Kapitel 16
Am nächsten Morgen erwachte Sezuna, weil Licht ins Zimmer drang und sie spürte, dass sie in einer fast schraubstockartigen Umarmung gefangen war. „Haru", murmelte sie leise und versuchte sich aus der Umarmung zu befreien, doch es lang ihr nicht.
„Hm?", meinte er verschlafen, als er spürte, wie sie versuchte, ihn zu entwenden. „Was ist los?"
„Ich mag es ja mit dir zu kuscheln, aber nicht so fest bitte", nuschelte sie noch immer verschlafen und eigentlich noch nicht gewillt aufzustehen.
„Entschuldigung", nuschelte er und lockerte sofort seinen Griff. Wenigstens hatte er nun wieder bessere Kontrolle über seinen Körper. Allerdings schien auch er nicht gewillt, jetzt schon aufzustehen, denn ansonsten rührte er sich nicht.
Sezuna atmete ein wenig erleichtert durch und schmiegte sich dann wieder an ihn, um noch ein wenig zu ruhen. „Geht es dir besser?", fragte sie leise.
„Ja, und dir?", fragte er zurück und drehte sich zu ihr, sodass er sie ansehen konnte. „Habe ich dir weh getan?
„Mir geht es besser und ich glaube ich hab vielleicht blaue Flecke", sagte sie nüchtern, wobei klar wurde, dass sie den letzten Teil nicht sonderlich ernst meinte.
„Soll ich nachsehen?", fragte er besorgt. Das war etwas, wovor er Angst hatte. Sie im Schlaf zu verletzen und er merkte es nicht. Anscheinend war sein Kopf noch nicht ganz klar, sonst würde er verstehen, dass sie es nicht ernst meinte.
Sezuna lachte leise. „Nein, schon gut. Du hast mich nicht verletzt", versicherte sie und hoffte, dass dem wirklich so war.
„Es wäre mir trotzdem lieber, die Möglichkeiten auszuschließen", sagte er, wobei er ein wenig beruhigter klang und Haru sagte zu ihr, dass er froh war, wenn es ihr wirklich besser ging. Doch wie lange hatten sie eigentlich geschlafen? War es wirklich nur die Nacht gewesen? Oder musste Akira schon länger auf sie warten?
„Ich bin froh, dass es dir besser geht", seufzte sie und schmiegte sich wieder an Haru.
„Besser ja, aber noch nicht ganz fit. Das war das Schlimmste, was mir bis jetzt passiert ist", gestand er. Auch wenn er früher schon sehr wütend geworden war, niemals hatte seine Magie gegeneinander gekämpft und ein Schlachtfeld in ihm hinterlassen. Bei diesen Gedanken kamen ihm all die Fragen wieder in den Sinn.
„Das ist nicht so gut", murmelte Sezuna und erhob sich nun doch langsam.
„Keine Angst, ich nehme an, dass es wirklich alles in meinem Körper durcheinander gebracht hat. Du hast mir, wieder einmal, das Leben gerettet", sagte er leise zu ihr.
„Das beruht sehr auf Gegenseitigkeit", antwortete sie und strich ihm durch die Haare. „Soll ich uns Essen organisieren?"
„Das wäre sehr nett", sagte Haru und setzte sich langsam auf. Immerhin war es schneller als zuvor, was ein gutes Zeichen war.
Sezuna nickte und schälte sich langsam aus dem Bett. Vielleicht sollte sie auch noch mal nach Akira suchen gehen, damit dieser wusste, dass es ihnen gut ging. Dann konnte Haru vielleicht gleich mit ihm sprechen.
Haru stand schließlich auf und bewegte alle Gliedmaßen, um zutreten, dass alles in Ordnung war. Er fühlte sich ein wenig schwindelig, doch als er seinen Kopf langsam kreisen ließ, hörte das. „Hoffentlich geht es Akira heute auch besser. Wir sollten mit ihm reden und uns überlegen, was wir machen."
Sezuna nickte zustimmend und ging dann auf die Tür zu, die zu Akira führte. Ohne anzuklopfen trat sie ein und sah sich um.
