Kapitel 48
Haru hatte sie die ganze Nacht gestreichelt, damit sie wusste, dass er da war. Ihm gingen dabei viele Dinge durch den Kopf und er fragte sich, wie es wohl weitergehen würde. Als es langsam hell wurde, flüsterte er ihren Namen, um sie zu wecken. Haru hatte es eilig, in die Stadt zu kommen. Vor allem wollte er im Magierturm bei den Heilern nachfragen, wie er die Narbe durch den Skorpion wegbekam. Aber er wollte auch das Eisenteil, welches sie in der Ruine gefunden hatten, mitnehmen.
Vielleicht hatte er Glück und die Leute dort konnten ihm helfen. Dann käme er in diesem Bereich vielleicht endlich weiter.
Sezuna murmelte vor sich hin und schlug irgendwann die Augen auf. "Ist es schon morgen?", fragte sie verschlafen.
„Ja. Lass uns frühstücken und dann gehen wir los. Ich möchte heute dort so viel Zeit wie möglich verbringen", flüsterte er ihr zu und richtete sich ein wenig auf.'
Sezuna nickte und versuchte schnell wach zu werden. Es gelang ihr mehr schlecht als Recht, doch sie frühstückte schnell und nur wenige Stunden später waren sie auch schon auf den Weg zum Magierturm. Durch den hohen Schnee, der nur in bestimmten Straßen geräumt war, da es immer noch schneite.
Beide waren vollkommen entzückt, als sie so viel Schnee sahen. Nur war es nicht sehr einfach, durch den zu gelangen, aber gemeinsam schafften sie es. „Das ist der Wahnsinn wie viel Schnee es seit gestern gegeben hat", staunte Haru und fragte sie, ob er sie tragen sollte, damit sie es nicht so schwer hatte und sich ausruhen konnte.
Sezuna schien jedoch zu begeistert davon zu sein, durch den hohen Schnee zu stapfen. Gerade hier, wo ihr nicht so viel passieren konnte.
Sie nahm sogar welche in die Hand und formte einen Schneeball damit.
„Was hast du vor?", fragt Haru misstrauisch, als er sie beobachtete. Ihr konnte man bei sowas einfach nicht trauen! Da er ein gewisses Gefühl hatte, formte er hinter seinem Rücken mit Magie ein paar kleinere Schneebälle zur Vorsicht.
"Ich will den Schnee genießen", sagte sie mit einem Grinsen und betrachtete den Ball neugierig.
„So so, du nennst also einen Krieg mit Schneebällen genießbar?", lautete seine Frage. Er schien nicht abgeneigt zu sein, mit ihr Spaß im Schnee zu haben.
"Nicht hier", lachte sie leise und hielt den Schneeball weiterhin in der Hand, lächelte aber. "Das können wir nach dem Magierturm ein wenig außerhalb der Stadt machen", schlug sie vor und ihre Augen schienen zu leuchten.
"Das klingt nach einem guten Plan", gab Haru zu, ließ die geformten Schneebälle aber nicht schmelzen. Stattdessen nahm er Sezunas Hand, um sie von etwaigen Plänen abzuhalten und lächelte sie an.
Sezuna lies dabei den Schneeball fallen und folgte Haru schließlich Richtung Magierturm.
"Du gibst einfach kommentarlos auf?", fragte er sie erstaunt und zog seine Augenbrauen nach oben. Er hatte nicht gedacht, dass Sezuna den Schneeball einfach fallen lassen würde. Eigentlich hatte der Magier damit gerechnet, dass sie ihn aus dem Hinterhalt angreifen würde.
Sezuna grinste. "Wir machen das dann. Ich bin viel zu neugierig auf den Stand", erklärte sie und es war auch so. Sie war unglaublich neugierig darauf, was sie alles machen musste, um endlich loslegen zu können.
