Kapitel 50

Haru schloss hinter sich die Tür und schaltete das Licht an. Der Lagerraum war sehr groß und überall standen Dinge herum, die entweder eingepackt oder von einer Staubschicht bedeckt waren. Die Babywiege, welche sie reserviert hatten, stand gut geschützt und abgedeckt, daneben standen einige Bretter verschiedener Längen, sowie Nägel und andere Dinge.

"Hast du ihm gesagt, dass du die Wiege selbst bauen willst?", fragte Sezuna leise. Für den Verkäufer würde das Geldeinbusen bedeuten.

„Das weiß er. Ich habe mich mit ihm darüber unterhalten. Trotzdem sagte er, dass er sie reserviert lässt, falls es doch nicht klappen will", grinste Haru sie an und betrachtete die Bretter, die neben der Wiege stand. „Meinst du, sie reichen aus? Verschönern werden wir sie auf jeden Fall."

"Und das macht er einfach so mit?", fragte sie ungläubig, da das bei ihr in der Heimat undenkbar gewesen wäre.

Haru zuckte die Schultern. „Ich habe ihm versprochen, dass ich dafür für einige Zeit bei ihm aushelfe, ohne Geld zu verlangen. Dafür bekommen wir die Bretter auch umsonst."

Sezuna wirkte überrascht. "Haben wir dazu denn die Zeit?", fragte sie und wägte ab, was besser war. Zeit oder Geld zu investieren und im Grunde war die Idee Zeit zu geben, gar nicht so schlecht.

„Ich finde schon die Zeit. Lass das meine Sorge sein", lächelte Haru und schien zufrieden mit den Brettern. „Außerdem hat er gesagt, er würde uns die Babywiege auch umsonst geben, seit er weiß, wer wir sind. Woher er das weiß, kann ich dir nicht sagen. Nur will ich keine Geschenke, sondern dafür arbeiten."

Haru begann, die Bretter mithilfe von Magie sie aufzustellen und bat Sezuna dann, ihm zu sagen, wie sie es sich vorstellte. Schließlich wusste sie auch die Maße, die sie brauchte.

"Verstehe", murmelte Sezuna und begann sich dann in das Projekt zu stürzen. Sie sagte ihm die Maße, die sie brauchten und wie sie sich das Ganze in etwa vorstellte. Dabei war sich mit den Längen und Breiten der Bretter sehr genau.

Haru veränderte die Bretter nach ihren Wünschen und gab Vorschläge und sich Ratschläge. Vor allem, wo sie schneiden wollte. „Einen Ofen könnte ich dir darunter bauen. Den Herd oder das Feuer oben drüber, sodass beides vom Feuer erhitzt wird", war sein Vorschlag. Dann hätte sie mehr Platz zum schneiden.

"Das klingt gut. Denkst du es könnte Probleme mit dem Rauch geben?", fragte sie und war sich noch ein wenig unsicher. Doch im Groben gefiel ihr die Idee.

„Nein, ich werde magisches Feuer miteinarbeiten. Das raucht nicht, hält ewig die gleiche Hitze bei und du brauchst dich nicht darum zu kümmern, Holz dafür zu brauchen. Das habe ich bei einigen Verkäufern gesehen, die mit Magie gekocht haben", erklärte er ihr und begann, die Nägel in die Bretter zu hämmern.

"Das klingt gut. Kann ich die Hitze dann auch steuern?", fragte sie nachdenklich und nickte bei dem, was Haru tat. Es gefiel ihr sehr gut.

„Ja, das sollte dir möglich sein, solange du meine Magie in dir trägst", sagte er, während er sich einige Nägel zwischen die Lippen legte, um sie nacheinander zu benutzen. Haru war dabei konzentriert und man sah, dass er sehr gerne handwerkliche Dinge tat.

Sezuna setzte sich auf eine staubige Kiste und beobachtete ihn dabei genau. Es machte ihr Spaß ihm zuzusehen.

„Hier würde ich dir empfehlen, den Herd und den Ofen zu haben. Gleich daneben solltest du die Gerichte auf Teller oder sowas legen können, um sie den Leuten zu verkaufen", meinte er nachdenklich und ging einen Schritt zurück. Die Bretter hatten nun ein U-förmiges Aussehen, sodass Sezuna eine Menge Platz hatte, um die Lebensmittel zu bearbeiten.

