Kapitel 41
Der nächste Tag verlief ruhig. Sezuna las ihre Bücher, brachte sie zurück und holte sich neue. Doch den Tag danach stand erneut der Vitamintransfer an. Als Sezuna jedoch mit Haru in den Raum von Haruto kam, zuckte sie zusammen. Es schien, als würde der Heiler prüfen wollen, ob sich ihre Vitamine erholt hatten.
„Guten Morgen", grüßte er sie freundlich. Haruto hatte die Dinge zum Blutabnehmen bereitgelegt und runzelte die Stirn, als er sah, wie blass beide plötzlich geworden waren.
„Haruto, Sezuna möchte, dass ich versuche, ihr Blut abzunehmen. Ich habe keine Übung darin. Aber lernen muss ich es bestimmt, nicht wahr?", fragte Haru den Arzt mit zitternder Stimme.
Dieser konnte erkennen, wie sich Sezuna bereits ein wenig hinter Haru positionierte und ihre Augen sich mit Angst füllten.
Haru stellte sich auch vor sie, um sie zu schützen. „Bist du dir sicher, dass es dir nicht noch mehr Angst verursacht?", fragte Haruto sie. Dennoch nickte der Arzt langsam und stimmte zu. „Hoffentlich fallt ihr beide dann nicht in Ohnmacht."
"Das müssen wir versuchen", murmelte Sezuna leise. Sie wollte es unbedingt versuchen und sie war sich ziemlich sicher, dass sie bei Haru weniger Angst hatte.
Haru allerdings schluckte schwer, als er die Nadeln und Ampullen sah. Wie sollte er jemals Heiler werden, wenn er es nicht schaffen würde, Blut zu nehmen?
„Also gut", seufzte Haruto nachgiebig und bat, die beiden näher zu treten. „Ich werde dich anweisen, was du beachten musst", fuhr er fort und bat Sezuna, ihm ihren Arm zu geben. „Ich werde nichts anderes tun, als es Haru zu erklären", versprach er ihr.
Sezuna nickte ruckartig und setzte sich dann langsam auf den Stuhl, der für sie bereitstand. Sie fand es gut, dass Haruto der Sache zustimmte und Sezuna hoffte wirklich, dass Haru es schaffte.
Haruto schob ihren Ärmel vom Kleid nach oben und begann, dem blonden Magier zu erklären, wo sich ihre Venen, die dafür geeignet waren, befanden. „Bei Sezuna sind sie gut sichtbar, das macht es einfach. Nun nimmst du den Gurt", sagte er und nahm es in die Hand. „Diesen legst du um ihren Oberarm und ziehst ihn fest. Das hilft sehr, dir Venen besser zu erkennen, weil das Blut ein wenig gestaut wird. Manchmal musst du ein wenig tasten, wenn du sie nicht siehst", erklärte er und Haru nahm zögerlich den Gurt, um ihn vorsichtig um Sezunas Oberarm zu legen. Ihm war anzusehen, wie unangenehm es für ihn war.
"Du weißt, dass ich nicht sonderlich schmerzempfindlich bin", flüsterte Sezuna Haru leise zu, in der Hoffnung ihn ein wenig zu beruhigen. Er würde ihr schon nicht weh tun.
Er nickte und zog den Gurt fest. Seine Hände zitterten, als er nach ihrer Vene tastete. Immerhin sollte er sie nicht nur sehen, sondern auch fühlen. „Ich glaube, dort ist die geeignete Stelle", sagte er schließlich.
„Du hast vollkommen recht", bestätigte der Arzt. Er zeigte dem Magier, welche Nadel am besten geeignet wäre und wie viel Blut er brauchen würde. Auch wurde ihm erklärt, wie er die Ampullen tauschen musste, ohne dass er die Nadel rausziehen musste. Es hörte sich einfach an, wenn man Haruto so zuhörte. Schließlich gab er Haru noch einige Tipps, um es dem Patienten so angenehm wie möglich zu machen und wie richtig zugestochen werden musste.
Sezuna hatte dabei ihren Blick direkt auf Haruto und Haru gerichtet und hörte ebenfalls genau zu. Noch war die Angst nicht groß, aber bisher war es auch noch nicht so weit.
