Kapitel 8

In aller Ruhe aßen sie, bevor er ihr die Gewichte wieder anlegte. „Sie sind nun 350 Gramm pro Manschette", informierte er sie, während er sie schloss. „Du wirst dich sicher bald daran gewöhnen. Lass uns losgehen", schlug Haru dann vor.

Sezuna spürte sofort das Gewicht und es war ein wenig ungewohnt, da sie sich schon wieder daran gewöhn hatte, sie nicht zu tragen. Daher gab sie einen Laut von sich, der ihr Missfallen kundtat und nur langsam folgte sie Haru hinaus. Sie fühlte sich wie ein Trampeltier, so schwerfällig fühlten sich ihre Schritte auf einmal an.

Haru unterdrückte ein Lachen, als er das sah, tat aber so, als bemerkte er es nicht. Sobald sie das Gasthaus verließen, spürten sie die salzige Meeresbrise, welche um ihre Nass wehte. Das veranlasste Haru dazu, tief einzuatmen und sich zu strecken. „Was für ein schöner Tag", sagte er gut gelaunt.

Sezuna blickte in den Himmel und atmete tief ein. „Ja, das finde ich auch", seufzte sie zufrieden.

„Kein Grund, bei so einem Wetter im Bett zu bleiben. Gut, dass wir aufgestanden sind. Lass und erst die Vorräte auffüllen", beschloss er und lief auf den Markt zu, der anscheinend jeden Tag geöffnet war. Hier gab es Fisch, Fleisch, Früchte und Gemüse jeglicher Art. Sogar Dinge, die sie noch nie gesehen hatten. Vielleicht kamen sie von den anderen Kontinenten, die die Schiffe hierher brachten. Auch Käsesorten wurden angeboten und Haru wusste nicht, wohin er zuerst gucken sollte.

Sezuna hatte ihr Augenmerk weniger auf das Essen gelegt, sondern auf Perlen, die als Ketten angeboten wurden. Dazu auch Muscheln und andere Dinge, die sie wunderschön fand und noch nie gesehen hatte. Allerdings hatte sie nicht das Bedürfnis diese zu kaufen. Obwohl sie schön waren, waren sie nicht praktisch.

Haru zog sie plötzlich zu einem Stand, an dem sie sogar einige angebotene Dinge probieren konnten. Genüsslich probierte Haru und hielt ihr ebenfalls einige Spieße hin. „Das macht es uns einfacher zu entscheiden, was wir kaufen", sagte er und leckte sich die Lippen.

Überrascht darüber nahm Sezuna die Sachen entgegen und fand Gefallen an dem Geschmack eines angebotenen Käses, auf den sie Haru aufmerksam machte.

„Schmeckt er dir?", fragte er sie. Ihm selbst schmeckten alle Sorten, doch wenn sie diesen am meisten mochte, würden sie den bevorzugt kaufen, das war sicher.

„Ja, mir schmeckt er sehr gut. Er ist schön würzig", meinte sie grinsend. „Ich hab schon einige Gerichte, wo er sehr gut dazu passen würde."

„Gut, dann nehmen wir mehr davon. Ich kann es nicht erwarten, deine Gerichte damit zu probierend", lächelte Haru sie an und kaufte einen ganzen Laib, der angeboten wurde. Er würde ihn haltbar machen, wenn sie alleine waren. Der Verkäufer sah ihn zwar irritiert an, freute sich aber über das Geld.

Sezuna steckte ihn in den Rucksack, da er dort automatisch geschrumpft wurde und dann liefen sie weiter. „Brot sollten wir auch noch mitnehmen. Ich werde wohl nicht dazu kommen, vorher noch welches zu backen", bemerkte sie nachdenklich.

„Und Gemüse und Fleisch", ergänzte Haru und steuerte bereits den Stand an, an dem Brot und Teigwaren angeboten wurden.

„Ja, das auf alle Fälle auch noch. Fisch werden wir wahrscheinlich unterwegs auch nicht bekommen", murmelte sie und hoffte, dass sie für die Schiffsreise wirklich genug dabei hatten. Es würde nicht einfach sein an Essen zu kommen, wenn irgendwas unvorhergesehenes passierte.

„Deswegen kaufen wir nun soviel es geht", beruhigte er sie. „Allerdings sollten wir mit berechnen, wenn es wieder zu Vorfällen kommt, wo ich gestresst bin ... du weißt ja, was danach dran passiert", erinnerte er sie daran.

Sezuna nickte und orderte gleich fünf Leiber Brot. Diese Verkäuferin wirkte weniger irritiert als die davor und bot ihre Brötchen an, die gerade im Sonderangebot waren.

Haru grinste nur verlegen. Selbst fünf würden vielleicht nicht genug sein, wenn er so einen Hunger hatte. Aber sonst würden sie sich eben was überlegen müssen. Das Brot roch verführerisch frisch und er hätte am liebsten reingebissen, hätte Sezuna sie nicht einfach in den Rucksack gesteckt. Es war gut, dass er seinen dabei hatte, denn dann konnten sie noch mehr kaufen.

Beide setzten ihren weg fort und plünderten die Essensgeschäfte so gut es ging. Gerade bei Obst und Gemüse schlug Sezuna zu. Durch Magie konnten sie die Sachen lange genug haltbar machen und gerade auf hoher See waren diese Dinge wichtig.

„Was meinst du eigentlich, wie lange wir auf der See sein werden. Hast du überhaupt schon Karten von den anderen Kontinenten gesehen? Damit wir wenigstens wissen, wohin wir gehen", fragte Haru und biss krachend in einen Apfel, den sie extra bekommen hatten, nachdem sie so viel gekauft hatten. Er fragte sich, ob Sezuna nicht auch hungrig war und bot ihr die Hälfte des Apfels schließlich an.

