Kapitel 43

"Es geht mir schon besser. Zumindest ist mir nicht mehr schwindelig", gab er zu und drückte sie ein wenig von sich, damit er sie ansehen konnte. "Es tut mir leid. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist", sagte er leise und wischte sich die restlichen Tränen noch aus dem Gesicht, bevor er weitersprach. "Ich werde morgen garantiert nicht hingehen. Es ist mir egal, dass er sehen will, ob es funktioniert oder nicht. Ich bin mir sicher, dass es geht, immerhin fühle ich mich danach immer so seltsam." Haru konnte sehr stur sein, das wusste Sezuna.

"Das ist in Ordnung", murmelte Sezuna leise und küsste sanft seine Wange, um die restlichen Tränen wegzuküssen. "Du musst nicht hin", versprach sie. Sie würde mit Haruto reden, dass er Haru die Ergebnisse vielleicht nicht sagte. Dann würde dieser vielleicht gar nicht auf die Idee kommen, dass man ihm doch Blut abgenommen hatte.

Aber er würde es ihm sagen müssen, wenn er wissen wollte, ob es klappte oder nicht. Denn nur das Gefühl allein gab keine Auskunft darüber, ob es klappte oder nicht. Wahrscheinlich würde sich Haru auch gar nicht so aufregen, wenn alles schon vorbei war. Zwar war er das erste Mal auch wütend gewesen, aber letztendlich doch froh, dass er es nicht mitbekommen hatte.

Sezuna wusste wirklich nicht, was sie tun sollte. Sie hatte Angst, dass er Angst bekam, sich in ihrer Gegenwart zu entspannen, wenn er wusste, dass sie das ausnutzte, damit Haruto bei ihm Blut abnehmen konnte.

Nur würde das wahrscheinlich nicht geschehen, denn er vertraute ihr sehr dabei. Oft dachte er sich sogar, dass sie auch nur das Beste für ihn wollte. Also würde er sich beugen müssen, egal ob er wollte oder nicht. "Hilfst du mir morgen, das zu überstehen?", fragte er vorsichtig.

"Natürlich werde ich dir helfen", versprach sie sanft und küsste ihn erneut.

"Danke ... Ohne dich werde ich es nie schaffen", sagte er leise. "Ich bin so dumm, solche Angst zu haben, während du so tapfer bist. Lass uns in die Stadt gehen, ich brauche dringend Abwechslung", bat er das rothaarige Mädchen leise. Seine Arme legten sich um sie und er küsste sie zärtlich zurück.

Sezuna küsste ihn noch einmal und erhob sich dann, bevor sie ihren Mantel ergriff. "Stadt ist eine gute Idee."

"Ich will nach den Kinderbüchern gucken gehen und ich glaube, du hast auch Hunger, nicht wahr? Ich erinnere mich, dass du vor zwei Tagen alles gegessen hast, was du finden konntest", lächelte er schwach und stand schließlich auf. Haru fand es eine gute Idee, sich abzulenken und den Tag zu genießen, anstatt sich nun noch mehr verrückt zu machen, als er sowieso schon war.

Sezuna legte nachdenklich den Kopf schief. "Ja, da hast du recht", murmelte sie. "Ich hab wirklich Hunger", gab sie zu.

"Sag ich doch", freute er sich und versuchte, alles zu vergessen, was geschehen war und was passieren würde. Er zog Sezuna auf die Beine und nahm sie in den Arm. "Mit mir wirst du es immer schwer haben", prophezeite er ihr und küsste sie. Haru setzte sich auf das Bett und kämpfte mit den Stiefeln, damit er in sie hineinkam.

Sezuna lachte leise. "Das ist nur fair", sagte sie grinsend. "Mit mir hast du immerhin auch nur Ärger."

„Das erste Richtige, was heute aus deinem Mund kommt", neckte er sie. „Ich bin am überlegen, ob Haruto vielleicht einen Trank hat, um die Angst und Panik zu unterdrücken", meinte er nachdenklich, während er seinen dicken Mantel anzog.

