Kapitel 14
„Warum vertraust du ihm nicht?", kam die Frage. Hand in Hand liefen sie durch die Straßen und sahen sich einige Geschäfte an, gingen jedoch nicht hinein. Es war sehr voll auf den Straßen. Wann waren hier weniger Leute? War das sogar Alltag hier? Ständig dieses geschäftige Treiben und viele Leute.
„Ich kenne ihn nicht. Es fällt mir schwer zu Heilern Vertrauen zu fassen. Ich habe viele schlechte Erfahrungen mit ihnen gesammelt", erklärte Sezuna seufzend. „Auch Leila habe ich nicht vertraut, auch wenn sie sich Mühe gegeben hat. Aber sie neigt dazu erst zuzuhören, wenn sie sieht, dass ihr Weg komplett gegen die Wand gefahren ist."
„Um ehrlich zu sein, ich vertraue Haruto. Er scheint zuzuhören und nimmt die Ängste und auch die Wünsche ernst. So jemanden hätten wir in der Schule gebraucht", gab Haru zu. Es entsprach sogar der Wahrheit, denn zu ihm hatte er mehr Vertrauen als zu all den anderen davor.
„Das mag sein, aber ich brauche trotzdem sehr lange, um Vertrauen aufzubauen", seufzte sie. „Außerdem möchte ich nicht immer wieder zu ihm rennen müssen, wenn Tests anstehen und wir wirklich nicht hier bleiben sollten."
„Ich bin mir sicher, er rennt dir lieber nach, sodass du nicht zu ihm rennen musst", lächelte Haru leicht amüsiert. Dennoch verstand er ihren Punkt. „Wir werden ihn fragen müssen und sehen, wie lange wir hier bleiben. Wenn wir in der Nähe der Stadt wären, gebe es kein Problem, dich hierher zu bringen."
Sezuna seufzte. Kam sie denn gar nicht drum herum, dass sie sich von Haruto untersuchen lassen musste? Sie wollte es wirklich nicht länger. Ein paar Mal war in Ordnung, aber sie hatte schon bei der heutigen Untersuchung gemerkt, dass sie seine Berührungen nicht mehr wollte. Ihr war klar, dass sie diese irgendwann viel zu sehr aufregen würden.
„Sezuna, ich verstehe, dass du es nicht mehr willst. Aber solange ich nicht anerkannt bin, sind mir die Hände gebunden. Viele Dinge kann ich tun, aber ich darf sie nicht. Versuche, noch eine Weile damit klarzukommen. Es ist anders, wenn ich die Ausbildung gemacht habe", meinte Haru nachdenklich und nagte an der Unterlippe. Er würde Haruto sogar sein Leben anvertrauen, wenn es sein müsste. Nur die Sache mit dem Blutabnehmen, als er geschlafen hatte, gefiel ihm nicht. Aber vielleicht war es besser so gewesen um ihn darauf aufmerksam zu machen, dass es ihm nicht ganz so gut ging, wie er selbst glaubte.
„Ich weiß, aber ich mag Harutos Art nicht. Er platzt immer mit den Dingen raus, obwohl es manchmal sinnvoller wäre, wenn er mit den Informationen wartet. Dir ging es nicht schlechter als sonst, wenn du diese Phase hast, aber er musste unbedingt dein Blut kontrollieren und diesen Mangel festzustellen. Wenn du mich fragst ist er schuld daran, dass du noch immer so aufgedreht bist und dir Sorgen machst. Zumindest trägt er einen Teil dazu bei", murmelte sie. „Hätte er mir die Sache mit dem Baby persönlich gesagt, ohne deine Anwesenheit, dann hätte ich mir überlegt, wie ich dir das langsam und schonend beibringe, nachdem du wieder esse und schlagen konntest."