Haru zögerte, weiter zu machen. Das fing schon an, einfach die Nadel in die Hand zu nehmen. Seine Augen zeigten Angst, die vor allem darin bestand, etwas falsch zu machen und ihr unnötig weh zu tun. Der Arzt legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Lasse dir Zeit", riet er ihm. Haru musste sich damit anfreunden. Als er Sezunas Arm desinfizierte, zitterten seine Hände noch immer. Selbst, als er die Nadel schließlich in der Hand hielt.
"Du musst dir keine Sorgen darum machen, mir weh zu tun", versicherte Sezuna mit einem Lächeln. Trotz Harus Zögern fühlte sie sich sicher und gut aufgehoben.
„Schau einfach weg", bat Haru sie, da er wusste, dass sie kein Blut sehen konnte.
Sezuna nickte und drehte den Kopf zur Seite.
Einen Moment lang zögerte er noch, bevor er einmal tief durchatmete und es durchzog. Harus Hände hatten aufgehört zu zittern, als er ihr die Nadel vorsichtig durch die Haut schob. Seine Zunge, die ein wenig draußen war zeigte, wie konzentriert Haru war. Er hatte Glück, dass er beim ersten Versuch die Vene traf und das Blut anfing zu fließen. Die Ampulle lag schon bereit und sie füllte sich schnell. Der Magier wechselte sie geschickt, denn sie brauchten zwei davon. Haruto nahm sie ihm ab, damit er sich ganz darauf konzentrieren konnte. Die ganze Prozedur dauerte nicht mal eine Minute, bis er schließlich etwas auf ihren Arm drückte, um die Blutung zu stoppen.
Sezuna hatte den Kopf gedreht, linste aber immer wieder zur Seite, so dass sie sehen konnte, dass es Haru war, der an ihr arbeitete, nicht Haruto. Da sie diesen immer wieder im Blick hatte, baute ihr Körper nicht diese Angst auf, die sie immer empfand, wenn fremde Personen mit Nadeln in ihrer Nähe waren.
„Fertig", sagte Haru heiser, als er ein kleines Pflaster über die Stelle klebte.
Sezuna drehte den Kopf. "Wirklich? Das ging aber schnell. Ich hab so gut wie nichts gespürt", erklärte Sezuna mit einem Grinsen.
Der Arzt lobte ihn, da er die Sache gut gemacht hatte. Haruto nahm die Ampullen und verschloss sie, bevor er etwas darauf schrieb und sagte, er würde sie kurz alleine lassen. Es war besser, das Blut gleich zu untersuchen.
Sobald sie alleine waren, fing Haru wieder an zu zittern. Er stand auf und musste sich festhalten, weil ihm schlecht geworden war.
Sezuna erhob sich. "Geht es dir nicht gut?", fragte sie vorsichtig und umarmte ihn vorsichtig.
„Nein, mir ist nur ... schlecht. Die Angst vor der Nadel war zu groß. Als ich es bei dir gemacht habe, kam mir in den Sinn, dass er es bei mir morgen macht", sagte er zitternd.
Sezuna streichelte ihn langsam über den Rücken. "Wir finden eine Lösung", versprach sie leise.
„Wie ging es dir dabei?", fragte er sie vorsichtig. Seine Arme legten sich um ihren schlanken Körper und drückten sie an sich.
"Ich habe nichts gespürt und hatte auch keine Angst", erklärte Sezuna leise. "Das hast du wirklich gut gemacht."
"Ich würde gerne so wie du sein ...", gab er leise zu. Woran lag es nur, dass sie nichts gespürt und keine Angst gehabt hatte? Wenn er nicht so ein Weichei wäre, würde alles schneller gehen.
Sezuna senkte ein wenig den Blick. "Nein, würdest du sicher nicht", meinte sie mit einem schiefen Lächeln. "Du weißt, dass ich auch Angst davor habe, wenn es jemand anderes macht."
"Es ist egal, wer es bei mir macht. Ich bin jetzt schon panisch, dass ich beinahe in Ohnmacht falle". gestand er ihr. Sie war, im Gegensatz zu ihm, wirklich tapfer.
Sezuna streichelte ihn weiter. "Ich würde ja sagen, dass wir es jetzt schon machen, damit es nicht mehr so lange dauert, aber das wäre nicht gut", murmelte sie und überlegte, wie sie ihn beruhigen konnte.
