Kapitel 22

„Was ist mit der Arbeit? Von nichts tun können wir keine Dinge für das Kind kaufen", argumentierte er. Noch hatte er Geld von seinem Ersparten. Aber das würde nicht für Ewigkeiten reichen, das war klar. Ein Haus zu bauen war nicht unbedingt schwer, das war auch ohne Magie zu schaffen.

„Das wird schon", versicherte Sezuna. „Wir finden schon eine Möglichkeit. Außerdem bist du nicht allein", versuchte sie ihn zu beruhigen. „Außerdem brauchen wir gar nicht so viel Geld, wenn wir es so machen wie auf der Reise."

Akira räusperte sich, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Er und Belynia hatten ihnen nur zugehört und sich ab und an Blicke zugeworfen.

„Das mit dem Haus wäre kein Problem. Wir könnten euch eines anbieten, wo immer ihr es wollt. Seht es als eine Art Dankbarkeit an. Und mit der Arbeit ... Soll ich es ihm sagen, Belynia?", wandte er sich hilfesuchend an seine Frau. Akira war sich unsicher, ob er etwas sagen sollte oder nicht.

Sezuna hob die Augenbraue. Sie war sich nicht sicher, ob Haru win solches Geschenk annehmen würde und sie wollte es im Grunde auch nicht.

Belynia zuckte mit den Schultern. „Lass es ihn selbst vorschlagen", riet sie ihrem Mann leise.

„Wir brauchen keine Geschenke von dir, Akira", knirschte Haru mit zusammengebissenen Zähnen und er sah aus, als ob er jeden Moment explodieren würde.

Sezuna hob die Hand und strich ihm beruhigend über den Arm. „Du weißt, dass wir uns beide damit nicht wohl fühlen würden", bestätigte Sezuna leise.

„Genau deshalb werden wir keine Geschenke annehmen. Von niemanden", erwiderte er genervt.

Akira stand auf und ging auf ihn zu. „Haru, wir verstehen, dass es keine einfache Entscheidung ist. Aber ich bitte dich, noch einmal darüber zu schlafen. Sezuna würde gerne mitkommen, das hat sie selbst gesagt. Tu uns den Gefallen, dass du eine Nacht darüber schläfst, in Ordnung?", bat er seinen Freund inständig. Vielleicht sah es nach einer Nacht ganz anders aus, wenn er darüber nachgedacht hatte.

„Es ist nicht so, als hätten wir diese Diskussion nicht schon seit Tagen", murmelte Sezuna leise. Immerhin hatten sie schon einmal darüber gesprochen.

Plötzlich ließ sich Haru völlig entnervt neben Sezuna nieder und vergrub sein Gesicht in den Händen. Es sah stark danach aus, als würde er sich zurückhalten müssen, nicht zu weinen. Haru zitterte und seufzte tief. „Also gut, ich gebe mich geschlagen. Macht was ihr wollt. Wenn Sezuna allerdings irgendwas passieren sollte, ist es aus und wir sind weg", grollte er schließlich.

„Mir passiert nichts", versprach Sezuna leise. „Ich passe auf uns auf."

„Wie willst du auf uns aufpassen, wenn sie dich entführen oder angreifen? Verdammt nochmal, Sezuna. Ist dir eigentlich klar, dass dein Leben und das des Kindes vernichtet werden kann, wenn dort noch Magier sein sollten?", fragte er gequält. „Wie soll ich denn ohne dich leben?", flüsterte er.

Sezuna küsste ihn sanft aug die Stirn. „Mach dir nichg so viele Sorgen. Ich bin mir sicher, dass nichts passieren wird."

Sein Lachen klang sarkastisch und es sah aus, als ob er jeden Moment aufspringen würde. Haru fühlte sich überfahren und war genervt davon, dass die anderen wohl gerne die Gefahr verdrängten. Aber es ging um Sezuna und ihr Kind! War das so schwer zu verstehen?

„Sollen wir euch alleine lassen?", wandte sich Belynia an Sezuna.

Sezuna lächelte schief. „Ist vielleicht besser."

Belynia zog Akira am Arm hinaus und ließ sie somit allein zurück.

