Kapitel 5
Am Morgen, als schon lange Sonnenstrahl durch die Vorhänge schienen, klopfte es leise an der Tür, bevor diese geöffnet wurde und ein Dienstmädchen einen kleinen Wagen mit einer Menge Essen hineinbrachte.
Haru, der sowieso wach gewesen war, richtete sich auf und weckte das rothaarige Mädchen sanft, aber bestimmt. „Sezuna, Frühstück", sagte er zu ihr, bevor er sich bei dem Dienstmädchen bedankte, welches ein wenig schüchtern sagte, dass sie einfach nur klingeln sollten, wenn sie noch etwas wollten oder Extrawünsche hatten.
Sezuna grummelte und erhob sich müde, als das Dienstmädchen gerade den Raum verließ. „Rieche ich da Kaffee?", murmelte sie, weil sie sich nicht sicher war, ob sie vielleicht träumte.
„Nein, das Mädchen hat eine Menge zu essen gebracht und wie es aussieht, ein oder zwei Kannen Kaffee", vermutete er und stand auf, um den Wagen an Sezunas Seite zu stellen. „Greif zu", lächelte er, während er sich anzog.
Sezuna bemerkte unten auf dem Wagen wirklich zwei Kannen, aber nur eine davon war mit Kaffee gefüllt, die andere mit Tee. Zögerlich nahm sie den Tee, weil sie wusste, dass dieser dem Kind wahrscheinlich besser tun würde, als der Kaffee.
Haru lächelte und nickte, denn das war auf jeden Fall besser für sie, vor allem auch wegen der Übelkeit. „Was willst du essen?", fragte er sie und gab ihr den Blick auf die ganzen Speisen frei.
Sezuna betrachtete das Essen. „Gibt es süße Soße?", fragte sie vorsichtig, da sie Lust auf das Rührei mit süßer Soße hatte.
„Was für eine süße Soße?", fragte Haru sie entsetzt. Das war das erste Mal, dass sie so etwas aß. „Bist du etwa krank?", fragte er besorgt und fühlte ihre Stirn, die jedoch nicht fiebrig war.
Sezuna lachte leise. „Nein, aber ich mag Rührei mit süßer Soße", erklärte sie entschuldigend, fand jedoch nichts dergleichen.
„Das wäre mir neu", meinte Haru und suchte nach einer süßen Soße. Die standen hinter den Kannen mit dem Tee und Kaffee. Allerdings fand er nur Schokoladen-, Honig- und Erdbeersauce, die er ihr anbieten konnte.
„Wenn das so ein Anzeichen von der Schwangerschaft ist, hoffe ich, dass du mich damit nicht eines Tages vergiften willst. Wobei es eigentlich egal ist, ich esse normalerweise auch immer alles durcheinander", gab er schließlich schulterzuckend zu. Aber schmeckte sowas wirklich?
„Gibt es auch Marmelade?", fragte sie und ihr lief förmlich das Wasser im Mund zusammen.
Die Marmelade war schnell gefunden und diese schmierte sie sich auf ein Brötchen, bevor sie das Rührei auf das Brötchen packte und genüsslich hineinbiss.
Der Blick, den sie von Haru bekam, sprachen wahrlich Bände. Noch nie zuvor hatte sie das gegessen, obwohl sie oft Rührei gemacht hatte. Auf der anderen Seite war es egal, was sie aß. Hauptsache, sie konnte nun wieder normal essen.
„Das war bei uns zuhause immer sehr beliebt. Aber mit einer anderen Soße", erklärte sie zwischen zwei Bissen kauend. „Mama hat es auch gern mit scharfer Soße gegessen."
„Solange du isst, ist es mir relativ egal, was. Natürlich nichts Schlechtes oder vergiftetes, aber essen musst du nun für zwei." Harus Lächeln zeigte eine gewissen Strenge, dass er darauf auf jeden Fall achten würde.
