Kapitel 2

„Ihn hat es anscheinend ganz schön erwischt. Ich dachte zuerst, du bist mehr geschockt, aber so wie ich Haru kenne, wird es nicht nur der Schock, sondern auch die Angst sein, oder?", mischte sich Akira ein. Er freute sich für die beiden sehr, gehörten sie doch wirklich zusammen.

„Er ist auch noch immer fertig von der Reise", meinte Sezuna sanft. „Er braucht ebenfalls Ruhe."

„Wer auch so einen Körper hat, der das Schlafen und Essen verweigert, bestimmt", entfuhr es Akira. Zwar verstand er, dass die Körper der Magier anders waren, aber das grenzte schon an Extremität.

„Du sagst, er hat nichts gegessen, getrunken oder geschlafen, slange ihr auf Reisen wart?", fragte Haruto mit einem entsetzten Blick auf den blonden Jungen. So sah er gar nicht aus. Sehr blass, schweißnass und selbst im Schlaf zitternd ja. Nur keine Anzeichen, dass er weder gegessen, noch geschlafen haben sollte.

„Nicht die ganze Reise, aber bei gefährlichen Situationen, ja", gab Sezuna unwillig zu. „Seine Magie hat es verhindert", versuchte sie weiter zu erklären und streichelte Haru sanft weiter.

Nachdenklich schüttelte Haruto den Kopf und trat auf ihn zu, solange er neben Sezuna lag und schlief. „Das höre ich zum ersten Mal", murmelte er und sah das rothaarige Mädchen fragend an. Vielleicht konnte sie mehr erzählen, denn es war wichtig, sich einen Allgemeinzustand von beiden zu machen. Zumindest hatte Akira angeordnet, beide zu untersuchen und nicht nur Sezuna. Aber das Mädchen war wichtiger gewesen, da es für sie absolut unnormal gewesen war.

Sezuna erklärte ein wenig zögerlich etwas über Harus und ihre Magie. Haruto war immerhin ein Heiler und Akira vertraute ihm, also würde sie das auch tun. Außerdem hoffte sie, dass Haruto vielleicht eine Idee hatte, wie sie Haru helfen konnte.

„Ihr zwei seid sehr speziell. Deswegen zieht ihr euch gegenseitig so an", meinte er nachdenklich und fragte sie, ob er Haru vielleicht auch untersuchen sollte. Vielleicht konnte er herausfinden, was mit ihm war. Ob nur der Schock über die Nachricht ihn so außer Gefecht gesetzt hatte oder doch seine eigene Magie und Erschöpfung.

Außerdem war Haruto sehr interessiert, so jemanden wie Sezuna und Haru zu untersuchen. Selbst als Arzt lernte man nie aus.

„Wäre es denn in Ordnung, wenn wir uns erst einmal ausruhen? Bisher sehe ich noch nichts, was anderes ist als sonst", meinte Sezuna leise. Sie wusste, dass Haru jetzt erst einmal nur Ruhe brauchte.

„Auf jeden Fall", bestätigte der Arzt ihr. Gerade in den ersten Wochen der Schwangerschaft konnten Komplikationen auftreten. Natürlich auch in den späteren, doch da sie sich wohl sehr überanstrengt hatte, konnte es bereits welche geben.

„Allerdings würde ich auch gerne sein Blut untersuchen, um sicherzugehen, dass er nicht einen Virus hat. Weil er gefragt hatte, ob es sich auch beim Küssen übertragen kann", meinte er.

Sezunas Lächeln verrutschte. „Das könnte sehr schwierig werden. Ich werde versuchte ihn mit einem Schlafzauber ruhig zu bekommen, aber ihm Blut abzunehmen, könnte wirklich gefährlich sein."

„Wie meinst du das?", fragte Haruto sie verwundert. Der Magier schlief doch, das sollte wohl reichen.

„Wenn er es bemerkt, könnte seine Magie durchdrehen", erklärte Sezuna leise. „Aber wir können es jetzt versuchen", fügte sie hinzu und machte sich bereits dazu fertig, seine Magie in sich aufzunehmen, sollte irgendwas passieren.

„Was hast du vor Sezuna?", fragte Akira sie misstrauisch. War sie sich überhaupt bewusst, dass sie sich und ihr Kind damit selbst in Gefahr brachte?

Haru lag wie in einem Tiefschlaf da, deswegen sah der Arzt keine Notwendigkeit, ihm zusätzlich einen Schlafzauber zu verpassen. Selbst als er die Hand auf seinen Arm legte, passierte nichts.

Nicht einmal eine Minute dauerte das Ganze, bis es auch schon wieder vorbei war. Allerdings hatte Sezuna Recht, dass er wahrscheinlich ausgeflippt wäre, wenn er es mitbekommen hätte.

Sie spürte, wie seine Magie sich schon bereit gemacht hatte, ihn zu verteidigen, doch da Haru keine Schmerzen hatte, schlug sie nicht los.

Ein wenig beruhigt atmete sie aus und streichelte ihm durch die Haare.

Akira und der Arzt verabschiedeten sich und ließen die zwei alleine. Haru schlief noch eine ganze Weile, ohne etwas mitzubekommen, bis er plötzlich seine Augen aufriss und hoch fuhr. Verwirrt sah er sich um und konnte nicht feststellen, was überhaupt passiert war. Sein Kopf lag noch in der Dunkelheit und wachte langsam wieder auf.

„Wie geht es dir?", wollte Sezuna besorgt wissen, denn sein plötzliches Aufschrecken hatte auch sie aus ihrem Halbschlaf gerissen.

