Kapitel 39
Sezuna nutzte jedoch die Zeit und lief zwischen den Gängen entlang und betrachtete sich die Regale genau. Prägte sich jeden Titel ein, den es gab und überlegte, mit was sie anfangen sollte. Es waren wirklich viele Bücher und selbst sie wäre einige Wochen mit Lesen beschäftigt.
Der blonde Magier mit den grauen Augen folgte ihr gemütlich. So viele Bücher waren nichts für ihn, solange er sich nicht für etwas interessierte. Sezuna bekam ihre Zeit, die sie brauchte und er sah sich ein wenig um und beobachtete die Magier und Menschen, die an den Tischen saßen und lasen. Die Magier trugen unterschiedliche farbige Roben, die wohl ihren Stand und ihre Abteilung angaben.
Sezuna nahm sich ein Buch aus einem Regal, blieb aber noch nicht stehen, sondern ging weiter, um sich noch zwei weitere zu nehmen. Am liebsten hätte sie sich viel mehr genommen, doch hier ging es um Geschichte und die Magier des alten Reiches. Das würde ihnen auf der Reise vielleicht helfen.
Schweigend nahm er es zur Kenntnis und amüsierte sich ein wenig, wie zielstrebig sie die Bücher fand. Ob sie diese hier wohl lesen würde bevor sie zurück ins Schloss gingen? Sie hatten Zeit und Sezuna las sehr schnell, das wusste er.
"Setzen wir uns?", fragte sie leise, weil sie nicht wusste, ob sie diese Bücher überhaupt ausleihen durfte.
„Ja dort drüben", flüsterte er, denn es wurde nicht gern gesehen, wenn man laut sprach. Haru schob sie in eine Nische, von der man einen guten Blick nach draußen haben konnte. So würde er sich wenigstens ablenken können, während er auf Sezuna wartete.
Sezuna setzte sich und begann sofort die Bücher zu verschlingen.
Es vergingen einige Stunden, in denen sie schweigsam waren. Einmal fragte Haru sie, ob sie etwas zum Trinken haben wollte, ansonsten waren sie leise. Harus Blick glitt über die Stadt, denn das Magiergebäude war auf einer Anhöhe errichtet, sodass man einen schönen Blick hatte. Sogar das prächtige Schloss war von hier aus zu sehen. Viele Magier kamen und gingen. Einige blieben eine Weile dort um zu lesen, andere holten nur Bücher oder brachten sie zurück.
Keiner beachtete die beiden und der blonde Magier begann, sich zu entspannen.
Sezuna indes bekam kaum etwas von ihrer Umgebung mit. Die ersten drei Bücher hatte sie recht schnell gelesen und suchte sich bereits kurze Zeit später neue.
Haru schielte einmal auf den Titel, den er nicht verstand, weil er aus Fremdworten bestand. Sezuna schien das jedoch nicht zu stören. Sie las darin mit der gleichen Geschwindigkeit, wie in den anderen Büchern.
Da er aber auch verstand, dass Sezuna das einfach brauchte, ließ er sie in Ruhe und wartete geduldig auf sie. Dafür hatte er genügend Zeit, die Menschen zu beobachten und seine Gedanken schweifen zu lassen. Ihm ging viel im Kopf vor und er wusste noch nicht, wie er es am besten tun sollte.
Schließlich seufzte Sezuna und legte das letzte Buch zurück, bevor sie sich streckte. Dabei knackten ihre Gelenke ein wenig, was sie jedoch nicht störte. "Ich bin fertig", verkündete sie leise und mit einem Lächeln.
Es wurde bereits dunkel und die bunten Lichter der Stadt verlieh ihr wieder das angenehme, fröhliche Gefühl. Sogar der Magierturm strahlte in verschiedenen Lichtern. Das war allerdings nur von den Magiern gemacht worden. Überall spürte man die Magie der anderen in dem Gebäude.
Haru sah sie lächelnd an und nickte, bevor er aufstand.
