Kapitel 40


Das schien den Heiler zu überraschen, auch wenn er sich recht schnell wieder fing. „Ich würde jetzt die Heilung unterstützen. Sollte irgendwas sein, melde dich bitte", bat er und war äußerst vorsichtig.

Langsam nickte Haru und schloss die Augen. Alles was er hoffen konnte war, dass Kentaro alles aus seinem Körper entfernen konnte, damit er endlich wieder selbst heilen konnte. Er spürte, wie Kentaro seine Magie in Harus Körper fließen ließ und wie er dort arbeitete. Es tat so gut wie nicht weh und Haru entspannte sich dabei.

Kentaro war vorsichtig, aber auch sehr genau. Es dauerte fast eine Stunde, bis er fertig war uns von der Wunde kaum noch etwas zu sehen war.

Dankbar blickte er den Heiler an. Seine Schulter und auch der Unterarm waren so gut wie neu und er war von den Schmerzen befreit. Vorsichtig bewegte Haru seinen Arm, bis er ein Knacken hörte. Dann lachte er los. „Endlich wieder richtig bewegen. Vielen Dank Kentaro!", sagte er überglücklich. Doch dann wurde sein Gesicht nachdenklich. „Ist nun alles aus meinem Körper verschwunden, sodass ich mich wieder selbst heilen kann?", wollte er wissen und besah sich die Arbeit des Heilers zufrieden.

Also hatte Akira recht gehabt mit den Heilerin in seinem Königreich.

„Ja. Du solltest jetzt wieder deine eigene Magie zur Heilung nuthen können. Aber auch für dich gilt: regelmäßig kontrolliefen lassen", sagte Ketaro und wirkte zufrieden.

Das wollte Haru auch sofort ausprobieren und zog sein Taschenmesser aus dem Rucksack und ritzte sich in den Arm, nur um gleich darauf selbst zu heilen. Sein Strahlen wurde noch mehr, als es endlich wieder ging und der Schnitt nach kurzer Zeit verschwunden war. „Vielen dank. Ich könnte noch viel von Euch lernen. Aber woran lag es denn nun, dass sich diese Magie mit meiner nicht vertragen hatte?", fragte er, denn das interessierte ihn wirklich.

Ketaro rieb sich das Kinn. „Das sind Schutzmechanismen, die einige, sehr mächtige Magier nutzen, um ihre Zauber zu schützen. Du hast offensichtlich einen solchen Zauber zerstört und als Reaktion eine Art magischen Parasiten bekommen, der auf alles los geht, was der Magie ähnlich ist, die den Zauber zerstört hat", erklärte Ketaro nachdenklich.

„Also hatte ich doch recht ... Ich habe gleich gefühlt, dass die Blitze alles andere als normal waren und dass ein sehr starker Magier seine Finger im Spiel hat", murmelte er und warf Sezuna einen Blick zu. „Gibt es eigentlich Tränke gegen solche magische Parasiten, wie Ihr sagt?", fragte er den Heiler weiter. „Und kann der Parasit zurückkommen?"

„Diese Dinge sind noch recht unerforscht", erklärte Kentaro. „Es gibt nur wenige Magier, die solche Macht haben und diese Zauber nutzen können", sagte er nachdenklich.

„Was? Dabei ist das doch ganz leicht", gab Sezuna von sich. Immerhin hatte sie das System damals schon bei der Lichtkugel gehen Haru angewendet. Auch wenn es weniger gefährlich war.

„Wie meinst du das?", fragte nun Riku erstaunt. So wie es aussah, waren sie auf dem Kontinent Kalnai damit noch nicht vertraut genauso wie auf Fenua. Anscheinend war Sezuna einer der wenigen, die mehr wussten. „Erkläre das doch bitte genauer", bat er sie und zog einen Stuhl heran, damit sie sich ebenfalls wieder setzen konnte. „Weißt du etwas über solche Parasiten?"

„Über die Parasieten nicht, aber über das System seine Zauber auf diese Art zu schützen", konkretisierte sie.

„Nun, die sehr alten Magier, die sich auf einem Kontinent zurückgezogen haben, können das sehr gut. Es ist nicht das erste Mal, dass jemand mit ihnen zu tun gehabt hat, allerdings sind diese Fälle sehr selten geworden. Und Haru hat es am schlimmsten von allen erwischt. Deswegen fragen wir uns, warum ausgerechnet ihn?", meinte Kentaro nachdenklich.

„Er hat den Zauber zerstört. Oder eher seine Magie. Wäre es meine Magie gewesen, dann wäre ich das Ziel gewesen", erklärte Sezuna das Offensichtliche.

„Kommen die Parasiten denn wieder zurück? Jetzt sind sie vielleicht aus dem Körper, aber was, wenn doch noch ein kleines bisschen da ist, das nur darauf wartet, wieder auszubrechen? Und trägt Sezuna sie auch in sich, weil sie meine Magie in ihr hat?", fragte Haru nun. Immerhin waren Parasiten dafür bekannt, dass sie teilweise sogar das ganze Leben lang im Körper bleiben konnten, selbst wenn man sie behandelt hatte. War er wirklich der einzige gewesen, der den Zauber zerstört hatte? Immerhin war er Haru nur eine Hilfe gewesen.

„Das System dieser Zauber ist einfach. Wenn man etwas zerstört, muss man eine Verbindung zwischen seiner eigenen und der Macht des Zaubers herstellen. Diese Verbindung nutzt der Parasit. Wobei ich eher Fluch sagen würde. Jedenfalla kommt er über die Verbindung, die gleichzeitig sein Anker ist, in den Körper. Mit der Magie, die ihn anzieht geht auch eine gewisse Prägung einher", begann Sezuna nun zu erklären. „Man könnte sagen die Magie, die ihn angelockt hat, ist sein Lieblingsessen. Er bleibt entweder, bis das Essen alle ist, also der Wirt tod, oder bis man ihn entfernt. Je nachdem, wie gut er entfernt wird, kann etwas zurückbleiben, muss aber nicht."

