Kapitel 78
Der nächste Morgen begann für die beiden nicht sonderlich ausgeruht und dieses Mal war nicht nur Haru müde. Auch Sezuna wirkte nicht, als wäre sie sonderlich ausgeruht.
Mürrisch schälte er sich aus den Decken und setzte sich an die Bettkante. "Ich glaube, es wäre besser, heute keinen Transfer zu machen. Ich fühle mich nicht sonderlich gut", murmelte er leise. Ihm war nicht entgangen, dass es Sezuna ähnlich ging.
"Denkst du, es ist gut, wenn wir es ausfallen lassen?", fragte sie nicht so begeistert. Sie wusste nicht, wie sich das auswirken würde.
"Ich denke es ja. Dir geht es auch nicht gut. Und ich bin mir sicher, dass Haruto der selben Meinung ist", murmelte er noch und gähnte. Sezuna wollte ja heute noch in die Bibliothek und den Stand betreiben, da war es besser, wenn sie sich nicht völlig bei dem Transfer verausgabte.
"Ich möchte aber nicht, dass wir zu lange warten und es dir dann nichts mehr bringt", murmelte sie leise. Wenn es irgendwie möglich wäre, ihm die Vitamine zu verabreichen, ohne ihn dabei zu ängstigen, würde sie es gern machen. Ohne den Transfer, der beide sehr in Mitleidenschaft zog.
"Mach dir keine Sorgen. Ich krieg das schon hin", behauptete Haru und stand auf. Ausgiebig streckte er sich und drehte sich zu Sezuna um.
"Ich habe Angst, dass es wieder passiert wie vor drei Tagen", gab er ehrlich und auch zerknirscht zu. "Zuerst ging es dir so schlecht, dann ging es mir besser, sodass ich übertrieben habe. Was mich mein Leben gekostet hätte, wenn du nicht schnell genug reagiert hättest", murmelte er.
Er vertraute Sezuna weit genug, dass sie ihm mit den Transfers helfen würde. Allerdings wollte er es ihr nicht antun, wenn es ihr selbst nicht gut ging. Deshalb fragte er sie, ob er den Arzt holen sollte, damit er ihnen vielleicht helfen konnte.
"Ich denke wir sollten uns beide noch einmal untersuchen lassen", stimmte sie zu. Vorsicht war besser als Nachsicht. Gerade in diesem Punkt.
"Gehen wir dann zu ihm? Oder soll er kommen?", fragte er sie interessiert, wobei er sich gerade warm anzog.
"Ich würde gern vorher frühstücken, dann gehen wir zu ihm", schlug sie vor.
Er nickte ihr zu und ging ins Bad, nachdem er ihr einen Kuss auf die Stirn gegeben hatte.
Kurz darauf kam Keira schüchtern in das Schlafzimmer, um ihnen Frühstück zu bringen.
Haru hörte, wie schüchtern das Mädchen sprach und schüttelte den Kopf über den Unsinn, was Sezuna ihm am Vorabend erzählt hatte.
Sezuna bedanke sich bei ihr und bat sie der Köchin ihren Dank auszurichten. "Glaubst du, dass ich mich mit der Köchin vielleicht über Rezepte unterhalten könnte?", wollte Sezuna unsicher wissen. "Akira mag meinen Honigkuchen und es wäre einfacher, wenn sie diesen auch backen könnte."
"Ich bin mir sicher, sie würde gerne Eure Rezepte wissen", lächelte Keira schüchtern. "Sie ist sehr aufgeschlossen und neugierig auf neue Gerichte", fügte das Mädchen dann hastig hinzu.
Sobald sie jedoch Haru sah, der gerade aus dem Badezimmer kam, verstummte sie und senkte ihren Kopf.
Sezuna tätschelte ihre Schulter. "Danke", sagte sie laut, bevor sie ihr zuflüsterte, dass sie keine Angst haben musste.
Unruhig nestelte Keira an ihrem Rock herum und machte sich kleiner, als Haru näher kam.
Wenn Sezuna die beiden nun beobachtete, war es kein Wunder, warum sie eingeschüchtert war. Haru, der groß und muskulös war stand noch zwei Schritte von ihr entfernt. Das Mädchen, klein und zierlich verschwand beinahe in seinem Schatten.
Er sagte nichts zu ihr, sondern versuchte zu lächeln.
Dieses Bild erinnerte sie sehr stark an ihre erste Begegnung mit Haru. Sie hatte neben ihm wahrscheinlich genau so ausgesehen. Genau so klein und überfordert.
Man merkte Haru an, dass es ihm sichtlich schwer fiel, irgendwas zu sagen. Genau wie Sezuna war er nicht sehr sozial, aber es fiel ihm einfacher, Freundschaften zu schließen, wenn sie normal und nicht überheblich waren. Ja, sogar wenn sie verrückt waren.
"Haru, das ist Keira", stellte Sezuna die junge Frau schließlich vor. "Keira, das ist Haru. Ihm ist es auch lieber, wenn du ihn nicht so höflich ansprichst", erklärte Sezuna, die versuchte das Eis zwischen ihnen zu brechen.
Schüchtern sah Keira zu ihm nach oben und wollte gerade wieder ihren Kopf sinken, als Haru ihr plötzlich die Hand hinhielt und eine Entschuldigung murmelte, dass er sie verängstigt hatte.
Erstaunt sah das Dienstmädchen ihn an und nahm vorsichtig, ja fast schon behutsam seine Hand, als würde sie ihm nicht ganz trauen.
Sezuna musste ein wenig schmunzeln. "Keine Angst. Haru mag zwar gefährlich aussehen, aber er ist ein sehr Sanfter", flüsterte Sezuna Keira zu und zwinkerte.
