Kapitel 18

„Du musst wohl noch lernen, mich niemals sanft zu streicheln", murmelte Haru mit geschlossenen Augen. Er genoss ihre Berührungen sehr und sie fühlten sich gut für ihn an.

„Ich schlafe noch halb", murmelte sie und gähnte. „Ich hab nicht dran gedacht", seufze sie und rutschte näher zu Haru heran.

„Macht ja nichts. Wie hast du geschlafen?", erkundigte er sich bei ihr. Haru zog ihren Oberkörper halb auf sich, sodass ihr Kopf auf seiner Brust lag.

„Gut", murmelte sie. „Wie geht es dir?"

„Ganz gut. Bisschen müde, aber es geht", gab er zurück. Seine Hand wanderte in ihren Nacken, um sie dort zu kraulen. Anfangs war das gar nicht möglich gewesen, er hatte es nicht gewollt, sie anzufassen und nun schien es etwas ganz normales für ihn zu sein.

„Ist das gut?", wollte Sezuna wissen, weil sie hoffte, dass die Müdigkeit dazu führte, dass er langsam wieder schlafen konnte.

„Das ist normal. Ich war während der gesamten Reise verdammt müde, oft dachte ich sogar, ich schlafe beim laufen ein", lachte er leise. Gut genug erinnerte er sich daran, wie oft er beinahe gestolpert wäre.

Sezuna blickte zu ihm hoch. „Das macht mir wirklich Sorgen", murmelte sie. „Kann ich denn gar nichts tun?"

„Nein leider nicht", gab er zu. Das einzig Gute war, dass seine Magie zurzeit regelmäßiger in ihm floss, auch wenn sie übervoll war. Dadurch, dass er nicht schlafen und essen konnte, wurde sie verbraucht.

„Und wenn du deine Magie mehr verbrauchst?", wollte sie wissen und hoffte, dass sie so das Problem vielleicht ein wenig abmildern konnten.

„Dann füllt sich sich noch schneller auf, es bringt nichts sie zusätzlich zu verbrauchen. Das macht alles schlimmer", erklärte er ihr und erwiderte ihren Blick. Seine Augen sahen sie liebevoll an, als wäre nichts geschehen.

Sezuna Blick wurde von sorgenvoll ebenfalls liebevoll. „Wollen wir heute noch einmal in die Stadt?", fragte sie hoffnungsvoll.

„Wenn du willst, sehr gerne. Das gestern war nicht ... so erfolgreich", gestand er. Er hatte seinen Teil dazu getragen, das war ihm durchaus bewusst.

„Das gestern tut mir immer noch leid", murmelte sie und vergrub ihren Kopf an seiner Brust.

„Mir auch", erwiderte Haru und fuhr mit seinen schlanken Fingern ihr Kinn nach. Er wusste, dass sie unterschiedlicher Meinung waren, aber für ihn war es einfach besser, wenn sie alles in einem Team machen konnten anstatt alleine mit etwas kämpfen zu müssen.

„Dann wird es heute hoffentlich besser", murmelte Sezuna. „Ich wollte nachfragen, ob sie in der Bibliothek vielleicht Leute suchen", erklärte sie, da sie gestern eine Stadtbibliothek gesehen hatte.

„Willst du das nicht machen, wenn wir von der Steinhexe zurückkommen?", fragte er sie leise. Momentan war ihm gar nicht danach, irgendwo hin zu gehen. Aber wenigstens konnte er Haruto so entkommen.

„Ja, das können wir auch machen", meinte Sezuna nachdenklich. „Willst du schon los? Ich hatte damit gerechnet, dass du mich hier noch mehrere Wochen zum Ausruhen einsperrst."

„Das liegt an dir. Wobei es einfach erst einmal besser wäre, wenn du dich komplett erholen würdest, bevor wir irgendwo hin gehen. Ich weiß, du sagst, es geht dir gut. Aber gerade deine Übelkeit ist nicht so gut. Was, wenn es schlimmer wird?", wollte Haru von ihr wissen. Der Magier machte keine Anstalten, aufzustehen, denn das Liegen tat ihm so gut.

