Kapitel 25
„Was hast du eigentlich genau gesehen?", wollte Haare wissen und erhob sich aus dem kühlen Wasser. Er sprang aus der Wanne und nahm sich das Handtuch, welches er sich bereit gelegt hatte. „Es hat sich unangenehm angefühlt, als du dort warst. Beinahe hätte ich dich weggeschubst", gestand er verlegen und war froh, dass das nicht passiert war.
„Ich habe versucht aus deiner Magie auf deinen Zustand zu schließen", erklärte sie nachdenklich. „Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich das kann", erzählte sie murmelnd.
„Haruto wird es bestimmt können. Er ist immerhin ein ausgebildeter Arzt und ... alt. Die Älteren haben oft solche Erfahrungen gemacht, die nützlich sind", sagte der blonde Magier zu ihr und trocknete sich ab. Wobei das fast nicht nötig war, denn seine Haut zog das Wasser wie ein Schwamm in sich, was Haru zum Stirnrunzeln verleitete.
Auch Sezuna bemerkte das und runzelte die Stirn. Vielleicht funktionierte das auch mit den Vitaminen. „Wir sollten ihn fragen."
„Du hast recht. Auch wenn ich keine Lust habe", gab er zu und zog sich an. „Sind deine Kopfschmerzen weg?", fragte Haru sie, als er sein Shirt sich über den Kopf zog.
„Noch nicht ganz, aber aushaltbar", gab sie ehrlich zu. Sie wollte nicht, dass er sich Sorgen machte, aber verheimlichen wollte sie es auch nicht.
„Helfen dir eigentlich Tabletten dafür? Vielleicht weiß er einen Rat für dich", schlug Haru vor und deutete ihr an, dass sie baden oder sich waschen konnte, denn er war fertig und bereit zum gehen.
Sezuna zog sich aus und widmete sich kurz einer Katzenwäsche, weil sie keine Lust auf mehr hatte. „Ich kenne nur wenige Tabletten die helfen. Aber ich bin generell kein Freund davon. Gerade jetzt mit dem Kind."
„Das ist natürlich deine Entscheidung. Ich hoffe, dass sie von alleine weggehen. Du brauchst deine Ruhe, um dich körperlich darauf vorbereiten zu können", kam es vom Schlafzimmer aus. Haru hatte sich dorthin zurückgezogen und versuchte etwas mit den Drachenschuppen, ließ sie aber verschwinden, sobald Sezuna aus dem Bad kam. „Bist du bereit in die Höhle des Teufels zu gehen?", fragte er sie leicht lächelnd.
Sezunas Lächeln war schief, denn genau so empfand sie es. Auch wenn sie nicht genau wusste, warum sie eine solche Abneigung gegen Heiler hatte. „Gehen wird", sagte sie, weil sie es nicht noch länger herauszögern wollte.
Da Haru den Heiler bereits einmal aufgesucht hatte, ging er geradewegs dorthin und klopfte an, als sie seinen Bereich erreicht hatten. Von drinnen kam ein Herein! und Haru öffnete die Tür.
„Guten Morgen ihr zwei! Was kann ich für euch tun?", fragte er die beiden freundlich und sah von einigen Dokumenten auf, als sie hereintraten.
Sezuna trat zögerlich hinter Haru ein und grüßte den Heiler kurz, bevor sie sich ein wenig umsah. „Ich hätte ein paar Fragen bezüglich Harus Vitaminmangel", sagte sie dann leise. Fast schon zurückhaltend und schüchtern. Sie fühlte sich ein wenig Fehl am Platz.
„Ich stehe gerne zur Verfügung", sagte Haruto und nahm seine Brille ab, die er wohl nur zum Lesen benutzte. „Setzt euch doch, das ist bequemer. Also, was möchtest du wissen, Sezuna?", wandte er sich an das rothaarige Mädchen.
Diese setzte sich und wirkte win qenig unruhig. „Harus Magie verweigert ihm das Essen", murmelte sie und schielte zu diesem, weil sie nicht wusste, ob Haruto schon in Kenntnis gesetzt war und Haru das überhaupt wollte.
