Kapitel 43
Harus Blick war finster, als er das sagte, doch um seine Mundwinkel zuckte es, als würde er sich das Lachen verkneifen.
„Sie würde ich auch gerne kennenlernen", lachte Sezuna und wuschelte Haru durch die Haare.
„Hey!", protestierte er, denn gerade eben hatte er sie in Form gebracht.
„Ihr werdet sie auch kennenlernen", versprach Akira ihnen. „Sobald wir zuhause sind. Seid ihr fertig? Dann können wir nun gehen."
Sezuna grinste Haru schelmisch an. „Sieht aus, als müsstest du deine Haare nochmal machen", lachte sie gut gelaunt. Sie freute sich schon auf die Stadt und auch auf Akiras Ehefrau. Aber diese würden sie wohl erst später kennenlernen.
„Frauen ...", murrte Haru und richtete sie erneut, nachdem er sich umgezogen hatte. Seine schwarze Hose und sein weißes Shirt passten gut zusammen, dazu sein geliebter Gürtel, an dem das Eisenteil hing. Haru war froh, dass der Verband weg war, sodass er sich wieder ordentlich anziehen konnte.
Bevor Sezuna auf die Idee kam, ihm noch einmal die Haare zu durch zu wuscheln, hielt er sie vorsichtshalber fest.
„Kommt ihr?", fragte Akira, der den Raum schon verlassen hatte und startbereit war.
Sie folgten ihm die Treppen der Veranda nach unten und zusammen gingen sie durch einige Straßen, von wo bereits viele gute Düfte kamen. Haru lief das Wasser im Mund zusammen und er wurde noch hungriger als er sowieso schon war. Wie schön wäre es, jedes Restaurant nun zu besuchen und sich durchzuessen.
Akira führte sie in eine Straße, in der es anscheinend mehrere Restaurants gab, aber er hielt auf ein bestimmtes zu, das zwischen den anderen lag.
Dort gab es Schilder, die Fischgerichte wie Hummer oder Krabben anpriesen und Sezuna lief das Wasser im Mund zusammen. Auch Muscheln und Schnecken standen auf der Speisekarte, womit sie wahrscheinlich den anderen eher den Appetit verdarb. Aber sie liebte solche ausgefallenen Dinge.
„Das ist eines der besten Restaurants die ich kenne", sagte Akira und öffnete die Tür. Auch dieses Restaurant bot Fisch, aber auch viele andere Fleischgerichte an. „Prinz Akira!", rief eine piepsige Stimme aufgeregt und eine kleine Frau kam auf ihn zu gerannt.
„Rina, wie schön dich wieder zusehen!", freute er sich und umarmte die Frau, die sogar kleiner als Sezuna war. Die Frau wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, welche wohl Freudentränen sein sollten, denn immerhin lachte sie dabei über das ganze Gesicht.
„Es gab beängstigende Gerüchte", erklärte sie, warf einen kurzen, musternden Blick auf seine Begleitung und führte sie dann alle zu einem abgelegenen Tisch.
„Von welchen sprichst du?", fragte er sie. Eigentlich wollte er die beiden erst vorstellen, doch das Gerücht war wichtiger. Vielleicht war etwas wahres dran, dem er folgen musste.
„Es hieß Ihr seid ums Leben gekommen", sagte sie mit Tränen in den Augen. „Aber Euch hier zu sehen." Ihre Stimme brach ab und sie wischte sich die Tränen weg.
„Wer hat denn das Gerücht in die Welt gesetzt?", fragte er Stirnrunzelnd. Vielleicht derjenige, der ihnen die Reise so schwer gemacht hatte?
„Dass kann ich Euch nicht sagen. Aber es gab Gerüchte, dass man die königliche Kutsche, mit der Ihr gereist seid, in einem Wald gefunden hat. Ausgebrannt", erklärte die Frau und wirkte ehrlich bestürzt.
„Das stimmt allerdings. Aber diese zwei hier haben mich gerettet", sagte er mit einem Kopfnicken zu Rina. „Meine Männer wurden alle hinterhältig getötet und sie wollten mich als Geisel nehmen", erzählte er ihr und strich ihr vorsichtig über den Arm, als ihre Augen sich vor Schreck weiteten.
