Kapitel 9


„Darf ich mal versuchen?", wollte Sezuna wissen, da sie eine Idee hatte, wie es vielleicht funktionieren könnte.

„Sicher", sagte er und rutschte ein Stück zur Seite, dass sie näher kommen konnte.

„Vielleicht klappt es so", meinte sie und ließ die Nadel schweben. Allerdings ließ sie diese nicht heiß werden, sondern legte einen anderen Zauber über sie und auch die Drachenschuppe.

„Das habe ich anfangs versucht, aber es hat nicht geklappt. Sogar andere Elemente habe ich probiert. Es ist, als wollte es sich damit selbst schützen", vermutete er.

„Ich bin ja auch noch nicht fertig", meinte sie und hob magisch die Splitter einer zerbrochenen Schuppe auf, um sie um die Nadel zu legen.

Haru schwieg und sah ihr dabei zu.

Sie nutzte nun die Nadel als Halterung für die Schuppenstückchen und hoffte, dass so die Schuppensplitter die Schuppe nicht zerstörten, wenn sie versuchte ein Loch hineinzumachen.

Der Magier lehnte sich zurück und hoffte, dass es funktionieren würde, denn ihm blieben nicht mehr viele Schuppen von sich übrig um das zu machen, was er wollte.

Langsam und geduldig bearbeitete Sezuna die Schuppe, bis sie ein Loch darin hatte und vorsichtig ihren Zauber wieder auflöste.

Nun besaß die Schuppe ein Loch, welches Haru interessiert musterte. „So scheint es zu funktionieren", meinte er nachdenklich und rieb sich über seine Bartstoppeln. Sein Gesicht verzog sich dabei und seufzend stand er auf. „Die müssen unbedingt weg, so nervig wie die sind. Kannst du in diese drei Schuppen hier noch Löcher machen, solange ich im Bad bin? Und dann suche dir von deinen sehr schöne aus, ich will deine Kette damit machen."

„Kann ich machen", meinte Sezuna und besah sich Haru kurz. „Bekomme ich noch einen Kuss, bevor du im Bad verschwindest?"

„Soll ich ihn nicht lieber zuerst entfernen? Der kratzt unheimlich", wollte er wissen. „Es fühlt sich an, als hätte ich Flöhe im Gesicht."

Sezuna lachte leise und erhob sich. „Lass mich mal schauen", sagte sie und strich liebevoll über sein Kinn, bevor sie es küsste. „Keine Flöhe", versicherte sie.

Sein Gesicht verzog sich wieder zu einer Grimasse und schüttelte den Kopf. „Dann müssen es wohl unsichtbare sein", behauptete Haru schief lächelnd. „Ich verstehe nicht, wie manche Männer solche Dinger tragen können", murmelte er und gab ihr einen flüchtigen Kuss, bevor er im Bad verschwand.

Sezuna lachte leise. „Wenn du es nicht magst, dann ist das so", sagte sie und kümmerte sich um die Drachenschuppen. „Darf ich eigentlich die kaputten Schuppen benutzen?"

„Nein, die brauche ich noch. Eine kannst du haben, die anderen brauche ich selbst", rief er ihr aus dem Bad zu.

„In Ordnung", rief sie zurück und nahm sich eine davon, bevor sie die ganzen Schuppen präparierte.

Nach fünf Minuten kam er zurück und seufzte. „Endlich wieder so, wie es sein soll. Nun kriegst du auch deinen Kuss", versicherte er ihr und beugte sich zu ihr hinunter, um ihre Arbeit anzusehen und sie zu küssen.

Nur zu gern erwiderte sie den Kuss und schlang sogar ihre Arme um ihn.

Haru ließ es zu und gab ihr einige Küsse, bevor er sich ihr entwand und sich wieder auf den Stuhl setzte. „Wo ist das Band, welches ich vorhin gekauft habe ...?", fragte er sich selbst und suchte in dem Stapel an Dingen auf dem Tisch, wobei die eine Hälfte ins Rutschen kam und beinahe auf dem Boden gelandet wäre, hätte er nicht geistesgegenwärtig einem Spruch gesagt, der sie an Ort und Stelle hielten.

