Kapitel 17
„Er wirkte ein wenig einsam", meinte Sezuna nachdenklich und knabberte an einem Stück Brot herum.
Ein Strahlen erschien auf ihrem hübschen Gesicht. „Da bin ich beruhigt! Es ging ihm letztes Mal nicht so gut. Ich sollte ihn trotzdem bald wieder besuchen", lächelte sie.
Haru beteiligte sich nicht mehr an dem Gespräch, sondern versuchte, sich auf die Bücher zu konzentrieren. Jedoch hatte er Sezunas Füße, die auf der Couch lagen, zu sich gezogen und massierten sie, während er las. Es schien, als würde das ihn ein wenig beruhigen.
„Also körperlich würde ich sagen ging es ihm gut", bemerkte Sezuna, die ein wenig kichern musste und Mühe hatte, nicht ihre Füße wegzuziehen.
„Kitzelt es?", fragte Haru und hörte für einen Moment auf zu lesen. Sein Blick lag prüfend auf ihr, während er inne hielt.
„Ja, ein bisschen", gestand sie leise. „Aber es tut auch gut."
Haru massierte kräftiger, dass es nicht mehr kitzelte und fuhr mit dem Lesen fort. Es war sehr selten, wenn er so las.
„Ich freue mich, dass ihr meinen Vater kennengelernt habt. Er ist ein guter Mann, allerdings manchmal ruppig, gerade wenn er viel zu tun hat. Aber sein Herz ist aus Seide", lächelte Belynia nun und griff zu dem Teller mit dem Gebäck. „Nehmt euch, wenn ihr wollt", bot sie ihnen an.
„Danke", sagte Sezuna und griff danach, bevor sie ein leises Seufzen von sich gab, weil Harus Finger gut taten. „Und er ist wirklich sehr nett gewesen."
„Das ist gut", lächelte Belynia sie an. Sie schien sich nicht daran zu stören, dass Haru nicht sprach.
„Schon etwas interessantes gefunden?", wollte Sezuna leise wissen.
Haru grummelte nur, sagte aber nichts. Nur schloss er nach einer Weile für kurze Zeit die Augen. Er sah nachdenklich aus, vielleicht wollte er aber auch nur versuchen, sich das Gelesene zu merken.
Sezuna entschied ihn nicht mehr zu stören und sich selbst ihrem Buch zu widmen. Dem zweiten von denen, die Belynia ihr gegeben hatte.
Eine angenehme Stille breitete sich in der Bibliothek aus, welches nur von gelegentlichen Einschenken der Teetassen oder durch das Knistern des Feuers unterbrochen wurde. Es war richtig gemütlich, da die Wärme des Feuer sich herrlich ausgebreitet hatte.
Sezuna verschlang ein Buch nach dem anderen und wirkte sehr interessiert, aber auch ein wenig erschöpft.
Belynia sah auf ihre Uhr, nachdem sie längere Zeit gelesen hatte und klappte es zu. „Es tut mir leid, ich werde mich nun zurückziehen. Gute Nacht Sezuna ... und Haru", zögerte sie und nickte ihnen freundlich zu.
Haru erwiderte den Gruß mit einem Kopfnicken, blickte aber nicht auf.
„Danke", meinte Sezuna und legte das Buch zur Seite, um aufzustehen und eine Andeutung zu machen, dass eine Umarmung in Ordnung war.
Die schwarzhaarige Prinzessin kam auf sie zu und legte leicht die Arme um Sezuna. „Ich freue mich, wenn ihr wieder in die Bibliothek kommt. Gute Nacht", sagte sie und verließ das Zimmer.
„Gute Nacht", antwortete Sezuna lächelnd und setzte sich dann wieder. „Wie geht es dir?"
„Gut", kam es von ihm und er runzelte die Stirn, um den Abschnitt erneut zu lesen. Anscheinend hatte die Frage ihn aus seiner Konzentration gerissen. Oder er verstand den Absatz nicht und las ihn deswegen noch einmal.
