Kapitel 35

„Du hast Recht. Ich möchte euch nicht ständig der Gefahr aussetzen, die von mir ausgeht", murmelte Akira verlegen und sah wirklich nicht gerade glücklich aus. Für ihn fühlten sich die beiden wie Freunde an. Freunde, die er ständig irgendwelchen Gefahren aussetzte, weil er sich selbst nicht schützen konnte. Wobei, vielleicht mit der neuen Waffe, die Sezuna für ihn hergerichtet hatte, war es vielleicht einfacher, sich zu verteidigen. Allerdings hatte er das Gefühl, dass die zwei wohl nicht mehr mit ihm reisen wollten und das machte ihn traurig.

„Hör auf, mich so anzusprechen Sezuna. Du warst die erste, die mich von Anfang an geduzt hat und ich möchte nicht, dass du nun so stur wirst wie Haru es war."

Sezuna seufzte. „Ich wollte damit nur verdeutlichen, dass wir im Gegensatz zu dir Niemande sind", murmelte sie leise und hob die Hand, um Harus Arm zu streicheln. „Außerdem haben wir gesagt, dass wir dich nach Hause bringen und das machen wir auch. Zumindest mir war klar, dass es nicht ungefährlich wird."

„Ihr seid sehr wohl Jemand!", protestierte Akira entschlossen. „Ihr seid großartige Freunde und fantastische Magier. Wertet euch niemals selbst ab ...", sagte er leise und klang wirklich traurig dabei. Er hatte sich sehr wohl gefühlt, weil sie ihm das Gefühl gegeben hatten, einfach jemand normales zu sein. Oft genug hatte er sogar vergessen, dass er ein Prinz war. Akiras Gesicht zeigte große Trauer, denn wie es aussah, würden sich ihre Wege wohl wirklich für immer trennen, wenn er wieder zurück bei seinem Vater war.

Sezuna seufzte. „Das war nicht abwertend gemeint. Es war einfach nur eine Tatsache. Bei uns nichts zu holen. Für uns würde kaum jemand viel Geld zahlen, oder sich erpressen lassen. Unser Tod wäre nicht so wichtig wie deiner. Stirbst du, würde ein ganzes Reich darunter leiden", erklärte die Blonde geduldig.

„Oh glaube mir, meine Eltern würden eine Menge Geld zahlen, um mich zu bestrafen, was ich ihnen angetan habe", lachte Haru spöttisch und bitter auf.

„Das mag sein, aber ... ich setze euch ständig Gefahren aus und verlange in dem Fall, dass ihr euer Leben für mich riskiert, dass mir nichts passiert. Es ist einfach nicht fair, dass ihr jedes Mal so darunter leiden müsst." Die Worte von Akira klangen wirklich verzweifelt, weil er das seinen Freunden nicht antun wollte.

Sezuna seufzte. „Das würden wir auch machen, wenn du kein Prinz wärst", sagte sie sanft. „Weil du unser Freund bist. Also hör auf Trübsal zu blasen. Es ist ja nichts Schlimmes passiert."

„Das nennst du nicht schlimm?", fragte er entsetzt und zeigte auf Harus Arm und Sezuna. „Was bitte schön ist dann für euch schlimm?"

„Dinge, die sich nicht heilen lassen", erklärte Sezuna nüchtern. „Ein Arm, ein Bein, ein Leben", zählte sie auf und wirkte nicht, als würde sie spaßen.

Akira seufzte frustriert auf. „Ein Leben kann gewiss nicht ersetzen, Körperteile wenigstens bedingt. Wer gibt euch denn jetzt die Garantie, dass ihr keine Schäden davon trägt?", wollte er wissen und schloss für einen Moment die Augen um durchzuatmen. „Ich will euch zwei einfach nicht verlieren, unter keinen Umständen. Das, und dass wir für immer Freunde bleiben. Das sind meine Wünsche."

