Kapitel 40

Haru schwieg und schien zu überlegen. „Wir können ihn fragen, aber wenn er nein sagt, ist das eben so", klang er leicht kläglich. Es versetzte ihn nicht in Panik, wenn er mit Nadeln arbeitete oder sich selbst aus Versehen stach. Aber Blut abnehmen oder eine Spritze zu bekommen waren sein Alptraum.

"Das ist in Ordnung", murmelte sie. "Ich habe überlegt, dass man vielleicht eher erstmal damit anfangen sollte, dass du eine Nadel nimmst und sie auf meine Haut legst. Ohne irgendwie zu stechen oder so. Einfach, um zu sehen, ob das bei uns beiden überhaupt geht."

„Ich habe keine Angst, eine Nadel in die Hand zu nehmen, weil ich das oft beim basteln brauche. Es ist die Angst, wenn die Nadel von jemand anderen kommt und durch die Haut sticht", erklärte er ihr. Ein Versuch war es auf jeden Fall wert, wenn der Arzt zustimmen sollte.

"Das ist schonmal denke ich gut. Dann wirst du kein Problem haben eine in die Hand zu nehmen. Aber ich würde trotzdem gern wissen, ob es bei mir wirklich hilft, wenn du es machst", murmelte sie.

„Ich frage mich, ob ich überhaupt in der Lage bin, jemanden damit zu stechen", überlegte Haru leise. Vielleicht kam die Angst dabei mit einer Wucht auf ihn zu, sodass er letztendlich gar kein Heiler werden konnte. Immerhin war das ein wichtiger Part.

"Dann sollten wir es wirklich langsam testen", meinte Sezuna. "Unter Harutos Aufsicht, wenn er einverstanden ist."

„Vielleicht. Der Gedanke allein daran, dass es bald soweit ist, verursacht Übelkeit bei mir", gab er zu und Sezuna konnte gut sehen, dass er blass geworden war. Am liebsten würde er wegrennen. Haru wusste nicht, was auf ihn zukommen würde und das bereitete ihm Panik.

"Das wird schon", versuchte sie ihn zu beruhigen und lächelte schief, während sie bereits wieder die Schlossmauern passierten.

„Ich würde am liebsten weglaufen", gestand Haru leise, als sie die imposanten Stufen nach oben liefen.

"Noch ist es ja nicht soweit", meinte sie leise. "Du wirst das schon schaffen."

Er schwieg, denn das würde nicht so einfach werden, wie sie es sich vorstellte. Das Schloss schien ausgestorben zu sein, nur von irgendwo her waren Stimmen zu hören, die man nicht zuordnen konnte. Sobald sie ihr Schlafzimmer erreichten, seufzte er auf und machte sich daran, sich von den Stiefeln zu befreien.

Sezuna legte die Bücher aufs Bett und zog sich ebenfalls aus. "Ich würde in die Badewanne gehen und dort ein wenig lesen", sagte sie, auch wenn es ein wenig wie eine Frage klang.

„Solange die mir nicht ertrinkst, darfst du das", lächelte Haru und ging in das Badezimmer, um ihr das Wasser einzulassen. Es war eine Selbstverständlichkeit für ihn, das zu tun.

Sezuna folgte ihm langsam und mit einem Buch, das sie kurz in einen Schrank legte. Seitdem sie in der Badewanne zusammengebrochen war, hatte sie ein wenig Angst zu baden, während sie allein war. "Bleibst du hier oder willst du noch irgendwo hin?"

„Ich bin im Schlafzimmer und bastel ein wenig. Aber die Tür bleibt offen, sodass ich dich sehen kann. Du kannst mir aber auch vorlesen, dann sind wir auf der sicheren Seite", schlug er ihr vor.

"Ja, das kann ich machen", stimmte sie zu und war sichtlich beruhigt, dass er die Tür offen ließ.

Haru gab ihr einen sanften Kuss und half ihr in die Badewanne, bevor er sich zurückzog.