Sezuna widmete sich wieder ihren Büchern, weil sie glaubte, dass er ruhe haben wollte.
„Kannst du dir die Seite ansehen und sie dir merken?", fragte er sie plötzlich. Er schien Schwierigkeiten damit zu haben, doch er schien sie für wichtig zu halten. „Ich brauche die Informationen ein wenig später, aber ich glaube, dass ich sie bis dahin wieder vergessen habe." Haru hielt ihr das Buch hin, welches bereits auf der Seite aufgeschlagen war.
Er wusste, dass Sezuna Gedächtnis sehr gut war und konnte darauf vertrauen, dass sie sich daran erinnerte.
Diese nickte nur und las sich die Seite durch.
„Danke", sagte er und klappte das Buch zu. „Hast du genügend gegessen? Oder bist du erschöpft und möchtest schlafen gehen?", wollte Haru dann wissen. Viel hatte er nicht mitbekommen, denn das Buch war wirklich interessant gewesen. „Wir können machen, was du willst", meinte er mit einem Blick auf die Uhr.
„Schlafen wäre vielleicht nicht schlecht", seufzte sie und rieb sich die Nasenwurzel. „Ich habe wohl ein wenig übertrieben."
„Das tut mir leid. Wahrscheinlich weil du mich nicht stören wolltest. Es wäre besser gewesen, es zu sagen", erwiderte er und stand auf, um die Bücher wieder zurück zu bringen. „Du solltest schlafen gehen. Kannst du alleine laufen oder soll ich dich tragen?"
„Ich hab das erst jetzt bemerkt", murmelte sie und erhob sich. „Ich denke ich kann allein laufen."
„Also gut. Lass uns gehen", lächelte er und sie gingen zusammen zurück zu ihrem Zimmer. Das Schloss schien wie ausgestorben zu sein, denn sie begegneten niemanden. Allerdings hörte man von irgendwo her ein Geräusch, als würden Kinder spielen. „Wem wohl die Kinder gehören?", fragte er nachdenklich, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte.
„Ich hoffe das waren nicht Akira und sein Vater", murmelte sie leise, aber mit einem Lächeln.
„Was meinst du?", fragte Haru sie verwundert. Für ihn hatte es sich wie Kinder angehört. Woher kannte Sezuna seinen Vater?
„Ich habe Dar kurz gesehen, als er wie ein kleines Kind durch die Bibliothek gelaufen ist und Belynia eine Schokolade geklaut hat", murmelte Sezuna leise.
„Dai?", fragte er sie und blankes Entsetzen, aber auch Verwirrung stand in seinem Gesicht. Wer war Dai und hat Schokolade geklaut?
Sezuna machte eine Deutung, dass er leise sein sollte. „Belynia hat ihn als Dai vorgestellt. Akiras Vater."
Harus Augenbrauen waren so weit wie noch nie nach oben gezogen. „Das ist nicht dein Ernst oder? Ein Vater, der wie ein Kind spielt? Und ausgerechnet Akira?", fragte er ungläubig.
Sezuna zuckte die Schultern. „Ich war auch ein wenig verwirrt."
Harus Lippen zuckten kurz, als ob er ein Lachen verkneifen würde, doch er sagte nichts dazu. Wahrscheinlich behielt er die Worte lieber für sich. „Möchtest du schlafen gehen? Oder hast du Hunger? Ich dachte, Schwangere haben ständig Hunger."
„Keine Ahnung, ob Schwangere ständig Hunger haben", murmelte Sezuna und zuckte die Schultern. „Ich bin das erste Mal schwanger und müde."
„Dann solltest du schlafen gehen", sagte Haru liebevoll, aber bestimmt. Natürlich, er hatte vergessen, dass sie es nicht wissen konnte. Er selbst wusste es auch nicht genau, aber gelesen hatte er es irgendwo schon einmal.
„Ich gehe baden", meinte er und gab ihr einen langen, leidenschaftlichen Kuss, während er sie umarmte.