"Das will ich noch nicht festlegen. Lieber schaue ich, wie es in der Praxis läuft", erklärte sie murmelnd.

Haru nickte und legte einen Zauber auf das Gestell. Sofort wurde es kleiner, welches er in die Manteltasche steckte. „Dann sollten wir uns nun um die Lebensmittel kümmern, alles weitere können wir dann am Stand selber machen", lächelte der Magier sie an.

"Wollen wir das nehmen, was wir noch von der Reise habe? Dann könnte ich dann aus dem Erlös für morgen neue Lebensmittel kaufen", schlug Sezuna vor. So mussten sie nicht noch mehr Geld ausgeben und sie konnte erst einmal testen, ob es sich lohnte.

„Können wir gerne machen. Lass uns erstmal zu dem Platz gehen und alles herrichten. Zuerst müssen wir allerdings ins Schloss und die Lebensmittel holen", fiel ihm ein, da diese sich ja in den Rucksäcken befanden.

"Ja, wollen wir uns trennen?", fragte sie und legte den Kopf schief, während sie Haru fragend anblickte.

„Das würde schneller gehen. So ungeduldig wie du bist, ist das die beste Lösung", lächelte der blonde Magier. Haru schob Sezuna aus dem Lagerraum und schloss ihn ab.

„Seid ihr fertig? Braucht ihr noch etwas oder hat es gereicht?", wollte Damian wissen. Haru erklärte, dass es gereicht hatte und gab ihm den Schlüssel zurück, bevor sie sich verabschiedeten.

"Komm ruhig am Stand vorbei, wenn du Hunger hast. Dann bekommst du kostenlos eine Mahlzeit als Dankeschön", lächelte Sezuna und war ihm wirklich dankbar, dass er ihnen geholfen hatte.

„Das ist sehr lieb von euch", dankte Damian ihr. Seine dunklen Augen strahlten bei ihrem Angebot. Haru nickte ihm noch einmal zu, bevor er mit Sezuna den Laden verließ.

„Pass auf wegen dem Schnee. Nicht, dass du dich verletzt", bat er sie und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen.

"Soll ich das Essen holen oder den Stand aufbauen?", wollte Sezuna wissen, da sie sich unsicher war.

„Du holst das Essen, den Stand mache ich", erklärte Haru ihr. Er hatte das Gestell ja in der Manteltasche. „Und wenn du Unterlagen für Teller oder zum Schneiden haben willst, sollten wir etwas finden können."

"Ach so, ja das wäre sicherlich auch nicht ganz schlecht", murmelte sie nachdenklich. Daran hatte sie gar nicht gedacht. Vielleicht sollte sie zuerst mit etwas anfangen wo sie weniger Teller brauchte. Oder einfache Schüsseln, die man wieder abgeben musste?

Das wäre das Vernünftigste, immerhin war es bei den meisten Ständen so, dass man das Geschirr wieder abgab. „Geh erstmal und hol das Essen. Ich bereite alles vor", munterte Haru sie auf und gab ihr einen weiteren Kuss, bevor er in die Richtung ging, wo sie ihren Platz haben würden.

Sezuna eilte los, um die Rucksäcke zu holen und schließlich kam sie an die Stelle zurück, wo ihr Stand stehen würde.

Haru hatte in der Zwischenzeit alles aufgebaut und das Feuer entfacht, sodass Sezuna gleich beginnen konnte. Als er dorthin gekommen war, hatte er sofort anfangen können, da die andere Verkäuferin nicht mehr da war. Selbst einen Ofen hatte er hinbekommen. Wahrscheinlich hatte er die Materialien von jemanden gekauft.

Als Sezuna bei ihrem Stand ankam, sah sie eine aufgeregte Menschentraube, die sich gebildet hatte. Man hörte ein Kinderweinen und auch ein Schreien, welches von einer Frau kam. Haru konnte sie nicht erkennen. Ein Karren mit zwei Pferden stand ebenfalls auf der Straße.

Der Magier saß ihm Schnee bei dem kleinen Jungen, der bitterlich weinte. Er schien starke Schmerzen zu haben, denn er hielt sein Bein, welches voller Blut und anscheinend gebrochen war. Der Junge war beim Spielen im Schnee ausgerutscht, als ein Wagen ihm ohne Absicht über das zarte Bein gefahren war, weil der Fahrer die Pferde nicht mehr rechtzeitig stoppen konnte.

