Kapitel 13
„Vielen Dank, sie war sehr lecker", lächelte diese die Verkäuferin an, konnte aber die Sorge um Haru nicht ganz verstecken. Sie hakte sich bei diesem unter und beide liefen weiter. „Vielleicht können wir versuchen dir die Vitamine anders zuzuführen", schlug Sezuna vor. Sie wusste zwar noch nicht wie, aber vielleicht gab es eine Möglichkeit.
„Schön wäre es. Ansonsten bin ich schnell weg, bevor er auf die Idee kommt, mich zu quälen", erwiderte er und überließ ihr wieder die Führung. Sezuna sollte sich ruhig umsehen, denn es gab wirklich schöne Sachen hier, aber auch sehr gut riechende Speisen. „Wie geht es dir jetzt? Besser?"
„Die frische Luft tut mir wirklich gut", sagte sie und genoss die Umgebung und die Freiheit sichtlich. „Wir müssen nicht bleiben, wenn es dir nicht zusagt, dass Haruto dir auf diese Art helfen möchte", sagte sie. Sie wollte zwar, das Haru das Problem anging, aber nicht mit etwas, was ihm Angst machte.
„Ich will es ja endlich lösen. Wenn alles nichts hilft, werde ich da durch müssen und das lässt mich ausflippen", gab er kläglich zurück.
„Und sorgt wahrscheinlich für noch mehr Anspannung", vermutete Sezuna. Was wohl dafür sorgte, dass seine Magie nur noch weiter ausflippte und ihn versuchte zu beschützen. Weil er Angst hatte.
„Genau das ist es", bestätigte Haru ihr. „Ich will für das Kind da und gesund sein, vor allem nachdem wir wissen, dass es gesund ist. Nur sowieso es nicht gehen, wenn ich mir Sorgen mache." Seine Stimme klang gebrochen und auch heiser, als er das sagte. Nicht nur hatte er Angst davor, was die Zukunft brachte und ob alles gut gehen würde, sondern auch die Tatsache bereitete ihm Sorgen, dass er seine Magie wohl unterschätzt hatte. Immer war er davon ausgegangen, dass sie ihn vor allem schützte. Aber anscheinend nicht vor den Dingen, die ebenfalls notwendig waren.
„Wir finden schon eine Lösung", sagte Sezuna sanft und verflocht ihre Finger mit seinen. „Versuch nicht nur das Negative zu sehen", bat sie, auch wenn sie sich selbst noch nicht sicher war, was genau alles positiv daran war. „Das Kind ist gesund und deine Magie schützt es. Dann werden wir es auch schaffen, dass du gesund bleibst."
Hilflos zuckte er mit den Schultern, atmete einmal tief durch und versuchte dann zu lächeln. „Wenn ich daran denke, wie viele gute Sachen ich verpasst habe ... das kann ich gar nicht aufholen. Aber lass uns weitergehen, ich bin mir sicher, du möchtest doch mehr sehen als nur den einen Stand, nicht wahr?"
Ihre Finger fühlten sich gut an, deshalb hob er ihre Hand für einen Moment und küsste ihre Finger einzeln.
„Was für gute Sachen hast du denn verpasst?", wollte Sezuna neugierig wissen. Vielleicht schaffte sie es so, ihn auf andere Gedanken zu bringen.
„Essen! Was soll denn das für eine Frage sein? Mein Leben besteht doch hauptsächlich aus essen", schüttelte er ungläubig den Kopf. Das sollte sie eigentlich inzwischen wissen.
Sezuna lachte leise. „Ich werde dir alles, was wir auf der Reise gekocht haben, gern noch einmal kochen, sobald du wieder essen kannst", sagte sie und zwinkerte.
„Dazu wirst du gar keine Zeit haben. Und auch die Dinge, die du jeden Tag essen könntest. Allerdings wird mir nur schlecht, wenn ich an Essen denke", gab er zu und zeigte auf einen Stand, der süße Speisen anbot. „Willst du was davon?"
„Danke, aber im Moment nicht", wehrte Sezuna mit einem Lächeln ab, denn auch ihr wurde ein wenig schlecht.