„Ich weiß nicht. Alles ist so ... dunkel und verschwommen. Ich hatte einen ganz bösen Traum", sagte Haru zu ihr und zog ein wenig an der Kleidung, die durch das Schwitzen an ihm klebte. Es war wohl doch besser, ein Bad zu nehmen. Sicherlich war es für Sezuna nicht sonderlich angenehm, wenn er so neben ihr lag.

„Was war es denn für ein böser Traum?", fragte sie und strich ihm durch die Haare, bevor sie sich erhob. „Komm, wir bringen dich in die Badewanne."

„Dass du ein Kind bekommst. Und das ...", fing er an, als er das kleine Pflaster an seinem Arm bemerkte und plötzlich mit den Zähnen knirschte. „Also war es doch kein Traum", fluchte er und riss es wütend von seiner Haut ab. Er hatte wirklich geträumt, dass jemand ihn mit etwas stach, aber im Traum hatte er keine Schmerzen gefühlt.

„Haruto wollte prüfen, ob du nicht vielleicht einen Virus hast", sagte sie entschuldigend und streichelte sanft seinen Arm.

„Ich sollte vielleicht nicht mehr schlafen", murrte Haru missmutig. „Dann gib mir wenigstens die gute Nachricht, dass das andere wenigstens nur ein Traum war."

„Tut mir leid", sagte sie leise. „Aber wenn du es wirklich nicht willst, findest sich bestimmt auch dafür eine Lösung", sagte sie leise, auch wenn sie es selbst nicht wollte.

„Du meinst, es ist wirklich wahr?", fragte er leise und ließ seinen Kopf hängen. Haru vergrub sein Gesicht in den Händen und seufzte. „Ich habe nicht gesagt, dass ich es nicht will, sondern dass ich kein Vater sein kann. Jemand wie du und das Kind brauchen einen liebevollen Vater, der euch beschützt und das kann ich einfach nicht. Wie sollen wir ein Kind großziehen, dass meine Gene hat?", fragte er sie verzweifelt. Als Sezuna ihm vorgesungen und er endlich Frieden gefühlt hatte, hatte er sich sogar gefreut. Doch als alles still um ihn herum geworden war, begannen sich die guten Gefühle in einen Alptraum zu verwandeln, an den er noch dachte.

„Ich könnte mir niemanden besseren vorstellen, den ich mein Leben und das Leben meines Kindes anvertrauen würde", sagte sie sanft und küsste seine Lippen.

„Du steckst ständig voller Optimismus. Dann hoffe ich wenigstens, dass es deine Gene erbt und nicht meine", erwiderte er leise und seufzte wieder.

„Ich habe einfach Angst, verstehst du das? Du bist noch so jung und vielleicht ist dein Körper nicht bereit dazu. Was, wenn meine Magie deinem Kind bereits geschadet hat?"

„Es ist nicht nur mein Kind, Haru. Es ist unser Kind und ich kann mir nicht vorstellen, dass deine Magie unserem Kind schaden würde. Sie beschützt mich. Warum dann nicht auch das Kind?", wollte Sezuna wissen, bevor sie Haru ins Badezimmer führte.

Erschöpft ließ er sich am Wannenrand nieder und ließ das Wasser ein. „Ich ... bin einfach überfordert und weiß nicht, was ich fühlen soll. Freust du dich denn etwa, dass ich womöglich dein Leben damit ruiniert habe?" Schließlich wussten sie nicht, wie das Kind werden würde und ob er überhaupt in der Lage war, das zu bewerkstelligen. Aber Sezuna würde wahrscheinlich darauf bestehen, dass sie alles zusammen machen und es durchaus schaffen würden, wenn er es wollte.

„Mein Leben ruiniert?", fragte Sezuna entsetzt. „Nein, das sicherlich nicht!", widersprach sie. „In meinen Augen hast du mir etwas geschenkt."

Hilflos zuckte er mit den Schultern. Sein Kopf drehte sich und er versuchte, sich auf nur einen Punkt zu konzentrieren, damit er nicht einfach umfiel. „Ich habe es dir ruiniert, wenn etwas geschehen sollte", sagte er schließlich leise und atmete tief durch. Haru hatte sich nicht so oft in seinem Leben dermaßen hilflos gefühlt, außer, als er nichts für Sezuna tun konnte.

Sezuna hob die Hand und ließ sie in einer sehr eindeutigen Geste leicht auf seine Wange klatschen, tat ihm dabei aber nicht weh. „Wehe dir, zu entscheiden, was ich gut und schlecht finden soll oder ob du etwas für mich ruiniert hast oder nicht."

Die sanfte Klatsche sorgte dafür, dass er zu ihr hochsah. Sie hatte ja Recht. Er konnte nicht für sie entscheiden, wie sie sich fühlte. Aber zumindest ihr seine Gefühle und Bedenken äußern.

Haru nahm ihre Hand und legte sie an seine klebende Wange. „Eines ist sicher, das Kind wird eine wundervolle Mutter haben", sagte er leise.

„Und ich finde seinen Vater wundervoll. Also, was will es mehr, als sich liebende Eltern?", fragte sie leise.

„Eltern, die es so akzeptieren und lieben, wie es ist, egal wie es sein wird", erwiderte er und Tränen traten in seine Augen. Harus Erinnerungen an seine Eltern und an sein früheres Leben kamen wieder hoch. Alles, was er erfolgreich verdrängt hatte. Würde er so werden, wie sein Vater?

Sezuna hob du Hand. „Du wirst dein Kind lieben, da bin ich mir sicher", sagte sie sanft. „Und du wirst es beschützen. So wie du mich beschützt."

„Zuerst musst du mir deinen Optimismus schenken und beibringen, wie ich jemand anderen außer dir lieben kann. Sonst glaube ich, falle ich jeden Tag in Ohnmacht und flippe aus", sagte Haru leise zu ihr und wischte sich trotzig die Tränen weg, die seine Wange hinabliefen.

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