Kapitel 15

„Hm", murmelte sie zustimmend. Er hatte recht, es wurde kühl und sie sollten besser zurückgehen. Auch wenn sie nicht sonderlich viel Lust hatte. „Willst du dann wieder die Bücher weiter lesen?"

„Ja", erwiderte er. Er freute sich darauf, die Stille und die Wärme der Bibliothek wieder zu spüren. Eigentlich war ihm das Lesen verhasst, doch nun erschien es ihm eine willkommene Abwechslung.

„Möchtest du, dass ich dich begleite?", fragte sie, weil sie nicht wusste, ob er vielleicht seine Ruhe haben wollte.

„Natürlich. Du kannst mir nicht weismachen, dass dich die Bücher nicht interessieren. Wo und wann sonst wirst du nochmal die Chance haben, deinen Wissensdurst zu stillen?", kam seine Gegenfrage.

„Wahrscheinlich dann, wenn ich Akiras Frau besuchen gehe", schlug sie vor, schien aber nicht abgeneigt.

„Wenn du nicht mitkommen willst, musst du es nicht. Freuen würde ich mich trotzdem", meinte er schulterzuckend. Zwingen würde er sie nicht, das war klar.

„Ich dachte vielleicht, dass du ein wenig deine Ruhe haben willst", murmelte sie und freute sich schon auf die Bücher.

„Ich habe meine Ruhe, wenn wir beide lesen. Das heißt nicht, dass ich dich nicht bei mir haben will", korrigierte er sie. Zusammen liefen sie zurück zum Schloss, das ebenfalls mit Lichtern ausgestattet war, sodass es einfach gemütlicher aussah. Haru fragte sich, ob es bei anderen Schlössern genauso war oder ob es das nur hier auf Kalnai gab.

Die Wachen, die schon da gewesen waren, als Haru und Sezuna gegangen waren, ließen sie kommentarlos hinein und so fanden sie sich bald darauf wieder in ihrem Zimmer wieder.

„Willst du gleich in die Bibliothek oder erst ein Bad nehmen?", fragte er, während er seinen Mantel auszog und dann mit den Stiefeln kämpfte. Dazu lehnte er gegen die Wand und zog an dem Stiefel, damit er sie ausziehen konnte. Aber einfach war das nicht immer, deshalb brauchte er ein bisschen, bis sie sich endlich von seinen Füßen lösten.

„Ich würde zuerst ein Bad nehmen wollen", sagte sie und beobachtete Haru ein wenig belustigt. Wobei sie sich nicht geschickter anstellte, aber dafür saß sie auf dem Bett, als sie ihre Schuhe auszog.

„Dann lasse ich dir ein Bad ein", schlug er vor und verschwand im Nebenzimmer, um genau das zu tun.

Sezuna indes kümmerte sich um ihre Sachen.

Nach einer Weile rief er nach ihr. „Das Wasser ist fertig. Du kannst gehen", kam es aus dem Badezimmer.

Sezuna, die mittlerweile schon nackt war, trat ins Bad und betrachtete sich kurz im Spiegel, weil sie sich dafür interessierte, ob man den Babybauch bereits sah.

„Das wird noch eine Weile dauern, bis du was siehst", bemerkte Haru, der sie beobachtet hatte. „Willst du Lavendel in dein Bad? Oder einen anderen Geruch?", fragte er und las die verschiedenen Etiketten auf den Flaschen durch. „Die haben sogar Schokolade als Geruch? Wie ist denn das möglich?", fragte er stirnrunzelnd.

„Das klingt gut", lachte sie, betrachtete ihren Bauch jedoch ein wenig genauer. Allerdings hatte Haru recht, denn sie sah nichts.

„Was? Schokolade oder Lavendel?", fragte er unsicher. Wie kamen die Leute auf die Idee, in Schokolade Baden zu wollen? Das war doch zum essen gedacht.

„Schokolade", lachte sie und drehte sich zu Haru um. „Kannst du dir mich mit einem dicken Bauch vorstellen?", fragte sie und hielt eine Hand an ihren Bauch.

Prüfend musterte er das rothaarige Mädchen und schüttelte den Kopf. „Nein, aber das wird sich ändern, wenn er von Zeit zu Zeit größer wird", überlegte er.

Sezuna lächelte schief. „Das wird eine Qual sein", stellte sie fest und lachte leise. „Wie soll ich denn so ein kleines Ding durch die Gegend tragen, ohne anzufangen mit Hecheln."

„Das wirst du schon hinbekommen. Es wächst ja nicht von heute auf morgen. Dein Körper wird Zeit haben, sich daran zu gewöhnen", meinte Haru und kippte dien gewünschten Geruch in das Wasser. Kurz darauf wurde das Badezimmer von einem herrlichen Schokoladenduft erfüllt, was ihn stark an das Getränk erinnerte, welches Sezuna getrunken hatte.

„Oh", machte die Rothaarige und schnupperte in der Luft. „Das riecht ja lecker", bemerkte sie und kam auf das Wasser zu. „Ich frage mich, ob es auch danach schmeckt."

„Willst du es etwa probieren? Das sind Essenzen und kein Essen!", protestierte Haru. Die Öle waren bestimmt nicht schmackhaft und vielleicht auch gefährlich für ihren Körper. Haru hielt ihr die Hand hin, um ihr in die Wanne zu helfen.

„Neugierig bin ich schon, aber nein", versicherte sie und nahm seine Hand. „Kann man sich damit auch massieren?"

„Lass mich nachsehen", sagte er und wartete, bis sie sicher in der Wanne saß. „Nein, es steht nur drauf für ein entspannendes, wohlriechendes Bad", las er ihr vor.

„Schade eigentlich", murmelte sie und genoss sichtlich das Bad.