"Das könnten wir versuchen. Wenn deine Magie es zulässt", sagte sie zustimmend und kleidete sich weiter ein.

„Willst du zuerst essen gehen, bevor wir die Buchhandlung unsicher machen?", wollte er wissen, während sie die Treppenstufen des Schlosses hinuntergingen. „Nicht, dass du mir vor Hunger umkippst", sagte Haru besorgt.

Was er nicht wusste war, dass Haruto ihnen absichtlich aus dem Weg gehen würde, bis Sezuna ihn zum schlafen gebracht hatte. Seiner Meinung nach war es vielleicht der einzig vernünftige Weg, das hinter Haru zu bringen. Der Arzt hatte mit einem Blick gesehen, dass er viel schlimmer als das Mädchen war. Wenn Sezuna schon sagte, dass es sehr gefährlich war, ihn zu zwingen, würde er es auf eine schonende, wenn auch vielleicht nicht ehrliche Art tun. Das war allerdings nur in Harus Interesse.

"Ich würde gern etwas essen", sagte sie mit einem Lächeln. Sie musste immerhin ihren Vitaminhaushalt wieder zum Laufen bringen.

„Dann lass uns die Stände unsicher machen. Übrigens ... du warst wirklich tapfer. Ich verstehe nur nicht, warum du anderen dabei nicht vertraust", sagte Haru zu ihr und führte sie auf die Stände zu. Die hatten es ihr anscheinend angetan, vor allem, weil sie so viele verschiedene Dinge anboten.

"Ich kann es dir nicht genau sagen. Ich habe immer Angst, dass die Leute mir weh tun. Auch wenn ich an sich kein großes Problem mit Schmerzen habe", sagte sie leise und nachdenklich. "Bei dir wusste ich, dass du mir nichts tun wirst."

Kopfschüttelnd sah er sie an. „Ich denke nicht, dass Haruto dir absichtlich weh tun würde", beharrte Haru und fuhr fort, dass es vielleicht eines Tages für sie besser werden würde, wenn sie ihn länger kannte. „Er ist ein guter Arzt, der andere respektiert und nichts aufzwingen will. Nur muss er einige Sachen tun, auch wenn sie nicht angenehm sind. Aber er will das Beste für die Patienten und genau so sollte ein wahrer Heiler sein."

"Ich kenne ihn einfach noch zu wenig, um ihn zu vertrauen. Aber ich bin mir sicher, dass es irgendwann besser wird", murmelte sie, während sie sich etwas zu Essen aussuchte.

„Hoffen wir es", lächelte er und ließ Sezuna das nehmen, was sie wollte. Harus Hoffnung bestand darin, dass Sezuna dem Heiler eines Tages vertraute, wenn er bei ihm anfangen würde zu arbeiten. Das würde das Arbeitsverhältnis um einiges erleichtern. Vor allem würde Haru ihm das Mädchen auf jeden Fall anvertrauen, wenn es nicht anders ging.

Haru sagte zu dem Verkäufer, was sie wollte und wartete dann, bis es zubereitet war. In Kituo Cha legten die Menschen viel Wert darauf, die Speisen frisch zuzubereiten, das hatte er schon mitbekommen. Für die Qualität zahlte er gerne einen angemessenen Preis.

Es schien auch so, dass die meisten ihr Essen an den Ständen kauften. Adlige und einfache Bauern waren zu sehen, was wohl auch daran lag, dass das Essen teilweise sehr günstig war.

„Eigentlich solltest du dein Essen verkaufen. Ich bin mir sicher, du wärst den ganzen Tag von Kunden belegt", schlug Haru vor, während einige Taler den Besitzer wechselten.

"Können wir gern versuchen", meinte Sezuna nachdenklich. "Wir haben ja noch ein paar Tiere, die ich zubereiten könnte", sagte sie und lächelte leicht. Das wäre etwas, was sie tun könnte, während Haru bei Haruto lernte.

