Kapitel 38
Egal wie oft er schon in der Stadt war, sie war jedes Mal faszinierend für ihn. Ständig ließ er seinen Blick schweifen und gab zu, dass er sich hier wohl fühlte. Auch wenn er nicht gerne unter Leute war. Doch die Art, wie hier die Magier und Menschen zusammen lebten, war ganz anders als er es kannte. Sie wirkten fröhlich und glücklich, wobei Haru natürlich wusste, dass nicht alles immer nur farbenfroh in der Welt war. Gerade die Kriegszeit war für alle schlimm. Nur hier merkte man nicht sonderlich viel davon.
Was wohl daran lag, dass sie sehr weit von dem Punkt entfernt lagen, an denen der Krieg geführt wurde.
"Da hinten ist der Magierturm", erklärte Sezuna plötzlich begeistert.
„Bemerkst du den erst jetzt?", fragte Haru sie lächelnd. Er spürte ihre Begeisterung darüber und erinnerte sich an die Worte des Arztes. Wahrscheinlich würde sie sofort dorthin gehen und sich umschauen wollen. Aber Sezuna war einfach so, damit konnte er mittlerweile gut leben, auch wenn es nicht immer einfach war, ihren Wissensdurst zu stillen.
"Tatsächlich ja", lachte sie leicht entschuldigend. "Ich bin in letzter Zeit ein wenig langsam", erklärte sie mit einem schieden Lächeln.
„Was ist denn los mit dir?", fragte er sofort besorgt. War sie etwa schwer krank? So was kannte er gar nicht von ihr.
"Ich denke, dass mein Körper seine Kraft einfach in andere Dinge lenkt", winkte Sezuna ab und klang nicht besorgt.
„Du meinst auf das Kind?" Die Sorge war ihm ins Gesicht geschrieben, das konnte sie sofort sehen. „Aber wie ist das möglich? Dein Gehirn arbeitet doch unabhängig von deinem Körper, zumindest hast du so was ähnlich vor langer Zeit gesagt", erinnerte sich Haru.
"Ja, das stimmt, aber meine Magie hilft meinem Gehirn und schützt es. Ich hab das Gefühl, dass diese sich lieber auf meinen Körper und das Kind konzentriert, so dass mein Kopf ein bisschen weniger Magie bekommt als sonst", versuchte sie zu erklären.
„Habe ich dann endlich mal eine Chance, etwas schneller zu verstehen als du?", fragte der Magier liebevoll neckend. Oft genug brauchte er Ewigkeiten, etwas zu verstehen. Manchmal kam es auch vor, dass er es überhaupt nicht verstand, auch wenn er noch so versuchte, es zu verstehen. Daran hatte er sich allerdings im Laufe der Zeit gewöhnt. Vor allem, da Sezuna so intelligent war.
Sezuna lachte. "Das kann sein. Aber im Moment ist es eher so, dass ich andere Dinge aufnehmen und nicht mehr so viel", sagte sie und deutete auf ihre Umgebung. "Als würde mein Kopf sagen: Du hast jetzt genug gesehen, den Rest zeige ich dir erst, wenn du hinschaust und es brauchst."
„Das sind gute Aussichten. Vielleicht solltest du dann dauerschwanger sein?", fragte er mit einem unschuldigen Augenaufschlag. Er wollte sie allerdings nur ein wenig ärgern, vor allem weil er wusste, dass er niemals ihre Ebene erreichen würde.
Sezuna lachte. "Wie viele kleine Teufelchen willst du denn haben?", fragte sie belustigt.
„Eins reicht vollkommen! Das heißt, es werden zwei. Die Mutter ist ein Teufel und das Kind wird das Teufelchen", stellte er fest und blieb einen Moment stehen, um sie anzusehen. „Wie wäre es, wenn es einen Trank geben würde, um deinem Körper das Gefühl zu geben, ständig schwanger zu sein?", kam die schelmische Frage seinerseits.
"Keine gute Idee, dann würde ich dir ständig vorjammern, dass mir schlecht ist", erklärte die Rothaarige lachend und schüttelte den Kopf.
„Das könnte ich leicht aushalten, einfach den Durchzugszauber wie im Unterricht, wenn man mir etwas vorgehalten hatte. Aber halt nein, noch länger deine Stimmungslage ertragen? Ok dann lieber doch nicht", meinte er Finger schnippend und mehr zu sich selbst redend.
Sezuna lachte ein wenig lauter. "Ach, so hast du das also damals gemacht", kicherte sie gut gelaunt.
„Nur bei den Predigten. Bei den Vorträgen war ich voll anwesend", verteidigte Haru sich grinsend. Irgendwie fühlte es sich richtig gut an, sich gegenseitig wieder so zu necken. Das hatten sie länger nicht mehr gemacht und es befreite ihn ein wenig von den Sorgen.
"Damit habe ich keine Erfahrungen", lächelte Sezuna schief. "Ich musste mir nie irgendwelche Predigen anhören."
„Ich dafür umso mehr", erwiderte der blonde Magier. „Das reicht für hundert Magier aus."
Sie erreichten die imposanten Treppen, die zum Magierturm hinaufführten. Das Gebäude war sehr groß und erstreckte sich zu beiden Seiten. Es sah aus, wie ein Verwaltungsgebäude, welches es öfters in großen Städten gab. In der Mitte, wo der Eingang sich befand, gab es einen hohen Turm, an dem eine große Uhr die Uhrzeit anzeigte.
Sezuna hielt sich plötzlich an seinem Arm fest und wirkte ein wenig überfordert. Als wollen sie zwar hoch, hätte aber Angst davor.
