Kapitel 49

"Alles klar. Dann können wir uns schon an den Bau des Standes machen", sagte sie an Haru gewandt mit einem Lächeln. "Ich hab auch schon eine gute Idee", fügte sie hinzu, bevor sie sich kurz die Dokumente ansah, die ihr Reney gegeben hatte. Dabei fiel ihr das Feld mit dem Wohnort auf.

"Das Dokument sollte euren Namen, den Wohnort und auch die Art des Verkaufes enthalten. Ihr habt die gleiche Standnummer wie die andere Magierin, da ihr den gleichen Platz benutzt. Eure wäre dann 87", sagte er und ließ einen Stift zu ihnen schweben, welchen Haru vor Sezunas Nase wegschnappte und bereits begann, den Kopf des Formulars auszustellen.

"Wir haben aktuell das Problem, dass wir bei Freunden wohnen, bis wir unsere eigene Wohnung gefunden haben", erklärte Sezuna, da sie nicht genau wusste, was sie bei der Adresse eintragen sollte.

„Ihr tragt die ein, wo ihr momentan seid. Solltet ihr euren Wohnort verlegen, kommt bitte zu mir und wir ändern ihn. Übrigens gibt es nur eine Regelung wegen dem Stand. Es darf keinen anderen behindern, verstecken oder Ähnliches. Das heißt, er darf nicht so hoch sein, dass die Stände daneben nicht mehr gesehen werden können. Wobei ich glaube, dass ihr das sowieso nicht vorhattet", nahm er an.

Haru schrieb ihre Namen in das Formular und gab unter Wohnort kurz und bündig Im Schloss des Königs an.

Sezuna musste bei dieser Formulierung schmunzeln. Sie hätte die Adresse des Schlosses hingeschrieben, aber so war es hoffentlich auch in Ordnung. Und sie wollte wissen, wie Reney darauf reagierte. Das war sicherlich lustig.

Dieser erklärte ihnen ein paar Kleinigkeiten, auf die sie achten sollten. Erst, als Haru mit dem Schreiben fertig war und ihm das Formular reichte, las er es sich durch. Beim Wohnort runzelte er die Stirn und warf den beiden einen kurzen Blick zu. „Ihr seid diejenigen, die unseren Prinzen das Leben gerettet haben?", vergewisserte er sich. Es war klar, dass die Menschen wussten, was Akira zugestoßen war und dass sie anscheinend bei ihm seien. Doch niemand kam auf die Idee, dass es Haru und Sezuna seien, da sie meist nicht beachtet wurden, wenn sie das Schloss verließen oder wiederkamen. Außer den Angestellten im Schloss natürlich.

"Wir haben Akira zurück nach Hause begleitet, ja", bestätigte Sezuna vorsichtig. Diese Reaktion hatte sie fast erwartet, aber nicht, dass es so heftig ausfallen würde. Warum wusste auch jeder davon, dass sie ihm das Leben gerettet hatten?

„Unser ganzes Land schuldet euch etwas. Prinz Akira wird von den Leuten geachtet und verehrt. Um ehrlich zu sein, hätte ich euch nicht erkannt. Ihr benehmt euch ganz normal wie alle anderen auch, das schätze ich sehr", lächelte Reney und erstellte eine Kopie des Formulars, nachdem er es unterschrieben hatte. „Bitte unterschreibt auf beiden Dokumenten, danach bekommt ihr noch ein paar Informationen, die ihr brauchen werdet", bat der Magier sie und schob ihnen die Formulare hin.

Sezuna lächelte schief. "Wir wollen ja auch nicht auffallen", gestand sie und hatte dann Mühe nicht mit Saytan sondern mit Suzuki zu unterschreiben. Sie wollte immerhin nicht, dass seltsame Fragen aufgeworfen wurden. Aber war das überhaupt gültig?

