Kapitel 23
„Dein Wort in Gottes Ohren", erwiderte er und massierte ihren Nacken noch mehr. Vielleicht half ihr das, die Kopfschmerzen ein wenig loszuwerden. Haru selbst hatte Kopfschmerzen seit dem Gespräch mit Akira bekommen, die furchtbar an ihm nagten.
„Darf ich dich morgen nochmal massieren?", fragte sie leise.
„Mal schauen, morgen wird es besser sein", behauptete Haru und drückte die kurz an sich. „Schlaf jetzt. Ich bin ja da."
„Gute Nacht", murmelte die Rothaarige und versuchte dann zu schlafen.
Sobald Sezuna eingeschlafen war, holte Haru das Buch heraus und versuchte zu lesen. Anstatt für Ablenkung zu sorgen, verschwammen die Buchstaben vor seinen Augen. Was fiel Akira überhaupt ein, so eine Bitte an sie zu stellen, wo er doch wusste, dass Sezuna ein Kind erwartete? Haru war verärgert darüber, aber auf der anderen Seite wollte er seinem Freund schon helfen. War es vielleicht doch besser, sie hier zu lassen? Nur konnte er ohne sie nicht mehr leben und die ständige Sorge um die, ob es ihr hier gut ging, war wahrscheinlich noch schlimmer als wenn sie bei ihm wäre. Gedankenverloren streichelte Haru das schlafende Mädchen. Sein Buch lag auf seinem Schoß und Haru starrte nach draußen in die Dunkelheit. Es war so schwer für ihn, den richtigen Weg zu wählen. Er wusste, dass Sezuna unbedingt mitwollte.
Es war jedoch sehr gefährlich und er hatte Angst, dass sie wirklich auf Magier stießen. Was, wenn diese noch einen Drachen oder Skorpion bei sich hatten?
Seine Kopfschmerzen wurden stärker, sodass er sich nicht mehr konzentrieren konnte. Wären sie bloß nicht auf Akira gestoßen! Dann hätten sie nicht noch mehr Probleme. Haru konnte allerdings nicht leugnen, dass er ebenfalls neugierig war, ob es nicht doch noch andere Magier dort gab. Vor allem, was sie dort taten, interessierte ihn sehr. Er warf einen Blick auf das schlafende Mädchen und seufzte. „Wir werden mitgehen ...", flüsterte er leise, bevor er seine Augen schloss und zumindest versuchte, sich ein wenig zu erholen.
Er spürte, wie Sezuna sich ein wenig näher an ihn drückte und scheinbar versuchte im Schlaf auf seinen Schoß zu klettern.
„Was machst du da?", fragte er leise, öffnete jedoch nicht seine Augen. Vermutlich träumte sie etwas und schlafwandelte.
„Kuscheln", war die knappe Antwort, die nicht genau sagte, ob sie wach war oder schlief.
Haru drückte sie sanft zurück ins Bett und zog sie an sich.
Erst gab sie einen unwilligen Laut von sich, doch dann schmiegte sie sich kommentarlos und mit einem Seufzen an ihn heran.
Der Magier wartete, bis sie aufwachen würde, um zu lesen. Dann konnte er ihr das Buch geben, ohne dass sie sich bewegen musste. Die Stille im Zimmer fühlte sich gut an und halfen ihm, sich wieder zu beruhigen. Die nagenden Kopfschmerzen jedoch blieben. Während der gesamten Zeit streichelte er Sezuna leicht, damit sie wusste, dass er bei ihr war.
Irgendwann begann sie sich wirklich zu bewegen und mit ihrer Hand über das Bett zu tasten, als würde sie irgendwas suchen.
„Welches Buch?", fragte Haru müde und nahm vorsichtshalber alle drei vom Nachttisch, um sie zu ihr zu liegen. Wahrscheinlich würde sie nicht einmal antworten.
Sezuna schnappte sich eines und blätterte darin rum, bevor sie einen frustrierten Laut machte und sich aufsetzte, bevor sie sich die Augen rieb.
