Kapitel 79
"Von Haru oder von mir?", fragte der Arzt sie vorsichtshalber. Er wusste zu gut, dass sie ihm nicht ganz vertraute.
Sezuna zuckte die Schultern. "Haru wäre mir lieber, aber Ihr seid der Erfahrene und wisst, auf was es ankommt", gab sie widerwillig zu.
"Dann soll er es auch machen", bestand Haruto darauf. Wenn der Blonde ein Heiler werden wollte, musste er so etwas auch tun.
Sezuna nickte. "Solange wir am Ende wissen, ob alles in Ordnung ist, ist mir alles recht."
Trotzdem fragte Haruto sie spezifisch nach Symptomen, Krankheitsanzeichen und alles, was nötig war. Haru hingegen untersuchte Sezuna so lange rein körperlich und ohne Magie.
Sezuna meinte, dass es ihr im Grunde gut ging. Bis auf diese seltsamen Stimmungsschwankungen und die Übelkeit. Auch, dass sie ab und an plötzliche Hungerattacken hatte erzählte sie ihm.
"Das sind alles glücklicherweise normale Begleiterscheinungen einer Schwangerschaft. Der Körper produziert die Hormone, die alles durcheinanderbringen können", erklärte der Arzt ihr ruhig. Der blonde Magier prüfte indes ihren Herzschlag und ihren Blutdruck, der normal war.
"Gerade die Stimmungsschwankungen sind mehr als normal. Das kann sich bis zum Ende hinziehen, danach sollte es eigentlich wieder normal sein", sprach er weiter, während er Haru genau beobachtete, wie dieser mit Sezuna umging.
"Ich weiß, aber Haru macht sich trotzdem Sorgen, dass der Transfer mir oder dem Kind nicht gut bekommt. Was ich nachvollziehen kann", meinte sie und klang ebenfalls besorgt. Immerhin brauchte sie die Vitamine für das Kind selbst und sie hatte Angst, dass es zu einer Mangelversorgung kam.
"Solange du genügend isst, sollte es zu keinen Engpässen kommen. Natürlich könnten wir auch jedes Mal davor überprüfen, ob du genügend Vitamine hast. Nur denke ich, dass dir das nicht recht ist", überlegte Haruto und war sich sicher, dass Sezuna sich damit nicht wirklich anfreunden konnte.
Dass Haru sich Sorgen machte, war verständlich. Durch seine Magie setzte er Sezuna und das ungeborene Kind einer Gefahr aus, wenn sie nicht genügend Vitamine hatte. Doch Haruto beruhigte sie ein wenig dabei, denn er meinte, dass die kurzen Tage, wo sie weniger hatte, ihrem Kind nicht zwingend schaden würde. Solange sie wieder genügend Vitamine zu sich nehmen konnte, war es nicht so schlimm.
"Und du, Haru, kannst immer noch nicht essen?", fragte er den Magier dann. Haru zuckte nur mit den Schultern, denn er hatte es seitdem nicht mehr versucht.
"Einen Löffel hat er versucht und da gab es keine Probleme", informierte Sezuna den Heiler. Jedoch hatten sie es nicht täglich versucht.
Nachdenklich rieb sich der schwarzhaarige Arzt sein Kind. "Das ist allerdings nicht sehr viel. Also, was schlagt ihr vor, was ihr machen wollt?", fragte er die beiden nun. Haruto wollte ihnen die Chance geben, selbst zu entscheiden.
Sezuna zuckte die Schultern und sah zu Haru. Ihr ging es gut. Sie würde damit klarkommen erneut einen Transfer zu vollführen. Aber Haru war derjenige, der sich Sorgen machte.
"Ich bin mir nicht sicher, ob es das Richtige wäre, wenn Sezuna heute noch arbeiten und in die Bibliothek gehen will", gab Haru kleinlaut zu.
"Ich muss ja nicht zwingend arbeiten, wenn es mir nicht gut genug geht", meinte die Rothaarige und klang fast unwirsch. "Aber es ist wichtig, dass du wieder deine Vitamine in den Griff bekommst."
Seufzend gab sich Haru geschlagen. Er besaß keinen Nerv mehr, noch zu diskutieren.
Deshalb hielt er ihr schweigsam seine Hände hin, damit sie anfangen konnten.
Sezuna fragte sich, warum er deshalb schon wieder so einen Aufstand machte, doch sie griff schweigende nach seinen Händen, um mit dem Transfer zu beginnen. Immerhin ging es ihr und dem Baby gut, also konnte sie nun Haru helfen.
Haruto stellte fest, dass die beiden von Mal zu Mal geschickter und schneller dabei wurden. Was auch sehr gut war, dann konnten sie sich auch schneller erholen.
Der blonde Magier wurde auch besser dabei, seine Magie zu ihr fließen zu lassen, ohne daran festzuhalten. Doch es war jedes Mal sehr anstrengend und wie bereits die Male zuvor wurde ihm wieder übel und schwindelig, als sie damit fertig waren. Sofort legte sich Haru hin, da er nun wusste, was am Besten half.
Sezuna lehnte sich auch zurück und schloss die Augen, um sich ein wenig zu erholen. Auch wenn es ihr noch recht gut ging, war sie ein wenig erschöpft und auch müde. Gerade, weil sie die Nacht über kaum geschlafen hatte.
Haruto vergrößerte die Couch, sodass sie sich zu Haru legen konnte, wenn sie es wollte. Trotzdem sagte er auch zu ihr, falls sie etwas brauchen würde, sollte sie es sagen. Er war da und würde warten, bis sich beide wieder erholt hatten.
