Kapitel 3

Sezuna half ihm ein wenig dabei und lächelte sanft. „Es wird ein Teil von mir sein", sagte sie leise. Dann nahm sie seine Hand und legte sie auf ihren Bauch. „Er oder sie wird dich so lange nerven, wie ich dich genervt habe."

„Um Himmels willen!", rief er entsetzt. „Das habe ich doch damals nur zum Spaß gesagt. Woher habe ich wissen können, dass das so schnell passiert? Zwei von deiner Sorte? Das überlebe ich nicht", stöhnte er verschmitzt. Immerhin konnte er ein wenig scherzen. Vielleicht fing Haru an, sich mit der Situation anzufreunden, auch wenn es ihn noch so schockte.

Sezuna grinste. „Ich werde versuchen mich zu bessern", versprach sie mit einem breiten Lächeln. „Aber nur, wenn du dich jetzt in die Wanne setzt und dich von mir waschen lässt, bevor das Wasser kalt wird."

„Du gehst zurück ins Bett und ruhst dich aus, so wie der Arzt es dir verschrieben hat", sagte er streng und zeigte mit dem Finger auf die Tür.

„Ausruhen heißt nicht, im Bett rumzuliegen", erklärte sie. „Es entspannt mich in deiner Nähe zu sein und mich mir dir zu unterhalten."

„Du brauchst Erholung von der Reise, und vor allem Schlaf. Ich bin alt genug, um mich selbst zu waschen", protestierte Haru, während er seine Kleidung auszog.

Sezuna blickte ihn traurig und bettelnd an, in der Hoffnung ihn so vielleicht davon zu überzeugen, dass sie da bleiben durfte.

„Sezuna!", seufzte er gequält. „Du machst mich wahnsinnig. Also gut, bleib da und wir reden. Aber ich wasche mich alleine!"

„Na gut", seufzte sie und setzte sich auf den Wannenrand, während sie Haru beobachtete.

Als das warme Wasser seinen Körper umhüllte, seufzte er genüsslich auf und legte seinen Kopf auf den Wannenrand. Wie gut es war, endlich wieder zu baden! In diesem Moment wollte Haru überhaupt nicht mehr heraus kommen.

Sezuna hob den Arm und strich ihm mit den Fingern durch die Haare.

Wieder seufzte Haru mit geschlossenen Augen. Unbeweglich lag er in der Badewanne und genoss Sezunas Streicheln, auch wenn es ihm eine Gänsehaut bescherte.

„Wir sind endlich da. Akira ist sicher bei seinem Vater und seiner Frau und wir haben Zeit uns auszuruhen und dann die Stadt zu erkunden", sagte sie sanft und erleichtert.

„Du hast Recht. Eigentlich sollte mein Körper bereits anfangen, sich zu entspannen. Aber es funktioniert nicht. Schon der Schlaf war seltsam, weil du gesungen hast. Dabei habe ich mich so friedlich gefühlt und konnte einfach alles vergessen. Bis es still wurde und mich die Dunkelheit gefangen genommen hat", kam es leise von ihm. Haru vermutete, dass der Schock und die Sorge um das Kind seinen Beschützerinstinkt und den Stress nicht weniger lassen wollte, was dazu führte, dass er sich wohl gar nicht mehr entspannen konnte.

Sezuna streichelte ihm weiter durch die Haare. „Das wird schon. Wenn wir die nächsten Tage alles ruhig angehen, wird sich dein Körper schon wieder entspannen. Sobald er merkt, dass es keine Gefahr mehr gibt."

„Es ist ja nicht nur die Gefahr ... Sondern auch die Sorgen", gab er kleinlaut zu. Seine Muskeln waren zum Zerreissen gespannt. Schon seit längerer Zeit war es so, weil sein Körper keine Ruhepausen mehr gehabt hatte. Die Sorge um Akira war weg, die um Sezuna jedoch bestand weiterhin und nun kam auch noch das Kind mit dazu.

Haru nahm ihre Hand, die durch seine Haare streichelte und hielt sie für einen Moment fest, um sie auf den Handrücken zu küssen, bevor er sie wieder losließ.

„Willst du mit Haruto darüber reden?", fragte sie leise, weil sie sich begann Sorgen zu machen.

„Nein, es gibt nichts, über was ich mit ihm reden kann. Du kennst doch meine Sorgen", kam es von ihm und verschränkte seine Arme. „Ich weiß, dass wir die Vergangenheit nicht ändern können. Trotzdem setzt sie mir schwer zu. Was es noch schlimmer macht, weil dann alles wieder hochkommt, auch wenn ich es unterdrücke."

Seufzend sah er an die Decke und meinte, dass ihm niemand dabei helfen konnte, damit fertig zu werden außer er selbst. Deswegen wollte er auch nicht mit dem Arzt darüber reden.

„Es gibt Fachleute, die dir vielleicht helfen könnten, aber ich verstehe, wenn du das nicht möchtest", sagte Sezuna sanft. „Aber ich mache mir auch Sorgen um dich."

„Ich werde bestimmt nicht mit einem Psychologen reden", murrte Haru, denn er wusste, was sie meinte. Diese Leute, die alles besser wussten, aber nicht helfen konnten.

„Ich wollte dir nur sagen, dass es diese Möglichkeit gibt. Fühl dich bitte nicht gedrängt", sagte sie leise und küsste ihm auf die Stirn.

Haru murrte wieder und meinte, dass er auch nicht das Gefühl hatte, dass sie ihn drängte.

Nach einiger Zeit tauchte er in das Wasser ab, um seine Haare nass zu machen.