"Was meinst du mit jetzt schon machen?", fragte er panisch und seine Augen weiteten sich. Es schien, als würde die Zeit stillhalten, so ruhig war es in dem Raum für einen Moment.
Sezuna umarmte ihn beruhigend. "Es ist alles gut, heute passiert nichts mehr", versicherte sie und fragte sich, ob Haruto sich überreden lassen würde, dass er es machte, wenn sie Haru in den Schlaf gesungen hatte, ohne dass dieser etwas wusste.
Was wahrscheinlich am sinnvollsten war. Wie Haru bereits davor gesagt hatte, glaubte er nicht daran, dass irgendwas ihn zum Schlaf zwingen konnte, wenn er wusste, dass es gemacht wurde. Vielleicht war es am Besten, wenn Haruto gar nichts sagte und erst dann vielleicht sogar in ihr Schlafzimmer kommen würde, wenn Haru wirklich schlief.
Sezuna hoffte, dass das klappen würde. Auch wenn sie ein wenig Angst davor hatte, da sie es ohne Harus Willen tat. Aber sie wollte ihn nicht schaden.
Haru schmiegte sich an sie und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. Sie konnte spüren, wie er zitterte. Anscheinend verlor er beinahe seine Körperbeherrschung, aber er hielt sich an ihr fest und konnte somit stehen bleiben. "Ich hoffe stark, dass ich nicht jedes Mal dieses Gefühl habe, wenn ich bei jemanden Blut abnehmen muss", flüsterte er.
"Ich denke, das wird sich mit der Zeit einspielen", sagte sie und streichelte ihn weiter.
Schwer seufzend nickte er leicht. Es war nicht wirklich schwer gewesen, doch seine eigene Angst, hatte viel dazu beigetragen, es schwer führ ihn zu machen.
Nach einer Weile kam Haruto wieder zurück und lächelte. "Alles in Ordnung. Deine Werte sind hervorragend, also steht einem zweiten Transfer nichts im Weg", verkündete er.
Sezuna wirkte zufrieden und erleichtert. "Das ist gut", murmelte sie und blickte Haru fragend an. "Bereit?"
"Ja bin ich. Lass mich nur meine Gewichte um einiges erhöhen, dann verbrauche ich bereits Magie und Energie, während wir die Hände halten", schlug er vor. Haru hatte es sich überlegt, wenn er seine Manschetten höher stellte, müsste er mehr Magie verbrauchen und vielleicht leerte sich die Quelle dabei ein wenig, dass er die neue aufnehmen konnte.
"Ich dachte wir machen es wieder so, wie das letzte Mal", meinte Sezuna fragend. Das hatte immerhin gut funktioniert.
"Wenn du meinst, gerne. Ich dachte nur, vielleicht wäre es gut, es so zu versuchen. Letztes Mal war sie zu voll. Deswegen wollte ich es ausprobieren", erwiderte der blonde Magier und versuchte zu lächeln.
"Dann versuchen wir es zusätzlich noch", stimmte sie stirnrunzelnd zu.
Harutos Gesichtsausdruck war verwirrt, aber auch er runzelte die Stirn. "Was genau hast du vor Junge?", fragte er ihn. Der Magier erklärte ihm die Sache mit den Gewichten und kopfschüttelnd sagte Haruto vorsichtshalber gar nichts dazu. Aber er verstand den Sinn dahinter.
Haru legte seinen Finger an alle vier Gewichte und sofort wurde er auf den Boden gezogen, sodass der Arzt erschrocken die Luft einzog. "Nicht helfen, dann verbrauche ich die Magie", knirschte Haru und es dauerte einige Minuten, bis er es geschafft hatte, sich auf die Knie zu setzen. "Gib mir deine Hände Sezuna und lass uns anfangen", keuchte er mit Anstrengung, als er seine Hände langsam hob.
Sezuna blickte ihn nicht erfreut an, gab aber nach und reichte ihm die Hände.
Wie bereits beim ersten Mal griffen sie beide nach der Quelle, wobei Haru seine Magie leichter gleiten ließ als zuvor. Davor hatte er sich ein wenig geweigert, doch nun wusste er, dass nichts passieren würde. Sezuna konnte einfacher seine Magie aus ihm ziehen und sein Trick funktionierte sogar, denn seine Quelle wurde durch die Anstrengung leerer.
Sezuna mischte die Magie und gab Haru dann die Magie zurück.
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