„Ganz ruhig, mein Kleiner. Es wird dir gleich besser gehen", versprach Haru ihm. Dass einige Leute um ihn herum waren, merkte er gar nicht. Auch, dass er im kalten Schnee war, empfand er als Nebensache.

Sezuna eilte ein wenig schneller auf ihn zu und versuchte dabei nicht hinzufallen. Allerdings blieb sie stehen, als sie genug erkannte. Sie wollte Haru nicht stören und würde ihm wohl kaum helfen können. Dennoch legte sie ihm eine Hand auf die Schulter, um zu zeigen, dass sie da war, falls er sie brauchen würde.

Er sah zu ihr nach oben und lächelte. „Wenn du magst, kannst du schon anfangen zu kochen. Das Feuer ist bereit. Ich brauche noch eine Weile", sagte er zu ihr. Haru wandte sich wieder dem Jungen zu und fing an, mit Magie einige Tierfiguren aus Schnee zu zaubern, um ihn abzulenken. Anfangs weinte er noch, aber dann fing er an mit den Tieren zu spielen. Haru hatte einen extra Zauber auferlegt, der sie nicht schmelzen ließ. Solange der Junge abgelenkt war, heilte er die Verletzung des Jungen, ohne dass er es großartig mitbekam.

Erst als Haru sagte, dass er fertig sei, wurde er mit großen Kinderaugen angesehen. Vorsichtig und ungläubig bewegte der Junge das Bein und fing an, zu strahlen. Die Tränen waren vergessen, als er sich vorsichtig aufsetzte und anfing, zu laufen. „Alles wieder gut?", fragte Haru ihn lächelnd, wobei er noch immer im Schnee saß und der Junge stürmte auf ihn zu, um ihn zu umarmen.

„Danke, du bist wirklich super. Ich hatte Angst davor, dass es weh tun würde", sagte der Junge und ließ ihn gar nicht erst los. Verlegen kratzte sich Haru am Kopf und erst das Eingreifen der Mutter half, den Jungen von sich zu lösen.

„Bitte sagt mir, was Ihr für Eure Hilfe wollt!", flehte sie ihn dankbar an. Sie war sehr besorgt gewesen, denn die Verletzung hatte schlimm ausgesehen. Haru schüttelte bereits den Kopf, doch dann fiel ihm was ein.

„Wenn Ihr etwas Gutes tun wollt, dann kauft doch bitte bei meiner Frau ein Essen. Sie kocht wirklich sehr gut", schlug er vor und stand schließlich auf.

Bei dieser Aussage wurde Sezuna sofort ein wenig rot im Gesicht und versuchte sich darauf zu konzentrieren die Dinge in ihrem Stand zu verstauen und alles für den Verkauf vorzubereiten.

„Natürlich werden wir etwas kaufen!", bekräftigte die Frau ihm und stellte sich sogleich bei Sezuna an, um sie zu fragen, was sie anbot. Die Leute, die um sie herumgestanden waren, machten es ihr gleich, da sie anscheinend sich erkenntlich zeigen wollten.

Haru klopfte sich den Schnee von der Kleidung ab und wurde sofort wieder von dem Jungen umlagert. „Du, darf ich die Tiere behalten?", fragte dieser schüchtern.

„Natürlich", lächelte Haru ihn an und wuschelte einmal durch seine Haare.

Sezuna indes fühlte sich ein wenig überfordert und wusste gar nicht, mit was sie anfangen sollte. "Ich hatte vor eine Kuchenspezialität zu backen, die wir auf unserer Reise durch Fenua kennengelernt haben. Es ist ein Honigkuchen", erklärte sie langsam und kümmerte sich dabei mit routinierten Handgriffen um den Teig und die Füllung. "Aber in ein paar Stunde werde ich auch einen Gulasch anbieten. Der muss jedoch noch eine Weile kochen", erklärte sie, da sie dazu das Fleisch bereits geschnitten hatte. Ihr Blick huschte immer wieder zu Haru und dem Jungen.

„Dürfen wir später noch einmal vorbei kommen? Oder könnte ich als Zeichen der Dankbarkeit vielleicht etwas helfen?", fragte die junge Mutter sie. Man sah ihr an, dass sie sich erkenntlich zeigen wollte. 

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