„Nimm lieber deine Kräuter. Hast du dann Lust, Geschäfte anzusehen? Oder was hast du in deinem Kopf, was du gerne sehen möchtest?", wollte Haru wissen. Er trat beiseite, um jemanden mit einem kleinen Karren durchzulassen.
„Im Moment geht es noch. Ich will die Kräuter lieber noch für den Notfall aufheben, weil sie bei übermäßigen Verzehr die Wirkung verlieren", erklärte sie und meinte dann, dass sie sich die Geschäfte ruhig anschauen konnten. Sie war wirklich neugierig, was es hier alles gab.
Haru führte sie von der Straße ab in ein Händlerviertel, wo es Schmuck, Kleidung, Haushaltswaren und vieles mehr gab. Bei seinem Streifzug durch die Stadt hatte er sogar einen Laden gefunden, der Kinderwaren anbot. Vielleicht wollte sie sich dort schon einmal umsehen.
„Oh man herausfinden kann, ob es ein Mädchen oder ein Junge wird?", fragte Sezuna, als sie die Schaufenster betrachtete.
„So früh noch nicht. Soweit ich weiß, erst später. Was willst du eigentlich? Mädchen oder Jungen?", fragte er sie und betrachtete eine Babywiege, die schlicht war, aber durchaus gut zu ihrem Geschmack passen würde.
„Das ist mir reichlich egal. Hauptsache es ist gesund. Aber ich würde gern wissen für welches Geschlecht ich die Sachen kaufen muss", erklärte sie mit einem Lächeln und zeigte auf ein niedliches rosafarbenes Babykleid. „Schau mal, das wäre doch niedlich für ein Mädchen."
„Das kannst du auch einem Jungen anziehen", schnaubte Haru amüsiert. Es war egal, was sie zur Welt brachte. „Allerdings bin ich mir nicht sicher, dass ich mit zwei Sezunas zurechtkommen, wenn eine schon so anstrengend ist."
„Tja, entweder hast du Pech und musst mit zwei Sezunas zurechtkommen, oder ich habe Pech und muss mit zwei Harus zurecht kommen", sagte sie grinsend. „Ich hoffe doch, es werden keine zwei", meinte sie dann und klang ein wenig überfordert bei der Vorstellung.
„Ich glaub, du jagst mir gerne Alpträume ein, oder? Stell dir vor, es ist ein Junge und ein Mädchen! Dann kann ich gleich mein eigenes Grab schaufeln", gab er zurück. Der Gedanke war beängstigend, dass sie bald ein kleines Kind haben würden.
Auch Sezuna erschauderte. „Ich denk auch, für den Anfang ist eines ausreichend", meinte sie nüchtern. Später würde sie gern noch ein Kind haben, aber zuerst würde sie mit einem lernen müssen, was wichtig war und was nicht.
„Wir stellen fest, egal ob es Junge oder Mädchen wird, es wird auf jeden Fall anstrengend", sagte er trocken. „Zudem muss ich erst Arbeit finden, damit wir das alles überhaupt bezahlen können."
„Ja, das wird eine kleine Herausforderung", murmelte Sezuna. „Aber Belynia hat gemeint, dass es diese magischen Anhänger, die du gemacht hast, hier nicht gibt. Vielleicht kannst du sie ja verkaufen", meinte Sezuna. „Oder du stellst sie her und ich verkaufe sie. Wir können Akira fragen, was man machen muss, um hier auf dem Markt ein Geschäft eröffnen zu dürfen."
„Dazu brauche ich zuerst sehr viele Materialien, Sezuna. Wie stellst du dir das vor? Ich kann nicht jedes beliebe Material dafür nehmen. Aber einige könnte ich zumindest herstellen, um zu sehen, für welchen Preis man sie verkaufen kann und ob es sich überhaupt lohnt", sagte Haru nachdenklich und warf einen Blick auf den Laden neben dem mit der Kinderware. Sie boten sehr hübschen Schmuck an, bestimmt würde Sezuna da etwas für sie finden. „Trotzdem gebe ich zu, dass ich lieber Heiler als Verkäufer sein möchte. Da das jedoch nicht in Frage kommt, bleibt mir nur die andere Wahl."