Erstaunt über ihren Laut öffnete er nun doch seine Augen und sah sie musternd an. „Was ist los?", fragte er vorsichtig.
„Ich hab Kopfschmerzen", murmelte sie leise und rückte noch ein wenig zu Haru, um sich an ihn zu kuscheln.
„Ich auch. Gerade deswegen solltest du versuchen zu schlafen, anstatt zu lesen. Oder hilft dir das, dich zu entspannen?", wollte der Magier von ihr wissen.
„Eigentlich ja, aber ich denke heute liegt es an anderen Dingen", murmelte sie und seufzte.
„Magst du davon erzählen?", fragte er leise. Vielleicht würde ihre Stimme dazu beitragen, seine Kopfschmerzen weniger werden zu lassen.
Sezuna atmete tief durch und versuchte dann zu erklären, dass sie sich ebenfalls Sorgen machte. Sie wusste nicht, was mit dem Kind auf sie zu kam, aber sie wollte auch nicht darüber nachdenken. Sie wollte es auf sich zukommen lassen und den Moment leben.
„Wir sind einfach zu jung, um uns der Verantwortung zu stellen", seufzte Haru leise. Für sie war es wahrscheinlich noch schwerer als für ihn, da ihr Körper sich verändern würde. Doch würde er die ganzen Strapazen überhaupt durchhalten?
„Es gibt bestimmt Bücher, wie man ein Kind erzieht und auf was man achten muss. Außerdem gibt es doch auch Heilerinnen, die sich auf diese Dinge spezialisiert haben, oder? Die könnten wir zumindest fragen", schlug er ihr vor.
„Ich hab schon nach Büchern gesucht", murmelte sie leise. „In der Bibliothek gibt es keine. Schauen wir morgen mal in einem Buchladen?", wollte sie wissen und rollte sich ein wenig zusammen.
„Können wir machen", bestätigte er ihr und zog sie halb auf sich, um sie besser verwöhnen zu können. „Wie konnten wir nur so dumm sein, uns unseren Gefühlen hinzugeben, ohne über die Konsequenzen nachzudenken?", murmelte Haru leise zu sich selber. Am meisten ärgerte er sich über sich selbst, weil er daran hätte denken müssen!
Sezuna verzog ihren Mund. „Ich hatte einen Trank genommen, der das verhindern sollte", murmelte sie und war sich nicht sicher, ob Harus Magie vielleicht dafür gesorgt hatte, dass es trotzdem passiert war.
„Na super, dann hätte ich einen nehmen sollen, der es erst recht verhindert. War ja klar, dass es meine Schuld ist", meinte er müde. Es klang nicht anklagend Sezuna gegenüber, sondern gegen sich selbst.
Sezuna zuckte die Schultern. „Es ist halt so. Ändern können wir es sowieso nicht mehr und ehrlich gesagt freue ich mich auf das Kind."
„Es ist nicht so, dass ich es nicht tue, aber ... Ich fühle mich damit überfordert. Es ärgert mich, weil ich nicht daran gedacht habe, besser aufzupassen. Wie soll ich für ein Kind sorgen, wenn wir selbst noch halbe Kinder sind. Ja ja ich weiß, 20 und 24 Jahre ist kein Kindesalter mehr. Trotzdem fühle ich mich ... hilflos", versuchte er ihr zu erklären. Haru lehnte seinen Kopf gegen das Bettgestell und rieb sich müde seine Schläfen.
„Damit wird man sich wohl immer überfordert fühlen", murmelte Sezuna leise. „Ich bin mir aber sicher, dass wir es schaffen werden. Zusammen schaffen wir alles."
„Wenn das nur gut geht ...", erwiderte er und ein Schauer rann ihm über den Rücken, als er sich an den bösen Traum erinnerte, den er vor einiger Zeit nach dem Gespräch über Kinder gehabt hatte.
„Ich denke schon", flüsterte Sezuna leise und streichelte über Harus Brust.
