Kapitel 27
Haru hatte ihr nur einen Blick zugeworfen und stand anschließend auf. „Wo ist Euer Gemahl?", fragte er sie höflich.
Darüber wirkte Belynia ein wenig irritiert und lächelte schüchtern. „Du musst mich wirklich nicht so höflich ansprechen", sagte sie noch einmal und strich sich eine Strähne hinter ihr Ohr. „Noch ist er im Arbeitszimmer, aber er wollte ebenfalls in ein bis zwei Stunden nachkommen."
Haru nickte ihr zu, klappte sein Buch zu und kam auf Sezuna zu. Sanft gab er ihr einen Kuss und meinte, er würde sich zurückziehen, um mit ihm zu reden.
Gleich darauf war er verschwunden und Belynia warf Sezuna einen fragenden, aber auch verwirrten Blick zu.
Sezuna erzählte Belynia die ganze Geschichte in Kurzform und hoffte so ihre Verwirrung ein wenig zu beseitigen.
„Dann ist es besser, die beiden alleine zu lassen", zuckte sie mit den Schultern und setzte sich auf den anderen Sessel, der auf der anderen Seite vom Kamin stand.
„Er ist der Einzige, der sich anscheinend darüber hinwegsetzt, mich zu duzen. So alt bin ich doch noch nicht ...", seufzte die Prinzessin.
„Er ist ein wenig eigen, was das betrifft", meinte Sezuna entschuldigend.
„Jedem das seine", lächelte die schwarzhaarige sie an. „Darf ich fragen, was du liest?", fragte Belynia mit einem Kopfnicken auf das dicke Bucht in Sezunas Händen.
„Das ist von Haruto. Er hat es mir geliehen", erklärte sie und zeigte Belynia den Titel. „Ich möchte mich in einer Sache belesen und finde es interessant."
„Das ist sehr nett von ihm. Normalerweise beschützt er seine Bücher wie ein Schatz", kam es nachdenklich von Belynia. „Möchtest du Tee und etwas zu essen?", fragte sie dann und griff bereits nach einer kleinen Glocke, die auf dem Tisch stand.
„Sehr gern", murmelte Sezuna, die schon wieder komplett in das Buch versunken war.
Die Prinzessin klingelte und bald darauf kam das Dienstmädchen mit einem Wagen herein. Da Sezuna in ihr Buch versunken war, stand sie auf und schenkte ihr eine Tasse Tee ein. „Wie geht es deiner Übelkeit?", erkundigte sie sich.
„Danke", murmelte sie und griff nach dem Tee. Dabei war sie sehr vorsichtig. „Heute war es angenehm", erklärte sie leise und ließ das Buch magisch umblättern.
„Das freut mich zu hören", lächelte sie, ließ sie dann aber in Ruhe lesen. Die herrliche Stille in der Bibliothek wurde von dem Rascheln der Seiten, aber auch von dem Feuer, das anscheinend jeden Tag brannte, leicht gestört. Doch das gehörte mit dazu.
Sezuna war beim Lesen völlig entspannt und spürte, wie ihr langsam die Augen zufielen. Haru hatte recht. Sie musste sich definitiv noch eine Weile ausruhen.
Belynia merkte es nach einer Weile, da Sezunas Kopf nach unten gesunken war. Deswegen stand sie auf und legte die Decke um ihre Schultern. Sie würde das Mädchen nicht wecken, solange Haru nicht wieder kam.
Nach ungefähr einer Stunde kam dieser allerdings wieder zurück und er schien bessere Laune zu haben als davor.
„Sezuna, es gibt gute und bessere Neuigkeiten. Mit was soll ich anfangen?", fragte er, als er das Zimmer betrat. Da sie jedoch mit dem Rücken zu ihm saß, merkte er gar nicht, dass sie schlief.
Überrascht hob sie den Kopf und wirkte ein wenig irritiert, bevor sie sich die Augen rieb. „Was, wie?", fragte sie orientierungslos und sah sich um, um Haru zu finden.
