Kapitel 51
„Ronny, lass doch den netten Heiler für einen Moment alleine. Du siehst doch, dass er seiner Frau vielleicht helfen möchte", sagte sie zu dem Jungen, der Haru enttäuscht losließ.
„Das macht nichts. Ich freue mich, wenn es ihm wieder gut geht", wehrte Haru ab.
"Vielen Dank, aber das ist wirklich nicht nötig", meinte Sezuna mit einem Lächeln. "Solange es ihm wieder gut geht, bin ich zufrieden", sagte sie gut gelaunt. Ihr gefiel es, dass scheinbar so viel Betrieb war, auch wenn sie nicht wusste, ob es nur wegen Harus Heilung war, oder wirklich, weil auch Interesse an ihren Speisen bestand.
Haru bekam sich von dem Jungen schließlich los und half Sezuna dann beim Kochen. Zumindest half er ihr schneiden. Schon von vornherein ließ er seine Finger vom Kochen. Schon allein die Erinnerungen an die Versuche in der Schule hinderten ihn daran, es auch nur zu wagen.
Einige Leute blieben und warteten auf Sezunas Honigkuchen, andere Leute kamen hinzu, da der Geruch sie hierher gelockt hatte. Sobald sie die ersten Stücke im Mund hatten, waren sie begeistert und verlangten mehr davon.
„Welchen Preis willst du für sie eigentlich?", fragte Haru plötzlich, als ihm die Frau mit Ronny fünfzig Silbertaler geben wollte.
"Heute zahlt jeder das, was er bereit wäre zu zahlen und ich schaue, welchen Preis die Leute glauben, dass der Kuchen wert ist", erklärte sie und starrte die fünfzig Silbertaler fast schon entsetzt an. Das war viel zu viel. So viel wollte sie nicht dafür nehmen. Allerdings musste sie auch rechnen, wie viel die Zutaten kosten würden.
Die Frau drückte Haru die Taler in die Hand und schloss ihre kalten Hände um seine, damit er sie nicht zurückgeben konnte. „Als dank für Eure Hilfe und für den Gulasch. Wir kommen nachher nochmal vorbei", sagte sie leise.
Sezuna hörte es und musste leise schmunzeln. Im Normalfall hätte sie das Geld abgelehnt, doch sie musste sich bald um ein Baby kümmern und dazu brauchte sie Geld. Das durfte sie nicht vergessen.
Haru steckte das Geld in die Taschen, denn sie hatten noch keine Kasse. Das würden sie noch besorgen müssen.
Der blonde Magier half Sezuna, so gut er konnte. Er hielt sie warm, legte einen Schutz um den Stand, damit die Lebensmittel und fertigen Dinge nicht nass wurden, denn es hatte wieder angefangen zu schneien.
„Wie gefällt es dir?", fragte Haru sie, als sie bereits ein paar Stunden den Stand betrieben. Viele Leute waren bereits vorbeigekommen und wollten die Speisen kaufen, sodass Sezuna oft sagen musste, dass sie noch ein wenig warten mussten, weil es noch nicht fertig war.
"Sehr gut, auch wenn ich es blöd finde, dass ich so viele Leute vertrösten muss. Selbst mit Magie dauert es doch sehr lange und ich werde wohl viele Dinge für morgen vorbereiten müssen", murmelte sie, aber ansonsten wirkte sie zufrieden und strahlte förmlich.
„So ist das eben. Ist bei den anderen auch nicht anders. Die Leute scheint es nicht so sehr zu stören", meinte Haru schulterzuckend.
"Ja, aber mich ärgert es, wenn ich die Kunden vertrösten muss", murmelte sie. "Ich kann das Gemüse schon vorbereiten oder einige Soße", murmelte sie und zog ein frisches Blech Honigkuchen aus dem Ofen, bevor sie eines wieder hineinschob.
„Das kannst du schon vorbereiten. Wann willst du eigentlich für heute aufhören? Wir haben noch etwas außerhalb der Stadtmauer zu erledigen", grinste Haru frech mit strahlenden Augen.
Sezuna lachte. "Sobald das Blech hier leer ist", meinte sie und deutete auf das, was sie im Ofen hatte. "Die sind für Akira und Belynia."
„Da werden sie sich freuen. Der Gulasch ist auch bereits leer. Ich denke, es ist an der Zeit, den Stand für heute abzubauen. Wir haben insgesamt 30 Goldtaler bekommen. Du hast wirklich viel verkauft, aber die Leute sind ja ständig wieder gekommen", lächelte er zufrieden. Er war glücklich für sie, denn nun konnte sie ihre Leidenschaft ausleben.
Sezuna schob sich eine Strähne hinter die Ohren. "Wirklich so viel. Irgendwie kann ich das noch nicht ganz glauben. Wie teuer war die Babywiege denn?", fragte sie und klang ein wenig unsicher. Sie wusste gar nicht, wie hier die Preise waren.
„Ist nicht mehr so wichtig. Entweder baue ich die selber oder wir bekommen sie umsonst, wenn ich dort gearbeitet habe", wehrte Haru ab und lächelte.
"Ich würde es trotzdem gern wissen, um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie viel Geld ich eingenommen habe und für was es alles reichen würde", gab sie nüchtern zurück und verkaufte den letzten Honigkuchen für heute.
