Kapitel 37


Die ungewohnte Stimme von Akira, welche die Stille durchbrach, sorgte dafür, dass Sezuna langsam wieder erwachte. Müde blinzelnd hob sie den Kopf. „Was ist los?", fragte sie verschlafen und blickte sich schlaftrunken um.

Akira wiederholte seine Worte, dass sie in ein paar Stunden im Hafen anlegen würden. „Dann hole ich die Heiler für euch."

„In Ordnung", nuschelte sie, wobei es ziemlich schwer zu verstehen war. Dabei glitt ihr Blick zu Haru, als würde sie von ihm eine Bestätigung wollen.

„Wenn es sein muss", gab er zurück, nickte aber. An Sezuna gewandt, fragte er, wie es ihr nun ging. Immerhin hatte sie einige Zeit geschlafen und er hoffte, dass sie sich besser fühlte.

„Besser", bestätigte sie und setzte sich auf. „Aber ich hoffe trotzdem, dass die Heiler vielleicht einen Trank für mich haben."

„Das werden sie bestimmt", beruhigte Akira sie. Man sah ihm an, dass er sich unwohl fühlte. Es war möglich, dass er immer noch traurig war.

„Sicherlich, ich kenne ja nur die Dinge, die ich gelernt und gelesen habe. Die Heiler haben viel umfangreicheres Wissen als ich", gab Sezuna nur widerwillig zu und zog sich eine Jacke über. „Haru, wie geht es dir? Gehen wir hoch, um uns anzusehen, wie wir anlegen?", fragte sie und hoffte, das Haru dazu in der Lage war.

„Ja, lass uns gehen. Frische Luft wird uns gut tun", bestätigte er und stand langsam auf. Akira wollte ihm helfen, doch irgendwie schien er sich nicht zu trauen, sondern stand verlegen da.

Sezuna trat an den Prinzen heran und klopfte ihm auf die Schulter. „Du musst keine Angst haben uns anzufassen. So schnell gehen wir nicht kaputt. Das schlimmste ist überstanden", erklärte sie ihm mit einem Lächeln.

„Es ist nur so ... weil ich euch überhaupt in diese Situation gebracht habe ...", fing er an. Doch Akira schien auch erleichtert zu sein, dass es ihnen besser ging. Er hatte sich große Sorgen um sie gemacht.

„Dann machst du es jetzt erst recht nicht besser, wenn du uns nicht mehr an dich ran lässt", erklärte Sezuna leise, so dass es Haru nicht hören konnte. „Hör auf damit."

„Schon gut ... es tut mir einfach nur leid. Ich hoffe, wir können wieder so eng befreundet sein wie davor", wünschte er sich und warf erst ihr, dann Haru ein Blick zu.

„Ich brauche Hilfe beim Anziehen", sagte Haru kläglich. Irgendwie konnte er seinen verwundeten Arm nicht hoch genug heben, um das Oberteil anzuziehen.

Das hing nun an seinem gesunden Arm und wollte einfach nicht über den anderen Arm. Das lag auch daran, dass Sezuna den Verband sehr eng angelegt hatte.

„Meiner Meinung nach hat sich gar nichts geändert", erklärte sie Akira, bevor sie sich Haru mit einem Lächeln zuwandte. „Kannst du keine Magie nutzen?", fragte sie, kam aber schon hilfsbereit auf ihn zu.

„Du hast recht ... aber ich lass mir lieber von dir helfen. Du magst es doch, wenn ich schwach bin", versuchte sich Haru an einem müden Lächeln und neckte sie. Er konnte für alles magie einsetzen, doch er hatte nicht das Bedürfnis, das nun zu tun.

Sezuna lachte leise und küsste ihm auf die Wange, bevor sie ihm dabei half das Oberteil anzuziehen. „Und ich mag es nicht, wenn du schwach bist. Dann mache ich mir Sorgen, weil das nicht zu dir passt. Aber das heißt nicht, dass ich dich nicht gern umsorge."

„Ziemlich gegensätzlich, weißt du das? Ich lasse mich nicht umsorgen, solange ich gesund bin", schmunzelte Haru und dankte ihr mit einem Kuss. „Warte nur ab, wenn ich eines Tages unbesiegbar bin", warnte er scherzend. „Dann hast du keine Chance mehr mich zu umsorgen."

„Ich umsorge dich doch auch schon, indem ich dir Essen mache", grinste sie und gab ihm noch einmal einen Kuss auf die Wange. „Wie geht es dem Arm?"

„Es geht schon, die Schmerzen sind ein wenig zurückgekehrt, aber noch zum aushalten. Und Essen allein ist genug für mich, nur benutzt du selbst gerne jede Gelegenheit, mich anzufassen, nicht wahr?", grinste er sie an und nahm seinen Rucksack.

„Natürlich, ich vernasch dich auch gern", flüsterte sie ihm verführerisch zu, bevor sie sich ebenfalls ihren Rucksack nahm, damit sie an Decke gehen konnten.

„Aber nicht in der nächsten Zeit", erwiderte Haru lächelnd und folgte Akira ans Deck. Die Sonne strahlte und ganz in der Ferne konnte man Land sehen. „Dort lebst du?", fragte Haru den Prinzen.

„Ja, das ist der Hafen des Kontinents Kalnai", sagte Akira stolz und Sezuna musste gestehen, dass es sehr schön aussah.

Nicht nur das Land war zu sehen, sondern auch die Berge, die sich darauf erstreckten. Haru war erstaunt, hatte er es sich doch nicht so schön dort vorgestellt. „Kein Wunder, dass du dich freust, wieder hierher zu kommen", stellte er fest und genoss den frischen Geruch des Meeres.