Allerdings war das Zimmer leer. Kein Anzeichen des Prinzen war weit und breit zu sehen.
Sezuna seufzte. Das hätte sie sich ja denken können.
Also drehte sie sich um und entschied sich nach unten zu gehen, um ihn dort zu suchen.
Haru bemerkte es gar nicht, weil er noch immer seine Gedanken zu ordnen versuchte. Aber er merkte, dass er Hunger hatte. Das würde ihm bestimmt helfen, alles wieder in Einklang zu bringen.
Seufzend wartete er auf Sezuna und fragte sich, wo Akira blieb.
Die Rothaarige irrte ein wenig durch die Gegend, bis sie Akira wirklich fand. Er war gerade dabei zu frühstücken und hatte sich in dem Speisesaal niedergelassen.
„Guten Morgen", grüßte er sie freundlich, doch man sah ihm an, dass er nicht gut geschlafen hatte. Bis jetzt hatte Sezuna ihn wohl noch nie so blass gesehen und er schien auch unruhig zu sein, was vielleicht mit zu wenig Schlaf zusammenhing. Jedoch schien er nicht er selbst zu sein. Akira, der fröhliche, freundliche und hilfsbereite Prinz von Tiratan.
„Guten morgen. Hast du gut geschlafen?", erkundigte sich Sezuna und versuchte freundlich zu sein, doch auch sie war nicht gerade auf der Höhe.
Er zuckte mit den Schultern und trank einen Schluck Tee. „Geht es euch besser?", wollte er stattdessen wissen. Die Spannung zwischen ihnen war deutlich spürbar.
„Haru ist zumindest wieder wach und kann sich bewegen", seufzte sie. „Und er würde gern mit dir sprechen, während ich Essen organisieren", erklärte sie und versuchte die Anspannung zu ignorieren.
„Ich glaube, es gibt nicht wirklich etwas zu besprechen. Ihr solltet eure Zeit nutzen, wieder auf die Beine zu kommen", meinte Akira leise. Er war sich nicht mehr sicher, ob es gut war, weiterhin ihnen helfen zu wollen. Auch wenn er kein Magier war und nicht alle Vorgänge verstand, so waren sie auch Menschen und er hatte gedacht und sogar gehofft, dass sie keine Probleme deswegen miteinander hatten.
Sezuna seufzte. „Dann sag das Haru, er ist derjenige, der mit dir sprechen möchte", erklärte sie mit einem Lächeln, bevor sie sich daran machte, das Essen für Haru zu finden. Immerhin brauchte dieser Kraft, um wieder gesund zu werden.
Seufzend stand Akira ergeben auf, um nach oben zu gehen. Es war besser, es hinter sich zu bringen, als es heraus zu zögern. Vor ihrer Zimmertür blieb er stehen und klopfte an, bis Haru von drinnen ein Herein verlauten ließ.
Also betrat er den Raum und schloss die Tür hinter sich. Allerdings trat er nicht sehr weit ein, sondern blieb an der Tür.
Der Magier sah zu ihm auf und sah ihn abschätzend an. „Es tut mir leid wegen gestern", sagte Haru leise und es klang ehrlich. Er wusste, dass er Akira nicht nur einen Schrecken eingejagt hatte, sondern ihm auch unnötig Sorgen bereitet. Dass hatte schon am Morgen angefangen, als sie losgegangen waren, dabei hatten sie sich noch am Vorabend so gut am Feuer verstanden und sich geneckt.
„Wie geht es dir?", wechselte Akira das Thema und klang noch immer sorgenvoll, während er Haru musterte. Er schien besser auszusehen und das beruhigte ihn ein wenig. Die ganze Nacht hatte er sich Gedanken darüber gemacht.
„Schon besser, noch nicht ganz fit, aber das wird schon. Nimmst du meine Entschuldigung an, Akira?", fragte er ihn offen und hielt ihm die Hand hin, obwohl er auf dem Bett saß. „Wir wollten dir nicht extra Sorgen machen."
Akira kam auf ihn zu und griff danach. „Ich habe mir verdammte Sorgen um euch gemacht", sagte er. „Aber ich bin euch nicht böse", versicherte er und drückte Harus Hand ein wenig.
