Kapitel 60
Der blonde Magier stellte die Tüten auf ihrem Stand ab und beugte sich zu Ronny hinunter. „Magst du ihn mir anlegen?", fragte er ihn und öffnete seinen Mantel. Haru ging in die Hocke, damit Ronny seinen Nacken erreichen konnte. Vorsichtig, aber mit großem Eifer legte er dem Magier die Kette um.
„Gefällt sie dir wirklich?", fragte der Junge unsicher. Haru drehte sich zu ihm um und nickte ernst.
„Es ist egal, wie ein Geschenk aussieht. Es kommt von deinem Herzen und du hast es gemacht, um dich zu bedanken. Das allein zeigt die Schönheit des Geschenkes. Ich freue mich sehr, denn dann habe ich immer eine Erinnerung an dich", sagte Haru zu ihm und holte etwas aus seiner Manteltasche heraus.
„Hier, das ist für dich", lächelte er und hielt Ronny eine Murmel hin, die rot und orange leuchtete. Er hatte sie aus den zerbrochenen Drachenschuppen gemacht und sich schon überlegt, was er damit anfangen konnte.
„Ist die für mich?", fragte Ronny verwundert und Haru nickte.
„Sie ist besonders. Die habe ich aus Drachenschuppen gemacht", erzählte er dem Jungen und sofort wurde er von ihm über Drachen ausgefragt.
Haru warf Sezuna einen entschuldigenden Blick zu, weil er ihr nicht helfen konnte.
Sezuna lachte lediglich, weil sie wusste, dass auch die anderen Leute zuhören würden. Sie würden es wahrscheinlich für eine Geschichte halten, doch das war in Ordnung.
Haru setzte sich auf den Boden, nachdem er ein Tuch hingelegt hatte und zog Ronny auf den Schoß. Dann begann er die Geschichte zu erzählen, die allerdings keinen Kampf beinhaltete, sondern einfach, dass ein Drache in den Bergen lebte. Er schmückte die Geschichte aus, behielt aber einige Dinge für sich, weil sie auch Akira betrafen.
Ronny hörte ihm ganz gefesselt zu und Haru merkte nach einiger Zeit, dass auch andere Leute zuhörten, wenn sie auf Sezunas Waren warteten.
Als die Geschichte zu Ende war, leuchteten die Kinderaugen. Ronny war überdreht und freute sich so sehr, dass Haru anscheinend sein Freund war.
„Es tut mir leid, ich muss nun meiner Frau ein wenig helfen, Ronny", sagte er schließlich entschuldigend und seine Mutter zog ihn zu sich.
„Vielen dank, dass Ihr Euch Zeit für meinen Sohn genommen habt. Seit gestern spricht er über nichts anderes mehr", sagte sie lachend und nahm die Gulaschsuppe von Sezuna entgegen, die sie bestellt hatte.
Dazu gab es dieses Mal eine Scheibe frisch gebackenem Brot.
"Lasst es euch schmecken. Der Kuchen ist für später reserviert", informierte Sezuna sie lächelnd und blickte immer wieder fragend zu Haru. Sie wollte sichergehen, dass es diesem gut ging.
„Danke, wir kommen nachher nochmal vorbei", bedankte sich die Mutter und drückte ihr einige Silbertaler in die Hand.
Haru, der angefangen hatte, die Lebensmittel aus den Tüten unter der Schneidevorrichtung zu verstauen, nickte Sezuna zu, als er ihren fragenden Blick spürte. Ihm ging es gut, zumindest besser als am Morgen.
Sezuna entspannte sich ein wenig mehr, während sie die Wünsche der Kunden annahm. Dabei fiel es ihr nicht schwer Sonderwünsche zu berücksichtigen. Zumindest sofern sie in ihrem Sortiment waren. Dabei merkte sie sich die Gesichter der Leute und was diese bestellten, um später die gewünschten Dinge vorrätig zu haben. Dabei war ihr Kopf eine wirklich große Hilfe.
