Kapitel 69

"Natürlich. Ich muss doch unbedingt wissen, was mit der Eisenwaffe ist", grinste er breit. Das Leuchten in seinen Augen kam zurück, wenn er nur daran dachte. Es war nicht zu übersehen, dass er sich ständig damit irgendwie beschäftigte.

"Dann geht mal los und viel Spaß", wünschte der Arzt ihnen lachend.

Sezuna lächelte leicht und erhob sich. Sie war noch immer ein wenig skeptisch, was Haruto betraf, doch es wurde langsam besser.

"Was meinst du, ob die Forscher uns helfen können?", wollte Haru von ihr wissen, als sie die verschneiten Straßen von Kituo Cha entlang zum Magierturm gingen.

Als sie an ihrem Stand vorbeikamen, sahen sie die Magierin, welche nur Vormittags da war. Auch sie verkaufte Gerichte, die sehr gut rochen.

Sezuna überredete Haru dort kurz Halt zu machen, damit sie eines probieren konnte. "Sie werden uns bestimmt helfen können", meinte sie, während sie das warme, gefüllte Brötchen in den Händen hielt.

Solange sie aß, warf er einen Blick auf die Waren, welche die junge Magierin anbot. "Schmeckt es dir?", fragte der blonde Magier sie lächelnd, als er sah, wie sie ihre Augen geschlossen hatte. Das zeigte, dass sie es mochte. Was war das überhaupt für ein Brötchen?

"Es ist sehr lecker", murmelte Sezuna. "Und gut für einen kalten Tag geeignet."

"Was ist denn alles drinnen?", fragte Haru sie und trat einen Schritt zur Seite, um jemanden durchzulassen.

Sezuna zuckte ein wenig die Schultern, da sie das Brötchen einfach nur genießen wollte. Sie hatte nicht vor das Rezept einer Kollegin nachzumachen.

Deshalb schwieg der blonde Magier und sah sich ein wenig um. Da es bereits nach Mittag war, würde sie ihren Stand wohl bald abbauen. Tatsächlich hatte die junge Magierin kaum noch etwas, was sie verkaufen konnte.

"Gehen wir weiter", meinte Sezuna schließlich und setzte den Weg Richtung Magierturm fort. Sie wollte unbedingt mehr über die Eisenwaffe erfahren.

Wie schon öfters bekamen die beiden die Besucherarmbänder. Mittlerweile kannte der Mann an der Rezeption sie und lächelte. "Wie kann ich euch denn heute behilflich sein?", fragte er die beiden.

Sezuna wirkte ein wenig nervös, versuchte aber ihr Anliegen möglichst verständlich zu erklären. "Wir würden gern in die Abteilung der Forscher, weil wir etwas haben, dass diese interessieren könnte."

"In Ordnung. Eure Namen brauche ich nicht mehr, die weiß ich", lächelte er freundlich und schrieb etwas auf ein Formular, welches er mit Magie verschwinden ließ. "Ihr seid angemeldet", sagte der Mann und gab ihnen den Namen des Abteilungsleiter: Mirano.

"Ihr müsst den Gang bis zum Ende folgen und dann nach links. Das Forscherabteil liegt ganz am Ende des Gebäudes", erklärte er ihnen.

Sezuna bedankte sich mit einem Lächeln bei ihm und dann machten sich beide auf den Weg. Sie war wirklich neugierig, was es mit der Eisenwaffe auf sich hatte und ob die Magier ihnen helfen konnten.

Auf dem Weg dorthin begegneten sie mehreren Magiern aus verschiedenen Abteilungen. Manche machten Witze oder sprachen über ihre Familien. Sie waren wie jeder andere auch, nicht hochnäsig oder sonstiges.

Sobald sie jedoch die Tür zum Forscherabteil hinter sich ließen, merkte man, dass die Stimmung ganz anders war. Ernst und ruhig. Der Teil des Magierturms wurde in einem schlichten Weiß gehalten, aber hier und dort gab es auch Blumen oder kleine Bäumchen. Auf den ersten Blick erinnerte es an die Krankenstation der Schule.

Von einem Zimmer her hörte man Geräusche, die nicht auszumachen waren.

Sezuna fühlte sich nicht ganz so wohl, wie sie sich gewünscht hätte, doch das war in Ordnung. Es war ein Labor und als solches musste es nicht einladend sein.

Die Frage war jetzt nur, wo sie Mirano fanden.

Eine Tür ging plötzlich auf und ein Magier betrat den Flur. Er war kleiner als Haru, aber größer als Sezuna. Seine Gestalt wirkte sehr schlank, sodass er wie ein Handtuch wirkte. Schon allein die Art, wie er auf den Flur trat, war mächtig und zeigte von Stärke. Es war schwer einzuschätzen, wie alt der Mann mit den blonden, halblangen Haaren und den eisblauen Augen genau sein sollte. Er wirkte auf der einen Seite richtig jung, auf der anderen Seite jedoch auch alt und erfahren.

"Was wollt ihr hier?", fragte er Sezuna und Haru mit einem strengen Blick, aber durchaus nicht unhöflich, als er sie entdeckte. In seinen Armen trug er einen Stoß von Papieren und ein Buch, welches von seiner hellblauen Magierrobe beinahe verdeckt wurde.

"Wir suchen nach Mirano", erklärte Sezuna vorsichtig. Sie wusste nicht genau, wieso er so auf sie reagierte.