„Ich werde mir Mühe geben", versprach sie mit einem schiefen Lächeln.
Er nickte zustimmend und reichte ihr die Tasse mit Tee. „Verbrenne dich aber bitte nicht. Wie hast du geschlafen?", fragte Haru sie, als er ihr ein weiteres Brötchen reichte. Ihren Appetit nahm er wohlwollend zur Kenntnis, da sie davor nur sehr wenig gegessen hatte.
„Gut", sagte sie und nahm einen Schluck. Ihr war schon wieder schlecht, aber der Tee half tatsächlich ein wenig und Sezuna schnupperte, um zu versuchen herauszuriechen, welche Kräuter darin waren.
„Hat er dir wenigstens was dagelassen, wenn es dir nicht gut geht? Oder soll ich ihn rufen lassen?", wollte er wissen, als er sah, wie blass sie geworden war. Außerdem hatte sie ihr Gesicht ein wenig verzogen, sodass es nicht schwer war, ihr anzusehen, dass ihr übel war.
„Ich würde sagen der Tee ist speziell", meinte sie und nahm noch einen Schluck. Sie spürte, dass es ihr ein wenig besser ging.
„Na gut, wenn es aber schlimmer wird, lasse ich ihn rufen. Einverstanden? Willst du noch was essen oder soll das Dienstmädchen es außer dem Tee holen?", fragte er sie vorsichtig. Aber vielleicht hatte sie bald wieder Hunger.
„Lass es ruhig stehen, ich werde auf alle Fälle noch das Obst naschen", meinte sie und lehnte sich ein wenig an ihn. „Verbringen wir den Tag im Zimmer?"
Dann konnte sie wenigstens essen, wann immer sie wollte. War vielleicht auch besser so. „Eigentlich wollte ich gerne die Stadt ein wenig erkunden, aber ich fühle mich nicht danach. Also bleiben wir hier, denke ich."
„Machen wir das Morgen?", wollte sie wissen, immerhin wollte sie die Stadt ebenfalls sehen.
„Werden wir sehen. Je nachdem wie es dir geht", entgegnete er ihr und setzte sich zu ihr ins Bett. Wenn sie sich heute gut ausruhte und morgen sich besser fühlen sollte, konnte er sie zumindest durch die Stadt tragen. Allerdings hoffte er dabei, dass ihn Akira nicht erwischte und sie zum König zerrte.
„Ich bin nicht krank, Haru. Nur erschöpft", meinte sie mit einem seltsamen Blick. „Ich verstehe dein Bedürfnis, mich in Watte zu packen, aber übertreib es bitte nicht, ja?"
„Glaubst du, ich will dich auf dem Rücken tragen und dann übergibst du dich über mich, weil dir plötzlich schlecht ist?", protestierte er. „Und genau deine Erschöpfung ist nicht gut, vor allem wenn du ein Kind erwartest. Sobald es dir besser geht, kannst du wieder normal sein. Aber jetzt braucht dein Körper erst einmal die Ruhe, die er braucht nach der Reise", sagte er streng. Haru wusste, dass er sie zu sehr beschützte, aber nun musste er auch an das Kind denken.
Sezuna hob die Finger. „Aber denk daran, was du mir versprochen hast", sagte sie und hoffte, dass sich Haru daran erinnerte, dass jemand auf sie wartete.
„Sobald es dir besser geht!", protestierte Haru und sah sie streng an. Dieses Mal würde er ihr nicht nachgeben. Die Steinfrau konnte wohl ein paar Tage warten.
„Dann wirst du aber auch auf mich hören, wenn ich sage, dass es mir besser geht", meinte sie und sah ihm unnachgiebig entgegen.
„Du wirst es nur sagen, damit wir gehen! Schon oft genug hast du gesagt, es geht dir gut, aber es war nicht so. Zumindest war es nicht immer die Wahrheit."