"Neugierige Wildkatze", grinste er bloß. Haru führte sie die Stufen hinauf und kurz darauf traten sie wieder in die Wärme des Gebäudes. Auch dieses Mal meldete er sie beide unter seinem Nachnamen an und fragte nach, in welcher Abteilung man nach einer Lizens fragen musste.
"Die Abteilung liegt im obersten Stock, Zimmer 548. Der zuständige Magier dafür heißt Reney. Dieser wird euch erklären, was ihr alles braucht", gab der Mann an der Rezeption zur Auskunft und reichte ihnen die Armbänder.
Sezuna gab gleich die Bücher zurück, die sie hatte gestern nicht abgeben können und bekam erneut einen verwunderten Blick. Sie hatte sich die letzten Tage regelmäßig neue Bücher ausgeliehen und auch wie versprochen am nächsten Tag zurückgebracht. Nur gestern hatte es nicht so geklappt, doch der Mann schien dennoch verwundert, dass sie die Bücher jetzt schon zurückbrachte.
Geduldig wartete der Magier auf sie und wusste, dass sie sich bestimmt noch Bücher ausleihen würde, bevor sie den Turm wieder verlassen. Haru wartete an der Tür auf sie, damit sie zusammen zu Reney gehen konnten. Auch ihn interessierte es, was sie alles brauchen würde, um ihren Stand eröffnen zu können.
"So, fertig", sagte sie und gesellte sich zu Haru, um mit ihm in besagtes Stockwerk zu laufen und sich dort nach Zimmer 548 umzusehen.
Haru klopfte an der dunklen Tür an und wartete, bis sie hereingebeten wurde. Der Flur unterschied sich zu den anderen, denn die Türen waren alle dunkel und gab einen schönen Kontrast zu dem hellen Flur. Die anderen Flure und Stockwerke waren eher schlicht und hell gehalten, wobei sie sich doch voneinander in kleinen Dingen unterschieden.
Von drinnen erklang ein 'Herein', was die beiden dazu veranlasste einzutreten.
Hier war es hell, aber nicht steril. Es gab Pflanzen, die eine gemütliche Atmosphäre schufen und hinter einem Schreibtisch, vor dem zwei gemütlich wirkende Stühle standen, saß ein älterer Mann, der aufblickte, als beide eintraten.
Seine Brille, die gerade von der Nase herunterrutschte, wurde gerade nach oben geschoben, als er sie ansah. Reney trug einen langen, dunklen Bart, der zusammengeflochten auf der Brust lag. Seine langen, dunklen Haare lagen offen auf dem Rücken, welche bereits leicht grau wurden. Die blauen Augen sahen sie musternd, aber freundlich an. Reney trug eine dunkelbraune Magierrobe, die anscheinend alle hier in der Abteilung trugen. Haru und Sezuna hatten einen Magier nur kurz gesehen, der von einem Zimmer in das andere gehuscht war. Auch dieser hatte eine dunkelbraune Magierrobe getragen, deshalb vermutete Haru, dass es Abteilungsabhängig war.
"Was kann ich für euch tun?", fragte er sie und stand auf, um ihnen die Hand geben zu können.
Sezuna fand das sehr freundlich und lächelte ihn an, bevor sie ihn grüßte und dann ihr Anliegen vorbrachte. "Ich möchte mich gern danach erkundigen, was man alles braucht, um hier in Kituo Cha einen Stand auf dem Markt zu eröffnen", sagte sie ruhig und versuchte nicht zu nervös zu klingen. Sie machte es das erste Mal und trotzdem versuchte sie sich an selbstsicheren Auftreten bei völliger Ahnungslosigkeit.
"Setzt euch doch bitte", bat er sie und zog aus seinem Schreibtisch einige Formulare heraus. "Was möchtest du denn gerne verkaufen? Waren? Gerichte?", erkundigte er sich bei ihr. Zur gleichen Zeit zog er einen Plan hervor, der stark danach aussah, als wäre es der Plan von den Ständen, die es bereits gab.