"Ihr steht vor ihm", erwiderte Mirano mit einem musternden, prüfenden Blick. "Was kann ich für euch tun? Oh halt, seid ihr Haru und Sezuna Suzuki?", fragte er sie plötzlich.

Sezuna, der es unangenehm war, dass sie hier scheinbar jeder kannte, trat ein Stückchen zurück und versteckte sich fast hinter Haru, als sie vorsichtig nickte.

"Jaruk hat euch angemeldet", kommentierte er und sein strenger Zug um seine schmalen Lippen wurde weicher. "Es freut mich, euch kennenzulernen." Mirano streckte ihnen seine schlanke Hand hin.

Haru musterte ihn ausgiebig. Er war der Abteilungsleiter? Mirano sah doch noch so jung aus! Wobei, das hieß nicht, dass man bereits in dem Alter nicht erfahren sein konnte.

"Freut mich auch", meinte Sezuna vorsichtig und reichte ihm ein wenig schüchtern die Hand.

Miranos Händedruck war fest und stark, das spürte Haru sehr gut. Der Abteilungsleiter sah ihn lange und musternd an, ohne etwas zu sagen.

"Wie kann ich euch behilflich sein?", wollte er dann wissen, wobei er eine einladende Handbewegung in das Zimmer machte, aus dem er gerade gekommen war.

Nur zögerlich folgte Sezuna ihm. Gerade jetzt, wo sie schwanger war, war sie noch vorsichtiger im Umgang mit den Leuten. Zumindest mit normalen Leuten. Sie hatte irgendwie weniger Probleme mit einer Steinhexe, als mit einem Magier oder Heiler.

Mirano ließ seine Tür mit einer magischen Handbewegung schließen und zeigte auf die Stühle vor seinem Schreibtisch. Das Zimmer war warm eingerichtet, was Haru sehr verwunderte, da der Rest der Abteilung eher schlicht und kalt wirkte. Wobei sie ja noch nicht in einem anderen Raum gewesen waren. Miranos Zimmer besaß einige Pflanzen, die von der blassen Wintersonne gerade angestrahlt wurden und dem Ganzen etwas schönes verlieh.

Der blauäugige Magier ließ sich auf seinem Stuhl nieder und legte den Stapel an Papieren zur Seite. Haru warf einen kurzen Blick darauf und er wusste sofort, dass es Skizzen von etwas waren.

Nun warf er Sezuna einen Blick zu, dass sie erzählen sollte, denn er würde bestimmt einige Details auslassen.

Sezuna betrachtete die Skizzen für einen flüchtigen Moment und prägte sie sich ein, bevor sie vorsichtig begann von der Waffe zu erzählen. Allerdings nicht zwingend, wo sie diese her hatten und den Skorpion ließ sie auch aus. Im Grunde ließ sie alles aus, was sie im Moment einfach noch nicht sagen wollte. Nur die Waffe war wichtig.

Haru holte sie hervor und legte sie auf den Tisch. Ruhig hörte der Abteilungsleiter der Forscher zu, ohne sie zu unterbrechen. Als seine Augen jedoch auf die Waffe fiel, spürte man, wie unruhig er wurde.

"Bei allen Göttern ... das gibt es nicht, dass ihr sie gefunden habt", hauchte er ehrfürchtig und nahm sie in seine Hände. "So lange haben wir sie gesucht ...", murmelte er zu sich selber.

Sezuna verspürte den Drang danach zu greifen und sie zurückzuziehen. Es war nie gut, wenn jemand so reagierte. Vor allem, weil es keine Verbindungen zu den Forschern des Magierturms und der Wüste gab. Es sei denn, diese waren ehemalige Forscher aus der Wüste und dann würde Sezuna gewiss nicht hier bleiben. Sie hatte gesehen, was dort unten los gewesen war und mit solchen Leuten wollte sie nichts zutun habe.

Sezuna, die ihren Blick verengt hatte, blickte Mirano abwartend an. Wenn er nicht auf die Idee kam sich zu erklären, würde sie ihm die Waffe wieder abnehmen.

Haru blieb schweigsam, weil er einfach abwarten wollte, was Mirano meinte.

Dieser hielt die unfertige Waffe nach oben und drehte sie nach allen Seiten. "Das ist also die Waffe, welche die alten Magier in ihrem Buch erwähnt hatten", sagte er mehr zu sich selbst, bevor er sich an die zwei wandte.

"Wir haben seit Ewigkeiten danach gesucht, da sie in einem Buch beschrieben wurde. Nur hat sie noch nie jemand zu Gesicht bekommen. Daher dachten wir, dass es vielleicht nur Unsinn gewesen war. Doch nun gibt es den Beweis, dass es diese Waffe, auch genannt als Takobi Arco, wirklich gibt."

"Das ist lediglich ein Prototyp", korrigierte Sezuna ihn, da sie auch die Bücher im Labor gelesen hatte und diese Waffe zwar also solche bezeichnet wurde, aber auch als Fehlschlag. Vielleicht war es den Magiern gelungen eine weitere anzufertigen, die funktioniert hatte und von der Mirano sprach.

"Der einzige Prototyp", korrigierte Mirano sie. "Wir haben oft versucht, so eine Waffe zu bauen, doch alle Versuche sind bis jetzt fehlgeschlagen", kam seine Erklärung.

"Es geht uns nicht darum, sie zu benutzen. Wir wollen sie lediglich erforschen, wie sie gebaut wurde und benutzt werden kann."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top