Kapitel 26
Sezuna nickte „Wir machen es nur mit deiner Aufsicht", versicherte sie, da sie es ebenfalls als besser erachtete, jemanden dabei zu haben, der wusste, was man tun musste.
Der Arzt nickte ihnen noch einmal zu und stand auf. „Entschuldigt mich, ich muss nach Dai sehen. Ich stehe jederzeit gerne für Fragen zur Verfügung", sagte er zu ihnen.
„Natürlich. Vielen Dank", meinte Sezuna und erhob sich ebenfalls.
Haru warf dem Arzt einen freundlichen Blick zu, denn er war mehr als froh, dass er sie nicht unnötig quälen wollte.
Sobald sie aus seinem Zimmer waren, streckte sich Haru. „Jetzt habe ich doch glatt vergessen, ihn wegen den Kopfschmerzen zu fragen. Ach egal ...", seufzte er.
„Vielleicht gehen die weg, wenn das mit den Vitaminen wieder in Ordnung ist?", schlug Sezuna vor und hatte bereits das Buch aufgeschlagen und war darin vertieft.
„Vorsicht!", sagte Haru auf einmal und zog sie zurück, da sie beinahe gegen die Wand gelaufen wäre. „Ich verstehe ja, dass du sehr interessiert daran bist, aber bitte warte doch, bis wir im Zimmer sind. Wollten wir nicht heute irgendwohin?"
„Wollten wir das?", fragte sie ein wenig irritiert und legte den Kopf schief, während sie widerwillig das Buch schloss.
„Ich erinnere mich nicht mehr daran. Ahja, wir wollten in die Stadt in einen Buchladen, wegen Bücher über Kindererziehung", erinnerte Haru sich plötzlich daran. Vorsichtshalber hielt er Sezuna fest, dass sie nicht doch noch gegen eine Wand lief.
„Wenigstens ist Haruto ein guter Arzt", murmelte er zu sich selbst, als er über etwas nachdachte.
„Stimmt, wollten wir", bemerkte Sezuna, die ihre Stirn runzelte. Sie hatte nicht mehr daran gedacht und das war für sie wirklich untypisch.
„Das können wir auch später noch machen. So wie es aussieht, willst du lieber lesen", stellte Haru leicht belustigt fest.
Sezuna lachte leicht. „In dem Buchladen hätte ich wohl nichts anderes getan", bemerkte sie ein wenig belustigt. „Aber deine Gesundheit geht vor. Bis das Baby kommt, sind es noch ein paar Monate, in denen ich alles über Kinder lesen kann."
„Dann lass uns in die Bibliothek gehen", schlug Haru ihr vor und seufzte leicht. „Ich hätte nie gedacht, dass das einmal einer meiner Lieblingsräume werden würde", murmelte er.
„Gefällt es dir denn dort?", wollte sie wissen und zwang sich auf die Umgebung zu achten und nicht auf das Buch, auch wenn sie gern lesen wollte.
„Im Moment ja. Die Ruhe tut mir gut nach der ganzen Reise", gestand er ihr und wollte zuerst ins Schlafzimmer zurück. Dort lag noch das Buch, welches er am Vorabend mitgenommen hatte.
„Ja, das kann ich mir gut vorstellen", murmelte Sezuna und folgte Haru zurück ins Zimmer.
Haru fragte sie, ob sie die drei Bücher, die noch auf dem Nachttisch lagen, hier lassen wollte, oder ob sie diese mitnehmen sollte.
Sezuna nahm sie kommentarlos mit zu dem, was sie bereits trug und nickte ihm zu.
Zusammen gingen sie den Flur entlang, der zur Bibliothek führte. Durch Zufall begegneten sie Haruto, der anscheinend auf den Weg zu Dai war, wieder.
„Haru, ich habe vergessen, dich noch etwas zu fragen. Ich habe deine Fähigkeiten gesehen, wie du mit Sezuna umgegangen bist. Du bist ein sehr guter Heiler und ich würde gerne mit dir zusammen arbeiten. Ich bin mir sicher, wir würden voneinander profitieren", blieb er stehen und sprach mit dem blonden Magier direkt.