„Ihr seid sehr sympathisch", bestätigte der Magier mit dem geflochtenen Bart und nahm die Formulare entgegen. „Die Gebühr pro Monat beträgt fünf Gold. Diese sollten am Anfang des Monats hier abgegeben werden. Das ist gut, wenn die Leute zu uns kommen um das zu tun, denn dann sprechen sie auch oft über ihre Probleme, ihren Alltag und bringen auch Wünsche und Ideen vor", kam es von ihm und er ließ die Formulare magisch abheften, damit alles seine Richtigkeit hatte.

Sezuna wirkte ein wenig unruhig. Für sie waren fünf Gold pro Monat wirklich eine ganze Menge. Würde sie das verdienen können oder würde sie ein Minusgeschäft machen? "Wie sieht es aus, wenn ich längere Zeit nicht an den Stand gehen kann. Oder den Stand aufgeben möchte?", fragte sie, weil sie wusste, dass sie bald mit Akira auf Reisen gehen würden. Sie hatte noch keine Ahnung, wie lange es dauern würde.

"Dann kommt ihr ebenfalls zu mir. Das Aufheben des Vertrages geht schnell. Ihr könnt auch, wenn ihr nicht da seid, ihn verleihen oder wir setzen den Vertrag für diese Zeit aus. Es ist nur wichtig, dass wir Bescheid wissen", gab er Auskunft und Haru nickte. Das war sehr wichtig, vor allem wenn sie nicht wussten, wann sie wiederkommen würden. Haru zog aus seiner Manteltasche die fünf Gold und reichte sie Reney.

Sezuna wurde nun ein wenig nervös. "Heißt das, ich kann theoretisch anfangen, sobald der Stand steht?", wollte sie wissen und würde am liebsten sofort loslegen. Allerdings wusste sie noch nicht einmal, wo sie kochen sollte.

"Natürlich. So bald du möchtest. Ich wünsche euch viel Glück dabei", sagte er zu ihnen und reichte seine Hand mit den schlanken Fingern. Haru wusste, dass sie bestimmt eine Möglichkeit finden würden, alles vorzubereiten und dann schließlich zu verkaufen.

Sezuna ergriff die Hand, bedankte sich und erhob sie schließlich. Sie wollte am liebsten sofort loslegen, doch sie wusste, dass sie noch einiges zutun hatten.

„Ich freue mich, euch kennen lernen zu dürfen", nickte er ihnen noch zu, bevor sie sein Zimmer verließen.

„Was nun?", fragte Haru sie interessiert und musterte sie prüfend. Er sah ihr an, wie eilig sie es hatte, mit ihrem Stand anzufangen.

"Was schlägst du vor? Ich müsste den Stand aufbauen und auch Essen kochen, wenn ich heute schon loslegen wollen würde. Aber ich glaube wir bekommen heute keinen Stand mehr hin oder?", fragte sie und wirkte eindeutig aufgeregt.

„Doch, das bekommen wir hin. Nur wollte ich gerne bei den Heilern nachfragen, ob es eine Möglichkeit gibt, die Narbe zu entfernen", sagte er verlegen. Haru hatte ein großes Problem damit, gerade weil er sie nicht selbst entfernen konnte. „Und ich würde gerne bei den Forschern nachfragen, was sie von der Eisenwaffe halten", gab er ein wenig kleinlaut zu. Gewiss, er hatte den Hammer von Sezuna bekommen, die er ständig bei sich trug, da es so klein war und überall hineinpasste. Trotzdem wollte er unbedingt wissen, ob die Eisenwaffe überhaupt für etwas gedacht war und ob sie jemals funktionieren würde.

Sezuna legte nachdenklich den Kopf schief. "Dann machen wir das als erstes", entschied sie. Was die Eisenwaffe betraf war sie ebenfalls neugierig.

„Wir können das aber auch verschieben. Ich sehe doch, wie sehr du darauf brennst, den Stand zu eröffnen", neckte er sie liebevoll. „Ich kann dir ja heute dabei helfen, damit du dich darin zurecht finden kannst", bot Haru ihr an.

"Das wäre sehr lieb", meinte sie und blickte ihn mit großen Augen an. "Dann können wir morgen, wenn der Stand sowieso belegt ist, die Dinge machen?", fragte sie und konnte es kaum erwarten loszulegen.

