Kapitel 45
„Ach, drohen kannst du sehr viel", winkte Sezuna mit einem Grinsen ab und sprang förmlich um ihn herum. Sie war seltsam gut gelaunt und hielt sich damit auch nicht zurück.
„Akira wird wohl heute einen Schlaftrank nehmen müssen, nicht dass er von deiner Bettelei aufwacht", grinste Haru und es schien, als würde er es durchaus in Erwägung ziehen.
„Ist besser so, dann höre ich euch auf keinen Fall", gab Akira nüchtern zu, der nicht unbedingt wollte, dass er in der Nacht durch die beiden wach wurde.
„Und schon wieder belauscht du unsere Gespräche!", drehte er sich erschrocken zu dem Prinzen um. Musste er sich wirklich immer so anschleichen? Verlegen rieb Haru seinen Nacken und sah zu Boden.
„Ich bin mit euch unterwegs. Soll ich immer fünf Meter Abstand halten?", wollte Akira mit hochgezogener Augenbraue wissen und musste bei Sezuna Anblick schmunzeln.
„Am besten zwanzig Meter, dann können wir uns besser über die Dinge unterhalten, die nicht für deine Ohren bestimmt sind", erwiderte Haru trocken mit einem Grinsen.
„Ihr könnt wuch dafür auch einfach ein Zimmer nehmen", lachte Akira und klopfte Haru auf die Schulter.
„Nur wenn du es bezahlst", antwortete er frech und zusammen verließen sie das Restaurant. Akira zeigte ihnen an diesem Nachmittag einen Teil der großen Hafenstadt, wobei er sie extra dorthin führte, wo es seiner Meinung nach die besten und hübschesten Baustrukturen gab.
Oft fragte er sich, warum die beiden daran so interessiert waren. Der Prinz erzählte gerade zu den historischen Bauten einige Dinge, die sie wohl nicht in der Schule gelernt hatten.
Sezuna nahm alles in sich auf und verschlang die Informationen so, wie Haru das Essen. „Dieser Teil wurde nach den letzten Krieg wieder aufgebaut. Aber auf dem Vorbild der alten Häuser", erzählte Akira gut gelaunt.
„Bis wohin hat sich der Krieg eigentlich jetzt ausgebreitet? Immerhin gab es auf Fenua auch eine Stadt, die zerstört wurde", fragte Haru ihn plötzlich. Vielleicht wusste der Prinz ein wenig mehr davon, auch welche Kontinente davon betroffen waren.
„Das hier war noch bei dem Krieg davor", erklärte Akira. „Der jetzige Krieg tobt noch immer an den Randgebieten. Kaitaua knabbert an den Gebieten, die sich nicht leicht beschützen lassen, ist aber noch nicht bis hierher vorgedrungen."
„Was versprechen sie sich davon?", wollte Haru wissen. Seiner Meinung nach war ein Krieg unnötig, denn es forderte viele Menschenleben. „Sie haben doch einen starken Kontinent ... Natürlich wollen sie stärker werden und ihre Macht ausbreiten, aber wenn sie alle umbringen, haben sie auch nichts davon", meinte er nüchtern.
„Sie betreiben keine Politik der verbrannten Erde. Sie lassen Dorfbewohner leben, rauben ihnen aber sämtliches Hab und Gut", erklärte Akira zerknirscht. „Aber sie scheinen auch nicht direkt etwas erobern zu wollen. Es ist sehr seltsam. Fast wie die Ruhe vor dem Sturm."
Nachdenklich blieb Haru vor einem Gebäude stehen und musterte es. „Ich glaube, sie wollen ihre Macht demonstrieren, dass sie in der Lage sind, alles zu nehmen, was ihnen beliebt. Es scheint, als würden sie etwas Großes planen", sagte Haru zu ihm und sah Sezuna an. Was sie wohl darüber dachte?