Sezuna blickte überrascht zu Haruto auf, denn er hatte nicht gesagt, dass er Haru ausbilden wollte. Er wollte mit ihm zusammenarbeiten. Das war ein eindeutiger Unterschied.
„Ich bin kein ausgebildeter Heiler", gab Haru zu und senkte den Blick. „Alles, was ich kann, habe ich mir selbst beigebracht und von der Schule gelernt."
Sezuna blickte zwischen Haru und Haruto hin und her und fragte sich, wie dieser wohl darauf reagieren würde.
„Das kann man ja ändern. Ich bin mir sicher, dass dir die Heilerprüfung leichtfallen wird", versicherte er.
Traurig schüttelte er den Kopf. „Leider nicht, ich kann mir keine Theorie merken, weil ich Schwierigkeiten mit dem lernen habe...", sagte er kleinlaut. Man merkte, dass Haru traurig war. So eine Chance würde er wohl nicht wieder bekommen.
Sezuna schlug ihm leicht in die Rippen. Wieso sagte er das und nutzte nicht einfach die Chance? Sie verstand ihn wirklich nicht.
Haruto musterte den Jungen nachdenklich. „Nicht jede Prüfung ist theoretisch", merkte er an. „Überleg es dir. Ich bin mir sicher, dass wir uns gegenseitig gut ergänzen würden."
Ihm entging die Geste von Sezuna nicht, ignorierte sie aber. Das war eine Sache, die er selbst entscheiden musste.
„Sag mir Bescheid, wenn du dich entschieden hast. Wenn du es willst, werde ich dir helfen", sagte Haruto und legte eine Hand auf die Schulter des Magiers. Sezuna bekam ein leichtes Lächeln, bevor er sich wieder auf den Weg machte.
Erst, als er gegangen war, wandte sich Sezuna an ihn. „Das ist eine gute Chance für dich", sagte sie eindringlich. „Mach sie dir nicht kaputt, nur weil du dir nichts zutraust."
„Ich traue mich sehr wohl!", protestierte Haru. Immerhin war es sein Traum, ein richtiger, anerkannter Heiler zu werden. Nur die Prüfungen machten ihm Sorgen. Vielleicht war nicht jede Prüfung theoretisch, doch bestimmt musste man auch mündlich eine ablegen. Bei dem Gedanken wurde ihm heiß und kalt.
Zudem fühlte er sich auf der einen Seite überfahren, auf der anderen Seite fand er es nett von dem Arzt, ihm das Angebot zu machen.
„Lass es auf dich zukommen", bat sie. „Vielleicht wird es ganz anders, als in der Schule."
„Dann müssen wir aber hierbleiben", gab er zu bedenken. Vielleicht war es nicht schlecht, dann würde er mit Akira nicht mitgehen und Sezuna nicht unnötig in Gefahr bringen.
Sezuna verengte ein wenig die Augen. „Du meinst, dann müssen wir wieder hierherkommen", korrigierte sie ihn.
„Nein, wenn ich die Prüfung davor mache, darf und kann ich dir mit allem helfen, was du brauchst. So sind mir allerdings die Hände gebunden und das weißt du auch", beharrte er, wobei er es auch als Ausrede nutzen würde, um nicht mit zu müssen.
„Ich bin mir sicher, dass Akira auf uns warten wird", meinte sie und einem schiefen Lächeln. Sie konnte verstehen, dass Haru erst diese Dinge lernen wollte, doch sie wollte nicht, dass es ihre ganzen Pläne umwarf.
„Werden wir sehen", murmelte er und schob sie letztendlich in die warme Bibliothek.
Belynia schien nicht da zu sein, was er durchaus begrüßte, denn dann hatte er Ruhe und konnte lesen. Aber der Gedanke daran, die Prüfung machen zu müssen, bereitete ihm Sorgen. Sie war bestimmt viel schwerer, als es vielleicht auf Fenua gewesen wäre.