Ein weiteres Mal ging Haru sogar Lebensmittel kaufen, da diese recht schnell zu Ende gingen. Am Ende des Tages hatten sie fünfundsiebzig Gold eingenommen. Das war viel mehr als am Vortag. Dadurch, dass Sezuna vorgekocht hatte, hatten sie nicht so viel Zeit verschwendet. Außerdem war ihr stand ständig umlagert gewesen.
"Ich glaube, ich brauche Schilder für die Dinge, die ausverkauft sind und nicht nachgekocht werden, weil es zu spät ist", seufzte sie und klang erschöpft.
„Die mache ich dir, wenn wir wieder zurück sind", versprach Haru ihr, als er anfing, ihren Stand abzubauen. Er war sich sicher, dass er durch die Arbeit bei Haruto gut Geld verdienen würde. Zusätzlich zu Sezunas Stand sollten sie vielleicht nicht so viele Probleme haben, was ihm sehr beruhigte. Das war eine große Sorge gewesen, dass sie keine Arbeit finden und somit kein Geld verdienen würden.
"Danke. Ich hab nicht damit gerechnet, dass es so gut läuft. Aber ich nehme an, das wird abnehmen, sobald ich bekannt bin und es nicht mehr so neu für die Leute ist", murmelte Sezuna erklärend. "Wie geht es dir jetzt?", fragte sie und räumte die restlichen Sachen zusammen, die noch übrig waren und für morgen herhalten mussten.
„Ich bin mir sicher, dass es so bleiben wird, Sezuna", erwiderte Haru ernst, aber er lächelte dabei. „Die Leute mögen die Abwechslung und sind neugierig auf neue Gerichte. Wenn du deine Gerichte variierst und mehr als das anbietest, werden sie dich anbetteln, mehr zu machen", kam die feste Behauptung von ihm.
Auf ihre Frage hin, wie es ihm ging, antwortete er, das es ihm gut ging.
Sezuna lachte leise. "Ich muss es aber auch kochen. Das wird nicht einfach sein", meinte sie. Vor allem die Zeit dazu finden. So viel konnte sie allein gar nicht schaffen. Zumindest nicht, wenn sie viele Gerichte hatte. Auch wenn Magie ihr dabei half, würde es nicht einfach werden.
„Du kannst ja auch jede Woche etwas anderes anbieten", schlug er vor und säuberte mit einer Handbewegung den Standplatz, damit sie ihn nicht schmutzig hinterließen.
Haru hatte vor, noch ein weiteres Mal Lebensmittel einzukaufen, damit Sezuna sich auf den nächsten Tag vorbereiten konnte.
"Vielleicht. Ich sollte aber schauen, was ich fest anbiete. Aber mit der Zeit werde ich schon sehen, was die Leute sehr gern essen und was nicht so", murmelte Sezuna nachdenklich, die sich bereits eine Liste machte, was sie alles brauchte. Dieses Mal würde sie gleich ein wenig mehr einkaufen.
Auf dem Marktplatz ließ er Sezuna Zeit, sich die Dinge zu suchen, was sie brauchte. Es würde eine Menge sein, aber das war in Ordnung. Gewinn hatten sie trotzdem gemacht, was natürlich wichtig war.
Dadurch, dass Haru mehrmals einkaufen war und sie nun auch wieder eine ganze Menge brauchten, war der Gewinn nicht so groß, aber trotzdem noch immer lohnenswert.
"Ich denke wir haben jetzt alles", murmelte sie nachdenklich und überlegte, ob sie alles hatten.
„Gut, dann lass uns zurückgehen", entschied Haru und trug mehrere Tüten vor sich, die er mit einem Wärmezauber belegt hatte, damit sie bei der Kälte nicht einfrieren konnten.