Bei ihrer Aussage knurrte Haru grollend, sodass Keira sofort einige Schritte zurückging. Der Blonde mochte es nicht, wenn Sezuna sagte, dass er sanft war. Vielleicht war er es mit ihr, aber Haru wahrte sich lieber sein Gesicht. Dabei dachte er an ihre Worte, wie sie einmal zu ihm gesagt hatte, dass er ein kuschelbedürftiger Bär war, bis er sie korrigiert hatte, er wäre weder das eine, noch das andere.
Sezuna klopfte Haru auf dem Oberarm. "Mach ihr keine Angst", tadelte sie ihn.
„Dann sag ihr auch nicht so einen Blödsinn", tadelte er hingegen Sezuna.
Noch einmal wandte sich Haru an das schüchterne Mädchen und lächelte.
„Ich beiße nur, wenn man mich reizt", versuchte er klarzustellen.
Sezuna verdrehte die Augen. "Als würdest du einem armen, unschuldigen Mädchen weh tun", meinte die Rothaarige, die ihn liebevoll ansah.
Harus Schnauben zeigte deutlich, dass er durchaus in der Lage war, wenn man ihn zu sehr reizte. Das musste sie aber nicht wissen.
Keira beobachtete die beiden nervös, musste aber angesichts der Art, wie die zwei miteinander umgingen, lächeln.
Sezuna griff nach Harus Arm und schmiegte sich an diese. "Solange niemand auf die Idee kommt, dich oder mich anzugreifen, wirst du ihm kaum beißen", meinte Sezuna überzeugt und lächelte zu ihm nach oben.
Zustimmend nickte er und erwiderte ihr Lächeln leicht.
„Soll ich dann ... Euch ebenfalls beim Namen nennen?", fragte Keira ihn vorsichtig und er nickte.
Ein kleines Lächeln erschien auf ihren Lippen, bevor sie sich zurückzog, um ihren Pflichten nachzugehen.
„Deine Definition von mir stimmt mit meiner absolut nicht überein", behauptete er, als sie wieder alleine waren.
Sezuna grinste. "Ich muss ihr nicht unter die Nase reiben, dass du ein wilder Tiger bist, der sie zerfleischen würde, wenn du sie für eine Gefahr für mich oder das Kind halten würdest", sagte sie leise.
"Es ist viel besser, wenn sie weiß, dass ich nicht harmlos bin. Im Falle, dass ich sie zerfleischen müsste wäre es immerhin dann keine Überraschung mehr für sie", erklärte er schulterzuckend und gab ihr den Tee.
Sezuna schüttelte den Kopf. "Besser sie weiß nicht, was auf sie zu kommt, dann hat sie nicht zu viel Angst", widersprach sie und nahm den Tee dankend entgegen.
"Im Gegenteil. Wenn sie Angst hat, wird sie nichts versuchen, mich missmutig zu stimmen. So allerdings ist sie mutiger und wagt auch Dinge", beharrte Haru schnaubend.
Murrend setzte er sich zu ihr ans Bett und fuhr sich müde über das Gesicht. "Bin ich froh, wenn wir irgendwo alleine leben ..."
Sezuna lachte leise. "Ja, all diese Menschen, die einen ärgern", meinte sie fast schon belustigt. Aber auch sie wäre froh, wenn sie irgendwo alleine waren.
Haru zog ihr seufzend den Wagen heran, sodass sie sich daran bedienen konnte. Ihm ging der Gedanke nicht aus dem Kopf, ob der Transfer ihrem Körper vielleicht mehr schadete als angenommen. Obwohl ihre Blutwerte gut gewesen waren, schien ihr zierlicher Körper das nicht einfach zu verkraften. Wobei das auch daran liegen konnte, dass sie nicht gut auf die Magie anderer reagierte.
Was wohl Haruto vorschlagen würde, wenn er sie beide untersucht hatte?
Eigentlich sollten beide die Schwangerschaft genießen, doch nun schien es, als würden sie sich Sorgen um den jeweils anderen machen.
Dabei war Haru noch um einiges besorgter um sie. Schon allein, weil sie einen zierlicher Körper besaß. Es bestand die Möglichkeit, dass er es gar nicht aushalten würde. Daher, dass sie auch keine Magie vertrug, machte eine Behandlung im Notfall noch viel schwerer.
"So, ich bin fertig. Wir können zu Haruto", meinte Sezuna schließlich und aß das letzte Stückchen Apfel.
Haru lächelte ein wenig blass. Er hatte keine Angst vor einem Transfer, aber vor den Worten von Haruto, wenn er der Meinung war, dass es nicht das Beste für beide war, wenn sie diesen jetzt vollzogen.
Die Rothaarige erhob sich und streckte sich ein wenig, bevor sie Haru anlächelte. Auch sie war ein wenig nervös, sah aber keinen Grund Angst zu habe denn ihr ging es gut.
Schweigend liefen sie nebeneinander her zu Harutos Flügel. Zögerlich klopfte Haru schließlich an und wartete auf das Herein! des Arztes.
Beide traten ein, wobei es bei Sezuna fast schon zögerlich aussah. Dennoch lächelte sie Haruto zu.
"Guten Morgen. Seid ihr hier, um den Transfer zu vollziehen?", erkundigte er sich bei ihnen. Haruto runzelte die Stirn, als er sah, dass irgendwas nicht in Ordnung war und fragte sie daraufhin danach.
Sezuna erzählte davon, wie schlecht sie geschlafen hatte und auch, dass sie sich Sorgen machte, dass es ihr vielleicht doch nicht so guttat. Sie wollte vorher lieber eine Untersuchung.
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