„Du würdest wirklich alles machen, um mich davon abzubringen mitzukommen, oder?", fragte sie leise und hielt auf die Sessel zu.
„Nein, ich würde alles dafür tun, damit wir nicht mitgehen müssen und hierbleiben können", korrigierte Haru sie und setzte sich auf die Couch, bevor er noch einmal aufstand und ihr die Decke gab, damit sie sich einhüllen konnte, falls sie frieren würde.
Sie legte sich diese sofort über die Beine und sprach einen leichten Wärmezauber. „Bist du dir sicher, dass wir nicht die Chancen, die wir haben, ergreifen sollten?"
„Ich weiß. Es fällt mir nur gerade so schwer ... noch mehr Sorgen zu haben als davor, verstehst du? Es gibt viele Dinge, die mich stressen und es wird so nicht weniger", erwiderte er, bevor er seine Beine auf die Couch legte und sich ausstreckte.
„Selbst, als Akira noch nicht gefragt hatte, war das so", erklärte sie murmelnd und widmete sich nebenbei ihrem Buch.
„Stimmt genau. Und durch ihn sind sie noch mehr geworden. Und nun das. Ich habe Angst vor der Zukunft. Angst, sie ohne dich verbringen zu müssen, wenn ein Fehler passiert", sagte Haru leise und warf ihr einen kurzen Blick zu.
Sezuna nahm das Buch herunter, um Haru einen liebevollen Blick zu zuwerfen. „Ich weiß. Aber du kannst mich nicht für immer in Watte packen, nur weil mir etwas passieren könnte."
„Vielleicht ... vielleicht auch nicht. Trotzdem möchte ich keine unnötigen Risiken eingehen, wenn es nicht sein muss", gestand der blonde Magier ihr und seufzte.
„Ich sollte mit Akira reden, die Chance von Haruto möchte ich nicht gerne ausschlagen. Mit ihm könnte mein Traum doch noch wahr werden ..."
„Ich weiß nicht, warum du nicht beides machen kannst", meinte sie und klang ehrlich verwirrt. „Niemand sagt, dass du, nachdem du Akira geholfen hast, nicht auch noch mit Haruto zusammenarbeiten kannst."
„Es geht mir darum, dass ich zuerst ausgebildeter Heiler bin, bevor wir gehen. Wenn dort noch mehr Magier sind, wird es nicht nur einen Verletzten geben. Ich habe mich schon schlecht gefühlt, andere zu heilen, während wir unterwegs waren, weil ich genau weiß, dass es nicht gern gesehen ist, wenn jemand unausgebildet heilt", versuchte er ihr zu erklären. Schon längst hatte er sich damit abgefunden, dass ihm kein anderer Ausweg blieb, als mit Akira mitzugehen. Doch dann wollte er auch möglichst gut vorbereitet sein.
„Das wird Akira sicherlich verstehen", antwortete sie. „Und ich sagte ja schon, dass ich mir sicher bin, dass er auf uns warten wird."
„Wenn er sich nicht schon in den Kopf gesetzt hat, wann er gehen will ...", murrte Haru leise, widmete sich jedoch wieder seinem Buch zu. Haru war nicht so schnell im lesen wie Sezuna. Oft musste er Dinge zwei oder dreimal lesen, um sie ein wenig zu verstehen. In der Zeit würde sie ein gesamtes Buch lesen.
Aber da sowieso niemand mit Sezunas Schnelligkeit beim Lesen mithalten konnte, machte sich Haru nichts daraus. „Rede mit ihn. Ich bin mir sicher, dass er das versteht", sagte sie und widmete sich nun auch ihrem Buch.
Haru antwortete nicht mehr, sondern konzentrierte sich auf das Lesen. Die Stille im Raum tat ihm gut und er genoss es, etwas zu lesen, was er brauchen würde.
Plötzlich ging die Tür auf und Belynia kam herein. „Oh entschuldigt bitte, ich wollte euch nicht stören", sagte sie bestürzt.
„Du störst nicht", lächelte Sezuna ihr zu. „Setz dich ruhig zu uns."
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