Da die Speisen heute Abend noch verarbeitet werden sollten, war es wichtig, dass sie nicht einfroren. Einige andere Dinge hatte Sezuna mit einem Zauber belegt, damit sie haltbar wurden. Diese würde sie erst morgen brauchen.
Im Schloss angekommen, brachten sie ihre Lebensmittel erst einmal in das Schlafzimmer. Dort zog sich Haru seinen Mantel und seine Stiefel aus, bevor er ein Kaminfeuer entfachte. Er war ruhig, als wäre er in Gedanken weit weg.
Sezuna zog sich ebenfalls aus und begann dann mit den Vorbereitungen. "Du warst echt süß heute, weißt du das?", fragte sie und dachte an die Sache mit Ronny zurück.
„Was meinst du?", fragte er sie, da er nicht verstand, über was sie sprach. Er klang müde und erschöpft, wobei er nicht einmal so aussah.
"Ronny", sagte sie, als würde das alles erklären.
„Wieso war ich süß?", wollte Haru wissen, da er den Zusammenhang nicht verstand. Fragend blickte er vom Kaminfeuer hinüber.
"Wie du mit ihm umgegangen bist", sagte sie und lächelte sanft, als sie mit Magie ein paar Zwiebeln schnitt. "Du wirst ein sehr guter Vater sein.
„Ich weiß nicht", gestand er nachdenklich. Für ihn war es normal gewesen, wie er mit jemanden umgehen würde. Vor allem mit Ronny, der so lieb und nett war. Haru war sich nicht sicher, ob das was damit zu tun hatte, wie er später mal Vater sein würde.
"Es ist wirklich nicht üblich, dass man einem fremden Jungen hilft, so lieb zu ihm ist und ihm dann auch noch etwas schenkt", erklärte sie mit einem Grinsen. "Er wird morgen wahrscheinlich wieder auf dich warten."
„Hat er lange gewartet? Außerdem hat er mir etwas geschenkt", widersprach Haru ihr und holte den Anhänger unter seinem Pullover hervor, um ihn nachdenklich zu betrachten. Ihm war es egal, ob es wie ein Stern aussah oder nicht. Für Haru war es das Größte, weil Ronny es mit Liebe getan hatte.
"Nein, er kam gerade mit seiner Mutter", meinte Sezuna gut gelaunt. "Ich hoffe, dass wir die Familie vielleicht ein wenig besser kennenlernen können."
„Ronny hat mir heute zugeflüstert, dass er sich wünschte, ich hätte seinem Vater helfen können, bevor er starb. So wie ich ihm gestern geholfen hatte", kam es leise von Harus Seite. Es hatte ihn traurig gestimmt, dass Ronny keinen Vater mehr hatte.
Sezuna blickte auf und wirkte ebenfalls traurig darüber. "Das tut mir leid für ihn", murmelte sie. "Ein Kind sollte seine Eltern nicht so früh verlieren.
Haru nickte und starrte wieder in das Feuer. „Wer weiß, was ihm passiert wäre, wenn wir nicht dort gewesen wären. Vielleicht hätte es zu lange gedauert, da er viel Blut verloren hatte. Ich hab gleich die Blutung gestoppt, damit ihm nichts passieren kann. Wenigstens ist alles gut gegangen. Aber als einen guten Vater würde ich mich deswegen nicht bezeichnen", sagte der Magier leise und stand schließlich wieder auf.
"Ich denke, dass es hier genug Heilmagier gegeben hätte. Trotzdem war es gut, dass du da warst", sagte sie und stellte zwei Töpfe auf das Feuer.
„Schon, aber keiner war zu der Zeit in der Nähe. Außerdem ist das direkt vor meiner Nase passiert", erzählte er ihr lächelnd. Sein Blick ging zu den Töpfen und er sog den Duft der Gerichte in sich auf. Akira hatte bis jetzt nichts gesagt, dass sie hier kochte. Deswegen ging er davon aus, dass es in Ordnung war.
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