Sezuna trat an die Reling heran und hielt sich dort fest, während sie die frische Luft und den Ausblick genoss. Hinter der Hafenstadt stand die Sonne und tauchte diese in ein sehr schönes Licht.

Das blaue Meer strahlte und die weißen Wolken am Himmel malten eine wunderschöne Umgebung, wie aus einem Film.

Haru trat neben ihr und lächelte. So wie sie da stand, sah sie so frei und wild aus, was ihm sehr gut gefiel. „Es sieht schön aus. Ganz anders aus Fenua", sagte er leise und legte seine Hand an ihren unteren Rücken.

„Viel wilder, aber irgendwie durch die Hafenstadt auch sehr malerisch", sagte sie staunend. Sie wusste, dass wahrscheinlich die Sonnenauf- und Sonnenuntergänge auf dem Meer sehr schön gewesen wären, doch diese hatten sie fast alle verpasst.

Auch für ihn war es schade, aber er hatte sich auf dem Schiff auch nicht wohl gefühlt, dass er überhaupt daran gedacht hatte. „Vielleicht lassen wir uns sogar hier nieder. Bis jetzt hat mir kein Ort so gut gefallen wie das hier und es wäre nur drei Tage bis zu Eric", lächelte er sie an und legte Sezuna von hinten einen Arm um sie, damit er sie an sich ziehen konnte.

„Dann können wir auch mit den kleinen Booten fahren, die man mit Magie betreiben kann", strahlte Sezuna. Sie hatte schon einmal davon gehört, doch sie schienen sich nicht durchgesetzt zu haben. Es gab auch ähnliche Kutschen, die nicht von Pferden gezogen wurden, sondern durch Magie liefen. Damit würde man eine Menge Zeit sparen, allerdings wusste Sezuna nicht genau, ob es die hier gab. In Fenua hatte es die nicht gegeben.

„Wir werden sehen, was wir machen. Erst liefern wir den Prinzen zu Hause ab und entscheiden dann, ob wir weiterhin reisen wollen oder wo wir leben möchten. Uns stehen dann alle Möglichkeiten offen. Vielleicht findest du wieder einen Dämonenwald", neckte er sie zärtlich, während er ihr ins Ohr flüsterte.

Sezuna kicherte leise. „Ja, dort würdest du dich sehr wohl fühlen. Aber zuerst gehen wir uns von den Heilern untersuchen lassen", sagte sie und lächelte sanft, bevor sie Haru einen Kuss auf die Wange hauchte.

„Muss das sein? Du weißt, dass ich verschwinden werde, sobald sie mit Nadeln kommen", warnte er sie. Damit würde er sicherlich nicht spaßen. „Du würdest dich aber auch im Dämonenwald wohlfühlen, da hättest du die ganze Zeit Arbeit. Wobei ich lieber am Meer oder an einem See leben würde", gestand er ihr.

„Vielleicht finden wir im Dämonenwald auch einen See, dann hätte wir immer frischen Fisch", sinnierte sie grinsend.

„In einem Dämonenwald?", fragte er sie erstaunt. Es wäre interessant zu wissen, ob es so etwas überhaupt gab. Immerhin hatten sie herausgefunden, dass der Wald sehr dicht wuchs, sobald Magie mit im Spiel war.

„Ja, ist ja nicht unmöglich", lachte sie gut gelaunt und drehte sich dann zu Akira um.

„Gefällt euch der Hafen?", fragte dieser und betrachtete die zwei nachdenklich.

„Sehr", bestätigte Haru für sie beide. „Er ist viel schöner als auf Fenua und selbst den fand ich schon wirklich schön", fuhr er fort.

„Ja, stimme ich zu", gab Sezuna gut gelaunt von sich. „Ich freue mich schon, wenn ich die Stadt erkunden gehen kann."

„Erst geht ihr zwei zu den Heilern", sagte Akira streng. Er verstand, dass sie gerne die Stadt sehen wollten, aber zuerst ging ihr Gesundheit vor. Wenn er selbst ihnen nicht helfen konnte, dann hoffentlich die Heiler. „Wenn die ihre Zustimmung geben, dass ihr gehen dürft, können wir die Stadt erkunden", fuhr der Prinz fort und man sah ihm wirklich an, dass er sich freute, seine Heimat und bald seine Frau wiederzusehen.

„Bist du unser Vater, Akira?", fragte Haru mit hochgezogenen Augenbrauen und leicht spöttisch, weil er nicht erwartet hatte, dass er so darauf pochen würde, dass sie zu den Heilern ging.

„Nein, aber irgendjemand muss euch ja davon abhalten euch zu übernehmen", sagte er und schien sich nicht davon abbringen zu lassen, die beiden zu einem Heiler zu bringen.

Ungläubig schüttelte Haru den Kopf, konnte sein Grinsen aber nicht verstecken. „Also gut, aber auch nur, wenn sie keine Nadeln verwenden", willigte Haru ein und lächelte Sezuna an. Immerhin hatte sie auch Angst vor den Nadeln, genauso wie er.

Sezuna nickte. „Und wenn sie keine Magie bei mir anwenden", fügte sie hinzu und hoffte wirklich, dass sich diese Ärzte darauf einließen. Sie wusste immerhin sehr genau, wie dickköpfig gerade magische Ärzte sein konnten.

„Ich werde darauf achten", versprach Akira ihnen und wunderte sich wieder einmal mehr über die zwei. „Und wenn ein Heiler nicht darauf eingeht, gibt es hier noch andere."

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