„Nichts da, die brauche ich, wenn ich endlich wieder essen kann", protestierte der Magier und zeigte auf ein Gericht, was sie das letzte mal gegessen hatte. „Willst du das wieder?", lautete seine Frage dazu. Letztes Mal hatte sie das Fleischgericht beinahe runtergeschlungen, dass sogar Haru erstaunt darüber gewesen war.

"Ich möchte was anderes probieren", sagte sie hungrig, weil sie alles davon testen wollte. "Dann musst du eben neue Zutaten fangen, sonst kann ich ja nichts kochen und verkaufen."

Seufzend gab er nach und meinte, dann sollte sie lieber doch die Tiere nehmen, die sie noch hatten, denn die waren dank dem Schutzzauber noch sehr gut. Obwohl es sehr kalt war, wurde es ihm wärmer, als sie zwischen den Ständen liefen, denn die Hitze des Kochens hüllte sie ein.

Plötzlich fühlte er etwas kaltes auf seinem Kopf, was in in den wolkenverhangenen Himmel blicken ließ. „Schau mal, es schneit!", rief er begeistert.

Sezuna hob sofort den Blick und hielt die Hand auf. Sie wirkte völlig fasziniert, denn es war das erste Mal, dass sie Schnee sah.

Tatsächlich fielen zuerst nur kleine, weiße Flöckchen vom Himmel, die sich langsam vermehrten und auch größer wurden. Sie standen zusammen mitten auf dem Weg zwischen den Ständen und sahen in den Himmel. Die Schneeflocken, welche auf ihren Gesichter trafen, schmolzen bei der Hitze, die von ihnen ausging. „Das ist so ... schön", flüsterte Haru leise, wobei er nicht sicher war, ob Sezuna seine Worte überhaupt bei dem Lärm um sie herum hören konnte. Für die Leute schien das normal zu sein, denn sie gingen ihren Tätigkeiten nach. Nur die Kinder freuten sich anscheinend sehr. Harus Hand tastete nach ihrer, um den ersten gemeinsamen Schnee zu genießen.

Sezuna verflocht ihre Finger mit seinen und genoss die weißen, kleinen Gebilde, die vom Himmel fielen und dabei zu tanzen schienen. Es war so schön und neu für sie.

Eine Weile standen sie stumm da, bis er sein Gesicht zu ihr drehte. „Lass uns weitergehen. Du wirst bestimmt noch Hunger haben. Und mit einer hungrigen Sezuna ist nicht zu spaßen", neckte er sie liebevoll und drückte ihr einen Kuss auf die Nase.

Sezuna kicherte leicht und lächelte dann. "Ja, da hast du wohl recht. Hungrige Raubtiere sind gefährlich", lachte sie sehr gut gelaunt.

Der Magier winkte ab. „Du bist allerdings nur ein Wildkätzchen und scheinst zu vergessen, dass ich das Raubtier bin", korrigierte er ihre Worte sanft. Sein Gesicht war noch immer blass, aber seine Augen leuchteten wie die eines Kindes. Der Schnee hatte ihm gute Laune verschafft und ließ ihn seine Ängste und Sorgen erst einmal vergessen.

Sezuna grinste. "Aber im Moment habe ich Hunger wie eine ausgewachsene Katze", sagte sie gut gelaunt und fragte sich, warum sie nach dem Transfer so viel Hunger hatte.

Das lag vermutlich daran, dass ihr die Dinge fehlten und ihr Körper die Defizite so schnell wie möglich ausgleichen wollte. Gerade jetzt, wo sie schwanger war. Da reagierte der Körper sowieso viel intensiver, um das Kind genauso versorgen zu können. „Du wirst niemals mit meinem Hunger mithalten können. Aber so ein Wettbewerb zwischen uns wäre interessant. Ob Belynia bereits herausgefunden hat, wie sehr Akiras Benehmen beim Essen nachgelassen hat?", grinste er, als er sich an die Zeit erinnerte, wo der Prinz und er sich gegenseitig das Essen beinahe aus den Händen gerissen hatte.

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