Kapitel 19
„Hast du denn irgendwelche Wünsche, was du gerne sehen möchtest?", fragte er sie und seufzte leise. Ihm war alles Recht, solange sie nur nicht den ganzen Tag hier verbrachten.
„Nicht unbedingt", murmelte Sezuna nachdenklich. „Ich würde mich gern in den Läden für Kindersachen umsehen", gestand sie und wurde ein wenig verlegen.
„Dann gehen wir dorthin. Wir sollten sowieso anfangen, uns nach einer Wohnung umzusehen", meinte er nachdenklich.
„Sezuna, kannst du mir bitte eine kleine Massage geben? Mein Nacken kribbelt die ganze Zeit", bat er sie seufzend und ein wenig widerwillig.
Überrascht, dass er von allein kam, legte Sezuna die Sachen zurück und lächelte. „Natürlich", sagte sie. „Willst du sitzen bleiben, oder dich hinlegen?"
„Sitzen", kam es von ihm und wandte ihr den Rücken zu. Seine eigene Massage half ihm nicht, aber er erinnerte sich daran, dass ihre damals geholfen hatte.
Sezuna setzte sich so auf das Bett, dass sie hinter Haru knien konnte und auch gut zu seinem Nacken kam. Dann begann sie ihn zu massieren und übte genug Druck aus, um ihn nicht zu kitzeln.
Sobald ihre Finger an seinem Nacken lagen, stöhnte er auf. Es fühlte sich ganz anders an und er war dankbar, dass sie extra kräftigen Druck ausübte.
Sezuna gab sich Mühe seine verspannten Muskeln zu lösen und hoffte, dass es ihm helfen würde.
„Du machst das so gut", murmelte er und fiel beinahe vorne über, weil sein Körper sich entspannte. Das führte dazu, dass er zusammensank und ruckartig den Kopf nach oben riss, als er fast vom Bett fiel.
Sezuna gab einen überraschten Laut von sich und schob die Hand über Harus Brust, um ihn notfalls zu halten. „Willst du dich nicht lieber hinlegen?", fragte sie ein wenig belustigt.
„Es geht schon", murmelte er und ließ sich von ihr halten. Dennoch kam er nicht umhin, sich mehr und mehr zu entspannen.
„Ich möchte aber nicht, dass du nach vorn umkippst. Dann setz dich wenigstens verkehrtherum auf einen Stuhl", schlug sie vor. Dann konnte sie auch wieder beide Hände zum Massieren nutzen.
Haru stand auf und holte den Stuhl her, welchen er nahe an das Bett stellte und sich dann verkehrt herum hinsetzte. Seinen Kopf legte er auf den Armen ab, welche er über die Stuhllehne gelegt hatte.
Zufrieden damit nahm Sezuna ihre Tätigkeit wieder auf und massierte seinen Nacken und seine Schultern, damit sich die Verspannungen lösten. Und davon hatte er nicht wenige. Wahrscheinlich würde sie stundenlang massieren müssen, um diese zu lösen. Aber das störte sie nicht. Noch nicht. Doch irgendwann würden ihre Finger weh tun.
„Nur Nacken", bat Haru sie leise. Er zuckte zusammen, als ihre Finger seine Schultern massierten. Haru war es nicht gewohnt und es fühlte sich seltsam an. Wenigstens wurde das Kribbeln weniger dabei und Haru driftete in einen leichten Schlaf dabei ab.
„In Ordnung", murmelte Sezuna, doch sie wich immer mal wieder für ein wenig zu den Schultern aus, fokussierte sich jedoch auf seinen Nacken. Sie wollte ihn nicht gleich überfallen.
Das bemerkte er jedoch gar nicht mehr, weil er eingeschlafen war.
Sezuna machte weiter, weil sie Angst hatte, dass Haru aufwachte, wenn sie aufhörte und das wollte sie nicht. Nicht jetzt, wo er endlich schlief.