„Wir dir auch nicht. Wir haben wohl nur unterschiedliche Wege, die Sorgen zu zeigen", lächelte Haru ihn an und klopfte neben sich auf das Bett. „Und sag nie wieder, ich soll meine Manschetten ausziehen, sie sind ein Teil von mir", warnte er ihn und boxte Akira sanft in seine Seite.
Das beruhigte Akira tatsächlich mehr, als seine Worte und er versuchte zu lächeln. „Bei Sezuna bin ich mir da nicht ganz sicher", gestand er, weil er nicht wusste, wie er jetzt mit der Rothaarigen umgehen sollte.
„Sie wird sich schon beruhigen. Zumindest hat sie gesagt, sie ist dir nicht böse, allerdings ist sie eine Wildkatze, die es nicht mag, wenn sich jemand einmischt", erwiderte er und rieb sich über seine Haare, die sie am Morgen noch verwuschelt hatte.
Akira seufzte. „Verstehe", murmelte er. „Ich hoffe, sie beruhigt sich schnell wieder", meinte er und kurz darauf ging auch schon die Tür auf, wo Sezuna mit mehreren Tellern herein kam. Diese schwebten um sie herum und sie manövrierte diese direkt auf Haru zu.
„Endlich essen", freute sich Haru und rieb sich die Hände. Er spürte, wie sein Magen ausgehungert war und klopfte Sezuna neben sich auf die andere Seite von ihn." Lasst uns essen und dann überlegen, was wir genau machen", bat er die zwei.
„Möchtest du auch was, Akira?", fragte Sezuna, die sich bereits über einen Teller mit kleinen, belegten Schnittchen hermachte. Sie fühlte sich mindestens so ausgehungert wie Haru.
„Ich ... gerne", zögerte Akira zuerst, denn zwar hatte er gegessen, jedoch nur sehr wenig. Vielleicht war sie ihm wirklich nicht mehr böse, wenn sie versuchte normal zu sein und er entspannte sich ein wenig.
„Na dann." Damit ließ sie einen Teller zu ihm rüber schweben und widmete sich selbst ihrem Teller.
Zuerst aßen sie schweigend, bis Haru sich erkundigte, ob Akira bereits einen Söldner gefunden hatte. Das Essen war köstlich, das musste er zugeben. Und es war auch reichlich.
„Ja, er wäre bereit jederzeit los zu gehen", meinte Akira, wirkte aber unschlüssig. Hatte Haru seine Meinung geändert und würden die beiden sie nun doch begleiten?
„Weiß er, dass wir Magier sind?", fragte er ihn. Anscheinend hatte er noch immer Angst, was andere Leute über sie dachten. „Und kennst du ihn schon länger?"
„Er ist eine Empfehlung eines Freundes. Kennen tue ich ihn persönlich nicht", antwortete Akira und ließ sich noch ein wenig Obst schmecken. „Und er weiß, dass ihr Magier seid.
„Beruhigend zu wissen. Hoffentlich taugt er auch was", murmelte Haru mit vollem Mund. Ganz vertraute er der Sache irgendwie nicht.
„Der Freund ist Händler. Er ist mit ihm recht häufig zusammen auf dem Weg durch die Gebirge", gab Akira zu, hoffte aber dasselbe wie Haru.
„Wir werden sehen. Gegebenenfalls müssen wir uns einen anderen suchen. Wie aber machen wir das nun mit deiner Höhenangst Sezuna?", wandte er sich an das Mädchen.
Sezuna wirkte plötzlich gar nicht mehr so fröhlich, sondern eher niedergeschlagen, als sie die Schulter zuckte. „Normalerweise ist es bei meinen Ängsten so, dass ich mich irgendwann daran gewöhne. Ich weiß bisher aber auch noch nicht, was der Auslöser für meine Angst ist."
„Angst zu fallen? Erinnerungen?", fragte er sie mitfühlend. Mit sowas war nicht zu spaßen, das wusste er.
Erneut zuckte Sezuna die Schultern. „Ich weiß es wirklich nicht. Aber bin mir recht sicher, dass es geht, sobald ich mich mit der Umgebung vertraut gemacht habe."
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