„Ich verstehe. Warum bist du unruhig Sezuna? Ich beiße dich nicht, wenn du mich fragst", wollte er zuerst wissen. Wenn man ihn genau betrachtete sah er aus wie einer der Ärzte, die für die kleinsten Kinder da war, freundlich und liebenswert. Ihm schien ihr Wohlbefinden ebenfalls am Herzen zu liegen, so wie es bei Heiler auch sein sollte.
Haru warf ihr nur einen Blick zu. Vielleicht war es besser, gleich alles auszusprechen anstatt wichtige Dinge auszulassen.
„Ich habe mir gedacht, dass man die Vitamine vielleicht durch einen Magietransfehr zu ihm bringen könnte", sagte sie und ignorierte Harutos Frage.
„Hmm ...", machte Haruto nachdenklich und legte seinen Kopf auf die gefalteten Hände. Er schien zu überlegen, wobei er beide musterte. Der Arzt antwortete nicht sofort, sondern ließ sich Zeit mit der Arbeit. „An wen hast du gedacht, der als Transfer herhalten soll?"
Sezuna hob eine Augenbraue. „Ich, weil ich Harus Magie aufnehmen kann. Wir haben schonmal ein wenig durchgesponnen. Es wäre theoretisch möglich, dass ich seine Magie aufnehme, mit meiner vermische und sie zurückgebe", erklärte sie leise. „Aktuell schützt sie mich und lässt mich auch durch das Schutzschild. Andere würde es wohl abwehren."
„Vermutlich hast du recht. Es war gut, dass er dein Kind untersucht hat, wenn du seine Magie in dir trägst. Wie ich an deinen Ergebnissen gesehen habe, sind deine Werte um ein Vielfaches besser. Sie liegen im normalen Bereich", erklärte der Arzt und zog einen Ordner aus dem Regal hinter ihm. Er schien etwas zu suchen und fand es. Aufmerksam las er es sich durch und nickte.
„Habt ihr schon einmal eure Magien getauscht?"
„Getauscht nicht, aber ich habe Harus Magie aufgenommen", sagte sie und entspannte sich ein wenig. Haruto schien in dieser Hinsicht niemand zu sein, der neue Methoden oder Ideen sofort abwiegelte, wie es Leila in vielen Fällen getan hatte.
„Darf ich fragen, wie viel eigene Magie du besitzt? Sein Mangel ist nicht mit einmal tauschen getan. Entweder muss derjenige über viel Magie besitzen und einen Überschuss haben, oder ...", begann er und machte eine kurze Pause, bevor er weitersprach, „In deinem Fall wäre es besser, es schrittweise zu machen."
„Ich besitze sogar sehr wenig Magie", gab Sezuna widerwillig zu. „Daher habe ich ja vorgeschlagen, dass ich seine aufnehme und mit meiner verbinde."
„Das können wir gerne versuchen. Nur rate ich dazu, es in kleinen Mengen zu tun. Wenn du wenig Magie besitzt, kann sie nicht genügend Vitamine auf einmal abgeben. Ihr solltet dazwischen ein bis zwei Tage Pause machen, damit du deinen Vitaminvorrat wieder aufstocken kannst", erklärte Haruto ihnen, wobei er mit einem Stift spielte. Er schien sehr gründlich darüber nachzudenken, bevor er weiterredete.
„Bei normalen Menschen dauert es einige Zeit, bis sich die Speicher wieder aufgefüllt haben. Bei Magier ist es ein wenig anders, sie können in kurzer Zeit mehr aufnehmen. Allerdings solltet ihr vorsichtig sein, vor allem du Sezuna. Wenn du zu viel von deiner Magie mit seiner mischst, fehlt dir schon mal die Hälfte deiner eigenen. Es kann für das Kind gefährlich werden, wenn du es übertreibst", sagte er ernst. Mit so etwas war nicht zu spaßen, denn sowohl die Mutter als auch das Kind konnten daran sterben. Wobei Sezuna vielleicht nicht sterben würde, nachdem Harus Magie sie schützte. Es war Haruto ein Rätsel, wie beschützerisch die Magie des Jungen war und sogar unabhängig von seinem Körper auf jemand anderen aufpasste.
„Ich habe nicht vor es zu übertreiben", antwortete Sezuna ernst. „Ich bin mir durchaus bewusst, dass ich die Verantwortung für das Kind habe."