„Das hätte nichts daran geändert. Selbst wenn du es mir dann gesagt hättest, wäre es schlagartig wieder so gewesen wie es jetzt ist. Langsam komme ich damit klar, was ich angerichtet habe, aber nicht damit, dass ich etwas tun muss, damit ich diese Mängel ausgleichen kann. Es war nicht nur die Sorge um das Kind, sondern vor allem um dich, wie du damit umgehst und ob du sie vertragen kannst. Ehrlich gesagt, fand ich es sogar besser, dass er es uns zusammen gesagt hat. Denn dadurch wurde mir wenigstens die Sorge genommen, dass du krank warst. Hättest du mir das erst später erzählt, wäre die Sorge größer und größer um dich geworden", erwiderte er. Natürlich war Haru anfangs mehr als geschockt gewesen und war es teilweise auch noch, aber er begann langsam sich damit anzufreunden, bald ein Vater zu sein.
Sezuna seufzte. „Trotzdem wäre es mir lieber gewesen", murmelte sie. „Dann hätte ich auch noch etwas unternehmen können."
„Was hättest du denn tun können?", wollte er wissen. Er verstand nicht, warum sie sich darüber so aufregte. Nicht jeder war feinfühlig, doch seiner Meinung nach war es besser gewesen, dass er es ihnen zur gleichen Zeit gesagt hatte.
„Es ist besser, wenn du es nicht weißt. Das regt dich nur auf", murmelte sie und strich mit der Hand über ihren Bauch. Sie wusste nicht, ob sie es wirklich getan hätte, aber sie kannte genug Kräutermischungen, um dafür zu sorgen, dass das Kind nie zur Welt käme. Aber jetzt, wo Haru es wusste, bestand diese Möglichkeit gar nicht mehr. Auch wenn sie nicht sicher war, dass sie selbst den Mut dazu gehabt hätte. Immerhin war es ein kleines Leben und es war ihr Kind.
„Das sagt schon alles", knurrte er böse. Dass sie überhaupt auf solche Gedanken kam! Sie musste es nicht einmal aussprechen, denn es gab nur eine Möglichkeit. „Und du glaubst, dass ich mir nicht noch mehr Sorgen gemacht hätte? Wie du weißt, haben diese Abtreibungen teilweise schwere Nebenwirkungen."
Haru packte sie am Handgelenk und zog sie zu sich, so nah, dass sie seinen warmen Atem an ihrem Gesicht spüren konnte. „Ja, ich war geschockt und weiß immer noch nicht genau, wie ich damit umgehen soll. Aber ich freue mich auf das Kind! Vor allem, nachdem wir wissen, dass es gesund ist! Wir sind ein Paar, ein Team, dass es nur zusammen gibt. Warum also willst du unbedingt solche wichtigen Informationen vor mir verbergen?", murrte er eindringlich. Seine Augen blitzten gefährlich, denn das konnte er gar nicht leiden.
Sezuna senkte den Blick und konnte ihn einfach nicht ansehen. „Weil ich mir nicht sicher war, ob ich damit klar komme", murmelte sie leise.
„Wir beide sind uns nicht sicher! Aber ich habe einen Großteil dazu beigetragen! Und wenn du dich dagegen entscheidest, werde ich dir nicht im Weg stehen, sondern genau hinter deinen Entscheidungen stehen! Verdammt Sezuna, wir sind noch so jung! Glaubst du, nur du hattest dieses Gedanken?", grollte er und lockerte seinen Griff. „Es ist schade, dass du diese Neuigkeiten lieber alleine wissen wolltest. Es fühlt sich so an, als wären wir nicht ein wirkliches Paar, denn ich dachte eigentlich, du vertraust und teilst alles mit mir", kam es traurig von ihm und ließ sie schließlich los.
Sezuna nahm Harus Hand und küsste seine Finger. „Mir ist deine Gesundheit wichtiger, als die von allen anderen", sagte sie leise. „Es war mir klar, dass diese Nachricht dafür sorgen würde, dass deine Magie durchdreht und dir vielleicht schadet. Man sieht es ja. Du kannst nicht essen und schlafen. Ich habe Angst, dass das deinen Körper noch mehr schadet, daher wäre es mir lieber gewesen, wenn du vorher wenigstens ein paar Tage wieder normal essen und schlafen hättest können. Selbst wenn du mir dafür böse bist", erklärte sie leise.