"Ich würde gern Gerichte verkaufen", erklärte sie leise und hoffte, dass das keine dumme Idee war. Sie hatte ein wenig die Befürchtung, das sie vielleicht nicht so einfach an die benötigten Zutaten kommen würde. "Allerdings nicht die ganze Woche über. Nur an einigen Tagen", fügte sie hinzu.
"Das ist kein Problem, es gibt einige Plätze, die sich ein paar Verkäufer teilen. Einige sind nur Vormittags da, da sie Nachmittags einer anderen Tätigkeit nachgehen. Und andere sind nur Nachmittags da, weil sie Vormittags wo anders arbeiten", erklärte Reney ihnen und lehnte sich zurück. Seine schlanken Finger fuhren durch den geflochteten Bart und nachdenklich sah er die zwei an. "Ich würde euch dazu raten, da es weniger Gebühren für euch bedeuten würde. Da ihr Magier seid, könnt ihr euren Stand sehr schnell aufbauen. Es gibt einen Platz, der zurzeit nur vormittags belegt ist."
Reney war jemand, der gleich Klartext sprach, aber er ging auch gerne Kompromisse ein und gab gute Vorschläge, um den Leuten zu helfen, anstatt sie auszunehmen. Gerade deswegen war er zum Abteilungsleiter ernannt worden und jeder war zufrieden mit dem Mann, der seine Arbeit wirklich gut erledigte.
"Darf ich fragen, woher ihr kommt? Euer Dialekt ist anders als hier", fragte er sie.
"Wir kommen ursprünglich aus Fenua", erklärte Sezuna mit einem schiefen Lächeln. "Wenn es möglich ist, würde ich auch Spezialitäten aus unserer Heimat anbieten. Wann der Stand verfügbar ist, ist für mich nicht sonderlich relevant. Noch kann ich mich anpassen", erklärte sie unumwunden und schielte kurz zu Haru.
"Das ist eine sehr gute Idee. Es gibt nicht viele Leute, die aus Fenua hierher kommen. Ich bin mir sicher, dass die Leute in Kituo Cha das Essen sehr mögen würden. Sie sind sehr offen gegenüber fremden Gerichten aus aller Welt", erklärte er ihr.
Reney zog den Plan mit dem Stand heran und erklärte ihnen, wo sich der Stand befand und wer momentan dort war. "Die Verkäuferin ist ebenfalls Magierin, die Gerichte verkauft. Sie baut in der Regel sehr schnell ihren Stand ab", sagte Reney. Der Magier zeigte ihnen, wie groß der Stand wäre, indem er einen Zauberspruch murmelte, sodass eine Art 3D Ansicht entstand. So konnten sie sich bereits ein Bild machen, wie der Platz aussah.
Sezuna betrachtete das Modell sehr genau. "Ist das im Maßstab?", fragte sie leise, weil sie wissen wollte, ob diese Dinge ausreichten, um den Stand zu planen, oder ob sie hingehen musste, um das zu klären.
"Die Maßstäbe stehen auf dem Vertrag. Aber auch in der Ansicht siehst du Maße. Es gibt keine Grenzen, wie ein Stand aussehen soll. Wir geben den Menschen die Freiheit, ihren Stand nach ihren Wünschen zu bauen und damit ihren Charakter zeigen zu können", meinte Reney. Es stand ihnen natürlich frei, den Stand ebenfalls besuchen zu gehen. "Es ist eine gute Stelle, da dort sehr viele Leute vorbei kommen."
Sezuna schüttelte den Kopf. "Ich wollte wissen, ob das 3D Model, dass ihr erstellt habt, Maßstabsgetreu ist und ein Zentimeter einem Meter in der Realität entspricht, damit ich es mir ausrechnen kann, ohne mir den Stand noch einmal ansehen zu müssen", erklärte sie nüchtern.
"Genau so ist es", bestätigte er ihr. "Sie sind Maßstabsgetreu, damit die Leute sich gleich ein Bild machen können."
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