Sezuna stellte sich hinter ihn, so dass sie ihm über die Schulter schauen konnte. Dabei ließ sie ihre Finger durch seine Haare fahren.

Ein wohliges Seufzen war die Antwort, als er eine Goldkette herauszog und begann, die Schuppen, welche Sezuna sich ausgesucht hatte, in verschiedenen Reihenfolgen auf den Tisch zu legen. „Welche Kombination gefällt dir am besten? Willst du die Form behalten oder soll ich sie verändern?", fragte er sie.

„So, wie du es mir machen möchtest", meinte sie und küsste seine Haare. „Egal was du mir daraus machst, ich werde es lieben."

„Es ist deine Kette, du hast also die Wahl", erwiderte er und änderte ständig die Reihenfolge der Schuppen. Letztendlich sah es so aus, als ob ein Feuer durch die Schuppen ging. Die hellsten hatte er in die Mitte gelegt und die dunkleren an den Rand. Da sie verschiedene Muster hatten, sah es wie eine Flamme aus. „Was meinst du?"

„Das gefällt mir gut", nuschelte Sezuna in seine Haare, da sie ihn erneut auf diese küsste.

Geschickt fädelte er die Schuppen auf und belegte sie mit einem Zauber, die sie versiegeln sollten und nicht mehr brechen konnten. Aber auch, dass die Kette federleicht wurde. „So fertig, komm her, ich lege sie dir um", sagte er zu ihr und zeigte ihr die Kette. „Wenn du willst, können wir in die Bibliothek gehen. Es ist schon spät, um noch einmal in die Stadt zu gehen und du wirst Hunger haben, oder?"

Sezuna ließ von ihm ab, damit sie ein wenig um den Stuhl herumgehen konnte. Dort stellte sie sich so, dass er ihr die Kette umlegen konnte, während sie ihr Haar hochhielt. „Ich habe Hunger, ja. Aber in die Bibliothek müssen wir nicht. Was würdest du denn gerne machen?", fragte sie und schielte zu ihm nach hinten.

„Ich wollte nach einem Buch suchen, welches näher auf Drachen und ihre Schuppen eingehen", gab er zur Antwort. „Du kannst auch gerne hier warten und essen, ich komme dann mit dem Buch zurück, falls ich es gefunden habe", schlug er vor.

Haru drehte Sezuna zu sich herum und betrachtete nachdenklich die Kette. „Sie steht dir gut. Der Drache war sehr nett, die Schuppen abzuwerfen", stellte er fest.

„Wenn du gehst, komme ich mit", meinte sie und schmiegte sich an ihn. „Ich hab heute zu wenig Haru gehabt und muss das jetzt nachholen."

„Und ich dachte, du bist mal froh, mich eine Weile nicht zu sehen. Keine Diskussionen, die sowieso zu nichts führen und keinen schlechtgelaunten Mann", sagte er, als es an der Tür klopfte.

Ein Dienstmädchen trat schüchtern ein und wollte das Abendessen bringen. „Bitte in die Bibliothek, sie möchte gerne dort essen", bat Haru das Mädchen und sie nickte, um gleich darauf zu verschwinden.

„Ich bin gern in deiner Nähe, auch wenn du schlecht gelaunt bist und mit mir diskutierst", meinte Sezuna und blickte zu ihm auf. „Hast du denn die Zeit ohne mich genossen?"

„Nicht ganz. Ein Teil von mir hat gefehlt", gab er zu und schob sie aus dem Zimmer, um dem Dienstmädchen zu folgen. Er wollte nicht, dass das Essen kalt wurde.

„Konntest du mit Akira reden?", wollte Sezuna weiter wissen, während sie auf den Weg zur Bibliothek war.