"Muss ich die Bücher zurückbringen?", fragte sie Haru leise. Es wäre kein Problem, denn sie wusste genau, wo sie diese herhatte. Aber sie hatte nicht sonderlich viel Lust.
„Bleib hier, ich frage nach", bot er ihr lächelnd an. Ihm war klar gewesen, dass sie das fragen würde.
"Danke", murmelte sie und lehnte sich ein wenig zurück.
Es dauerte ein paar Minuten, bis er zurück kam. „Du darfst sie mitnehmen. Allerdings müssen wir das Formular ausfüllen und angeben, wann ungefähr du es zurückbringst. Sie haben immer eine Kopie da, damit andere es auch noch lesen können", erklärte er und bot ihr seine Hand an.
"Mit denen hier bin ich fertig", sagte sie irritiert. "Ich weiß nur nicht, ob ich sie jetzt wieder ins Regal räumen muss", erklärte sie. "Aber wenn ich Bücher mitnehmen kann, suche ich mir noch welche aus."
„Ja sie sollten wieder ins Regal, damit alles seine Ordnung hat", bestätigte Haru ihr. „Und es dürfen nicht mehr als zehn Bücher entwendet werden", wiederholte er die Worte des Mannes an der Rezeption.
"Zehn Stück. Das reicht", murmelte Sezuna und erhob sich, um die Bücher zurückzubringen und sich neue Bücher zu suchen.
Amüsiert seufzte Haru auf und wartete an der großen Flügeltür, die zur Bibliothek gehörte.
Schließlich kam Sezuna zurück. Fünf Bücher hatte sie im Arm.
„Komm, wir füllen das Formular aus", sagte er. Dieses hatte er bereits in den Händen, denn der Mann hatte es ihm mitgegeben.
Er füllte den Kopf mit ihren Namen aus und wo sie zurzeit wohnten. Wieder konnte Sezuna bemerken, wie er seinen Nachnamen hinter ihren Namen schrieb. Dann hielt er ihr das Blatt hin.
„Hier musst du den Buchtitel aufschreiben und aus welchem Regal sie kommen. Das reicht dann aus", erklärte er ihr und zeigte auf die Tabelle, wo sie was eintragen musste.
Dort gab es noch andere Informationen, die Sezuna dazuschreiben konnte, aber nicht musste. Dennoch trug sie alles ein und das, ohne noch einmal auf die Bücher schauen zu müssen. "Das sollte so in Ordnung sein oder?"
Haru nickte und nahm den Zettel, den sie bei dem freundlichen Mann abgaben, der sie noch fragte, wann sie die Bücher ungefähr zurückbringen wollte. Auch wurde ihnen die Armbänder abgenommen, da sie das Gebäude verließen.
"Ich denke morgen", meinte Sezuna und sah Haru fragend an. "Sofern wir morgen nochmal vorbei kommen."
Erstaunt sah der Mann sie an, sagte jedoch nichts, sondern nickte freundlich. „In Ordnung, viel Spaß beim Lesen."
Haru fragte sie leise, ob sie nun zurück ins Schloss oder sich noch weiter umsehen wollte.
"Danke", lächelte Sezuna ihm noch zum Abschied zu und wandte sich dann an Haru. "Bringen wir die Bücher erstmal ins Zimmer?", wollte sie wissen, da sie diese nicht mit sich herumtragen wollte.
„Natürlich, was auch immer du willst", erwiderte Haru lächelnd. Er war zufrieden, dass sie viel gegessen und sich amüsiert hatte. Aber vielleicht brauchte sie auch eine Pause.
Sezuna schenkte ihm ein Lächeln. "Wir können danach gern noch einmal in die Stadt."
„Es ist spät", wies er sie darauf hin, als sie nach draußen traten. Der Himmel war bereits dunkel und kündigte die Nacht an. Die Kälte war unerträglich geworden. Die Menschen hatten sich ihre Mäntel und Mützen tief ins Gesicht gezogen, damit sie vor der Kälte geschützt waren.