„Ich denke nicht, dass sie in dem Turm arbeiten, sondern eher in dem Gebäude. Soviel ich verstanden habe, gibt es viele verschiedene Abteilungen im Magierturm. Sie sind sehr angesehen im Land. Nur sehr gut ausgebildete Magier können dort arbeiten", sagte Haru leise und ließ seinen Blick über das Gebäude schweifen. Es sah einladend aus, so, als ob man versucht hatte, einen guten Eindruck zu machen.
Sezuna schluckte. "Vielleicht sollen wir doch nicht hingehen", meinte sie leise.
„Wir müssen nicht, wenn du nicht willst. Aber willst du mir den Grund verraten, warum du nicht möchtest? Du warst doch so begeistert davon, dorthin zu gehen", kam es von Haru und sanft drückte er ihre Hand, welche in dicken Handschuhen steckte. Er schob das auf die Schwangerschaft, dass sie nun so reagierte. Vielleicht würde sie nach der Geburt es gar nicht erwarten können, dorthin zu gehen.
"Ich bin nervös", gab sie zu. "Haruto meinte, es wäre vielleicht etwas, wo ich arbeiten könnte. Aber was, wenn ich einen schlechten Eindruck mache?", gab sie zu bedenken und wirkte unruhig.
Haru schnaubte und drehte sie zu sich herum, um ihr tief in die Augen zu sehen. „Haruto würde es nicht vorschlagen, wenn er nicht der Meinung wäre, dass du dafür geeignet bist, Sezuna", sagte er eindringlich.
Sezuna wirkte trotzdem immer noch ein wenig unsicher. "Trotzdem", murmelte sie leise und wirkte unsicher.
„Der Einzige, der einen schlechten Eindruck machen wir, bin ich. Du bist diejenige, die ein immenses Wissen hat und ihnen wirklich helfen kann", beharrte Haru eindringlich. Aber solange sie es nicht wollte, würde er sie nicht zwingen. Das allerdings war eine hervorragende Chance für Sezuna.
Sie wirkte noch immer Unruhig. "Ich will mich nur umsehen", meinte sie leise und hoffnungsvoll. Noch wollte sie nichts anderes dort tun.
„Dann werden wir das auch tun. Es ist ja nicht verboten", lächelte der Magier und nahm sie kurz in den Arm, bevor sie zusammen die Stufen hoch gingen. Als sie die vorletzte Stufe erreicht hatten, öffnete sich die Tür automatisch. An der Tür war ein Vermerk angebracht, auf dem Stand dass sich die Tür für jeden Magier automatisch öffnen würde, aber Menschen müssten sie selbst öffnen. Das brachte Haru zum Lachen. Also gab es doch einen Unterschied!
Eine Wärme drang von innen nach draußen und hüllte ihre Gesichter ein. Einladend lag der helle Flur vor ihnen.
Sezuna atmete tief durch und trat dann mit Haru zusammen in den langen, hellen Flur. Sie ließ die Wärmezauber auf ihrer Kleidung fallen, denn diese waren hier nicht nötig. Dann sah sie sich um und entdeckte eine kleine Rezeption, an der sie sich anmelden konnten.
Die Magieratmosphäre war sofort spürbar und Haru hielt den Atem an. Was, wenn die Magier ihn herauswerfen würden, wenn sie wüssten, wer er war? Es bildeten sich kleine Schweißperlen auf seiner Stirn, während er auf die Rezeption zulief. „Guten Tag, dürfen wir uns hier ein wenig umsehen?", fragte er den Mann, der eine weiße Magierrobe trug.
Der Mann hatte schon gespürt, dass Magier kamen, doch er war erstaunt über die Präsenz, was die beiden ausstrahlten.
Er musterte die beiden kurz. "Natürlich. Bitte tragt euch hier auf die Liste der Besucher ein. Dem Gang entlang kommt ihr in die Bibliothek", erklärte er. "Wenn ihr in den Forschungsbereich wollte, müsst ihr euch noch einmal hier melden und ich würde euch anmelden", sagte er und schob ihnen besagte Besucherliste zu.
„Was möchtest du gerne tun Sezuna?", fragte er, während er ihre Namen in die Liste der Besucher eintrug. Haru und Sezuna Suzuki schrieb er und reichte dem Mann die Liste zurück.
Sezuna fragte sich, ob das immer so bleiben würde, denn offiziell hieß sie noch immer Saytan. "Ich würde mir die Bibliothek gerne ansehen."
„Dann macht es euch bequem. Es gibt freie Getränke, wenn ihr wollt. Solltet ihr eure Meinung ändern und euch gerne noch weiter umsehen, kommt bitte wieder hierher", bat er sie und gab ihnen zwei kleine Armbänder mit ihren Namen darauf. Diese waren dazu da, damit man kontrollieren konnte, wer sich in dem Gebäude aufhielt. Sie mussten wieder abgegeben werden, bevor man ging.
"Vielen Dank", meinte Sezuna und strahlte. Es war, als wäre ihr Kopf wieder völlig da und sie nahm bereits jetzt sämtliche Details der Umgebung und des Mannes auf.
Auch der blonde Magier bedankte sich und zusammen liefen sie in Richtung Bibliothek, sie war überraschend gut besucht, doch keiner sprach, sodass eine angenehme Stille herrschte. Die Bibliothek war in mehrere Räume und Fachbereiche unterteilt, sodass man einfacher etwas finden konnte. Die dunklen Regale waren ausgeschildert, zudem gab es eine Tafel, an der man mit Magie nach einem Buch suchen konnte, welches daraufhin in dem jeweiligen Regal leuchtete, um besser gefunden zu werden.
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