„Es gibt viele Gründe, warum man so etwas machen sollte", meinte diese und betrachtete das Gebäude. „Um den Feind zu schwächen und dann zuzuschlagen. Einfach, um sich ein paar Dinge zu bemächtigen, die Quelle dieser Dinge, aber nicht zu zerstören. Vielleicht testen sie auch einfach Kampfstrategien aus", meinte Sezuna nachdenklich. „Aber sicher ist auf alle Fälle, dass sie nicht so weiter machen werden, wenn sie haben, was auch immer sie wollen."
„Du hast Recht. Wir bereiten uns bereits auf einen möglichen Krieg vor, falls er ausbrechen sollte. Ich frage mich allerdings, warum sie eure Stadt auf Fenua komplett zerstört haben. Das war die Erste, bei der das geschehen ist", erwiderte Akira und führte sie weiterhin durch die Straßen.
„Es gab seltsame Gerüchte von den Überlebenden. Dass es Magie gewesen wäre, welche die Stadt zerstört hat, aber kein Magier hat Anzeichen darauf gefunden. Und es schien, als wäre alles mit einem Mal zerstört wurden", gab Sezuna Auskunft, die sich noch gut an die Berichte erinnerte. Jedoch war schwer zu sagen, was davon der Wahrheit entsprach und was nicht.
„Sowas habe ich auch gehört, allerdings weiß wirklich keiner so genau, was geschehen ist. Vielleicht waren es wirklich Magier, die eine neue Waffe ausgetestet haben. Vielleicht werden wir das nie erfahren", vermutete der Prinz und führte sie nun zum Hafen, an dem es noch sehr geschäftig zuging.
„Ich hoffe, dass wir es nie erfahren", meinte Sezuna ein wenig betrübt. „Denn wenn wir es erfahren, heißt das, dass ein weiteres Dorf oder eine Stadt dem Erdboden gleich gemacht wurde."
„Sehr möglich ...", meinte Haru. „Lass uns ein wenig an den Strand gehen, ich möchte wissen, wie es sich hier anfühlt. Ob der Sand hier anders ist als auf Fenua", grinste er und nahm Sezuna an der Hand.
„Um hier am Strand zu sein, müsst ihr ein wenig laufen", erklärte Akira. „Leider ist der Strand hier voller großer Steine", gab er an und als sie diesem näher kamen, konnte man sehen, was der Prinz meinte. Da gab es keinen Sand zum Spazieren gehen.
Haru verzog enttäuscht das Gesicht. „Schade, ich hätte gerne den Sonnenuntergang angesehen", bemerkte er, da die Sonne bereits weit im Westen stand und es nicht mehr lange dauerte, bis sie verschwunden war.
„Können wir ja trotzdem", schlug Sezuna vor und deutete auf einen größeren Stein. „Klettern wir da hin und schauen von dort aus", meinte sie und blickte Akira und Haru abwartend an.
Haru nickte und Akira schmunzelte. Die zwei wollten anscheinend so viel wie möglich auf ihrer Reise mitnehmen. Er zeigte ihnen den besten Weg, damit sie sich nicht verletzten und schon nach wenigen Minuten standen sie auf dem Felsen, von dem man einen wunderschönen Blick auf das unendliche Meer hatte.
Die Wellen rauschten leicht gegen die Steine unter ihnen und die Sonne färbte sich am Himmel glühend rot, was dem Ganzen ein schönes Gefühl verlieh.
Sezuna schmiegte sich an Haru und nahm den Augenblick in sich auf. So viele schöne Momente hatte sie mit ihm erlebt und sie würde hoffentlich noch viel mehr erleben.
Dieser hatte seine Arme um sie gelegt, da sie vor ihm stand und er legte seinen Kopf leicht auf ihren. Er sprach nicht, sondern sog den Anblick in sich auf, als wollte er ein Foto davon machen.
Stille breitete sich zwischen den dreien aus und sie genossen einfach nur den Moment. Beobachtete, wie sich das Wasser leicht rot färbte und die Sonne immer mehr hinter dem Horizont verschwand.
„Es ist viel schöner als auf Fenua ...", sagte Haru so leise, weil er die Stille nicht stören wollte. Der leichte Wind brachte ihnen den salzigen Duft in die Nase und er atmete tief ein. Zumindest hatte er Recht, denn hier war es viel intensiver als in ihrer Heimat.