Sezuna lächelte leicht. „Wir werden sicherlich Freunde bleiben", sagte sie und blickte zu Haru empor.

Dieser sah jedoch gedankenverloren aus. Ob er überhaupt etwas von der Unterhaltung noch mitbekommen hatte? Ohne es zu merken, streichelte er Sezuna weiter und nagte an seiner Unterlippe.

Deshalb versuchte Akira etwas anderes, um ihn zum Sprechen zu bewegen. „Habt ihr beide gesehen, wie diese Eisenwaffe jedesmal geleuchtet hat, als der Blitz in Harus Körper eingeschlagen hat? So, als würde die Waffe auf beides reagieren."

Sezuna hob die Hand und stupste Haru leicht an, damit er bemerkte, dass die Unterhaltung weiter ging. „Ja, habe ich. Sie ist magisch, daher reagiert sie darauf."

„Hm?", fragte Haru und sah zu ihr hinunter. Ihm stand Verwirrung ins Gesicht geschrieben. Er hatte anscheinend wirklich nicht zugehört. „Aber sie hat nicht reagiert, als du sie machen wolltest. Ich habe von oben genau gesehen, wie sie ähnlich wie aktiviert wurde, als das geschehen ist, aber sobald es vorbei war, hat es aufgehört", sagte Akira.

Sezuna blickte weiter zu Haru. Sie selbst hatte die Waffe nicht gesehen und ihr kaum Beachtung geschenkt. Sie könnte zwar in ihrem Kopf danach suchen, doch sie wollte nicht. Das würde ihren Körper nur unnötig belasten und im Moment brauchte sie Ruhe. Daher hoffte sie, dass Haru etwas dazu zu sagen hatte.

„Keine Ahnung, ich habe nicht darauf geachtet", murmelte Haru schulterzuckend. Er war mehr darauf konzentriert gewesen, dass seine Venen und Muskeln nicht durch die hohe Spannung zerrissen wurden. Deshalb hatte er meistens seine Augen geschlossen gehabt, sicher war, dass sie ihm sehr geholfen hatte, die Blitze abzufangen.

Akira stand ruckartig von seinem Bett auf. „Ich sehe, ihr zwei braucht Ruhe. Wir sollten und später vielleicht noch einmal Gedanken darüber machen", sagte er und verließ die Kajüte. Für ihn fühlte es sich so an, als ob sich alles zwischen ihnen verändert hatte und damit kam er nicht zurecht.

Sezuna folgte Akira mit den Blicken und seufzte. „Gefühle. Ich werde aus ihnen nie schlau. Was ist mit Akira los?", fragte sie an Haru gerichtet und wirkte sehr resigniert.

„Vielleicht hat er ein schlechtes Gewissen, weil er glaubt, alles ist seine Schuld. Wenn es gegen ihn gerichtet ist, kann ich ihn mehr als verstehen. Er hat bereits seine Männer verloren und er will nicht, dass er uns verliert. Vielleicht steckt mehr hinter seiner Fassade als er zeigt. Es kann sogar sein, dass er als Prinz nie enge Freunde gehabt hatte, denn viele Könige verbieten es ihren Kindern. Aus dem einfachen Grund, weil viele solche Freundschaften ausnutzen. Und das möchte er mit allen Mitteln nun festhalten. Aber es kann auch sein, dass er sich einfach wahnsinnige Sorgen um uns macht und sich hilflos fühlt, weil er nicht helfen kann", sprach Haru langsam und nachdenklich aus.

Sezuna seufzte. „Ich sagte ja: Gefühle. Was ist denn so schlimm daran? Es ist nun mal so und es ist ja auch nicht so, als würden wir ihn deshalb weniger mögen."

„Es ist möglich, dass er denkt, wir haben unsere Meinung über ihn deswegen geändert. Vor allem wegen Yuri", erwiderte er und seufzte. „Ich will runter von dem Schiff ..."

