Kapitel 59

"Verstehe. Soll ich ihm gar nichts geben oder sind ein bis zwei Löffel in Ordnung?", wollte sie wissen, da sie ihn ja irgendwie wieder ans Essen gewöhnen mussten. Außerdem erzählte sie Haruto auch, wie es das letzte Mal gewesen war und dass sie wirklich sehr verwundert war, dass es auf einmal so anders verlief.

"Ich denke, durch die lange Zeit und der ständige Stress ist es schlimmer geworden. Ihr hattet zwar ein paar Tage zum erholen, aber sein Stress und die Sorgen sind nicht weniger geworden. Vermutlich ging es ihm schon länger nicht ganz gut, aber gezeigt hat er es nicht. Es kann sogar schon vor eurer Reise angefangen haben", schätzte der Arzt und befühlte noch einmal Harus Stirn. Diese war ein wenig kühler geworden und erleichtert seufzte er auf.

Sezuna überlegte, ob es Anzeichen dafür gegeben hatte, aber sie fand keine. "Kann sein", meinte sie, weil es trotzdem möglich war. "Wie lange wird es dauern, bis er sich erholt hat?"

"Das Mittel sollte sehr schnell wirken. Die Temperatur ist bereits gesunken. Bald wacht er auch auf. Sieh nur, er bewegt seine Finger", wies er auf die Finger des Magiers.

Sezuna betrachtete das ein wenig unruhig. Sicherlich wäre er wütend.

Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis Haru wieder zu sich kam. Der widerliche Geschmack nach Erbrochenem war störend und er benetzte sich seine trockenen Lippen. "Was ist passiert?", murmelte er und richtete sich auf.

"Ich musste Haruto holen, weil du zusammengebrochen bist", erklärte Sezuna und eine gewisse Angst schwang in ihrer Stimme mit.

"Ach das ... Schon wieder ...", murmelte Haru nur und sah den Arzt fragend an. Dieser versuchte gar nicht erst zu verschweigen, was er getan hatte. Zwar wurden Harus Augen bei seinen Worten groß, aber er nickte ergeben. Es war wohl besser so gewesen. Gespürt hatte er nichts und wenigstens war Haruto da gewesen und hatte helfen können.

"Ich hab dir ja gesagt, dass ich dich nicht alleine lasse", bemerkte Sezuna und fuhr ihm sanft durch die Haare. "Wie fühlst du dich?"

"Besser", sagte Haru und bewegte seinen Kopf langsam im Kreis. "Es war gut, dass du so schnell reagiert hast. Damals war ich dem Tod nahe, weil keiner geholfen hat. Danke Sezuna und Haruto", sagte er leise. Ihm war es egal, dass Haruto ihm etwas gespritzt hatte. Er hatte es nicht gemerkt und es war für sein Bestes gewesen.

Bei seinen Worten wurde Sezuna ein wenig panisch. "Dem Tod nahe?", fragte sie und klang entsetzt. "Mach bloß keinen Scheiß, hörst du?"

"Mach ich doch nicht. Ich sagte damals nicht jetzt. Dank deiner Reaktion ist es gar nicht so weit gekommen", korrigierte er sie müde und lächelte.

Sezuna wirkte ein wenig beruhigter, doch noch immer angstvoll, als sie ihm durch die Haare fuhr.

„Es war gut, dass du mich gerufen hast", bestätigte der Arzt Harus Satz. Anscheinend hatte Haru selbst gemerkt, dass es gefährlich wurde. Er legte seine Arme um Sezuna und schmiegte sich an das Mädchen.

"Ich bleibe heute hier", entschied sie, weil sie Haru nicht allein lassen wollte, wenn es ihm so schlecht ging.

„Wir gehen", widersprach Haru ihr. Er wusste doch, wie sehr der Stand ihr am Herzen lag. Außerdem war es schön, wenn es ihr Spaß machte. „Mir geht es besser. Keine Sorge", behauptete Haru.

"Nein, du bleibst im Bett", widersprach sie ernst. "Wenn du unbedingt willst, dass ich gehe, gehe ich, aber du bleibst liegen", sagte sie und lies darin nicht mit sich streiten.