Haru kannte sie gut genug, dass sie es bestimmt versuchen würde, ihm weis zu machen, dass es ihr gut ging, nur damit sie schnellstmöglich dorthin zurückkehrten.
Sezuna verengte die Augen. „Also willst du entscheiden, ob es mir gut geht oder nicht?", fragte sie und klang lauernd. Sie kannte diese Diskussion, doch sie würde nicht aufgeben.
„Nein, Haruto wird es. Er wird dich untersuchen und wenn er keine Erschöpfung mehr feststellen kann, gehen wir", meinte er und klang genervt. Warum verstand sie nicht, dass er nur das Beste für sie wollte? Er hatte versprochen, wieder dorthin zurück zu kehren. Aber erst, wenn es ihr wirklich besser ging.
Sezuna seufzte frustriert. Sie hatte gehofft den regelmäßigen Kontrollen durch einen Arzt zu entgehen. „Ach ja", wechselte sie ein wenig das Thema. „Ich hab mich geweigert ihn mit Magie das Kind prüfen zu lassen. Ich denke da ich deine besser vertrage, solltest du das machen, er meinte er würde dich anweisen.
„Und du glaubst, dass es mit meiner anders ist?", fragte er sarkastisch. Auch wenn sie seine ein wenig vertragen konnte, war ihr Körper trotzdem nicht dafür geschaffen, mit Magie untersucht zu werden. „Ich bin kein Arzt, der das feststellen kann."
„Doch, das bist du", widersprach sie. „Außerdem glaube ich, dass es mir weniger schaden wird, als seine Magie. Weil ich deine noch immer in mir trage."
„Und genau das ist etwas, was ich nicht verstehe. Sie müsste schon längst weg sein, aber sie hält sich hartnäckig in dir. Und er wird hoffentlich feststellen können, warum das so ist", beharrte Haru.
„Wie gesagt, sie ist tief in meine Quelle eingedrungen", sagte sie. „Ich nehme an, daher wird sie sich halten."
„Nur, weil du sie dorthin geleitet hast", erinnerte er sie daran. Noch immer verstand er nicht ganz, wie sie das überhaupt geschafft hatte. „Also, wenn Haruto das Einverständnis gibt, dass du nicht mehr erschöpft bist und dir Bewegung und frische Luft gut tut, gehen wir zurück zu ihr", versprach er ihr.
„In Ordnung", seufzte sie. Heute war ihr aber wirklich nach ausruhen, trotzdem erhob sie sich und ging zum Fenster, um hinaus zu schauen.
Haru trat hinter sie und streichelte sanft ihre Schulter entlang, bevor er sein Gesicht an ihrer Halsbeuge versteckte, um ihren Geruch einzusaugen.
„Eine sehr schöne Stadt", murmelte sie leise und betrachtete die eleganten Gebäude und auch die Menschen, die massenhaft durch die Straßen liefen. Es wirkte geschäftiger, als in den anderen Städten, doch auch irgendwie friedlicher. Oder bildete sie sich das ein?
„Kein Wunder, dass viele hier her kommen", murmelte er an ihrer Haut. Er freute sich darauf, sie ein wenig zu erkunden. Und vor allem, was es zu kaufen gab. Haru suchte etwas spezielles und hoffte, dass er es finden konnte.
„Das ist genau die Atmosphäre, nach der ich gesucht habe", gestand sie leise. „Auch wenn es mir zu viele Menschen sind, um hier dauerhaft zu bleiben."
„Wie meinst du das, dass du sowas gesucht hast?", wollte er wissen und legte seine Arme um sie. Haru hatte ein schlechtes Gewissen, dass sie sich wieder mal über Dinge nicht einigen konnten. Dabei war es doch wichtig, dass sie sich nicht aufregte.
„Ich wollte immer in der Nähe einer solchen Stadt wohnen. Wo ich weiß, dort kann ich meine Kinder zur Schule schicken, ohne Angst haben zu müssen, dass man sie wegfängt", erklärte sie leise.
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