig geworden und hatte Dinge gefunden, die dafür vielleicht geeignet waren, denn er hatte seit längerer Zeit die Vermutung, dass Sezuna auf solche Spiele stand, auch wenn er diese Art von Spielen bisher nicht gekannt hatte. Allerdings gefiel es ihm mittlerweile auch, jedoch nur, solange er die Kontrolle hatte.

Bisher hatte Sezuna es aber auch noch nicht bei ihm versucht und Haru vermutete, weil sie genau wusste, dass sie gegen ihn keine Chance hatte.

Oder auch, weil sie selbst lieber die Kontrolle abgab und ihr Gehirn ausschaltete. Schwer zu sagen.

Sezuna erschauderte leicht. „Wag es dir nicht", drohte sie und hob den Finger.

„Wieso nicht?", fragte er unschuldig und warf ihr einen Seitenblick zu. „Du hast keine Ahnung, zu was ich alles fähig bin, Wildkatze."

Dabei hatte er dieses schelmisches Grinsen in seinem Gesicht, was meistens bedeutete, dass er die Wahrheit sagte und durchaus alles wahrmachen konnte. Allerdings fragte er sich gleichzeitig auch, wie es sich anfühlen würde, wenn Sezuna ihm das antun würde. Ob sie ihn wohl genauso lange leiden lassen würde oder schon vorher aufgab?

Es war schwer zu sagen und er wollte es auch nicht herausfinden. Solange er die Kontrolle hatte, war alles gut.

Sezuna drohte noch immer, bevor sie zu ihm kam und ihm ins Ohr flüsterte. „Sowas gehört ins Schlafzimmer, nicht in die Öffentlichkeit."

„Meinst du? Akira hört nur das, was er will und außer uns ist niemand hier", meinte er schulterzuckend und sah sich um. „Außerdem war das Knebeln für jetzt gemeint und nicht dort, wo du es gerne hättest", erinnerte Haru sie nun flüsternd und warf Akira einen Blick zu.

Dieser schien jedoch wirklich in Gedanken zu sein und sie nicht zu hören. Sein Blick war auf die Gebirgskette gerichtet und es sah aus, als wollte er sich einprägen, von welchem Winkel sie dieses Mal kamen.

Sezunas Antwort bestand in einem Schlag auf Harus Oberarm. „Lass uns weiter gehen, damit wir vor der Dunkelheit noch eine Unterkunft finden", wechselte sie das Thema und versuchte nicht rot zu werden.

Dieses Mal schluckte er eine Antwort herunter, aber er formte mit den Lippen ein Wort: Rache

Zu Akira gewandt, fragte er, ob es auf dem Weg zum Gebirge ein Dorf gab, wo sie die Nacht verbringen konnten. Der Prinz schüttelte den Kopf und meinte, dass es jedoch am Fuße von Kutuna Katina ein Dorf gab, welches sie am nächsten Tag erreichen würden.

Das hieß, sie würden die Nacht draußen verbringen, was für die beiden Männer kein Problem war. Aber was war mit Sezuna?

„Wir haben schon lange nicht mehr draußen geschlafen", murmelte diese und wirkte nicht abgeneigt. „Gibt es einen See oder Wald?", wollte sie wissen, da diese Orte sicherlich am besten für die Nacht waren.

„Ja, aber dazu müssten wir vom Weg abweichen, denn der Wald liegt nicht auf dem direkten Weg", meinte er nachdenklich. Wenn sie zu dem Wald wollten, würden sie insgesamt eine halbe Tagesreise dorthin brauchen und Akira war sich nicht sicher, ob die beiden das wollten.

„Das wäre nicht so optimal", murmelte Sezuna nachdenklich. „Dann müssen wir einfach die Augen offen halten und hoffen, dass wir etwas auf dem Weg finden."