"Stimmt. Das mit Haruto hat ganz schön lange gedauert. Wie fühlst du dich denn jetzt?", wollte sie wissen und nutzte einen Wärmezauber.
„Es geht. Erschöpft und müde, aber ich habe das Gefühl, einen winzig kleinen Unterschied zu fühlen", gab er nach kurzem Nachdenken zu.
"Hm", murmelte sie. "Das ist denke ich gut. Zumindest hoffe ich das", seufzte sie und hoffte wirklich, dass es was gebracht hatte.
Aufmunternd hakte sich Haru bei ihr unter. „Es wird bestimmt klappen. Erst einmal musst du deine Vorräte wieder auffüllen, bevor wir einen weiteren Versuch starten", meinte er und lächelte.
"Ja, dass stimmt. Hat Haruto denn gesagt, wann er noch einmal kontrollieren will?", wollte sie leise wissen und fühlte sich schuldig, weil sie wohl seine gute Laune verdarb mit dieser Frage.
„Einen Tag nach dem zweiten Transfer, weil es braucht, sich zu erholen", kam es gequält von ihm. Schon allein die Aussage verdunkelte sein Gesicht und die blanke Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben.
"Also hast du noch eine ganze Weile", sagte sie und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. Sie wusste, sie hätte nicht fragen sollen.
„Drei Tage um genau zu sein", sagte er mit Schaudern. Haruto hatte gesagt, sie sollten den zweiten Transfer erst nach zwei Tagen machen.
"Oh. Denkt Haruto denn, dass es ausreicht, meine Reserven wieder aufzufüllen?", wollte sie wissen und wirkte neugierig, aber auch ein wenig unsicher.
„Wenn du genügend isst, ja. Bei Magiern gleichen sich die Dinge schneller aus als bei normalen Menschen. Ich habe ein Gefühl, dass er dein Blut ebenfalls untersuchen will, um sicherzugehen, dass es für dich keine Nachteile hat", schauderte er bei dem Gedanken. Natürlich war es wichtig, dass es durch den Transfer keine Probleme für sie und das Kind gab.
Sezuna wirkte unruhig. "Kannst du nicht mit ihm reden, ob er es dir vielleicht mit mir als Testobjekt beibringen kann?", fragte sie, weil es ihr lieber war, wenn Haru das machte.
„Du weißt doch gar nicht mal, ob ich nicht tausendmal daneben steche", erwiderte Haru entsetzt. Wie kam sie auf die absurde Idee, dass er es beim ersten Mal korrekt schaffen würde? Sicherlich musste man das oft bei Menschen üben, die keine Angst hatten. Haru wollte ihr nicht noch mehr Angst machen und sie unnötigen Schmerzen aussetzen, nur weil er unfähig war.
"Das wäre mir bei dir dann auch egal", murmelte sie. "Ich habe nicht das primäre Problem, dass ich Angst vor den Nadeln habe. Sondern dass ich kein Blut sehen kann und was noch schwerer wiegt, dass ich ein Vertrauensproblem habe, wenn es darum geht, dass mir jemand etwas spritzt."
„Dann hast du es gut. Ich habe panische Angst vor den Nadeln, wenn sie in den Körper eindringen", sagte er leise. Haru hatte tatsächlich gedacht, dass sie Angst vor dem Schmerz hatte. Bei näherer Betrachtung allerdings musste er feststellen, dass sie schon immer ein Problem mit Vertrauen gehabt hatte. „Also vertraust du Haruto überhaupt nicht? Hat er es nicht gut gemacht?", fragte er vorsichtshalber.
"Das ist nicht der Punkt", wich Sezuna aus. "Es ist nicht zwingend so, dass ich ihm nicht vertraue. Aber ich vertraue ihm nicht so sehr, dass es mich nicht stört, was er tut", versuchte sie zu erklären.
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