Irgendwann kam er wieder langsam zu sich und spürte, dass sie ihn noch immer massierte. Haru war sich gar nicht bewusst, dass er geschlafen hatte, doch sein Körper war entspannter als zuvor. Sein Kopf hob sich ein wenig benommen, als würde er versuchen, etwas zu verstehen.
Sezuna bemerkte es, hörte jedoch nicht auf. „Wie geht es dir?", fragte sie sanft und leise.
„Gut, aber müde. Und entspannter als zuvor", gab er langsam zu. Ihm schienen die Worte nicht so leicht einzufallen.
Die Rothaarige lächelte sanft. „Das ist gut", sagte sie und verriet ihm nicht, dass sie seinen kompletten Rücken massiert hatte, während Haru geschlafen hatte.
„Wir lange hast du das gemacht?", fragte er und drehte den Kopf zu ihr um. Tatsächlich ging er davon aus, dass sie nur seinen Nacken massiert hatte.
Sezuna lachte leise. „Meine Finger tun ein wenig weg", sagte sie und das auch noch trotz Schutzzauber. „Also denke ich ungefähr zwei Stunden."
Haru sprang erschrocken auf. „Was?", keuchte er und sah sie irritiert an. Es hatte sich für ihn nur wie ein paar Minuten angefühlt. Er sah auf seine Uhr und stellte fest, dass es wirklich ungefähr zwei Stunden gewesen sein mussten.
„Du hast geschlafen", erklärte Sezuna und klang zufrieden. „Wie geht es dir?"
„Geschlafen?", fragte er entgeistert und ungläubig. Wie hatte sie es geschafft, ihn zum Schlafen zu bringen, ohne dass seine Magie dagegen gekämpft hatte? „Ich bin müde, aber nicht mehr so verspannt wie davor."
„Zumindest das ist gut", meinte Sezuna, die durchaus ein wenig beruhigt war, dass er geschlafen hatte.
„Ich habe nicht geschlafen", murmelte er verwirrt. Anscheinend konnte er nicht glauben, dass es wirklich so gewesen war.
„Doch hast du", widersprach Sezuna ein wenig belustigt. „Du hast eindeutig geschlafen."
Haru rieb sich den Kopf, als versuchte er, wach zu werden und die Worte zu verstehen. „Das kann nicht sein ... wie? Und warum? ...", sagte er leise zu sich selbst.
„Das weiß ich nicht, aber vielleicht hat dich das Massieren so sehr entspannt, dass die Magie dachte, dass alles in Ordnung ist?", fragte Sezuna leise. Wenn das wirklich half, würde sie ihn jeden Tag massieren, dass er ein wenig Schlaf bekam.
„Ich weiß es nicht", gab er zu und schien zu überlegen. Da er sich noch immer gewisse Sorgen machte und angespannt war, konnte er nicht verstehen, wie seine Magie es plötzlich zugelassen hatte, dass er schlafen konnte. Noch nie war das zuvor passiert und er war sich sicher, dass es vielleicht daran lag, dass sie keiner Gefahr mehr ausgesetzt waren, außer den Vitaminmängeln, die von der Magie nicht erkannt wurde.
„Willst du versuchen, ob du auch etwas essen kannst?", wollte Sezuna wissen, überließ aber ihm die Entscheidung, weil sie nicht wusste, ob das schon möglich war.
„Ich habe keinen Hunger", sagte Haru ehrlich und warf nur einen Blick auf das Essen. Sofort wurde ihm übel, wenn er nur an das Essen dachte.
„Na gut, man kann ja nicht alles auf einmal haben", sagte Sezuna mit einem Lächeln und wuschelte ihm durch die Haare.
„Wir haben viel zu viel Zeit damit vergeudet", murrte Haru und stellte den Stuhl wieder zurück. „Ich hoffe nur, dass das keine Nebenwirkungen haben wird", sagte der Magier zu ihr und setzte sich zu ihr ans Bett. „Danke für deine Massage. Sie hat ... gut getan."