„Hast du etwa geschlafen? Das ist gut", kommentierte er und setzte sich zu ihr auf die Sessellehne. „Wir werden losgehen, sobald das mit den Vitaminen beseitigt ist. Solange gibt er uns Zeit. Er hat versprochen, Haruto mitzunehmen, sodass er mich auf der Reise unterrichten kann", begann er begeistert zu erzählen.
„Das heißt, sobald wir zurück sind, wird er mich zu einer praktischen Prüfung anmelden, die keine theoretische beinhaltet. Er hat sich schon erkundigt und ist der Meinung, dass ich sie mit links schaffen werde", fuhr er fort.
Komischerweise konnte er jetzt gar nicht aufhören mit dem Reden und bemerkte nicht einmal die erstaunten Blicke von Belynia.
„Haruto soll sich ebenfalls um die anderen kümmern, die mitkommen. Allerdings lässt er mich alles unter Aufsicht machen, damit er sieht, wie viel ich kann. Es gibt nur eine Bedingung, die es gibt: ich werde dich behandeln unter seiner Anweisung, wenn es jedoch nicht geht, wird er dich untersuchen und gegebenenfalls behandeln.
Sezuna hob ein wenig die Hände, weil Harus Redefluss sie doch ein wenig überforderte. „Langsam, langsam. Lass mich wach werden, damit ich dir folgen kann", bat sie und würde sich seine Worte gleich noch einmal ins Gedächtnis rufen, sobald sie wieder richtig aufnahmefähig war.
Harus Augen funkelten und er hatte ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Seine Sorgen waren zwar nicht weniger geworden, doch durch das Gespräch mit Akira und sein Verständnis dafür, fühlte er sich besser.
Sezuna blickte ihn an und auch ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, bevor sie aufstand und Haru umarmte. „Das ist doch wundervoll", freute sie sich für ihn und gab ihm einen Kuss.
Vorsichtig hob er sie hoch und wirbelte sie einmal im Kreis. „Nur wenn du versprichst, dich von ihm behandeln zu lassen, wenn ich es nicht kann", verlangte Haru von ihr jedoch ernster.
„Nur, wenn du es wirklich nicht kannst", bestätigte sie, aber man hörte ihr an, dass es ihr lieber war, wenn Haru sie behandelte.
„Genau. Er wird mich anweisen, damit ich es lerne. Wenn er aber sieht, dass es uns beiden dabei nicht gut geht, wird er es machen", bestand Haru darauf. Er hatte mit beiden Männern gesprochen und sie hatten versprochen, es genau so zu halten.
„In Ordnung. Hat Akira gesagt, wann er los möchte?", wollte sie wissen und drückte sich fest an Haru, weil sie sich sehr über die Entwicklung freute.
„Sobald das mit dem Vitaminmangel geklärt ist. Haruto meinte, dass es gut ein oder zwei Wochen dauern kann, bis das wieder in Ordnung ist. Allerdings hat er mir gleich gesagt, um das zu prüfen, muss er mir noch einmal Blut nehmen ...", sagte er zuerst laut, wurde zum Ende hin jedoch leiser und er verzog sein Gesicht zu einer Grimasse.
Sezuna tätschelte ihn ein wenig am Arm. „Kann man sich eigentlich selbst Blut abnehmen?", wollte Sezuna wissen, in der Hoffnung, dass es Haru so vielleicht leichter fiel.
„Das ist etwas, was ich nicht darf. Beziehungsweise muss ich es erst lernen. Er hat mir versprochen, sich etwas zu überlegen und ich solle mir keinen Kopf darum erstmal machen", gestand er kläglich.
„Das klingt doch zumindest für den Anfang gut", meinte sie leise. „Vielleicht kann ich dich wieder in den Schlaf singen?", schlug sie vor.
„Ich weiß nicht, wie mein Körper reagiert, wenn er gezwungen wird. Erinnere dich daran, dass ich plötzlich in der Dunkelheit gefangen war ... vielleicht geht es gar nicht, wenn ich weiß, dass das nur ist, um mir Blut abzunehmen ...", gab er leise zu bedenken. Ihm war es egal, ob Belynia hörte, was sie besprachen. Seufzend fuhr er sich durch die Haare und hatte wieder den sorgenvollen Blick in seinem Gesicht. „Wird vielleicht nicht so einfach werden ..."