Sezuna seufzte. „Möglich", murmelte sie und schloss die Augen. „Aber ich bin zu erschöpft, um darüber nachzudenken", gestand sie murmelnd.

„Ich auch. Schlaf ein wenig, vielleicht hilft das dir", schlug Haru vor und setzte sich ein wenig bequemer hin, damit er seinen Arm um sie legen konnte.

„Willst du nicht auch schlafen oder bist du schon wieder zu aufgekratzt?", wollte sie leise, aber sanft wissen, während sie es sich an Harus Seite gemütlich machte.

„Schlafen will ich schon, aber ich kann nicht. Die Magie lässt mich nicht und die Schmerzen auch nicht. Außerdem kann ich nicht liegen", antwortete er und zog sie an sich.

„Brauchst du was gegen die Schmerzen?", fragte sie und hoffte ihm vielleicht so zu helfen.

„Wenn der Trank nicht geholfen hat, wird ein zweiter wohl auch nicht helfen", meinte er schulterzuckend. „Es wird schon gehen. Vielleicht hört es von selbst wieder auf."

„Soll ich es dir verbinden?", fragte sie leise. „Mit einer Salbe?"

„Das wäre vielleicht besser. Aber nur, wenn du nicht zu erschöpft bist", sagte er und war dankbar, wenn sie es tun konnte.

„Das geht schon", murmelte sie und erhob sich langsam, damit ihr nicht schwindelig wurde. Dann ging sie zu ihrem Rucksack, um die Dinge hervorzuholen, die sie brauchen würde.

„Übernehme dich nicht, ok? Ich kann auch warten", schlug er ihr vor. Es machte ihm wirklich nichts aus, gegebenenfalls zu warten, wenn es ihr nicht gut ging.

„Nein, dann entzündet es sich vielleicht", murmelte sie und hatte wenig später die Salbe und die Verbände gefunden, mit denen sie zurück zu Haru kam.

„Musst du eigentlich immer recht haben?", fragte er schwach lächelnd, als sie vor ihm stand.

„Nicht immer, aber meistens", grinste sie und begann dann damit seinen Arm vorsichtig zu versorgen.

Haru zog scharf die Luft ein, als sie seinen Arm mit der Salbe bestrich. „Das brennt wie Feuer", sagte er mit zusammengebissenen Zähnen, hielt jedoch still.

„Es lässt gleich nach und dann hat es eine betäubende Wirkung", erklärte sie leise und erinnerte sich noch gut daran, wie sie sich mit ihren Verbrennungen gefühlt hatte.

„Hoffentlich", murrte er und keuchte wieder auf, als sie den Verband anlegte.

Sezuna zuckte zwar ein wenig bei seinem Laut, doch sie ließ sich davon nicht davon abhalten und schließlich war seine Wunde verbunden.

Sezuna hatte seine Schulter und seinen Unterarm so verbunden, dass es um seine Brust ging und somit wirklich fest hielt, ohne dass er sich Sorgen machen musste, dass er sich löste. Wenigstens half die Salbe ein wenig mit der Betäubung und langsam konnte er sich ein wenig entspannen. „Danke, meine Kleine", sagte er und küsste sie dankbar auf die Stirn.

„Wird es besser?", fragte sie besorgt und hoffte wirklich, dass das Haru half. Etwas anderes konnte sie leider nicht für ihn tun.

„Ja ein wenig. Es wird schon bis morgen reichen. Hätte nie gedacht, dass Blitze sich so gemein anfühlen", gestand er und zog sie mit seinem gesunden Arm in eine feste Umarmung. „Ich bin froh, dass du an meiner Seite warst.

„Ich hätte dich das auch nie allein machen lassen. Was, wenn du gestorben wärst?", fragte Sezuna und spürte, wie der Ärger darüber, dass Haru doch tatsächlich die Blitze abgefangen hatte, an die Oberfläche trat.

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