„Es gefällt mir überhaupt nicht, dass du lieber etwas vor mir geheim hältst, nur damit es mir besser geht. Ich werde schon einen Weg finden, es hinzubekommen. Der Schock darüber, dass du es mir erst viel später oder gar nicht erst erzählt hättest, macht mich sehr traurig. Und das wäre sogar noch schlimmer gewesen, als es gleich zu wissen. Wenigstens wusste ich dann, dass du nicht schwer krank bist." Haru ließ seine Hände sinken und steckte sie in die Manteltasche. Seine Augen zeigten, dass er verletzt war, nur wollte er nicht darüber reden. Jede Aufregung war für das ungeborene Kind nicht gut. Deshalb hatte er versucht, alleine einen Weg zu finden, wie er seine Vitaminmängel ausgleichen konnte.
„Jetzt weiß ich es ja", murmelte sie. „Und ich werde es nicht wieder in Erwägung ziehen", versprach sie, auch wenn man ihr anhörte, dass es ihr schwer fiel. Es gab einfach Dinge, die sie lieber vor ihm verheimlichen würden, weil sie wusste, dass diese zu Problemen führten.
Schweigend ging Haru neben ihr her und schien nicht mehr wirklich die Geschäfte anzusehen. Es nagte wirklich an ihm und hatte ihn verletzt. Er versuchte ständig, offen und ehrlich zu ihr zu sein, weil er glaubte, sie verdiente es zu wissen, was er fühlte. Ihm war es lieber, hitzige Diskussionen zu führen, als im Dunkeln über Dinge, die er so nicht versteh konnte, zu bleiben. Er hatte seine Kapuze des Pullovers ein wenig nach oben gezogen, um vor dem Wind besser geschützt zu sein, aber auch, um sich zurückziehen zu können.
„Es tut mir wirklich leid, dass ich das in Erwägung gezogen habe", flüsterte Sezuna, die durch Harus plötzliche Abweisung doch ein wenig verstört war. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass seine Reaktion so stark sein würde. Vor allem, weil es eigentlich nicht passiert ist.
„Schon gut", murrte er nur und folgte ihr einfach weiter, wohin sie auch ging. Das Stadtviertel war sehr groß und übersät mit vielen verschiedenen Läden. Auch wenn er nicht gerne einkaufen ging, es war immer schön, sich die Dinge anzusehen. Haru überließ Sezuna die Führung, da er nicht wirklich wusste, was sie tun oder wohin sie gehen wollte.
Sezuna hatte jedoch die Lust verloren. Sie lief eigentlich nur noch umher, weil sie nicht wieder zurück ins Schloss wollte.
Den restlichen Nachmittag verbrachten sie eher schweigend als gut gelaunt durch die Straßen zu laufen. Zwar zeigte Haru ihr auch den Tempel, der in der Mitte in der Stadt stand, aber da sie anscheinend nicht dazu Lust hatte, ihn von ihnen anzusehen, sahen sie es sich von außen an. Essen wollte sie auch nicht, obwohl er sie fragte, also ließ er es sein.
Sobald die Dunkelheit über der Stadt hereinbrach, erleuchtete sie in vielen bunten Lichtern, was der Stadt etwas fröhliches gab.
Sezuna genoss den Anblick, allerdings bereitete ihr das Klima zwischen Haru und ihr Schwierigkeiten und sie griff nach den Kräutern, um einige davon zu kauen.
„Lass uns zurück gehen. Es ist sehr kalt, sobald die Nacht hereinbricht und es ist nicht gut, wenn du frierst", sagte er plötzlich, als sie eine Weile dem bunten Treiben zugesehen hatten. „Es wird bald Abendessen geben und ein Bad wäre nicht schlecht."
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