Eine angenehme Stille breitete sich in Harutos Zimmer aus, das nur von Papiergeraschel seinerseits unterbrochen wurde.
Sezuna spürte, wie sie langsam in den Schlaf glitt, der ihr die Nacht über verwehrt geblieben war.
Harus Arm lag auf ihrem, da sie sich nicht zu ihm gelegt hatte. Aber wenigstens konnte er sie so spüren. Für ihn war es wichtig, dass sie nun schlief und sich erholen konnte.
Der Arzt hatte es ebenfalls bemerkt, dass sie schlief. Er war der Meinung, dass sie einfach Zeit brauchten, alles zu verarbeiten und er würde dabei auch nicht stören.
Ihr Schlaf schien ruhig zu sein, denn sie bewegte sich kaum. Allerdings arbeitete ihr Kopf wieder auf Hochtouren.
Obwohl Haru nicht schlief, ruhte er sich wenigstens aus. Auch dieses Mal hatte er wieder erhöhte Temperatur. Haruto hatte diese überprüft und ihm vorsorglich ein Tuch auf den Kopf gelegt, was ihn kühlen sollte.
Ansonsten mischte er sich nicht ein, sondern erledigte seine Dinge und wartete, bis die zwei sich soweit erholt hatten, damit sie ihren Tätigkeiten nachgehen konnte.
Nach zwei Stunden ging es Haru ein wenig besser, auch wenn ihm noch ein wenig schwindelig war. Als er seine Augen öffnete, sah er Haruto mit einer Feder schreiben.
Außer dieser Feder und Sezunas ruhigem Atem war nichts im raum zu hören.
Der Arzt warf ihm ein Lächeln zu, als er merkte, dass der blonde Magier erwacht war, widmete sich dann jedoch wieder seiner Arbeit. Haru schloss also seine Augen und wartete einfach, bis Sezuna wieder aufwachen würde. Da sie eventuell ihren Stand an dem Tag nicht betreiben würde, sollte sie sich ausruhen und genug schlafen. Vielleicht half ihr das auch, sich ein wenig zu beruhigen. Noch immer tat es ihm leid, dass er am Abend so wütend geworden war.
Sezuna rutschte langsam in seine Richtung, schien davon aber nicht wach zu werden.
Seine Hände fassten nach ihr, um sie zu sich ziehen zu können. Schon kurz darauf lag Sezuna in seinen Armen und wurde von ihm gestreichelt.
Auch darauf reagierte sie nicht. Sie schien tief und fest zu schlafen.
Sezuna schlief fest und er ging nicht davon aus, dass sie gleich wieder aufwachen würde.
Nach einer Weile fragte er Haruto, ob er wirklich das Richtige mit ihr tun würde. „Ich denke, es ist nicht richtig, sie dazu zu benutzen, nur um mir zu helfen. Sie braucht ihre Kräfte für sich selbst", sagte er leise, doch der Arzt hörte ihn sehr genau.
"Sie ist eine sehr starke, junge Frau", gab der Arzt an. "Es mag sein, dass sie nicht gut auf Magie reagiert, aber ansonsten ist ihr Blutbild sehr gut. Eines der Besten, die ich bisher gesehen habe", erklärte ihm der Arzt leise.
„Nur verkraftet ihr Körper es anscheinend nicht immer. Ich habe Angst, dass ich ihr damit schade weil ich ... Angst vor der Nadel habe", gestand Haru flüsternd.
"Bisher zeigt ihr Körper keine Anzeichen davon, dass sie es nicht vertragen würde", meinte Haruto und legte seine Feder zurück. "Ich glaube eher, dass sie gerade eher damit Probleme hat, dass sich ihr Körper durch die Schwangerschaft ändert. Sie wird erst lernen müssen, wie sie damit umgehen muss, damit alles wieder so geht, wie sie es gewohnt ist."
Haru ließ sich die Worte durch den Kopf gehen und nickte schließlich leicht. „Wenn wir noch ... vorsichtiger gewesen wären, müsste sie da jetzt nicht durch", seufzte er traurig. Sezuna hatte zwar gesagt, dass sie sich auf das Kind freute, aber auch, dass sie in Erwägung gezogen hatte, es sterben zu lassen, damit Haru es nicht erfuhr. Ihm tat es nur leid, dass sie wegen ihm nun unter den Veränderungen litt.
"Ein Kind sollte kein Grund sein, zu trauern", meinte Haruto mit einem sanften Lächeln. "Natürlich bedeutet es sehr viel Verantwortung, aber ein kleines Leben ist auf den Weg die Welt zu erblicken und ich bin mir sicher, dass Sezuna eine gute Mutter und du ein guter Vater wird. So wie du dich um die Mutter bereits sorgst", stellte der Heiler fest.
Haru krauste seine Nase über die Worte des Heilers und entschied sich, darüber zu schweigen. Jeder war anderer Meinung als er selbst, deshalb brachte es nichts, darüber zu diskutieren. Nur in einem Punkt stimmte er dem Arzt zu: Sezuna würde eine gute Mutter werden.
„Meinst du, ich sollte sie lieber doch hier lassen, anstatt sie den Gefahren auszusetzen?", fragte er Haruto vorsichtig, beinahe schon ängstlich über die kommende Antwort. Haru zweifelte an sich selbst, dass er wirklich die richtige Entscheidung dabei getroffen hatte.
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