„Sezuna", sagte er gequält. „Ich brauche etwas zum tun. Mir geht es gut. Bis du mit dem Vorkochen fertig bist, ist alles in Ordnung", beharrte er. Haruto lächelte über die beiden, weil es ihm anscheinend wirklich besser ging, sonst würde er nicht so darauf beharren, etwas zu tun.

Sezuna verengte die Augen. "Gut, aber nur, wenn du wirklich ehrlich bist. Sobald es dir wieder schlechter geht, sagst du sofort bescheid."

Ernst nickte Haru. Er kannte Sezuna gut genug um zu wissen, was sie tun würde, wenn er sie anlog. "Ich sage sofort etwas, wenn es mir nicht gut geht", versprach er ihr.

"Gut", nickte sie und blickte kurz zu Haruto, ob das auch für diesen in Ordnung war.

Haruto nickte, wobei er noch einmal kurz die Temperatur von Haru überprüfte. "Sollte er sich plötzlich wieder schlecht fühlen, du weißt, wie du mich erreichen kannst, Sezuna", sagte er zu ihr und wandte sich dann Haru zu. "Und du Junge, mach ein wenig langsamer und übertreibe es nicht."

Sezuna nickte. "Ich hoffe, dass es nicht nötig ist. Vielen Dank", sagte sie. Mittlerweile hatte sie einen gewissen Respekt vor Haruto und begann ihn zu vertrauen. Immerhin schützte er das, was ihr am wichtigsten war. Haru.

Als der Arzt weg war, warf er ihr einen seltsamen Blick zu. "Wie meinte er das, dass du weißt, wie du ihn erreichen kannst?", wollte er von ihr wissen.

"Ich weiß, wie ich ihn erreiche, auch wenn wir weit weg sind", sagte sie, wollte aber nicht näher darauf eingehen. Immerhin wollte sie nicht, dass sie Haru von ihr irgendwie bedroht fühlte. Doch wenn er nicht locker lassen würde, würde sie es ihm erklären müssen. Sie wollte ihn auch nicht anlügen.

"Vielleicht wirst du es mir eines Tages verraten. Dass Haruto mit dir so eng zusammenarbeitet, wundert mich. Immerhin vertraust du ihm nicht wirklich", stellte er fest und stand auf, um ins Badezimmer zu gehen. Er wollte sich waschen, nachdem er so viel geschwitzt hatte.

Sezuna folgte ihm nicht und sagte auch nichts. Aber als sie sich wieder ihrem Essen widmete, blickte sie immer wieder zur Tür, die zum Glück offen stand.

Das Waschen tat Haru sehr gut. Er fühlte sich erfrischt und fragte sich, was wohl passiert wäre, wenn Sezuna den Arzt nicht geholt hätte. Gut, dass Haruto ohne zu zögern einfach das getan hatte, was wichtig gewesen war. Sobald er erfrischt war, kam er zu ihr zurück. "Wie weit bist du?", fragte er sie und sah neugierig in ihre Töpfe.

"Ich bin soweit", sagte sie zufrieden. Sie hatte mehrere Töpfe mit Gulasch, ein paar Spieße, die sie noch an Ort und Stelle braten musste und sogar schon den Teig für die Honigkuchen. Diese würde sie jedoch erst am Stand backen, damit sie auch frisch waren.

Haru lächelte, als er ihre Gerichte sah und machte das magische Feuer aus, damit er den Stand in seine Manteltasche stecken konnte. Es war praktisch, dass er ihn verkleinern konnte. Somit mussten sie nicht ständig diese großen Dinge mit sich herumtragen. "Lass uns gehen", sagte er schließlich zu ihr.

Sezuna, die seine Magie genutzt hatte, um die Töpfe zu verkleinern, nickte und zusammen verließen sie das Zimmer, um nach draußen zu gehen.

Haru fragte sich, wie kalt es hier überhaupt werden konnte, denn die Temperatur war schon wieder kühler als am Tag zuvor. "An die Kälte werden wir uns wahrscheinlich nicht so schnell gewöhnen können. Wie gut, dass wir uns mit Magie warm halten können", seufzte er leise. Seine Hände steckten in dicken Handschuhen, genauso wie Sezunas.