„Haru, flüsterte Sezuna leise. „Ich verspreche mich nicht absichtlich in Gefahr zu bringen, aber Akira braucht deind Hilfe."

„Er hat eine Menge Krieger und Magier zur Verfügung! Auf der Reise war es etwas anderes, weil er sonst niemanden mehr hatte. Aber jetzt? Ich bin mir sicher, dass es unzählige Magier hier gibt, die ebenfalls kämpfen können", erwiderte er. Haru starrte in das Feuer und obwohl es sehr warm in der Bibliothek war, fing er an zu frieren.

„Du wirst nicht mit ihm allein gehen", sagte sie und begann ihn zu streicheln. „Wenn du eine Situation für zu gegährluch hältst, kann ich mich ja zurückziehen", schlug die hoffnungsvoll vor.

„Ich will nicht mit, sondern uns auf die Zukunft vorbereiten, Sezuna", flüsterte Haru leise und lehnte sich zurück, um seine Arme hinter dem Kopf zu verschränken. „Als ob du dich zurückziehen würdest ... dafür bist du viel zu neugierig." Bei diesen Worten huschte ein kleines, aber trauriges Lächeln über seine Lippen.

„Dann gehen wir das anders an. Akira will uns ja offensichtlich ein Haus geben. Dann sehrn wir das hier als einen Auftrag für den wir kein Geld, sondern ein Haus bekommen", schlug die vor. „Geh es an wie einen Job."

„Ich nehme nichts von ihm an! Wir haben unsere Pflicht erfüllt, dafür sind wir für ein paar Tage hier. Ich weiß, dass er es gut meint, aber ... ich muss mich um meine Familie kümmern, nicht er", erwiderte Haru und seufzte laut. „So gern ich ihn auch habe, so nervig kann er sein, wenn er was will. Also gut, ich gebe mich geschlagen. Sonst lässt man mich ja doch nicht in Ruhe", gab er widerwillig nach und nagte wieder an der Unterlippe.

Sezuna packte Harus Hand und legte sie sich an die Wange. „Haru. Sie es als einen Auftrag, für den du eine Bezahlung bekommst. Sieh es als Arbeit, mit dem du Geld für das Kind verdienen kannst", sagte sie weiter und hoffte, dass er verstand, was sie wollte.

„Sezuna ...", kam es kläglich von ihm. „Er ist unser Freund und ein Prinz. Es fühlt sich mehr als falsch an, von ihm so etwas anzunehmen, egal ob Auftrag oder nicht. Ich gehe morgen in die Stadt und versuche, eine Arbeit zu finden. Akira hat nicht gesagt, wann er dorthin zurück gehen will. Also nutze ich die Zeit, wenigstens Geld zu verdienen. Ich denke nicht, dass es nur eine Woche sein wird, wo wir nicht hier sind." Ihre warme Haut fühlte sich gut unter seinen kalten Fingern an und die Verbissenheit in seinem Gesicht wurde ein bisschen weniger. Haru seufzte tief und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

„Hast du noch Kopfschmerzen?", wollte er wissen, um von dem Thema abzulenken.

„Wenn du arbeiten gehst, werde ich auch versuchen meinen Teil beizutragen", erklärte sie und nickte ein wenig. Ihr Kopf fühlte sich an, als wäre er riesig und würde jeden Moment platzen. Aber nicht so schlimm, dass es heftig pochte.

„Lass uns zurückgehen. Ich nehme das Buch mit und werde es lesen, sobald du schläfst. Woher kommen sie eigentlich dieses Mal?", erkundigte er sich bei ihr.

Sezuna murmelte etwas unverständliches und folgte dann Haru durch due Gänge zurück zum Zimmer. Sie wollte nicht zugeben, dass die Kopfschmerzen vom gestrigen Lesen kamen, weil sie Angst hatte, dass er sie wieder kontrollierte und ihr die Bücher wegnahm. Nicht jetzt, wo sie ihrem Drang zu lesen endlich wieder nachgehen konnte.