Er wollte endlich damit fertig werden, was er schon versuchte, seit sie in Kituo Cha waren. Dabei lauschte er ihrer Stimme und war beruhigt, solange sie zu hören war.

Er verstand jedoch kaum etwas von dem, was sie vorlas. Es war kompliziert und drehte sich um Zauber, die Haru kaum etwas sagten. Aber Sezuna schien es zu verstehen, daher war das gut so.

Sie schien auch entspannt, denn ihre Stimme verriet, dass sie fast einschlief beim Vorlesen.

Sobald sie langsamer sprach, rief er nach ihr, um sie wieder wach zu bekommen. Durch die Bücher, die er gelesen hatte, ging seine Arbeit gut voran und Haru war zufrieden. Er betrachtete das kleine Schmuckstück genau, damit es auch wirklich perfekt war.

Schließlich verklang Sezunas Stimme komplett und Haru hörte, wie sie im Wasser aufstand. "Ich bin fertig", rief sie ihm zu und stieg aus der Wanne.

Sofort ließ er es verschwinden und kam zu ihr hinüber, um das Wasser raus zu lassen.

„Hat es dich entspannt?", fragte er sie. Was war das für ein Buch gewesen, was sie gelesen hatte?

"Ja", murmelte sie gähnend und musterte Haru. Ihr war nicht entgangen, dass er etwas vor ihr verheimlichte, doch sie wusste nicht genau was es war. Außerdem hoffte sie es bald zu erfahren.

„Soll ich dir etwas zum Essen besorgen?", fragte er sie sanft und reichte ihr die Handtücher. Haru stellte sich hinter sie und fuhr ihr Schlüsselbein zärtlich nach.

Sezuna seufzte zufrieden und entspannte sich ein wenig. "Ja, das wäre lieb."

Er warf ihr einen liebevollen Blick zu, bevor er verschwand, um Essen für sie zu besorgen.

Ein wenig murrend nahm Sezuna das zur Kenntnis, weil sie lieber noch ein wenig seine Berührungen genossen hätte. Aber jetzt trocknete sie sich erst einmal ab und zog sich ein langes Nachthemd an.

Dieses Mal brauchte Haru länger, bis er zurückkam. Der Magier schob einen Wagen mit Essen vor sich hin und lachte, als er sie sah. „Nächstes Mal sag mir Bescheid, auf was du Hunger hast. Die armen Köche haben alles aufgetrieben, was sie finden konnten."

"Oh je, das tut mir leid", meinte sie lachend und betrachtete den Wagen neugierig. Allerdings spürte sie bereits, dass ihr Magen ein wenig murrte.

„Nimm dir", bat er sie lächelnd und reichte ihr eine Tasse Tee, den Haruto ihr in der letzten Zeit gegeben hatte, damit ihre Übelkeit ein wenig nachließ. Schließlich konnte das wieder kommen, wenn sie etwas aß.

Sie griff sofort danach und nahm einen Schluck, der sie zufrieden seufzen ließ.

„Ich gehe in der Zwischenzeit baden", lächelte Haru und zog sich bereits sein T-Shirt aus, nachdem er sich von seinem Pullover befreit hatte.

"Ich versuche etwas zu essen", antwortete Sezuna und nickte. "Entspann dich gut."

Ein letztes Lächeln warf er ihr zu, bevor er im Bad verschwand. Dort ließ er sich nach kurzer Zeit genüsslich in das Wasser gleiten und seufzte zufrieden. „Schmeckt dir das Essen?", rief er die Frage zu ihr hinüber.

Sezuna, die gerade in einen Pfirsich biss, rief ihm zu, dass es lecker war.

Seine Gedanken drehten sich darum, wann er ihr das Geschenk geben sollte. Es war schwer, einen passenden Moment finden zu können. Ständig gab es etwas zu tun, sodass sich keine Gelegenheit ergab. Haru hatte er jetzt das Geschenk fertig machen können. Aber das Warten und das Lesen waren es wert gewesen.

Das war wirklich nicht einfach. Gerade, weil Haruto auch noch da war und sie den Vitamintransfer auf dem Plan hatten. Danach dann die Reise. Sollte er warten oder es ihr davor geben?