„Was meinst du? Natürlich habe ich mit ihm geredet", fragte er sie erstaunt, während er wartete, dass das Dienstmädchen die Bibliothek verließ und sie reingehen konnten.

Haru schon Sezuna sanft, aber bestimmt zu der Couch und schob den Wagen zu ihr.

„Geht es dir jetzt ein wenig besser?", wollte sie wissen und griff bereits nach einigen Scheiben sehr feinem Schinken.

„Ich hab doch schon gesagt, dass es geht", erwiderte Haru und begann, die Regale sehr langsam abzugehen, wobei sein Finger an den Buchrücken entlangfuhren und die Titel leise murmelte.

„Das Buch, das du suchst ist da links oben", erklärte sie. „Ein anderes über Drachen ist dort", fügte sie hinzu und zeigte auf ein weiteres Regal." Sezunas Blick lag auf Haru und sie hoffte wirklich, dass er sich langsam wieder entspannte.

„Woher weißt du, wo sie sind?", wollte er wissen und ging zu den Stellen, die sie ihm genannt hatte. Tatsächlich fand er die Bücher und kam zu ihr zurück, um sich neben sie zu setzen. Haru schlug eines der Bücher auf und begann, darin zu lesen.

„Ich war vorhin mit Belynia hier und hab dabei die Titel gelesen", erklärte Sezuna kauend.

„Achso, das erklärt, warum du es weißt", erwiderte Haru und schob ihr die Decke hin, falls sie anfangen sollte zu frieren. Obwohl es sehr warm in der Bibliothek war, konnte das passieren. Haru ließ sich von Sezunas essen nicht stören, sondern versuchte, ihr nebenbei zuzuhören und auf die Fragen zu antworten.

„Haru, ich beginne mir langsam Sorgen zu machen", gestand sie. „Ich weiß, dass nicht essen und nicht schlafen für dich bei Anspannung normal ist. Das letzte Mal, nach der Wüste, hast du aber nicht so lange ... gebraucht", versuchte sie es irgendwie zu formulieren.

Der Magier ließ seinen Finger an der Stelle, wo er das Lesen unterbrach. „Ich weiß nicht. Eigentlich hatte ich erwartet, dass es aufhört, sobald wir Akira hier her gebracht hatten. Aber die Sorge um dich ging weiter, weil es dir nicht gut ging und nun sind neue Sorgen hinzu gekommen, wo ich nicht weiß, was passieren wird. Das ist alles ... vielleicht zu viel. Es wird bestimmt besser, wenn die Zeit verstreicht", hoffte er und warf ihr einen Blick zu.

„Es tut mir leid", murmelte sie leise, weil sie irgendwie das Gefühl hatte, dass es ihre Schuld war.

„Muss es dir nicht. Es ist meine Schuld und nicht deine. Wichtig ist, dass es dir gut geht und das Kind nicht in Gefahr ist. Deshalb möchte ich so bald wie möglich die Untersuchung machen, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung ist", versuchte er zu lächeln und wandte sich wieder dem Buch zu.

„Dann machen wir das gleich morgen", sagte sie und ließ das Buch, was Haru lesen wollte, zu sich schweben. „Ich les dir vor, ich weiß ja, wie wenig du das magst."

„Gerade jetzt ist es aber eine gute Ablenkung für mich", protestierte er und zog es mit Magie zu sich zurück. „Du sollst essen, weil du die Kraft brauchst", sagte er streng zu ihr.

Sezuna seufzte. „Na gut", murmelte sie. Dabei wollte sie ihm nur etwas Gutes tun.

Nach einer Weile zog Haru seine Beine zu sich heran und ließ das Buch automatisch die Seiten umblättern. Das Buch lag auf seinem Schoß und er verschränkte die Arme in seinem Nacken, während er aufmerksam las.

Wenn Sezuna an die anderen Male zurückdachte, wo er gelesen hatte, wirkte er hier fast entspannt. Vielleicht, weil es ihn interessierte und es sich nicht einfach um Theorie handelte.

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