Diese nahm ihn dankend entgegen und biss hinein, bevor sie antwortete. „Ich habe keinerlei Ahnung", gestand sie. „Ich war noch nie wo anders und auch Karten habe ich nicht gesehen. Es ist ja nicht so einfach diese zu bekommen."

Haru schlug vor, in den Geschäften nachzuschauen, ob welche angeboten wurden. Ansonsten konnten sie vielleicht Akira fragen, der bestimmt sowas hatte.

Sezuna nickte zustimmend und folgte Haru in die Geschäfte, in der Hoffnung, dass man dort so etwas fand.

Zur Überraschung der beiden fanden sie Akira in einem der Geschäfte, der anscheinend ebenfalls einkaufte. „Na ihr zwei, was sucht ihr denn?", fragte er sie und lächelte. Sorgen hatte er sich keine gemacht, denn er wusste, dass sie müde und erschöpft waren und zudem ein wenig Zweisamkeit haben wollten. Also hatte er die meiste Zeit mit Eric und den Wüstenbewohner verbracht, um ihnen bei dem Neustart zu helfen.

„Guten Abend Akira, gut geschlafen?", begrüßte Sezuna ihn mit einem Lächeln und besah sich erst danach die Auslagen des Verkäufers, während Akira ihr versicherte, dass er gut geschlafen hatte und schon recht lange auf den Beinen war.

„Wir suchen Karten für die anderen Kontinente, sonst haben wir ein Problem", bemerkte Haru und hielt eine Karte, welche zusammengefaltet war, hoch. „Das ist eine von meinem Kontinent", lächelte Akira sehnsüchtig.

Sofort betrachtete Sezuna diese eingehend und begann sich die Einzelheiten zu merken.

„So einen Kopf sollte man haben. Wir müssen die Karten nicht einmal kaufen, es reicht, wenn sie diese ansieht", lachte Haru. Er war stolz darauf, jemand so klugen wie sie zu kennen. Immerhin waren ihre Fähigkeiten sehr gut dafür geeignet.

Sezuna machte ein Geräusch, das Haru bedeutete leise zu sein. Sie hatte ein wenig Angst, dass die Besitzerin ihnen sonst nicht erlauben würde, die Karten anzusehen.

Doch diese schien sie gar nicht gehört zu haben, denn sie war mit einigen Kunden beschäftigt. Außerdem standen die drei in einer Ecke, weit entfernt von ihr. Trotzdem war Haru leise und musterte die anderen Karten.

„Gib mir am besten gleich alles, was du findest an Karten", murmelte Sezuna, die wahrscheinlich eine Ewigkeit hier bleiben und sich die Karten ansehen konnte.

Akira hatte bereits zwei weitere gefunden von den Kontinenten, die er selbst bereist hatte. Diese gab er Sezuna und auch Haru schien noch etwas gefunden zu haben. Dabei machten sie es so unauffällig wie möglich, damit die Besitzerin davon nichts mitbekam.

Sezuna betrachtete sich die Karten sehr genau und intensiv, auch wenn sie das nicht musste. Doch so konnte sie ihren Kopf ein wenig schonen. Sonst würde sie in der Nacht wach liegen und sich die Bilder der Karten wieder in den Sinn rufen und dann die Einzelheiten merken.

Da sie genügend Zeit hatten, hielten sie sich viel in dem Laden auf. Haru fand interessante Dinge, die aber nur als Souvenirs verkauft wurden. Akira gab Sezuna Tipps von den Karten, damit sie es vielleicht sogar noch einfacher haben konnte.

„Lasst uns eine von den Karten mitnehmen", murmelte Sezuna. „Damit die Verkäuferin auch was von hat", seufzte sie und rieb sich ein wenig die Schläfe. Das waren ganz schön viele Informationen.

„Nehmen wir sie einfach alle mit, so teuer sind sie nicht und vielleicht sind sie noch von Nutzen", schlug Haru vor. Sie hatten noch genügend Geld, dass es keine Probleme geben würde, wenn sie ein paar Karten kauften. Das Essen war um einiges teurer gewesen.

Sezuna nickte zustimmend und rieb sich den Nacken, während sie Haru folgte und die Karten an der Kasse bei der Verkäuferin bezahlten.

„Geht es dir nicht gut?", fragte Haru sie und sah sie sorgenvoll an. „Willst du zurück auf das Zimmer?"

Es war für ihn in Ordnung, denn die anderen Geschäfte konnten sie noch am nächsten Tag besuchen, genauso wie den Hafen.

„Nein, es ist alles in Ordnung. Ich brauche nur ein paar Minuten, um die Informationen zu verarbeiten", murmelte sie. „Bitte nicht wundern, wenn ich ein wenig abwesend wirke", warnte sie ihn vor, da sie nicht wusste, wie stark sein Beschützerinstinkt werden würde.

„Gibt es irgendwas, was ich für dich tun kann?", fragte er sie deshalb.

„Aufpassen, dass ich nirgendwo rein renne?", fragte sie unsicher und mit einem entschuldigenden Lächeln.

„Dann trage ich dich", sagte er entschieden und ließ keine Widerrede dulden. Das erschien ihm sicherer, als dass sie selbst lief.

„Es wird nicht lange dauern", versprach sie, gab aber keine Widerworte. Da sie schon oft genug gegen Dinge gelaufen war, wenn sie nachgedacht hatte, wusste sie, dass Haru recht hatte.

Haru deutete ihr an, auf seinen Rücken zu steigen, sodass sie noch ein wenig herumlaufen konnten. Es war bereits dunkel, wahrscheinlich waren sie seit einigen Stunden in der Stadt.

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