"Zum Glück", murmelte diese. Ohne Wärmeschutz wäre sie nie nach draußen gegangen. Dazu war es einfach viel zu kalt.

Immerhin mussten sie schon durch hohen Schnee stapfen. Auch wenn die meisten Straßen gereinigt waren.

Und trotzdem gab es einige Wegabschnitte, in denen noch genügend Schnee lag. Den Menschen in Kituo Cha schien das allerdings nichts auszumachen. Sie gingen ihren Tätigkeiten wohl auch nach, wenn der Schnee meterhoch wachsen würde. Dafür bewunderte Haru die Leute.

Als sie den Stand erreichten, lag dort viel Schnee. Anscheinend war die Verkäuferin an dem Tag gar nicht da gewesen, sodass Haru nun den Schnee mit Magie verschwinden ließ, bevor er Sezunas Stand aufbaute.

Sie freute sich, dass er ihr half, machte sich aber ein wenig Sorgen, weil er sich so viel anstrengte. Ihrer Meinung nach, sollte er sich ausruhen.

„Soll ich Lebensmittel kaufen gehen?", fragte er sie, als alles soweit hergerichtet war und sie anfangen konnte, zu verkaufen. Das würde Zeit sparen und sie musste deswegen nicht aufhören mit dem Verkaufen.

Sezuna wirkte unschlüssig, nickte dann jedoch und machte Haru eine Liste. "Aber bitte sei vorsichtig", bat sie.

Der blonde Magier nickte und gab ihr einen Kuss, bevor er ging. Haru war zufrieden, dass er alles bekam, was sie brauchte. Obwohl auf dem Marktplatz viel los war, hatten die Händler genügend Waren, die sie verkaufen konnten.

Mit vollen Tüten kam Haru schließlich nach einer Stunde wieder zurück und sah, dass viele Menschen bei Sezuna anstanden. Das brachte ihm zum Lächeln, denn sie hatte befürchtet, dass es vielleicht nicht gut gehen würde. Doch nun hatte sie den Beweis, dass ihre Speisen beliebt waren.

Aber vielleicht lag es auch nur daran, dass sie neu war und jeder erst einmal probieren wollte.

Sezuna erkannte jedoch Gesichter von gestern wieder. Auch die Mutter mit ihrem Sohn war wieder da und bestellte für später ein Stück Kuchen vor.

Sobald der Junge Haru sah, stürmte er auf ihn zu und begann, freudig drauflos zu plappern. Beinahe fielen Haru die Tüten aus den Armen, doch er konnte sich rechtzeitig noch fangen. „Ich habe dich vermisst und dachte schon, du kommst heute überhaupt nicht!", rief er fröhlich, was Haru zum Lächeln brachte. Er wäre wahrscheinlich enttäuscht, wenn er wüsste, dass der blonde Magier nicht jeden Tag da sein würde. Deshalb schwieg er dazu.

„Ich habe dir etwas gemacht", flüsterte Ronny schüchtern und hielt ihm einen kleinen Anhänger hin, der aus einem einfachen, braunen Band bestand. Daran hing jedoch ein Holzanhänger, von dem er nicht wusste, was es darstellen sollte.

Ronnys Mutter kam zu Haru und meinte verlegen, dass Ronny gestern Abend es alleine geschnitzt hatte und es ihm unbedingt hatte schenken wollen. Es sollte ein Stern darstellen.

Haru lächelte und wuschelte dankbar durch Ronnys Haare. „Das ist der schönste Anhänger, der mir je jemand gemacht hat. Du hast dir sehr viel Mühe gegeben, vielen Dank", sagte er zu dem Jungen, dessen Augen anfingen zu strahlen.

Sezuna bemerkte es und musste schmunzeln. Wieso war sich Haru nur so unsicher, wenn es darum ging, ob er ein guter oder schlechter Vater war? Er zeigte deutlich, dass er ein sehr guter Vater sein würde. Zumindest empfand es Sezuna so.

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