Er kannte die Frau schon seit er ein Kind war. Sie war die Tochter einer Kammerzofe und im Schloss aufgewachsen. Er zählte sie zu seinen wenigen Freunden, auch wenn sie trotzdem immer sehr höflich und distanziert ihm gegenüber war.
„Ist das Euer Ernst? Mein Gott, wir haben uns alle große Sorgen gemacht! Wie froh die anderen sein werden, dass Ihr noch am Leben seid! Wir danken Euch zwei, dass ihr unseren Prinzen beschützt habt! Das Essen geht aufs Haus!", rief sie aufgeregt.
„Ich glaube sie weiß nicht, wie viel du essen kannst", flüsterte sie Haru zu und fühlte sich ein wenig überfahren. Scheinbar war Akira hier sehr bekannt. Was als Prinzensohn klar war, doch sie hatte nicht erwartet, dass er sich in der Stadt zu frei bewegen konnte.
„Ich lasse auf jeden Fall Geld da", flüsterte er ihr zu, aber Akira unterbrach sie.
„Nein, das würden sie sonst übel nehmen. Sie wollen sich damit bedanken", meinte er nachdenklich und fragte sch gleichzeitig, von wem die Gerüchte ausgegangen waren.
Hatte ein Dorfbewohner die Kutsche gefunden und die falschen Schlüsse gezogen? Das war gut möglich. Vielleicht hatte jemand das Wappen erkannt, das an der Kutsche befestigt war.
Aber Akira hatte nicht geglaubt, dass die Gerüchte so schnell auf seinen Kontinent vordringen konnten. Schon kurze Zeit später kamen einige Leute aus der Küche, um den Prinzen und seine Begleiter zu begrüßen.
„Esst so viel ihr wollt, wir können Euch nicht genug danken, dass Ihr unseren Prinzen das Leben gerettet habt!", sagte sie und tischten bereits kalte Vorspeisen auf.
Sezuna fühlte sich zunehmend unwohler. „Du hättest uns vorwarnen können", flüsterte sie leise. Sie hatte doch nur in aller Ruhe essen wollen.
„Wie denn auch? Ich habe selbst nicht damit gerechnet", meinte Akira schulterzuckend. „Die Leute hier sind sehr freundlich und auch großzügig."
Haru hingegen lief das Wasser im Mund zusammen und konnte nicht länger warten.
„Dann sollten wir uns wohl bedanken und das Essen auch essen", meinte Sezuna schließlich und streichelte Harus Arm. „Fang ruhig schon an", meinte sie und nahm sich selbst ein paar der eingelegten Garnelen in Knoblauch.
„Das lasse ich mir nicht zweimal sagen", sagte er glücklich und probierte alle Speisen, die aufgetischt wurden. Die Besitzer des Restaurants staunten nicht schlecht, wie schnell und wieviel Haru essen konnte. Akira hingegen lächelte nur leicht dabei. Er kannte ihn mittlerweile gut genug.
Auch Sezuna ließ sich nicht davon sonderlich begeistern, tat es ihm aber gleich und versuchte alles, was lecker aussah, auch zu probieren.
„Damit müsst ihr immer rechnen, dass euch eine Sonderbehandlung zusteht, wenn ihr mit mir unterwegs seid. Vor allem, nachdem ihr mir geholfen habt. Die Leute sind hier so, da kann ich nichts machen. Auch wenn ich weiß, was ihr davon haltet", sprach Akira zwischen einigen Bissen und beobachtete beide, wie sie das Essen anscheinend genossen.
Sezuna, die wirklich Gefallen an den Muscheln und Garnelen gefunden hatte, seufzte leise. „Da müssen wir wohl durch", murmelte sie, wirkte aber recht zufrieden.
„Als ob dir das so schwer fällt", erwiderte Haru frech und stupste sie sanft an. So wie es aussah, schien ihr das Essen hier besser zu schmecken als auf Fenua. Es freute den blonden Magier, denn vielleicht konnte sie hier mehr essen und dadurch mehr Kräfte bekommen, was für ein Training unerlässlich war.