„Ich vertraue mir selbst nicht dabei. Wenn dem Kind etwas zustößt, weil ich mich nicht kontrollieren kann ... Dann verliere ich wieder die wichtigsten Menschen in meinem Leben", gab er zu bedenken.
„Das wird nicht passieren", versuchte Sezuna ihn zu beruhigen. „Ich kann mit deiner Magie umgehen und ich bin mir sicher, dass es das Kind auch können wird", hoffe sie leise und erhob sich ein Stück, um Harus Lippen zu küssen.
Sein Murmeln wurde von ihren Lippen unterbrochen, als er ihren Kuss erwiderte. „Du kannst es zwar, aber was, wenn ich alleine mit dem Kind bin? Sicherlich kann es sich nicht als Baby wehren", versuchte er zu argumentieren. Es war nicht nur wegen dem Kind, sondern auch wegen Sezuna, Akira und alles, was auf sie zukommen würde.
„Es wird nichts passieren", flüsterte Sezuna an seine Lippen. „Du darfst nicht immer nur vom Schlimmsten ausgehen."
„Und dann trifft es mich eines Tages aus heiterem Himmel ...", gab er zu und öffnete seine Augen halb, um sie anzusehen.
„Denk nicht immer darüber nach, was passieren könnte", seufzte sie. „ES könnte genau so gut sein, dass ich das Kind fallen lassen."
Haru zog sie als Antwort näher zu sich, sodass seine Stirn ihre berühren konnte. Sezuna fühlte, wie heiß seine Stirn im Gegensatz zu ihrer war. „Du würdest dir eher die Zunge abbeissen, als dein Kind fallen zu lassen. Vor allem, wenn du Magie dazu benutzt, es zu schützen", murmelte er.
„Das gilt auch für dich", murmelte sie und hob ihre Hand, um diese auf Harus Stirn zu legen. Sie hoffte, dass er kein Fieber hatte.
Ein Grummeln war die Antwort, als er die Augen nun doch öffnete. „Ich glaube, dass wir beide einfach zu viel Angst haben, was kommen wird. Es lässt mich nicht los und ich weiß nicht, ob wir es verkraften können", gestand er ihr.
Sezuna seufzte leise. „Ja, da hast du wohl recht. Aber ändern können wir es nicht mehr. Wir müssen das Beste draus machen."
„Wäre ich nicht so müde, würde ich behaupten, dass dein Optimismus viel ausgeprägter ist als zuvor", meinte er und lehnte wieder seine Stirn an ihre.
„Ist er auch", murmelte sie. „Ich will nicht, dass das Kind depressiv oder so wird", erklärte sie leise. „Deine Stirn ist so warm", stellte sie schließlich fest, weil es ihr erneut wieder auffiel.
„Dann wird das Kind mit mir Schwierigkeiten haben, genauso wie du", sagte Haru und seufzte. „Kommt nur von den Kopfschmerzen", behauptete er dann.
Sezuna hob die Hand und fuhr ihm über die warme Stirn. „Sicher?", fragte sie leise und sorgenvoll. „Darf ich magisch schauen, ob du nicht doch irgendwas ausbrütest?"
„Ich brüte nichts aus, es sind nur die Kopfschmerzen. Das war schon immer so, vor allem, wenn ich starke Schmerzen habe oder wenn ich explodiert bin. Erinnere dich an das, was in der Schule passiert ist. Dort hatte ich auch Fieber", versuchte er sie daran zu erinnern, als sie ihn so gereizt hatte, damit seine Magie ausbrach.
„Ja, ich erinnere mich", murmelte sie leise und trotzdem noch immer sorgenvoll.
„Von mir aus, schau nach, damit du dich vergewissern kannst. Ich weiß es zwar, aber dann hast du wenigstens deine Ruhe", schlug Haru vor und sah sie auffordernd an. Vielleicht sollte er nicht so stur sein, denn er wollte sie nicht zusätzlich stressen. Das war wohl nicht gut für das Kind.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top