Haru beschloss, einfach auf eine gute Gelegenheit zu warten. Wenn er sich extra deswegen stresste, war es nicht gut für ihn und es brachte auch überhaupt nichts.

Schließlich erhob er sich aus der Wanne und trocknete sich sorgfältig ab, bevor er wieder zu Sezuna zurückkam.

Diese saß auf dem Bett und betrachtete eine Süßspeise nachdenklich. Ein Teil davon war gegessen, doch der Rest noch nicht.

„Stimmt was nicht damit?", wollte er wissen und betrachtete es ebenfalls. Es sah gut aus, das musste er zugeben.

"Ich versuche zu erschmecken, was da drin ist", erklärte sie und klang frustriert. "Aber ich kann das Gewürz nicht zuordnen."

„Nach was schmeckt es denn? Soll ich nachfragen gehen?"

Haru trat an ihre Seite und sah es sich genauer an. Wenn er ehrlich war, kannte er die Nachspeise gar nicht.

Auf den ersten Blick sah es aus wie Vanillepudding mit Beeren, aber wenn Sezuna so reagierte, schien es das nicht zu sein. "Das nimmt den ganzen Spaß", murmelte sie. "Riech mal", bat sie und hielt ihm den Löffel hin.

Haru runzelte die Stirn, als er an dem Löffel roch und konnte beim besten Willen nicht feststellen, was es war. Vermutlich eine Delikatesse in Kituo Cha.

"Es schmeckt ein wenig wie Vanille, aber auch wie Karamell und Zitrone. Es ist eine sehr verwirrende Mischung", gestand sie und wackelte ein wenig den Löffel. Die gelbliche Masse wackelte mit.

Das brauchte Haru zum kichern, als er das sah. „Solange es dir schmeckt ist doch alles in Ordnung", lächelte er und wuschelte durch ihre Haare.

"Ich will es dir aber kochen können", murmelte sie. "Glaubst du, die Köchin würde mit mir Rezepte austauschen?"

„Du solltest sie fragen. Sie scheint nett zu sein, bisschen wie ein Küchendrache zu den anderen, aber zu mir war sie nett", erzählte er Sezuna und ließ sich neben ihr nieder.

Diese lachte leise. "Dann frage ich sie morgen mal", beschloss sie leise und widmete sich dann der Süßspeise.

„Mach das, ich bin mir sicher, dass du mit deinem Charme etwas erreichen kannst", gab er zu und lehnte sich an das Kopfende des Bettes. „Ich bin froh, dass du genügend essen kannst. Das brauchst du und das Kind."

"Wenn du es nicht kannst, muss ich es ja machen", murmelte sie und widmete sich den letzten Obststücken. Diese brauchte sie immerhin vorrangig.

„Sei froh darüber. Sonst würdest du gar nichts bekommen, nachdem du weißt, wie hungrig ich sonst bin", zog er sie auf. Fast schon verlegen rieb er sich seinen Nacken und erinnerte sich daran, wie viel er davor gegessen hatte.

"Ich denke das liegt daran, dass deine Magie, wenn sie dich nicht schützt, sehr viel von deiner Kraft verbrennt oder vielleicht auch speichert, damit du solche Phasen überhaupt überleben kannst", murmelte sie nachdenklich. "Darf ich dich wieder ein wenig massieren?"

„Ich bin nicht verspannt", erwiderte Haru und nickte. „Meine Magie ist für mich selbst rätselhaft. Oft verstehe ich sie nicht, aber ich weiß, wie sie reagiert und wie sie arbeitet. Sie ist davor verantwortlich, dass ich niemals zunehme, egal wieviel ich esse. Nur wird sie dieses Mal sehr an ihre Grenzen gehen", meinte er nachdenklich. Seine Magie hatte dieses Mal nicht genügend Zeit gehabt, genügend von allem zu speichern.

"Das macht mir wirklich Sorgen", murmelte sie. "Ich hoffe, dass es bald besser wird", seufzte sie und hielt die Arme auf, als Einladung, weil sie ihn umarmen wollte.