Sezuna gab murmelnde, aber unverständliche Laute von sich, die deutlich machten, wie gut es ihr schmeckte und sie entspannte sich sichtlich. „Es tut gut, einmal nicht für jemanden verantwortlich zu sein", gestand sie und nahm einen Schluck süßen, goldenen Wein, der es ihr angetan hatte.
„Verlange nicht von mir, dass ich dich nachher zurück trage, wenn du zu viel getrunken hast", kicherte Haru, als er das sah. Ihm selbst schmeckte der Wein sehr gut, aber er wusste ja auch, dass er ein wenig mehr vertragen konnte als Sezuna. Wobei es natürlich wert wäre zu wissen, wie sie sich verändern würde, sobald sie zu viel getrunken hatte.
Allerdings wusste er nicht, wie gut sie ihre Grenzen kannte und ob sie dabei mitmachen würde.
Sezuna grinste ihn an. „Ich? Pass auf dich auf, dich kann ich nicht tragen."
„Um mich musst du dir keine Sorgen machen, ich weiß, wie viel ich vertragen kann", wehrte er mit vollem Mund ab und nahm sich bereits den zweiten Hummer, den er mit Leichtigkeit zerlegte, bevor er das Fleisch in den Mund nahm.
Da Sezuna keine Lust hatte mühsam ihren eigenen Hummer zu zerlegen und auch keine Magie einsetzen wollte, obwohl sie wusste, wie es ging, schnappte sie sich einfach ein Stück von Haru, um zu probieren.
„Hey!", protestierte er sofort mit einem missbilligendem Blick. Akira gluckste, als er die Szene beobachtete. Dass Sezuna sich traute, Haru Essen zu klauen bewies, wie gut die zwei sich verstanden. Bei jedem anderen würden eventuell Finger fehlen, weil Haru es nicht mochte, wenn jemand sein Essen nahm.
„Frag mich das nächste Mal gleich", murrte er und bevor sie auf die Idee kommen konnte, noch mehr von ihm zu nehmen, zerlegte er ihren schnell, wobei er sich ein Stück davon nahm und frech in den Mund steckte.
Sezuna lächelte zufrieden, denn genau das hatte sie sich erhofft. „Ich danke dir", gab sie von sich und kümmerte sich nun um ihren Hummer.
Haru schnaubte, als er bemerkte, was für ein Spiel sie gespielt hatte und widmete sich wieder seinem Essen.
Die Leute aus dem Restaurant brachten ständig neue Dinge, die sie ihnen auftischten. Jedes Mal leuchteten Harus Augen auf. Akira hatte bereits aufgehört zu essen, doch er beobachtete zufrieden die beiden, wie sie die Speisen, die er kannte, genossen.
Sezuna aß nicht viel, aber sie probierte alles, was ihnen vorgesetzt wurde und schien sich eine Meinung darüber zu machen, was ihr am besten schmeckte und was nicht.
„Solltest du hier bleiben wollen, Haru", begann sie leise. „Hätte ich nichts dagegen."
Haru nickte leicht. Er hätte auch nichts dagegen, denn das Essen war ausgezeichnet und die Stadt Auris sehr schön. Zumindest das, was sie bisher gesehen hatten.
„Sag mal Akira, was gibt es hier alles zu kaufen? Gerade die Magierläden interessieren uns", fragte er während des Desserts, was aus verschiedenen Puddings und Kuchen bestand.
Akira begann ein wenig zu erzählen, allerdings beschränkte sich das meiste hier auf Waren von der See. Die meisten Dinge von den Schiffen gingen direkt in die Hauptstadt von Kalnai und dort gab es auch sehr viele gute Magieläden.
Haru warf Sezuna einen Blick zu, der ihr sagte, dass er unbedingt dorthin gehen wollte. Es war einfach viel zu interessant, was die Magierläden hier anboten. Bestimmt viele andere, unbekannte Dinge, die es auf Fenua nicht gegeben hatte.
„Wie ist es eigentlich in Kituo Cha?", wollte er dann wissen. Der Name alleine klang faszinierend, als wäre es etwas Besonderes.
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