„Es wird schlimmer. Ich bin erst am Anfang meiner Schwangerschaft", sagte sie leise. „Und es wird nicht besser werden, bis das Baby da ist."

Seufzend atmete er aus und grummelte leise. „Ich weiß nicht, was wir dann machen sollen. Du wirst nicht in der Lage sein zu arbeiten, wenn es dir nicht gut geht. Willst du es denn riskieren, zu der Hexe zu gehen, nur weil wir ihr versprochen haben, wieder zurück zu kommen? Wir haben nicht gesagt, wann wir kommen", erinnerte Haru sie daran.

„Wenn ich ganz ehrlich bin, würde ich gerne in einem eigenen Haus wohnen, bevor es so schlimm wird, dass ich gar nichts mehr tun kann", erklärte sie entschuldigend. „Dort wo wir den Drachen freigelassen haben, wäre doch ein guter Ort oder?"

„Das ist aber weit weg von jeglichem Heiler", gab er zu Bedenken. „Außerdem ist dort der Dämonenwald, wenn es einer ist. Willst du das Kind dort aufwachsen lassen? Und zudem ... Wenn in dem Tunnel noch mehr Magier sind, werden sie es uns bestimmt nicht leicht machen, nachdem ich einige ihrer Leute ... vernichtet habe", gestand er widerwillig. Haru war sich sicher, dass sie das wusste, aber er wollte nicht auch noch sagen, was genau passiert war. Vor allem erinnerte er sich nicht einmal mehr daran.

„Ich weiß, dass Akira die Magier aus seinem Reich haben wollte. Er wollte ja mit seinen Leuten zurückkommen. Daher mache ich mir da weniger Gedanken drum", murmelte sie. „Und dass es ein Dämonenwald ist, finde ich eher praktisch. Gerade wegen deiner Magie. Er wäre ein perfekter Schutz, wenn der Wald so funktioniert, wie ich es denke."

„Ich bin mir nicht sicher, ob Akira sie aus seinem Reich wirklich entfernen will. Wenn er das tut, könnten noch mehr kommen und sich rächen. Ich glaube, er weiß gar nicht mal, woher sie eigentlich kamen. Ob sie zu Kalnai gehören oder nicht", meinte er nachdenklich. Davon abgesehen, gab es hier viele Magier und sie kamen fast alle gut mit den Menschen aus. Deshalb vermutete Haru, dass sie vielleicht nicht von hier gewesen waren.

„Er wollte auf alle Fälle, dass sie kontrolliert werden. Sie wollten ihn immerhin entführen, womit sie gegen die Regeln verstoßen", murmelte Sezuna, der man anhörte, dass sie noch ein wenig müde war, weil sie Schwierigkeiten hatte die Sätze zu formulieren.

„Ich weiß", gab Haru zu. Der Magier setzte sich im Bett auf und zog das Mädchen wieder an sich heran, als es an der Tür klopfte und ihnen das Frühstück gebracht wurde.

„Guten Morgen", sagte das Mädchen mit piepsiger Stimme. „Prinz Akira wollte mit Euch heute Abend etwas besprechen. Er würde sich gerne in der Bibliothek treffen", überbrachte sie die Botschaft.

Sezuna rieb sich die Augen und roch den Kaffee, auf den sie gerade sehr Lust hatte. „Okay", murmelte sie als Antwort.

Das dunkelhaarige Mädchen machte einen Knicks und verließ den Raum. „Was er wohl besprechen will?", fragte Haru und ließ Sezuna los. „Was willst du trinken?"

„Ich denke die Sache mit der Rückkehr in die Berge", schätzte Sezuna leise und deutete auf den Kaffee. Noch sollte es kein Problem sein.

Haru schenkte ihr eine Tasse ein und reichte sie ihr. „Hoffentlich denkt er nicht daran, dass wir ihn wieder begleiten sollen", meinte er nachdenklich. Gerade jetzt war es vielleicht nicht gut, das zu tun. „Und wenn, dann bin ich gespannt, welchen Führer er dieses Mal mitnehmen wird."

„Ich würde ihn gern begleiten", meinte Sezuna leise. „Während du ihm hilfst, könnte ich bei der Steinhexe bleiben."