„Es lag bestimmt daran, dass wir so lange unterwegs waren und es nicht genügend Ruhephasen gab, damit sie genügend speichern konnte", vermutete Haru und kam in ihre Arme. Er legte seine um sie und schmiegte sich an das rothaarige Mädchen.

Sezuna seufzte und entspannte sich ein wenig. Sie atmete seinen Geruch ein und genoss ihn sichtlich.

„Daher scheint es wichtig zu sein, nun eine längere Pause zu machen. Dann wird alles gut sein, glaube mir", versicherte der Magier ihr. Haru hatte seinen Kopf an ihre Schulter gelegt, wobei seine Nase in ihrer Halsbeuge vergraben war.

"Aber selbst, als Akira noch nicht gehen wollte, konnte sich deine Magie nicht beruhigen", murmelte sie und schmiegte sich an ihn, als wolle sie vor etwas wegrennen und sich verstecken.

„Nein, ich habe Stress und Sorgen wegen des Kindes, wie wir das mit der Arbeit und dem Wohnen machen und so weiter. Es gibt so viele Dinge zu bedenken. Ich habe dir ja auf, dass ich mich überfordert fühle. Aber auch, weil ich mir so große Sorgen um dich gemacht habe. Und um mich", gestand er und liebte das Gefühl, so nah bei ihr zu sein. Harus Arme lagen fest um sie und streichelten sie ein wenig.

"Ich habe Angst, dass das neun Monate so bleibt. Oder länger", gestand sie leise und rieb ihre Wange ein wenig an seiner Brust.

„Ich auch. Deswegen hatte ich gehofft, dass wir Ruhe haben würden. Das mit Akira fügt natürlich zusätzlichen Stress hinzu. Deshalb müssen wir eine Lösung finden", meinte er. nachdenklich. „Ich denke, wenn ich neun Monate nicht essen, trinken und schlafen kann und mein Körper nicht mehr mitmachen will, wird die Magie erst recht versuchen, mich am Leben zu erhalten."

"Ja, das denke ich auch", seufzte die Rothaarige und legte sich mit Haru zusammen isn Bett. "Ich will wirklich nicht, dass du am Ende rumrennst wie ein lebender Toter", versuchte sie zu scherzen, auch wenn ihr nicht danach war.

„Ich auch nicht. Sonst erschreckt sich das Kind und ist sein Leben lang gezeichnet", bestätigte Haru ihre Vermutung. Seine Finger tanzten über ihre weiche Haut, die er genau beobachtete.

Sezuna lachte, auch wenn es nicht lustig war. Trotzdem war die Formulierung lustig. "Ich hoffe wirklich, dass es bald besser wird."

„Nicht nur du, meine Kleine", gähnte Haru ausgiebig. Wenn sie Glück hatten, würde der Magietransfer ausreichen. Nur die Sorgen und Probleme war etwas, woran er arbeiten musste, damit seine Magie anfing, ihn wieder essen zu lassen.

"Wir sollten uns hinlegen", murmelte sie, weil sie hoffte, dass Haru vielleicht schlafen konnte.

„Wir liegen doch schon", protestierte Haru kichernd. Vielleicht merkte sie es selbst nicht, dass sie bereits in seinen Armen lag.

"Das mein ich doch nicht", lachte sie leise. "Ich meinte eigentlich schlafen."

„Das solltest du auf jeden Fall", bestätigte Haru ihr und zog sie an sich, um ihren Nacken zu kraulen. „Der Tag war anstrengend für dich und du hast viel zu tun gehabt. Die Ruhe wird dir bestimmt gut tun."

Sezuna seufzte und entspannte sich zufrieden, während Harus Berührungen sie sanft in den Schlaf brachte.

Genau das hatte er gewollt. Dass sie entspannt einschlafen konnte. Auch wenn sie sorgen hatte, so war es gut, wenn sie ihren Schlaf bekam. Haru würde zwar nicht schlafen, aber das Ausruhen half ihm genauso.

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