„Kommst du dann ins Bett, oder arbeitest du wieder?", fragte Sezuna nachdem sie den Kuss beendet hatten, ein wenig außer Atem.
„Ich komme dann ins Bett, vielleicht arbeite ich dann später", meinte er, als er liebevoll eine Strähne hinter ihr Ohr klemmte.
„Du bist wunderschön", hauchte er.
Sezuna wurde ein wenig rot. „Ohne dich kann ich nicht mehr schlafen", flüsterte Sezuna ehrlich. Sie fühlte sich ohne Haru im Bett allein.
„Ich bin doch da, vielleicht nicht im Bett, aber im Raum", lächelte er. Seine Hand lag auf ihrem unteren Rücken, während er ihre Gesichtskonturen nachfuhr.
Sezuna schloss mit einem Seufzen die Augen. „Ja, ich weiß, das beruhigt mich auch sehr."
Er nickte und küsste noch einmal ihre Stirn. „Ich werde nicht ständig im Bett sein, aber ich komme immer wieder dorthin", versprach er ihr.
„Das ist auch in Ordnung", gab Sezuna nach, auch wenn sie ihn gern die ganze Zeit bei sich gehabt hätte.
„Gute Nacht meine kleine", sagte Haru zu ihr, gab ihr nochmal einen Kuss und verschwand schließlich im Badezimmer, wo er erstmal ein warmes Bad genoss.
„Gute Nacht", murmelte Sezuna und zog sich zurück, um sich umzuziehen und ins Bett zu legen. Aber schlafen würde sie nicht, bis Haru wieder da war.
Der Magier ließ sich Zeit im Bad und kam nur mit einem Handtuch bekleidet wieder zurück in das Schlafzimmer. „Du schläfst noch nicht?", fragte er sie, als er sah, dass sie noch wach war.
Sezuna schüttelte leicht den Kopf. „Ohne dich ist es schwer einzuschlafen", gestand sie. Sie war es einfach so gewohnt, dass er da war und sie streichelte, bis sie schlief.
Seufzend, aber lächelnd kam er auf sie zu und setzte sich zu ihr ans Bett. „Dann bleibe ich hier, bis du schläfst", sagte er leise und fing an, sie zu streicheln.
„Danke", lächelte sie und schmiegte sich an seine Hand. „Ich liebe dich", nuschelte sie und Haru spürte, wie sie durch seine Berührungen langsam einschlief.
„Ich dich auch. Gemeinsam werden wir es irgendwie schaffen", flüsterte er und lehnte sich an das Kopfteil des Bettes, solange er sie streichelte.
Sezunas Atem war ruhig und sie rührte sich kaum. Ein Zeichen, dass sie mittlerweile komplett eingeschlafen war.
Er blieb noch eine Weile sitzen, bevor er aufstand und sich anzog, um weiter zu arbeiten. Haru kam gut voran und machte immer wieder Pausen, in denen er sich zu Sezuna ins Bett legte. Erst gegen morgen blieb er dann bei ihr liegen und wartete, bis sie wieder aufwachte.
Die Rothaarige schmiegte sich an ihn und schien bereits dabei zu sein, aufzuwachen, machte aber keine Anstalten, wirklich die Augen zu öffnen. Sie wollte liegen bleiben und kuscheln.
Haru sprach auch nicht und wollte die Stille einfach nur genießen. Solange sie nicht reden wollte, war es ihm recht, sie einfach nur zu streicheln und mit ihr zu kuscheln.
Sezunas Finger fuhren über seine Brust und zeichneten Muster, während sie seinen Geruch einatmete.
Haru wollte schon ihre Hand festhalten, weil es so kitzelte, stattdessen wurde sein Atem unregelmäßiger, als würde er das Lachen zurückhalten wollen.
Sezunas Berührungen wurden ein wenig fester, in der Hoffnung, dass sie ihn nicht mehr kitzelte.
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