„Es ist einfach die Angst, dass ich alles genauso falsch mache wie meine Eltern, Sezuna. Wir sind noch zu jung, um so eine Verantwortung auf uns zu nehmen. Das Kind ist noch nicht einmal auf der Welt und ich fühle mich bereits jetzt ... hilflos und überfordert. Wie wird es dann erst sein, wenn es auf der Welt ist?", fragte er sie.

„Dann wirst du dich gut um es kümmern und überfürsorglich sein. So bist du einfach", meinte sie liebevoll.

Warum kam sie so gut damit zurecht und er überhaupt nicht? Es ärgerte ihn, dass er nicht einfach so sein konnte wie sie. Dabei musste sie doch Angst davor haben!

Er nahm das Shampoo, welches er für Sezuna verwendet hatte und verrieb es sich auf den Händen, bevor er anfing, sich die Haare zu waschen.

„Du hast sogar versucht einen Drachen zu retten und dich mit ihm anzufreunden", meinte sie plötzlich und lachte leise.

„Er war aber auch süß", verteidigte er sich. „Der Drache konnte schließlich nichts dafür, dass die Magier ihm das angetan haben." Seine Hände ließ er ins Wasser sinken, aber seine Haare wusch er noch nicht aus. Stattdessen überlegte er. „Ob es noch andere Drachen hier gibt?"

„Ich denke nicht. Sind die eigentlich Rudeltiere?", wollte sie wissen und hoffte so generell das Thema zu wechseln.

„Ich glaube nicht. Immerhin lebten sie in den Legenden vereinzelt und versteckt." Haru griff nach dem Schwamm und begann, sich zu waschen, während er versuchte, sich an die Legenden zu erinnern.

„Kannst du mir bitte den Rücken waschen? Ich habe keine Lust, Magie dafür einzusetzen und wo du grad schon mal da bist" bat er sie plötzlich.

„Gern", meinte Sezuna und konnte gar nicht beschreiben, wie viel ihr dieses Angebot bedeutete.

„Ehrlich gesagt weiß ich nicht mehr, was wir machen sollen. Wir haben kein Zuhause und keine Arbeit, um für das Kind zu sorgen. Es gibt so viele Dinge, die wir brauchen, um für das Kind zu sorgen", gestand er ihr, während sie seinen Rücken wusch.

„Wir haben noch immer genug Zeit eine Bleibe zu finden", versuchte Sezuna ihn aufzumuntern. „Und wir sind auch nicht allein. Ich bin mir sicher, dass Akira uns auch helfen würde, wenn wir es allein nicht schaffen würde."

„Ich will auf keinen angewiesen sein, Sezuna. Auch wenn ich Akira und seine Hilfe sehr schätze, aber es ist meine Schuld und ich muss damit zurechtkommen. Ich möchte auf meine eigene Familie aufpassen und für sie sorgen können. Allerdings wird keiner jemanden wie mich anstellen", gab er zu bedenken.

„Dann werd selbstständig", meinte sie. „Du musst für niemanden arbeiten, um für uns zu sorgen. Du kannst deine magischen Steine verkaufen. Wir können Kräuter züchten oder Tiere. Oder du bietest deine Hilfe als Heiler an", schlug sie Möglichkeiten vor, in der Hoffnung Haru so ein wenig zu beruhigen.

„Wenn sich überhaupt jemand von mir heilen lassen will. Zuerst muss ich meine Magie kontrollieren, damit ich die Ausbildung machen kann. Womit wir wieder beim eigentlichen Problem sind: die Theorie", erwiderte er und nahm dankbar den Schwamm zurück, um sich zu waschen.

„Denk nicht so viel darüber nach, was du nicht kannst und mehr darüber, was du kannst", winkte Sezuna ab. Sie wusste, dass sie es irgendwie schaffen konnten. „Und wenn wir wirklich keine Arbeit finden, dann werden wir von dem leben, was uns die Natur so hergibt."

„Uneingeschränkter Optimismus", brummte Haru leise. „Dann sag mir bitte mal, was ich wirklich gut kann, ohne etwas zu verbocken."

Der Magier wusch sich gründlich den Schmutz vorm Körper und runzelte die Stirn. Das Wasser hatte eine dunkle Farbe angenommen. „Viel zu lange kein Bad", murmelte er zu sich selbst.

„Du kannst wirklich gut magische Steine herstellen. Jagen kannst du auch und ich bin mir sicher mit ein wenig Magie, oder eher deiner fast unerschöpflichen Quelle, werden wir gute Nahrung anbauen können", sagte sie leise, während sie Haru beobachtete. „Und vielleicht findest du hier in der Stadt ja jemanden, der dich in die Ausbildung zum Heiler nimmt, ohne dich mit zu viel Theorie zu quälen."

Der Magier ließ das schmutzige Wasser aus der Wanne laufen und füllte sie mit frischen, heißen Wasser. Dabei drehte er sich zu ihr um und sah sie nachdenklich an. „Sowas wäre uns nie passiert, wenn wir noch in der Schule wären", sagte er leise und beobachtete Sezuna genau. Sie war noch ein wenig blass, aber nicht mehr so sehr, deshalb fragte er sie, ob es ihr besser ging. Seinen Kopf hatte er auf die Arme gelegt, welche auf dem Wannenrand abgelegt waren.

„Wenn du mich jetzt noch mit zu dir in die Wanne nimmst, damit wir ein wenig kuscheln können, dann geht es mir sogar sehr gut", erklärte sie mit einem Grinsen, aber so, als würde sie das komplett ernst meinen.

„Du warst bereits baden, schon vergessen?", gab er lächelnd zurück und fuhr mit seiner Hand zuerst über sein nasses Haar und legte dann zögerlich seine Hand auf ihren Bauch.

„Ich will ja nicht baden, sondern kuscheln", erklärte sie und griff nach seiner Hand, um sie dort zu halten.

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