Zuerst sagte er nichts, doch als sie wieder auf ihrem Zimmer waren, fragte er sie erneut. „Vertraust du mir nicht mehr, wenn du es nicht sagen willst?", fragte Haru sie schließlich. Es war wichtig, wenn er ihr sagte, wenn etwas nicht stimmte. Vielleicht konnte er ihr helfen, aber dazu musste sie mit ihm reden.

„Ich hab ja schon gesagt, dass ich es gestern ein wenig übertrieben habe", seufzte sie. „Daher auch die Kopfschmerzen. Waren zu viele Infos auf einmal, vermute ich."

„Meinst du mit dem lesen? Ich weiß, dass du viel gelesen hast. Sei in Zukunft nur ein wenig vorsichtiger, ja? Auch wenn es dich entspannt, jetzt bist du verspannt", bat er sie nur und nahm sie in den Arm.

Auf seinem Gesicht lag Resignation, aber auch Sorge. Kopfschmerzen würden das Kind vielleicht nicht gefährden, doch es trug zu Sezunas Allgemeinbefinden erheblich bei. „Kann ich etwas für dich tun, damit die Schmerzen weniger werden?"

Sezuna schmiegte sich ein wenig an ihn. „Nein, ich denke nicht. Ich will versuchen in der Nacht zu schlafen, aber ich glaube, dass ich immer mal wieder wach werde und Bücher suche", seufzte sie, da sie das von sich schon kannte. „Ich wollte sie aber aus der Bibliothek nicht mitnehmen."

„Ich bin ja da. Soll ich dir Bücher holen gehen?", fragte er sie. Er würde sowieso nicht schlafen können. Und das war auch gut so, wenn sie wirklich aufwachen sollte.

Sezuna wurde ein wenig rot und nannte ihr drei Titel, die sie gern hätte.

„Ich geh sie holen, wenn du mir sagst, wo die liegen. Dann bin ich zumindest schneller wieder da", sagte Haru. Zudem meinte er, sie solle sich schon mal ins Bett legen.

„Sie liegen noch auf dem kleinen Tisch", murmelte Sezuna und zog dich bereits ihr Nachthemd an.

Haru verschwand aus dem Schlafzimmer und kam nach zehn Minuten mit den gewünschten Büchern zurück. Sezuna lag bereits im Bett, also setzte er sich zu ihr und legte einen Arm um sie, damit sie sich an ihn kuscheln und er sie streicheln konnte. Die Bücher hatte er auf den Nachttisch gelegt, damit sie die in der Nacht lesen konnte, wenn sie aufwachen sollte.

„Danke", murmelte sie leise und gähnte müde. Gleichzeitig wollte sie aber auch mit Haru kuscheln.

Er legte sich zu ihr und seufzte. „Warum können wir nicht einfach in Ruhe leben? Es wäre besser, wenn Akira jemand anderen findet außer uns. Nur wirst du mir nicht die Ruhe lassen, richtig?", fragte er sie leise, während er ihren Nacken massierte.

„Tut mir leid. Aber ich denke, dass wir das auch beenden sollten", seufzte sie leise und klang entspannt.

Wieder seufzte er laut und murrte leise. „Wir haben es zu Ende gebracht. Es war die Rede davon, ihn nach Hause zu bringen, nicht danach wieder mit ihm loszugehen. Aber mal schauen, wann er losgehen will. Jetzt schlaf erst einmal", flüsterte Haru ihr zu und gab ihr einen langen Kuss auf die Stirn.

„Trotzdem gehören die Magier irgendwie dazu, wenn es darum geht Akira sicher hierherzubringen", erklärte die leise flüsternd.

„Er hat aber sehr viele, auf denen er bauen kann", beharrte Haru und schloss die Augen für einen Moment. „Es war eine Schnapsidee, das Angebot anzunehmen, hier zu bleiben, bis es dir besser geht. Ich hätte daran denken müssen, dass noch irgendwas kommt." Haru war nicht zufrieden, doch er würde sich beugen müssen, vor allem weil Sezuna auch keine Ruhe geben würde.

„Ich bin mir sicher, dass es nur Vorteile für uns haben wird", nuschelte sie gegen seine Brust.

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