„Ich lasse dich nicht allein!", protestierte Haru. In ihrem Zustand erst Recht nicht. Wenn, dann müsste Akira seine Dinge selbst erledigen. Sezuna war ihm einfach wichtiger und sie hatten ihre Pflicht, ihn nach Hause zu bringen, erfüllt.

„Ich weiß aber, dass du dich gern mit den Magiern anlegen würdest", sagte sie sanft und lächelte. „Ich bin mich sicher, dass es auch besser ist, wenn du dabei bist und unsere spätere Wohnung sicher machst", versuchte sie zu erklären und strich ihm über die Wange.

Haru wiederholte seine Worte noch einmal langsam. Es war ihm egal, ob er sich mit den Magiern anlegen wollte oder nicht. Auch Akira, sein bester Freund stand erst an zweiter Stelle und niemand würde das ändern können.

Sezuna lehnte sich ein wenig an ihn. „Ich kann auch mitkommen", bot sie an. „Oder du überlässt es Akira und seinen Leuten."

„Ich werde weder dein Leben, noch das unseres Kindes riskieren. Wenn Akira uns nicht kennen würde, müsste er es auch alleine machen", beharrte Haru.

Sezuna nickte. Sie wusste, dass es hier keine Diskussion geben würde. Haru hatte recht.

Nachdenklich nagte er an seiner Unterlippe, während er Sezuna beobachtete, wie sie ihren Kaffee trank. Haru würde alles tun, damit es Sezuna gut ging und sie sich erholen konnte. Immerhin war es keine Kleinigkeit, ein Kind auf die Welt zu bringen.

Sezuna schenkte ihm ein Lächeln, als sie seinen Blick bemerkte. „Es wird alles gutgehen", versprach sie. „Ich könnte mir keinen besseren Mann für ein Kind vorstellen."

„Mal schauen. Hoffentlich kommt unser Prinz nicht auf die glorreiche Idee, uns zum König zu schleppen. Dann kriegt er wirklich was von mir zu hören", schnaubte Haru wie ein Drache. Zuzutrauen war es Akira auf jeden Fall.

„Ich kann es verstehen", murmelte Sezuna. „Immerhin will er seine Retter seinem Vater vorstellen."

Ein grunzender Ton verließ Harus Kehle. „Dann muss er sich andere Retter suchen. Ich bin nicht gewillt, seinen Vater zu treffen", entgegnete er ihr und hielt ihr die Kaffekanne hin, nachdem sie ihre Tasse geleert hatte.

Sezuna ließ sich einschenken und trank noch eine Tasse. „Gibt es irgendwas salziges auf dem Wagen?", fragte sie, weil sie Hunger auf salzige Dinge hatte.

„Lass mich sehen", meinte er und durchsuchte den Wagen. „Speck, Rührei, eine Suppe mit Fleisch, Brot ...", zählte er auf und noch weitere Dinge.

„Speck und Suppe klingt gut", murmelte sie und hoffte, dass ihr Magen das Essen vertrug.

Haru reichte ihr das Gewünschte und setzte sich zu ihr zurück ans Bett. „Du scheinst dich gut mit seiner Frau zu verstehen, oder?", fragte er beiläufig.

„Sie ist mir sehr sympathisch", erklärte Sezuna, während sie aß. „Und wie du mitbekommen hast ist sie die Tochter von Sota."

„Ich hätte nicht gedacht, dass sie seine Tochter ist. Sie sehen sich überhaupt nicht ähnlich. Na, vielleicht ging sie eher nach der Mutter", meinte er schulterzuckend. Er rieb sich den Nacken und seufzte, bevor er sich müde über das Gesicht fuhr.

„Was möchtest du denn heute machen?", wollte Sezuna wissen und kaute genüsslich den Speck.

„Ich richte mich nach dir", meinte er lediglich und massierte seinen Nacken für einen Moment, wobei es eher aussah, als würde er ihn zerquetschen wollen.

Sezuna bemerkte das und wusste, dass eine Massage wahrscheinlich helfen würde. Gleichzeitig wusste sie aber auch, dass Haru das nicht wollen würde, daher schwieg sie.

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