„Ansonsten müssen wir eben mit einem Schutzschild auskommen", meinte Haru schulterzuckend. Für ihn war es kein Problem, denn er wusste, dass sie nicht immer Glück haben würden, einen geeigneten Platz zu finden und das zu nutzen, was sie hatten.

„Ja, stimmt schon, aber es sollte auch versteckt genug liegen", murmelte Sezuna, die dem Weg weiter folgte, der sie in das nächste Dorf bringen würde.

Noch hatten sie Zeit, einen geeigneten Schlafplatz zu finden, denn die Sonne stand über ihnen und zeigte, dass es erst gerade Mittag sein musste. So viele Sorgen wollte sich der Magier noch nicht machen.

Auch Sezuna und Akira genossen die Sonne, obwohl Sezuna bereits spürte, dass sie begann zu frieren. Sie legte einen Wärmezauber auf ihre Kleidung, doch sehr viel würde er nicht bringen. In einigen Stunden, wenn es noch kühler wurde, würde sie sich umziehen müssen.

„Sezuna, wie kommt es eigentlich, dass du bei allem Recht hast und so gut einschätzen kannst?", fragte Akira sie, nachdem sie einen vorbeifahrenden Karren gegrüßt hatten. Der Tag bot sich für die Händler gut an, ihre Waren nach Auris zu bringen, um sie auf die Schiffe zu verladen oder einfach dort zu verkaufen.

„Ich schätze nicht, ich rechne. Und ich habe nicht bei allen Dingen recht, nur die, die sich logisch verknüpfen und erschließen lassen", sagte sie gut gelaunt, während sie die Umgebung betrachtete.

„Woher kannst du es dann berechnen, wenn du es nur ansiehst?", wollte er dann wissen. Schon immer war sie ihm ein Rätsel dabei gewesen. Doch das würde bestimmt von Nutzen sein, wenn sie in den Bergen waren. Dann konnte sie vielleicht auch errechnen, wie weit die Schluchten voneinander entfernt waren.

„Das geht nur, wenn ich ein Referenzmaterial habe", erklärte sie. „Zum Beispiel weiß ich, wie lang meine Finger sind und wenn ich den Ausstrecke, kann ich anhand der Schritte, die ich gegangen bin und der Höhe meines Fingers eine Referenz herstellen, um auf Grund dieser Grundlage bestimmte Dinge zu berechnen. „Ähnlich ist es auch mit Dingen, wo ich weiß wie groß sie sind."

„Du wärst bestimmt eine gute Lehrerin", meinte der Prinz nachdenklich und sah sie musternd an. „Was meinst du, wie hoch das Gebirge ist, was du bist jetzt siehst?"

Sezuna blickte zu diesem. „Uff, schwere Frage. Wenn ich den Angaben auf der Karte trauen kann und der Weg bis dorthin wirklich so lang ist, wie es die Karte zeigt, dann ist der höchste Berg des Gebirges etwas um die 8000 Meter hoch."

„Richtig. Meinst du, es ist der höchste Berg?", fragte Akira weiter. Ihm schien es Spaß zu machen, sie ein wenig auszufragen, was sie von den bisherigen Blicken auf seinen Kontinent darüber herausgefunden hatte.

„Von dem was ich bisher gesehen habe, ja. Aber ich glaube es gibt noch höhere", sagte sie nachdenklich und rief sich die Karte ins Gedächtnis.

Kopfschüttelnd seufzte er. „Du bist echt unglaublich", stellte er wieder einmal fest. „Meinst du, dass wir einen Schlafplatz finden werden?", war seine nächste Frage. Akira hatte schon einiges mit ihnen erlebt und traute ihnen durchaus eine Nacht am Straßenrand zu. Auch wenn er sich bei ihnen wohl und beschützt fühlte, wollte er das Schicksal nicht gerade herausfordern, wo Händler und gegebenfalls auch Räuber vorbeikamen.

„Es gibt sicherlich einige Stellen abseits der Straße", meinte Sezuna schulterzuckend. „Aber wir werden sicherlich draußen übernachten müssen."

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