„Nur, weil du es jetzt machst, heißt das nicht, dass du nicht später wechseln kannst. Frag doch mal Haruto, vielleicht würde er dich ausbilden", meinte Sezuna nachdenklich, die geistig schon durchging, wo sie alle die Rohstoffe für die Steine herbekommen sollten.
„Um Himmels Willen!", rief er entsetzt. Warum ausgerechnet bei jemanden, der ihn sicherlich quälen würde, wenn er es nicht schaffen konnte, seine Mängel auszugleichen? Außerdem hatte er gar nicht vor, so lange in Kituo Cha zu bleiben. Andererseits ... Haru wollte ein Heiler sein, um anderen helfen zu können. Aber fragen konnte er ihn trotzdem.
Sezuna lachte leise. „Vielleicht finden wir auch noch jemand anderen. Aber Haruto ist sehr verständnisvoll. Auch wenn nicht immer sehr taktvoll", meinte sie schmunzelnd, als sie sich daran erinnerte, wie er ihnen die freudige Botschaft ihrer Schwangerschaft förmlich an den Kopf geknallt hatte.
„Manche Dinge müssen wohl klar ausgesprochen werden. Trotzdem scheint er etwas von seinem Fach zu verstehen. Schon allein die Anleitung, wie ich es machen soll, war klar und verständlich für mich", erklärte er und dachte bei sich, dass er von ihm einiges lernen konnte. Jedoch nur, solange er ihn mit Nadeln in Ruhe ließ. Dabei fiel ihm jedoch ein, dass ein magischer Heiler trotzdem manchmal Blut abnehmen musste. Seltsamerweise hatte er davor keine Angst, das bei jemanden zu tun und das verwirrte ihn selbst sehr.
Sezuna schien ähnlich zu denken. „Denkst du denn, dass du in der Lage wärst, Blut abzunehmen und zu untersuchen?", wollte sie wissen und wand sich ein wenig. „Mir wäre es lieber, wenn du das machst. Ich weiß, dass mein Blut wohl regelmäßig untersucht werden muss."
„Komischerweise habe ich keine Angst davor, es bei jemanden zu tun. Wie du weißt, habe ich keine Angst, Blut zu sehen", meinte er nachdenklich. Nur wenn es bei ihm gemacht werden sollte ... das war unmöglich. „So viel ich weiß, darf ein unausgebildeter Heiler kein Blut abnehmen, nur unter Anleitung und auch nicht bei solchen, die Angst haben."
Darüber hatte er sich bereits vor langer Zeit erkundigt.
Sezuna verzog den Mund. „Das ist mir doch egal, ob du das darfst oder nicht. Ist ja meine Entscheidung."
„So einfach ist das nicht, Sezuna! Wenn ich es unerlaubt mache, riskiere ich es, dass ich niemals ein anerkannter Heiler sein kann. Sie können es dir nämlich auch verbieten und du wirst nirgends die Prüfung dazu machen können", versuchte er ihr zu erklären.
Sezuna seufzte. „Das muss doch niemand wissen", murmelte sie und seufzte erneut. Sie wollte Haru diese Möglichkeit nicht nehmen, aber sie wollte sich auch nicht wieder von Haruto Blut abnehmen lassen. „Kannst du ihn nicht fragen, ob er es dir beibringt und dabei bleibt?", wollte sie wissen. Ihr wäre es wesentlich lieber, wenn Haru das bei ihr machte, denn ihm vertraute sie.
„Haruto hat es doch gut gemacht. Oder hast du viel gespürt?", fragte er sie. Man merkte ihm an, dass er es nicht riskieren wollte und Haru war sich sicher, dass der Arzt auch nicht einwilligen und gutheißen würde.
„Ich möchte einfach von einem Heiler betreut werden, dem ich vertrauen kann", murmelte sie. „Und ich vertraue dir, im Gegensatz zu Haruto", murmelte sie und seufzte. Sie mochte den Heiler, doch vertrauen konnte sie ihm nicht.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top