„Das stimmt wahrscheinlich", stimmte Sezuna ein wenig widerwillig zu. „Und ansonsten Schlaftränke?"
Haru machte eine wegwerfende Handbewegung. „Mit Magie wirst du gar nichts erreichen, auch nicht mit Tränken. Davor wird sie mich erst recht schützen. Aber ein Versuch ist es wert mit dem Singen ... und wenn es sein muss mit Massage", grinste er seltsam, als ob ihn das ein wenig amüsieren würde. Solange er nicht wach war und es mitbekam, sollte ihm alles recht sein. Wobei seine Magie immer noch das letzte Wort bei ihm hatte und nicht er.
Sezuna runzelte ein wenig die Stirn. „Nun, das wäre eine Möglichkeit, aber ich möchte nicht, dass du dann die Massagen mit noch mehr negativen Gefühlen verbindest."
„Wir werden sehen ...", gab er zu und hob Sezuna einfach von ihrem Sessel hoch, damit er sich setzen konnte. Anstatt sie jedoch von sich zu schieben, zog er sie zu sich auf den Schoß und vergrub sein Gesicht an ihr. „Ich hoffe nur, dass ich die Prüfung bestehe ... dann bekommen wir wenigstens Geld ... was aber auch heißt, dass wir hier in der Nähe bleiben müssen."
Sezuna lachte leise und streichelte Harus Arm. „Ich finde den Dämonenwald eine sehr gute Wahl", meinte sie leise und drehte sich ein Stück, um Haru küssen zu können.
„Aber der ist zu weit weg von hier!", protestierte er gegen ihre Lippen.
„Finde ich nicht", murmelte Sezuna. „Ich denke wir werden durchaus einen Weg finden."
„Und schon wieder wirst du deinen Kopf durchsetzen", seufzte Haru leise. Er kannte diese Anzeichen von Argumenten ihrerseits bereits sehr gut. Sie würde so lange nicht nachgeben, bis sie das bekam, was sie wollte.
„Vielleicht können wir uns dort umsehen, wenn wir sowieso dorthin müssen", gab Haru schließlich ein wenig widerwillig nach. Er hatte seine Arme um Sezuna gelegt und schmiegte sich an sie.
„Ja, das können wir und dort kannst du auch ein Baumhaus bauen", lachte sie leise und rieb ihre Wange an seiner, als eine Art Entschuldigung.
„Am besten eines, ganz hoch oben, wo du nicht hinkommst", neckte Haru sie leicht.
Er war müde und lehnte seinen Kopf gegen den Sessel. „Wie weit bist du mit dem Buch? Schon irgendwelche Ahnung, wie wir es machen?", fragte der Magier sie.
Belynia saß noch immer da und warf den beiden ab und zu einen Blick zu, mischte sich aber nicht ein. Anscheinend schien sie es nicht zu stören, dass sie sich unterhielten.
Sezuna lehnte sich an Haru und hob das Buch wieder hoch. „Es gibt einige interessante Texte", gestand sie. „Aber durch bin ich noch nicht. Ich bin eingeschlafen", murmelte sie leise und man hörte ihr an, dass es ihr peinlich war.
„Dränge dich nicht. Wenn du müde bist, ist das eben so. Das Buch ist extrem dick. Mit dem wäre ich bis ans Lebensende nicht durch", lächelte Haru und streichelt über ihre Haare.
„Meinst du, ich sollte Haruto fragen, wie ich meine Magie vielleicht austricksen kann? Du weißt schon warum ... ich sehne mich nach Schlaf", klagte er leise. Nach essen verlangte er nicht, aber schlafen wollte Haru endlich wieder. Er war es leid, ständig wach zu sein und verfluchte seine Magie für ihre Eigenheit. Gott sei Dank hatte Sezuna nicht das gleiche Problem, wenn sie seine Magie in ihm trug.
„Das wäre vielleicht keine schlechte Idee", murmelte sie. „Wenn du willst ziehen wir uns ins Zimmer zurück und ich massiere dich ein wenig?", schlug sie vor, da das bisher auch geholfen hatte.
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