„Das werden wir sehen", meinte Sezuna nachdenklich und hoffte nicht, dass es Nachwirkungen geben würde. „Ich ziehe mich eben um, dann gehen wir in die Stadt?"
„Ja, hat das Dienstmädchen eigentlich eine Uhrzeit gesagt, wann Akira sich mit uns verabredet hat?", fragte er, denn er konnte sich nicht daran erinnern. Es fühlte sich so an, als ob ein Teil vom Tag in seinem Kopf einfach ausgelöscht war.
„Nein. Heute Abend", murmelte Sezuna nachdenklich. „Sagen wir einfach, wir machen uns bei Anbruch der Dunkelheit auf den Rückweg."
„Dann sollten wir uns beeilen. Durch das Schlafen haben wir einen Teil des Tages vergeudet", erwiderte er und zog sich bereits seine Stiefel an. Sezuna konnte sich Zeit beim Umziehen lassen, er würde sie nicht drängen.
Diese beeilte sich jedoch, denn auch sie wollte so viel wie möglich vom Tag haben. Deshalb stand sie wenig später angezogen und in ihre Winterkleidung gehüllt vor Haru.
Er selbst war fertig und sie machten sich auf den Weg in die Stadt. Dadurch, dass das Schloss beinahe im Mittelpunkt lag, waren sie sehr schnell in den Straßen. „Wolltest du eigentlich nicht den Magierturm besuchen, von dem Akira mal erzählt hatte?", fragte er sie, während sich seine Finger mit ihren verflocht. Allerdings war das nicht so einfach, denn sie trugen dicke Handschuhe.
„Ja, aber das muss ja nicht jetzt sein", sagte sie und lächelte zu Haru nach oben. „Nachdem wir wieder zurückkommen und ich mich bei der Bibliothek melde."
„Wie du willst. Dabei dachte ich, dass es das ist, was du als Erstes sehen wolltest. Aber lass uns zu dem Kindergeschäft gehen. Die werden sicherlich viele Dinge haben, die wir brauchen werden ... und auch nicht brauchen werden", fügte er hinzu, denn Haru kannte einige Verkaufsstrategien, die manche Verkäufer anwendeten, damit die Kunden Dinge kauften, was sie nicht brauchten.
„Ja, wollte ich, aber die Prioritäten haben sich geändert", gestand sie leise.
Haru lachte leicht, als er sie dorthin führte. Es war viel los auf den Straßen von Kituo Cha, was eigentlich kein Wunder war, denn viele Touristen kamen hierher oder auch die Händler aus aller Welt, um ihre Waren anzupreisen.
Sie betraten den Laden langsam, wobei die Türklingel schrillte, um sie anzukündigen. Es waren ein paar Leute in dem Geschäft, doch nicht so viele, dass es störend war.
Die Verkäuferin grüßte sie mit einem Nicken, kam aber nicht aufdringlich auf sie zu, sondern ließ sie schauen.
„Was brauchen wir eigentlich alles?", fragte Haru sie leise. Dass sie ein Bett brauchten, war klar. Doch welches war gut und ausreichend? Es war unnötig, viel Geld in das zu stecken, denn das Kind würde wahrscheinlich schnell dort heraus wachsen.
„Ein Bett. Das sollte bequem und groß genug sein, dass es lange darin schlafen kann. Da es viel schläft würde ich da den größeren Wert drauf legen. Dann auf alle Fälle Kleidung aber nicht viel. Vielleicht anfangs zwei Teile, weil es ja schnell wächst. Ansonsten Windeln. Wobei man da die nehmen sollte, die man waschen kann", begann Sezuna aufzuzählen und fragte sich bereits, was wohl als Kindernahrung geeignet war und ab wann man diese verfüttern sollte, denn anfangs würde das Kind an ihrer Brust trinken. „Und Spielzeug. Wobei das anfangs wohl auch eher nebensächlich ist."
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