„Von mir aus", grinste Haru. Also hatte er sie doch richtig eingeschätzt. „Wir sollten uns überlegen, wo wir die Materialien herbekommen, um ihn zu bauen. Hast du schon eine Idee, wie du kochen möchtest? Ich könnte dir einen Ofen bauen, damit du backen kannst", schlug der Magier ihr vor, als sie zurück zur Rezeption liefen, um die Armbänder abzugeben.

"Ich weiß nicht. Denkst du ich sollte es fertig machen und dann nur mitnehmen oder direkt dort kochen?", wollte sie wissen und wirkte ein wenig nachdenklich. Beides hatte Vor- und Nachteile.

„Ich würde sagen, frisch kochen. So können die Leute sehen, was du für Lebensmittel benutzt", teilte Haru seine Meinung mit. Wie sie sich letztendlich entschied, war ihre Sache. „Lass uns erstmal das Holz holen gehen."

"Ich bin mir nicht sicher, ob ich für Backofen, Feuer mit Topf und Sachen zum Schneiden genug Platz haben werde", murmelte sie und überlegte schon, wie sie die Dinge in den Stand bauen konnte, damit es reichte. Es war immerhin nicht all zu viel Platz.

Doch Haru tippte sich nur an den Kopf und grinste. „Ich habe schon eine Idee. Aber lass uns erstmal das Holz holen, dann können wir verschiedene Dinge ausprobieren, bis du zufrieden bist", sagte er und führte sie in die Richtung, in der der Laden für die Kindersachen lag.

"In Ordnung", stimmte Sezuna zu, denn ohne Holz würde gar nichts gehen.

Wenige Minuten später standen sie in dem Laden, wo sie die Babywiege reserviert hatten. Als der Verkäufer sie sah, lächelte er breit. „Hallo Haru, brauchst du das Holz?", fragte er den blonden Magier, der breit grinste.

„Ja, nur werde ich mehr Holz brauchen, wir haben vor, einen Stand zu bauen und Essen zu verkaufen. Hast du zufällig Bretter, die du nicht mehr brauchst und uns für wenig Geld geben kannst, Damian?", erkundigte sich Haru bei ihm.

Schon allein die Tatsache, dass sie sich mit Namen ansprachen, verriet Sezuna einiges darüber, was Haru hier wohl gemacht hatte. Aber es schien ihnen zum Vorteil zu gereichen, also sagte sie nichts dazu.

„Seht euch ruhig im Lager um. Wenn du noch mehr brauchen solltest, kann ich bei anderen nachfragen, ob sie was abgeben können", sagte Damian zu ihnen und überreichte Haru einen Schlüssel, den er lächelnd annahm.

Damian wandte sich einem Kunden zu, der gerade hereingekommen war. Das veranlasste Haru, Sezuna mit sich zu ziehen, bis er schließlich vor einer verschlossenen Tür stand und den Schlüssel in das Schloss steckte.

Sezuna entschied sich gar nicht erst zu fragen. Haru hatte eine Art an sich, die es ihm möglich machte, sehr einfach Freunde zu finden. Warum das auf der Schule nicht geklappt hatte, lag einzig und allein daran, dass er die Leute mit seinen Reden über seine Gefährlichkeit verscheucht hatte. Jetzt, wo er nicht mehr ständig damit anfing, kamen die Leute von allein auf ihn zu, was Sezuna glücklich machte.

Allerdings war es nicht nur das Reden über seine Gefährlichkeit gewesen, sondern auch die Tatsache, das er oft die Kontrolle verloren und andere verletzt hatte. Deshalb hatte Haru in der Schule angefangen, sich zurückzuziehen und wurde durch die Einsamkeit verbitterter, als er ohnehin schon war.

Die Fortschritte, die nun zu sehen waren, lag an der Reise, denn sie hatte ihm geholfen, offener zu werden. Aber auch, weil Sezuna ihm immer geholfen hatte und sein Temperament ein wenig abgeschwächt hatte, fiel es ihm nun leichter, auf manche Menschen zuzugehen. 

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