„Die würde 30 Gold kosten. Dafür hat sie gute Qualität", meinte er schulterzuckend und sah, wie Sezuna das letzte Blech aus dem Ofen holte. Erst dann ließ er das magische Feuer verschwinden und ließ einen Kühlungszauber wirken, damit sein Mantel nicht aus Versehen in Flammen gesetzt wurde, wenn er den Stand verkleinerte und einpackte.
Sezuna nickte nachdenklich. "Da ist die Hälfte vom Gewinn einplane, um neue Sachen zu kaufen, wäre das zwei oder drei Tage arbeiten. Je nachdem, wie es läuft. Das finde ich in Ordnung", murmelte sie. "Ich würde daher einfach mal sagen, dass ich gut Gewinn gemacht habe."
„Hast du auch. Außerdem scheinen die Leute deine Speise zu mögen. Ich denke, du wirst keine große Schwierigkeiten haben, hier dein Essen zu verkaufen", erwiderte er, während er den Stand abbaute. Man sah, dass einige Leute enttäuscht waren, dass sie schon abbauten. Aber es war später Nachmittag und Haru wollte unbedingt den Krieg mit Sezuna führen. Zudem schneite es bereits wieder.
"Ich hoffe, dass das so bleibt, dann mache ich mir um das Kind weniger Sorgen", erklärte sie leise und konnte sich durchaus vorstellen, dass hier längere Zeit zu machen.
Der Magier nickte und blickte noch einmal umher, ob der Platz auch sauber war, damit die andere Verkäuferin am nächsten Morgen ihre Waren anbieten konnte. „Wo willst du die Lebensmittel kaufen gehen? Ich denke mal, du willst heute Abend bestimmt schon vorkochen", vermutete Haru.
"Würde ich gern. Gerade der Gulasch schmeckt besser, wenn er einen Tag oder wenigstens ein paar Stunden ziehen kann", sagte sie und lächelte.
„Dann lass uns nachschauen, wo wir die Dinge herbekommen", schlug er ihr vor und zog sie Richtung des Marktplatzes, der selbst abends noch gut besucht war.
Sezuna nickte und machte sich eine geistige Liste, was sie alles brauchen würde.
Haru war zufrieden, als er dem Verkäufer schließlich das Geld für die Lebensmittel gab. Sezuna hatte alles bekommen, was sie gebraucht hatte.
Es hatte ein wenig gedauert und so langsam wurde es dunkel. Doch Sezuna hatte vor die Schneeballschlacht trotzdem zu machen und sie freute sich schon darauf.
Auch Haru schien sich darauf zu freuen, denn je näher sie dem Stadtausgang kamen, desto unruhiger wurde er. Sobald sie das Tor hinter sich gelassen hatten, wollte er schon Lichtkugeln heraufbeschwören, doch die Straßenlaternen, die selbst außerhalb den Weg erleuchteten, waren hell genug.
Sie suchten sich eine Stelle, die aussah, als würde man dort gut Schnee finden und weniger oft stürzen.
Ein wenig abseits der Straße war die Stelle auch, sodass sie niemanden behindern würden. Schon im Laufen formte Haru magische Schneebälle, die er extra weich machte, damit er sie nicht verletzte, egal wie hart er auch werfen würde.
Sezuna nahm den Schnee mit den Händen und nutzte keine Magie, um die Schneebälle zu formen. Sie wollte das weiße Zeug spüren und hatte irgendwie das Bedürfnis sich in den Schnee zu legen und Schneeengel zu machen. Davon hatte sie bisher nur gelesen.
Noch während sie diese formte, warf Haru bereits den ersten auf sie, der sie an ihrem Arm traf. Sein Grinsen war hinterhältig dabei, aber seine Augen funkelten vor Begeisterung.
Sezuna lachte auf und warf ihrerseits den Schneeball, der Haru aber verfehlte.
Wie ein kleines Kind hüpfte Haru auf und ab. „Schön", sagte er lang gezogen und frech. „Diesen Krieg wirst du verlieren!", rief er ihr zu, während er rückwärts ging und den nächsten Ball auf sie warf, der sie direktem Gesicht traf. Durch die Weichheit jedoch hatte er ihr sicherlich nicht weh getan, aber Haru brach in Freudengeheul aus, als er sah, wie der Schnee auf ihrem Gesicht verteilt war.
Sezuna lachte ebenfalls und warf ihren Schneeball, nutzte Magie, um ihn in sein Gesicht zu bekommen.
Das schien ihn gar nicht zu stören, auch wenn der Schnee in seinen Mantelkragen geriet. Schon bald war eine richtige Schneeballschlacht zwischen ihnen im Gange. Dabei rannte Haru wie ein Kind herum, verschwand sogar für einen Augenblick aus ihren Augen, nur um aus dem Hinterhalt einen weiteren Schneeball zu werfen.
Sezuna blieb mehr stehen und sie freute sich darüber, dass Haru so viel Spaß hatte. Auch ihr machte es Spaß, doch sie war noch nie sonderlich aktiv gewesen, weshalb sie nicht wild umherrannte.
Was auch besser war, denn es wäre nicht gut, wenn sie stürzen und das Kind gefährden würde. Es begann wieder kräftiger zu schneien und Haru blieb stehen, um sich den Schnee auf das erhitzte Gesicht rieseln zu lassen. Seine Augen hatte er geschlossen und sein Gesicht dem Himmel entgegen gestreckt.
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