„Vielleicht liegt es daran, dass wir uns einfach so frei fühlen", flüsterte Sezuna zurück. Sie konnte nicht leugnen, dass sie das Gefühl hatte, hier frei zu sein.
Sie spürte ein leichtes Nicken von Haru. Es war schwer, seine Augen von dem Anblick loszureißen. Das schafft er erst, als die Sonne am Horizont verschwunden war und nun den Himmel in ein Farbenspektakel verwandelte.
Sezuna spürte die letzten, warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut und schloss für einen Moment die Augen, um diese noch besser fühlen zu können.
„Wir sollten zurück, es wird hier im Hafen schneller kühler, wenn die Sonne untergegangen ist", schlug Akira vor und Haru seufzte.
Er ließ Sezuna los und bot ihr seine Hand an, damit sie es leichter hatte, von dem Felsen zu steigen. Haru fand, dass sie in der Zeit, in der sie zusammen waren, bereits einige Fortschritte erzielt hatte, was ihre Körperbeherrschung anbelangte.
Trotzdem stellte sie sich nicht so elegant an, wie es hätte sein können, als sie den Weg zurück gingen. Doch sie verletzte sich auch nicht dabei und so kamen sie schließlich alle drei heil auf der anderen Seite an.
Ein Windstoß traf sie und Sezuna erzitterte leicht. „Es wird wirklich schnell kalt", bemerkte sie und versuchte ihre Gänsehaut zu verstecken.
Akira grinste leicht und neckte sie, dass sie wohl schnellstmöglich nach Hause gehen sollten, damit sie sich aufwärmen konnten. Wobei er das Wort Aufwärmen besonders betonte, als würde er auf das Anspielen wollen, was Haru zu ihr zuvor gesagt hatte.
„Ich hätte ja nichts gegen ein heißes Bad, in der Badewanne", gab Sezuna zu und grinste Haru bei dem Wort Badewanne an.
„Und ohne mich!", sagte dieser schnell und stupste sie frech an. „Wer von euch auch immer auf so eine Idee gekommen ist ...", begann er, sprach den Satz aber nicht weiter aus. Ganz einfach aus dem Grund, dass ihm einfach nichts mehr dazu einfiel.
Sezuna lachte. „Ich sagte doch, das war nicht geplant", versicherte sie ihm. „Und Akira weiß auch von nichts."
„Ach nein? So sieht er mir aber nicht aus", musterte er den Prinzen abschätzend. Dieser grinste nur verschmitzt, sagte aber nichts. „Immerhin ist er nicht auf den Kopf gefallen."
„Natürlich nicht", lachte Sezuna und schmiegte sich an Harus Arm, den sie umklammert hielt. „Aber trotzdem weiß er nicht, was genau los war."
„Gott sei dank", murmelte Haru. „Bevor du aber in die Badewanne gehst, mach ihm einen Schlaftrank, damit er uns in der Nacht nicht stören kann."
Plötzlich bekam Haru einen Boxer von ihm in die Seite. „Ich bin auch noch da. Hast du vergessen, dass ich jedes Wort verstehen kann?", fragte er den blonden Magier entrüstet. Haru nickte nur mit einem frechen Lächeln, immerhin war es Absicht gewesen.
Sezuna grinste Akira nun ebenfalls an. „Sag nicht, du willst den Schlaftrank nicht haben."
„Besser wäre es, ich will nicht wegen euch schon wieder eine Nacht wach sein", erwiderte Akira und seufzte theatralisch. „Als ich so jung war ...", begann er, doch nun unterbrach Haru ihn.
„Du bist noch älter als 30! Also stell dich nicht so an, als wärst du schon ein Opa!"
Akira lachte bei dieser Aussage los. „Woher willst du wissen, dass ich nicht schon über 30 bin?", fragte er, weil er sein Alter bisher nie verraten hatte.
„So jung, wie du aussiehst ... und dich auch benimmst ... schätze ich dich eher auf einen 15-jährigen Teenager", spottete Haru über ihn, wofür er wieder einen freundschaftlichen Boxer von ihm bekam.
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