„Vielleicht finden wir in der Stadt ja so etwas, mit was du dich massieren willst. Wir waren ja nicht in vielen Läden", sagte er und stellte die Flasche zurück. „Wenn du mich nicht brauchst, arbeite ich ein wenig an den Drachenschuppen weiter."

„Müssen wir nicht. Sparen wir das Geld lieber für das Kind, das ist mir wichtiger", sagte sie. „Kann man Drachenschuppen eigentlich auch verkaufen?", wollte sie wissen und blickte zu Haru.

„Vielleicht, aber ich will sie gar nicht verkaufen", erklärte Haru ihr. Er hatte etwas anderes damit vor. Gerade deswegen wollte er die Bücher über Drachenschuppen lesen um etwas über sie herauszufinden.

„Mir ging es mehr darum, falls wir den Drachen noch einmal sehen", erklärte sie murmelnd. „Was machst du denn damit?", fügte sie neugierig hinzu.

„Ich will sie zu Pulver verarbeiten. Irgendwo habe ich gelesen, dass sich starke Zauber damit anwenden lassen", gab er zurück und saß noch auf dem Wannenrand. „Allerdings wäre es fatal, sie mit Feuer zu Pulver zu verwandeln. Das könnte eine kleine Explosion geben."

„Dann mach das bitte nicht hier", lachte Sezuna leise. „Ich glaube Akira wäre uns böse, wenn wir sein Schloss in die Luft jagen."

Haru machte eine wegwerfende Handbewegung. „Genau deshalb will ich die Bücher lesen", erklärte er und ließ seine Hand ein wenig in das Wasser tauchen und sie dort ein wenig hin und her bewegen.

„Verstehe", seufzte Sezuna und ließ sich ein wenig weiter ins Wasser gleiten. „Würdest du mir die Haare waschen?"

Er nickte und nahm die Kelle, um Wasser über ihre Haare laufen zu lassen. Haru ließ sich Zeit dabei und rieb sich das Shampoo in die Hände, bevor er anfing, ihre Kopfhaut zu massieren. Der Magier achtete darauf, dass sie keinen Schaum in die Augen bekam und wusch ihr Haar bis in die Spitzen.

„Das tut so gut", seufzte sie leise. Sie mochte es, wenn Haru sie so verwöhnte, auch wenn sie sich ein wenig schlecht fühlte, weil sie ihn nicht ebenfalls verwöhnen konnte und auch nicht durfte.

„Das freut mich", erwiderte er und übte mal mehr, mal weniger Druck aus. Haru ließ ihren Nacken nicht aus, sondern gab sich Mühe, sie dort zu entspannen.

Sie war verspannter, als er angenommen hatte.

„Ich würde dich auch gern ein wenig massieren", murmelte sie leise.

„Ich brauche keine", beharrte er und hörte für einen Moment auf, um einen kleinen Hocker zu holen, auf den er sich setzte. Dann begann er wieder, sie zu massieren. Auch wenn ihre Haare sauber waren, so hörte er nicht auf.

„Ob du sie brauchst oder nicht, ist ja nicht der Grund, warum ich das gern machen würde. Ich möchte dir etwas Gutes tun", erklärte sie leise und spürte, wie sie sich immer weiter entspannte.

„Es reicht, wenn ich es bei dir mache." Haru ließ nicht mit sich reden, wenn er nicht wollte, wollte er nicht. Es ging nicht darum, ob sie ihm etwas gutes tun oder entspannen wollte, sondern dass er das Problem, sich einer Massage hinzugeben und so angefasst zu werden, nicht einfach ausschalten konnte.

„Kann ich denn dann etwas anderes für dich tun?", wollte sie wissen, da sie Harus Problem durchaus verstand. Trotzdem wollte sie sich erkenntlich zeigen.

„Einfach da sein", kam es knapp von ihm, bevor er anfing, ihr den Schaum aus den Haaren zu waschen. Auch hier war er sehr vorsichtig, dass sie keinen Schaum in die Augen bekam.

Sezuna schloss vorsorglich ihre Augen. „Und wirklich nichts anderes?"

„Nein", gab er zurück und hob ihren Kopf ein wenig vom Wannenrand, damit er an ihren Nacken kam.

Sezuna setzte sich ein Stück auf, damit Haru freie Bahn hatte. „Jetzt fühl ich mich schlecht."

„Warum? Brauchst du deine Kräuter?", wollte er wissen. Er konnte sie ihr holen, wenn ihr übel war. Besser so, als wenn sie sich in der Wanne übergeben musste.

„Nein, ich meine, weil ich dir nichts Gutes tun kann, obwohl du mich so verwöhnst", gestand sie und klang entschuldigend, weil er sich scheinbar Sorgen machte.

„Ich brauche nichts Gutes, wie du es nennst. Ich habe dir doch gesagt, dass es reicht, wenn du da bist", erwiderte er und stand auf, um Handtücher für sie zu holen, damit diese bereit lagen, wenn sie aus der Wanne wollte.

Sezuna hob die Arme um ihn zu einem Kuss einzuladen, wenn er wollte.

Haru beugte sich zu ihr und legte seine Lippen auf ihre, bevor er sich zurückzog. „Rutsche bitte nicht aus, wenn du aus der Wanne steigst oder soll ich dir helfen?", fragte Haru sie.

„Ich schaff das schon", versicherte sie mit einem Lächeln, weil sie ihn nicht weiter von seiner Arbeit abhalten wollte.

Er nickte und verließ das Badezimmer, um sich an den Tisch zu setzen und mit den Drachenschuppen zu arbeiten. Dabei hörte er Sezuna im Bad, wie sie anscheinend noch das warme Bad genoss.

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