Harus Verwirrung stand ihm wirklich ins Gesicht geschrieben, denn er verstand nichts außer Fluch, während die Heiler wissend nickten. „Du hast vollkommen recht. Um ehrlich zu sein ist es eher so, dass wir nicht sehr häufig solche Fälle haben. Deshalb ist es auch nicht so erforscht. Die Mächte der alten Magier sind sehr komplex und erstaunen uns manchmal, wie stark sie sind, weil wir sie nie zu Gesicht bekommen. Es ist fast wie eine Überraschung jedes Mal", gab Riku zu. Hilflos sah Haru jedoch zu den drei und hoffte, eine vereinfachte Version des ganzen zu bekommen, damit auch er es verstehen konnte. Das war aber typisch Sezuna, dass sie so gut erklären konnte, er es aber nicht immer verstand.

Sezuna schenkte ihm ein kurzes Lächeln. „Ich erklär es dir später", sagte sie leise und mit einem Zwinkern.

Ihm blieb wohl nichts anderes übrig, als es so hinzunehmen und zu warten. Kentaro war gerade dabei, einige kleine Tränke vorzubereiten, die er in kleine Fläschchen füllte. „Die gebe ihn euch mit in der Hoffnung, dass ihr sie nicht brauchen werdet. Falls doch, dann reichen sie hoffentlich, bis ihr einen anderen Heiler erreicht habt. Allerdings muss ich sagen, ich bin sehr erstaunt über eure Fähigkeiten, wie ihr euch gegenseitig geheilt habt", sprach er nebenbei zu ihnen und Riku half ihm dabei.

Sezuna beobachtete aufmerksam, was der Heiler tat und merkte sich die Dinge genau. Wann er was wie vermischte. Vielleicht wäre das irgendwann hilfreich. „Ich muss Dinge nur einmal sehen oder lesen, dann merke ich sie mir", erklärte Sezuna leise. „Ich habe schon von solchen Dingen gelesen und dann einfach das getan, was ich dort gelesen habe. Haru hat es mir gleichgetan."

„Kann gar nicht sein, ich weiß bis heute nicht im geringsten, was du in den Büchern jemals gelesen hast", protestierte Haru. Riku hingegen sah Sezuna forschend an. „Du meinst, du hast ein fotografisches Gedächtnis, welches sich alles einprägt und nie wieder vergisst?", lautete seine Frage.

„Du hast es nachahmen können, das reicht", lächelte Sezuna, bevor sie auf Rikus Frage hin nickte. Das traf zwar nur halb zu, aber im Großen und Ganzen stimmte es.

Haru zuckte mit den Schultern. „Liegt wohl daran, dass ich heilen mag", erwiderte er und erst da verstand er, dass Sezuna recht gehabt hatte. „Oder vielleicht, weil es praktisch war und keine trockene Theorie", stellte er nüchtern fest.

Sezuna lachte leise und schüttelte den Kopf. „Gut, dass ich weiß, was ich tue und du den Rest dazu beisteuern kannst."

„Wenigstens weiß einer von uns, was er tut", meinte der blonde Magier nun nachdenklich. Ja, er hatte sich auf etwas gefährliches eingelassen und nicht darüber nachgedacht, was die Konsequenzen sein könnten. Da fiel ihm seine Narbe von dem Gift des Skorpions ein und fragte die beiden Heiler, warum er die Narbe nicht entfernen konnte. Sie störte ihn, denn er wollte nicht ständig an das erinnert werden.

Das übernahm Riku, da sich Kentaro von der Heilung erst einmal erholen musste. Er legte eine Hand auf und ließ Magie in die Wunde fließen. „Nun, sie ist magisch erschaffen. Um sie verschwinden zu lassen, müsste man die Zauber erst zerstören und dann heilen", erklärte er und zuckte die Schultern. „Aber an sich ist der Zauber nicht gefährlich. Einfach nur, als hätte jemand dir ein Zeichen aufdrücken wollen."

„Ich will sie eigentlich los werden", gestand Haru verlegen und rieb sich den Nacken. Warum hatte er den Zauber nicht zerstören können und heilen? Er erzählte dem Heiler, dass er die Wunden hatte heilen , das Gift jedoch nicht aus dem Körper ziehen können. Mit dem Trank von Sezuna war wenigstens die Vergiftung geheilt, doch trotzdem konnte er die Narbe nicht beseitigen.

Riku nickte nachdenklich, aber es war Sezuna, die einfach nicht mit ihrem Wissen hinter dem Berg halten konnte, auch wenn sie sich Mühe gab. „Die Narbe ist mit Magie geschützt und an sich sieht dein Körper sie nicht als Verwundung an. Im Grunde ist sie nicht einmal da. Es ist einfach nur eine Art Fleck auf der Haut", erklärte sie und Rika schloss den Mund wieder, da er etwas ähnliches hatte sagen wollen.

Ärgerlich schnalzte Haru mit der Zunge. „Alles was ich will, ist sie endlich loswerden", meinte er und befühlte sie. Es war nicht, weil er von ihr entstellt war, sondern weil es ihn ärgerte, sie nicht selbst entfernen zu können.

„Geh nicht damit heran, dass du sie heilen willst", meinte Sezuna plötzlich. „Versuch es mehr, als würdest du einen Farbstreifen entfernen wollen, den man mit Magie auf deine Haut gemalt hat", schlug sie vor.

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