„Sehr gut. Ich denke, du bist verantwortungsbewusst genug. Trotzdem wäre ich euch dankbar, wenn ihr es, solange ihr hier seid, nur im Beisammensein mit mir macht. Ich nehme an, dass es für euch das erste Mal sein wird, so wäre es gut, euch darin einzuweisen", bat er sie sehr ernst. Damit war nicht zu spaßen, wenn zu viel Austausch stattfand.
„Da ich noch nicht einmal eine Ahnung habe wie man so etwas machen sollte, sind wir eigentlich genau deshalb hier", erklärte sie.
Haruto lehnte sich in seinem bequemen Stuhl zurück und starrte beide nachdenklich an. „Ich gebe zu, dieses Verfahren wurde noch nicht sehr oft angewendet, da es keine vergleichbaren Magier wie euch gibt. Es ist noch relativ neu, aber nicht unmöglich", fing er an zu sprechen. Einen Moment lang sah er nachdenklich aus dem Fenster, bevor er sich ihnen wieder zuwandte. Mit seinem Stift trommelte er leise auf seinem Schreibtisch, sodass es einen rhythmischen Klang ergab.
„Zuerst müsst ihr eure Quellen verbinden, das heißt konkret, dass ihr gegenseitig Zugriff auf die Quellen habt. Danach musst du seine Magie direkt aus seiner Quelle ziehen und sie in deinen Körper leiten. Die Verbindung zwischen euch muss die ganze Zeit bestehen bleiben."
„Das kann ich, das habe ich schon das ein oder andere Mal gemacht", erklärte Sezuna leise. Sie wusste jedoch nicht, ob Haru das ebenfalls konnte und ob er überhaupt genug Magie von ihr nutzen konnte.
„Weiter", forderte Haru den Arzt auf weiterzusprechen.
„Danach muss Sezuna beide Magien, die in ihrem Körper fließen, in Einklang bringen, als gehörten sie zusammen. Es ist wichtig, dass sie beide gleichmäßig fließen. So können sie verschmelzen. Dann beginnt der Transfer. Stellt es euch wie Blut vor, die gemischt werden und jemanden verabreicht werden", versuchte er ihnen ein bildliches Beispiel zu nennen. Es war tatsächlich wie das Blut, zumindest wenn es um das Mischen ging.
„Du wirst spüren, sobald sie sich vermischt haben. Du fühlst dich auf der einen Seite sehr stark, und auf der anderen eher schwach, da dir Vitamine geraubt werden. Danach solltest du die beiden Magiearten voneinander lösen, damit sie einzeln fließen können. Das ist dann der Zeitpunkt, wo Haru auf deine Quelle zugreifen muss, um dir seine eigene Magie zu entziehen."
Eigentlich war Haruto nicht so gesprächig, zumindest nicht bei anderen. Es schien, als wollte er ihnen wirklich dabei helfen.
„Gibt es Bücher dazu, in denen das beschrieben wird?", wollte Sezuna wissen, da sie sich ein wenig sicherer fühlte, wenn sie es nachlesen konnte.
„In der Bibliothek, aber die geben nicht genügend Auskunft. Du kannst meines benutzen", bot er an und ließ seine Hand durch die Luft schweben, um ein Buch aus einem Regal an der Wand zu ziehen. Das dunkelbraune Buch war sehr dick, es schien mehr als tausend Seiten zu haben.
„Es ist sehr ausführlich geschrieben und beinhaltet zudem Bilder und Skizzen, aber auch Beispiele, wie es sich anfühlen sollte. Ich möchte dich bitten, es mir zurückzugeben, bevor ihr die Stadt verlasst", bat Haruto sie.
Sezuna Augen strahlten förmlich, als sie dieses Buch sah. „Ich gebe es dir sicher zurück", versprach sie und würde es wahrscheinlich verschlingen, so neugierig war sie darauf.
Haruto nickte ihr freundlich zu und reichte es ihr. „Falls es Fragen dazu gibt, frage ruhig. Trotzdem würde ich euch gerne dabei im Auge behalten, denn es kann eine Menge daneben gehen, wenn man es noch nicht gemacht hat."
Der blonde Magier hatte die ganze Zeit geschwiegen, doch nun schien er langsam auszuatmen. Er hatte schon befürchtet, dass es keine andere Möglichkeit als Nadeln geben würde.
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